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n! s l« 77. Jehnter Jahrg. -Erscheint: «glich ft«- 7 llhr. Attserate w«rd«n angenommen: bi« SbendSS,Sonn tag» bi» Mittag» 12 Uhr: Marienftra»e t>. «nzeig. in dies. Blatte, ha» jetzt iu UliOtt Exemplar«« erscheint, finden eine ersolgreich, Berbreitnng. Gonnabend, 18. März ILSii. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactmr: Theodor Drobisch. :ntt Mo««nen1: vlertttjährüch 20NgS. bet «icntgekdlicher Lltz>s seruug in«» Hau». Durch die »iiuigl. Peff vierteljährlich -2 Rgn Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile r Rgr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: tUcpslh 4t NrichlUtdt. — Berantwortlicher Redakteur: JutlUS Neilhardt. Dresde«, de» 18. MSq. — Wie d«kannt, ist nunmehr auch dir Säcularisirung de» TliaSkirchhofes (seit Kurzem dir -weite) deschlofsen worden. Die Airchenärare sinden be, diesem Berfahren allerdinßs ihre Rechnung, denn dlk säq»lansirtm Kirchhöfe werden zu Bau, pellen parzelllrt und brachte doch der Verkauf der Bauplätze auf de« Johanniskirchhofe di« nette Summe von beinahe 100,000 Thlr. ein. — Stellt man-nup auch, bevor zu einer derartigen Veräußeruag verschritten wild, den Hinterlafsenen frei, die Gebeine ihrer Angehörigen auf einen andern Kirchhof übertragen und die Grabsteine und Grüfte dahin versetzen zu lassen, so können sie die» doch nur auf »hre Kosten bewirken. Die Mehrzahl derselben wird daher davon absrhen, theil- nur deshalb, Werl ihnen die vor längeren Jahren verstorbenen Fa milienglieder im Leben nicht mehr nahe standen, theil» weil sie sich oftmals nicht in der Lage befinden, so bedeutende Aus gaben zu bestreiten, theils endlich, weil sie in fernen Ländern, wohin sie sich gewendet, eine Kunde von der bevorstehenden Säcularisirung nicht einmal erreichen wird Erweis't sich dem nach schon aus diesen Gründen die dm Hinterlafsenen bezüg lich der ferneren Erhaltung de» Andenken» ihrer Angehörigen anheimgestellte Entschließung als ungenügmd, so dürfte auch selbst die Nichtbeachtung diese» Auswegs die daraus etwa ge folgerte stillschweigende Uebertragung de» EigenthumsrechteS an die Kirchenärare, dem juristischen Gefühle gegmüber, zu rechtfertigen kaum im Stande sein. Denn letztere sind durch dm Verkauf der Stellen schon längst befriedigt und können einen doppelten Nutzen in keinem Fall in Anspruch nehmen. Wer aber soll überhaupt nach derartigen Vorgänge» sich noch geneigt finden lassen, für seine Angrhörigm theure Grabstrllen zu erkaufen und sie mit Monumenten, Denksteinen, Grabgittern und der-l. «eh» »u schmücken? Wer könnte bei dem allen Menschen innewohnenden Pittatsgefühle fl» M Andenken seiner geliebten Hinterlassenen irgmd Jemand verargen, wenn er von dergleichen Ausgaben jetzt absteht, weil er sich der Befürchtung nicht verschließen kann, daß ihn selbst der Um stand, daß er einen zur Zeit von der Stadt weit entlegenen Kirchhof zur Ruhestätte seiner Angehörigen erwählt, vor dessen späterer Säcularisirung nicht zu schützen vermag, sobald die weitere Ausdehnung der Stadt auch diesem sich nähern sollte? Wem aber kann es gleichgültig sein, daß die Gebeine seiner Aellern, Kinder und Verwandten dem bergmden Schooße der Erde mit der Zeit wieder entnommen und in irgmd einem Winkel mit anderen, ohne Auswahl und Zusammengehörigkeit, versmkt werden? Soll aber die Kirche auch künftig die Pflanz stätte der Pietät und des kirchlich-frommen Sinnes sein, so sorge dieselbe wenigstens dafür, daß in dem Falle, wo die Schließung eines Kirchhofes aus sanität»polizeilichen Gründen als geboten erscheint, derselbe nicht zu profanen Zwecken ver wendet, vielmehr, gleich dem allbekannten Johanniskirchhof zu Leipzig, eine gartenähnliche Einrichtung erhalte, in diesem Zu stande aber nicht allein die Ruhe und da».fernere Andenken an die Hinterlafsenen bewahre, sondern auch afs ein schattiger, der näheren Umgebung Luft'und Sonne gewährender Platz, an welchen unsere Stadt an sich schon keinen Ueberfluß hat, dem allgemeinen Wohle zum Besten gereiche. — Ueber die bekannte Trenck'sche Bibel und LrenckS Becher wird dm „L. R." aus Dresdm berichtet: Nachdem im Laufe des Sommers 1864 von einem Sammler bei einem armen Dessau» Schuhmach» die Bibel, welche d» bekannte unglückliche Friedrich von der Trrnck während seiner Gefangen schaft im Stern zu Magdeburg benutzt, und worin er auf «a. 1LOO Seiten die (noch jetzt bequem zu lesenden) Aufzeich nungen mit seinem eigenen Blute gemacht hat, zufällig auf. gefunden worden und spät» in dm Besitz des Buchhändlers O. A. Schulz in Leipzig übergegangen war, hat der Letztere in neuerer Zeit die Bibel an den König Johann von Lachsen kür 200 Thlr. abgrtrettp. In Folge de» Bekanntwerdens dieses Kaufes, welcher ein gewisse» lebhafte» Int reffe des Königs an der Trmck'schen Reliquie verrathen hatte, ist Herr von Tümpling auf Reinsdorf vnanlaßt worden, einm in sei nem Besitze befindlichen, au» dem Nachlasse de» Ehefpräsiden- ten Freiherrn von Gärtner in Naumburg stammenden Zinn becher, welch» der genannte v. d. Trenck in seiner Gefangen» schaft al» Trinkgefäß benutzt, und worauf er mittel« eine- Nagels sehr feine und verhältnißmäßig sehr kunstvolle Gravi- rungen angebracht hat. dem König« zu verehren. Ein ähn licher zweiter Trenck'sche, Trinkbecher befindet sich im K»uigl. Museum zu Berlin, ein dritter in Wien. — Wenn Mozart'» Ausspruch r „Musik ist Offenbarung" eine Geltung auf die jetzt in Dresden stattfindenden Eoncertr hat, so leben wir inmitten instrumental» Weissagungen, und wenn rin ntttsikaNsch» Berichterstatter alle diese Ton-Offen barungen in sein» Seele und die Redaktion eine» Blatte» das Referat darüb» in dm Spalten ihres Organs anfnrhmen sollte, dann könnte der Referent Arhnlichkeit mit den drei Männern im feurigm Ofen gewinnen. Auf drei bevorstehende Soncerte wollen wir ab» doch hindeutm und zwar auf die jenigen, welche Herr Artillerie-Mufikdirector Böhme mit den Chören der dritten Artillerie-Brigade und d» Pionnier - Ab theilung vorbereitet. Das erste findet heute, Sonnabmd, in Vraun's Hotel und das zweite nächste Mittwoch auf dem Linck'schm Bade statt. Herr Böhme, als Posaunen-Virtuos rühmlichst bekannt, wird hier Gelegenheit finden, seine Künstler- schaft auf's Neue zu bewähren. Unt» den Mitwirkenden be finden sich Viele, die mit in Holstein waren, und eS ist d esen Concertm eine rege Teilnahme von Seiten des Publikums zu wünschen. — Ein hiesig» Bäckermeister schreibt uns Folgendes: „Die Dresdener Pfannenkuchen müssen trotz der enteilten Fast nachtswoche doch noch eine große Anziehungskraft besitzen, sie verlritm sogar zu Betrug und Entführung ihr» selbst, wenn da» Portemonnaie nicht auch gefüllt ist. Dieß ergab sich am Donnerstag Abend gegen halb 10 Uhr» wo an meinem hiesigen Bäckerladen ein Soldat erschien und Pfannenkuchen begehrte. Er empfing das Packet, anstatt ab» zu bezahlen, »griff er die Flucht und entwischte glücklich." — Nach dem Schloßbrande in Braunschweig ist in den Zeitungen mehrfach die Rede gewssen von d» Wirkung des Feuers auf den feuerfesten Echrckstk, welch» in einem Zimmer des nördlichen Flügels gestanden. Unter den einander wider sprechenden Nachrichten hat sich d» Fabrikant Herr A S. an den Verfertiger jenes Schrankes, Hofschlosi» Heinr. LüderS in Braunschweig, um Auskunft gewandt und darauf folgende wahrheitsgetreue Mittheilung »halten: „Ein kleiner im Pri vatzimmer Sr. Hoheit aufgestellter Grldschrank ist in meiner Fabrik gearbeitet. Er enthält einm innern Raum von 30 Zoll hoch, >9 Zoll breit uttd 16 Zoll tief, ist ca. 8 Centn» schwer, ein Nein» Treforschnmk dmin und hölzern» Unter- satz Im Nebenzimmer brach das Feuer halb 9 Uhr Abends au»; der Schrank stand sofort in der Gluth, das Feuer wü- thtte die ganze Nacht hindurch und es war mir rein unmög lich, an den Schrank mit Spritzen heranzukommen Derselbe wurde ganz weißglühend, weil er mit der Rückwand am Bibliothekzimmer stand und so das Feuer die ganze Nacht Nahrung hatte. Um 5 Uhr Morgens stürzte er glühend her unter, circa 20 Fuß hoch wieder in einen Gluthhaufen und wurde es erst möglich, bei Tage mit einem Spritzenschlauch anzukommm. Beim Herunterstürzen war der Boden aus einander gerissen, was ich um 10 Uhr beim Herausholm aus dem Brande wahrnahm; ein Theil der Messingcapitäler und Säulen ist abgeschmolzen, die äußeren Blechwände von der Weißglühhitze ganz abgezogen und verzundert und natürlich nicht wieder zu gebrauchen; das Innere dagegen hat sich sehr gut gehalten. Ich legte bis Nachmittag Eis um dm Schrank herum und fing Nachmittag 3 Uhr an, denselben aufzubohren, weil an ein Schließen nicht zu denken war. Um 5 Uhr hatte ich denselben offen im Beisein d» sämmtlichen Herren Hof- staatskaffmbeamten; das Resultat war folgendes: In dem Schranke befand sich ein Kästchen mit dem Hosenbandorden Sr Hoheit und einigen anderen Orden, (ein zweites Kästchen, dessen Inhalt ich verschweige). Papiere waren überhaupt nicht darin. Diese Kästchen waren verkohlt, aber sämmtliche Brillanim »halten. Nun machte ich den kleinen Tresor schrank auf; darin befanden sich 10,000 Thlr. in Gold, 20- Frankstücke; diese waren dem größten Theil nach ganz blank, die anderm etwa» angelaufm. Es hat noch eine bedeutende Summe in Gold und Silber in einem hölzernen Wandschrank od» einer Kommode gelegen; das ist zusammcngeschmolzen im Schutte gefunden, was bei den Zeitungsnachrichten mit dem in meinem Schranke befindlichen verwechselt wird. Ich kann da» Resultat, so wie sämmtliche Herren, nur ein gutes nen nen, aber kein schlechtes. ES läßt sich ja ein Ambos schmel zen und d» Schrank hat fürchterlich ausgehalten; wären allerdings Werthpapiere darin gewesen, so waren sie ver loren. — Nach ein» uns vorliegenden Bekanntmachung des Freiberger Spar- und Vorschußvereins im dortigen Anzeiger, hat besagter Verein in Folge der allgemeinen Discontoherab- setzung von jetzt an den Zinsfuß für bei ihm zu entnehmende Vorschüße ebenfalls wieder auf 5> Proc. ermäßigt, während die von demselben seither berechneten Provisionssätze von j Proc. auf Zmonatliche, ^ Proc. auf Lmonatliche und j Proe auf Imonatliche Vorschüsse auch fern» beibehalten werden sollen. — Borgest»« hat sich der Soldat A. mit seinem Dienst gewehr in der großen Infanterie-Casnne erschossen. Ueber die Ursache verlautet nichts Bestimmtes. Derselbe diente bei dem 14. Bat. 4. Comp., war jedoch nach erfolgtem Schuß nicht sofort verschieden, sondern sein Tod »folgte erst nach sein» Unterbringung im Militärhospital. — p Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen vr« 16. März. Die erste d» heutigen Einspruchsverhandlungen betrifft eine Privatanklagesache des Schuhmachermeisters CH stian Engel wid» drn Lohndiener Johann Christian Dielt:.. allhier. Diettrich hatte den Engel, seinen Schwiegersohn be schuldigt, daß er ihm 100 Thal» aus der Chatoulle entwen det, und diese Beschuldigung stieß er in einem öffentlichen Lokale aus. „Ihr Mausrbande", sagte er, „könnt immer hingehe,, wo Ihr wollt, ich komme Euch überall nach und mache Euch schlecht!" Da» Urtel lautete auf 3 Thlr. Geldbuße od» 9 Tage Gefängniß und Tragung der Kosten. Der erhobene Einspruch hat keinen Erfolg, eS blieb beim Alten. — Gegen 10 Uhr fand eine geheime Sitzung statt, die am Gerichtsamt zu Radeberg ihren Ursprung hat. Es handelt sich um eine Privatanklage, die der Kram» August Ludwig Schieritz zu Großokrylla Wider den Maurer Gustav Adolph Gneuß zu Ottendorf angestrengt. Herr Advocat Kuntzsch war für den Beschuldigten erschienen, d» zu 5 Thal» Geldbuße und Tra» gung der Kosten vernrtheilt war. Diese Kosten warm bedeu tend herangewachsen. Aus der öffentlichen Verkündigung de» heutigen Urtels mtnehmm wir, daß der erstinstanzliche Rich terspruch vom Gerichtsamte Radeberg nicht bestätigt, sondern Gneuß freizusprechen sei, wenn er den Reinigungseid schwört. Auch die dritte Sache wmde in geheim» Sitzung abgemacht. Wiednum ist es eine Privatanklagesache, d e der Gärtner Christian Friedrich Fiedler allhier wider Christiane Henriette geschiedene Zschutz in Drüben ««gestellt. Gegen da» Urtel, das auf 5 Thal» Geldbuße und Tragung der Kosten lastete, »hob der Kläger Einspruch. E» blieb aber beim Akten. — 'Die vierte Einspruchsverhandlung hat zum Kläger den Zimmer mann August Wagner in Stadt Neudorf, zum Beklagten den Kachelschleif» Gottfried Heinrich Damme in Pieschen. Das Urtel lautete hi» auf 2 Thal» Geldbuße od» 6 Tage Ge- ftiugkiß. Es handelte sich darum, daß Wagyer sich 200 Stück Ofenkacheln mehr anschreiben und vom Fabrikdirector Fröhlich 1 Thal» auszahlm ließ. Der erste Bescheid ward bestätigt. — Au» der letzten Verhandlung konnte man eigentlich den rich tigen Angeschuldigten gar nicht herau»finden. Die Sache spielt am Gerichte amt Schönfeld. Da» schwarze Bret sagt: „Carl August Schuster zu Weisfis, beziehendlich Privatanklagesache des Gutsbesitzers Angermann zu Schullwitz gegen denselben." Dieser Carl August Schuft», wegm Exzeß schon früher be straft, ist nunmehr neuerdings desselben Vergehen» beschuldigt und mit 8 Tagen Gefängniß und Tragung der Kosten belegt, wogegen er im Allgemeinen Einspruch erhob. Wegm einer angethanen Beleidigung soll er 4 Thaler Strafe bczahlm. Herr Staatsanwalt Held ist für Herabsetzung der von Seitm der Polizei zuerkannten Strafe, da der Zustand Schuft»» damals jedenfalls kein nüchtern» gewesen sei. Der Vetthei- diger will seinen Clienten in Bezug auf den Exceß straffrei gesprochen wissen, mindestens aber schon wegm Mangels an vollständigem Beweise. Die Strafe sei zu hoch, das bairische Strafgesetzbuch gehe bei Excessen höchstens bis zu 15 Gulden oder 5 Tagen Gefängniß hinauf. Erst um 2 Uhr erfolgte das letzte Uttel, es lautete dahin, daß Carl August Schuster hinsichtlich des Excefses straffrei zu sprechen, über das Uebrige aber ein Eid zu schwören sei, dessen Ableistung nur dahin führen könne, daß die Strafe von 4 Thaler auf 2 Thal» herabgesetzt würde Königliche« Hoftheater. — rg. Dresden, 1k. März. Nachdem die Festoper „Der Feenset" wegen Krankheit des Fräulein Hänisch vier Wochen lang nicht gcgcbm werden konnte, fand vergangenm Montag die erste Ausführung wieder statt. Durch plötzliches Unwohl sein der Frau Jauner-Krall wäre die Wiederholung der Op» abermals gehindert worden, hätte nicht Frl. BaldamuS die dankenswerthe Bereitwilligkeit gehabt, di; Partie der Magda lena zu übernehmen. WaS die Musik betrifft; so steht sie gegen die Opern Auber's: „die Stumme", „Fra Diaoolo" und „Maurer und Schlosser" bedeutend zurück, und rechnet man einige Cantil nen und pikante harmonische Wendungen ab, so erhebt sie sich nicht über das Niveau des Gewöhnlichen. Daß dies» Oper noch besonders aufgeholfen werden mußte, geht daraus hervor, daß H»r Kapellmeister Krebs dieselbe für die hiesige Hofbühne erst einrichtcte und mit mehreren Einlagen versah. Eine durch Schönheit und Gefühlstiefe hervorstechende Arie, oder ein origineller, packender Chor kommt in d» ganzm Oper nicht vor. Sollen wir intrssm einige Nummern bezeichn nen, die noch am besten unterhalten. so wären dies: der leb hafte Studentenchor im ersten Acte, das Duett zweiten Acte „Sch' ich Dich! Holde, sprich!", das Duett im dritten Acte „Zufrieden, von Allen geschieden", uud hauptsächlich der vierte Act. der auch das zahlreiche Publikum zu einem Her vorruf der Sänger anspornt«. Unter den Mitwirkendm ist an erster Stelle Herr Schnorr von Carolsfeld als Student