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Mr. 76. Zehnter Jahrg. «lglich früh 7 llhr. Inserate werdrn angenommen: bi« Abend- 8,Sonn- tag- bi, Mittag» 12 Uhr: Marienfiraße 18. Freitag. 17. Mär, 1882. Lnzeig. in dies. Blatte, da« jetzt in 11,080 Exemplare» erscheint, linden eine erfolgreich« Brrbreitung. >1 ^ösnnement: vietteljLhriich 20 Ngr. bei unentgeldlicher As-> serung in'« HauS. Durch die König!. Pass vierteljiihrlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mktredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Tinge. sankt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Nepslh sr Ncichardl. — Verantwortlicher Redacteur: JullNS Nelchardt. Dresbe«, den 17. MSr». — Bei der am 13. d «bgrhaltenen Generalversammlung der Aktionäre der Thode'schen Papierfabrik, zu der sich 59 Personen mit 2338 Aktien und 238 Stimmen ringefunden hatten, kam es zu keinen aufregenden Debatten, was gegen über dem, schon durch die vorher ausgegebene Bilanz bekann ten, glänzenden Resultat von 11 j Procent Dividende sehr natürlich ist Nur rin Antrag des bekannten Kämpfers für politische und sociale Reformen, Herrn Bromme's, dahin gehend, daß der auf 700 Thlr. in Vorschlag gebrachte Beitrag zur Krankenkasse auf 1000 Thlr. erhöht werden möge, gab zu Erwiderungen einiger Verwaltungsrath-Mitglieder Anlaß, de- nen zufolge rin Bedürfniß zu jener Erhöhung nicht vorliege, da «ineStheils die Casse ausreichend dotirt sei, für außerge wöhnliche Vorfälle aber besondere Unterstützungen aus der Gesellschaftscasse gegeben würden und für den fleißigen, pflicht treuen Beamten und Arbeiter überdem eine Betheiligung am Reingewinn stattgefunden habe, wodurch über 70 Personen Tantiemen empfangen hätten. Der Antrag wurde denn auch «it großer Majorität abgelehnt, sodann das ausscheidende Mitglied des Verwaltungsrathes gegen einige 50 Stimmen «nd die Revisions-Commission durch Acclamation einstimmig wieder gewählt, nachdem der Vorsitzende desselben, Herr Albert Auntze, sich übec d:e Führung der Verwaltung sehr günstig geäußert hatte. Schließlich wurde zur Ausloosung von 150 Stück Prioritäts-Obligationen geschritten, der aber wohl nur Wenige beigewohnt haben mögen da sich der Saal bereits vor Beginn dieser Procedur schnell leerte. — Nach dem S. W. zugrgangenen Mittheilungen ist zwischen der Staatsreg'erung und den Gesellschaftsorganen der Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie rin« definitive Ver einbarung in Bezug auf den Bau der BorSdorf-Grimma- Döbeln-Meißner Eisenbahn bereits ^zu Stand« gekommen, über welche in der nächsten Generalversammlung dm Aktionäre« ausführliche Mittheilung gemacht werden wird. — Die Elbe ist nun von Niedergrund bis Strehla eisfrei und die sächs. Binnenschifffahrt wird beginnen können, nachdem sie seit dem 6. December v. I ihre Thätigkeit hat ««stellen müssen. Dagegen wird sich nach Böhmen hinein jedwedes Geschäft auf dem Strome als unmöglich zeigen, weil die obere Moldau und die kleine Elbe noch vollständig mit Eis bedeckt sind, auch innerhalb des böhmischen Gebietes nur localer Eisbruch erfolgt ist. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 15. März. An da- Collegium ist eine Druckschrift über den „Durchbruch der Weltinstraße" gelangt, dieselbe geht von Herrn Kaufmann G. A. Müller und Genoffen auS, zu dem Zwecke, daß sie vor Berathung der richtigen Durchbruchsan- gelegmhrit von den Stadtverordneten erst geprüft werden möge. — Die forstwirthschaftliche Sektion der im nächsten Sommer hier tagenden 25. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe wird ihre Sitzungen im Stadtverordnetensaale ab- haltrn, welcher ihnen zu überlaffen heute beschlossen wird. — Entgegen dem Vorschläge der Schuldeputation hat da- Stadt rathscollegium in einer seiner letzten Sitzungen dm Beschluß gefaßt: die bisherigen Benennungen „Bürger-, Bezirks- und Armenschule" in „höhere Bürgerschule, Bürgerschule und Be zirksschult" zu verwandeln. Hierzu holt der Stadtrath die Zustimmung des Stadtverordnetencollegium- ein, aus dessen Mitte in voriger Sitzung bekanntlich ein ähnlicher Antrag gestellt worden ist. Dieses übergiebt die Angelegenheit, bei welchrr es sich zugleich um Vermehrung deS Unterrichts in den jetzigen Bezirk«- und Armenschulen Handel», der vereinigten Berfaffungs- und Finanzdeputation zur Vorprüfung. — Vor Uebergang zur Tagesordnung regt der Vorsitzende die Frage an: ob der Beginn der Sitzungen besser auf um 5 oder um 6 Uhr festzusetzen sei. Stellvertreter Walther beantragt: die zritherige Einrichtung (5 Uhr) bis zum September beizubehal ten. Dieser Antrag wird nach einigen Bemerkungen de» Stadtverordneten 1>r. Schaffrath zum Beschlüsse erhoben. — Der Paragraph 40 des Partialstatutes der Stadtverordneten enthält die Bestimmung, daß Diejenigen, welche an irgend einem BerathungSgrgenstande Privatintereff« haben, während desselben abtrrten müssen. Dies betraf nun namentlich die Sachwalter, wmn Gegenstände, bei denen sie als Juristen betheiligt warm, zur Verhandlung kamen. Die BerfaffungSdeputation hat deß- halb in dieser Beziehung beschlossen: diese Bestimmung für Sachwalter in Wegfall zu bringen. Hiergegen erhebt sich Herr Stadtverordneter l)r. Echaffrath: Einmal sei die« nur eine halbe Maßregel, andrrnthrils aber eine Verletzung der Rechts gleichheit im Collegium. Was den Sachwaltern recht, sei den andern Stadtverordneten billig. Außerdem sei diese Maßregel, Wie Referent schon bemerkt, in sffentlichrn Sitzungen ganz «und- «nd zwecklos, da die Abtretrnden sich ja auf die Tri» Hüne begeben »der schon am andern Tage, da die Presse sich in dankenswerther Weise an den Verhandlungen der Stadt verordneten betheilige, durch diese das Resultat erfahren könn ten. Redner weis't noch auf die ähnlichen Vorgänge in der Kammer hin, wo eine ähnliche Bestimmung wegm Abtreten der Minister aufgehoben worden sei, und beantragt, daß tz 40 dahin abgeändert werden solle, daß nur bei geheimen Sitzun gen die betheiligten Personen abtreten sollen, bei öffentlichen Sitzungen aber Alle (nicht blos die Sachwalter) im Saale bleiben können. In ähnlichem Sinne spricht sich Stellvertreter Walther auS: er wundere sich, daß gerade von der Versas- sungsdeputation, die aus lauter Juristen bestehe, ein solcher Antrag ausgehe. Stadtverordneter Lehmann III. stellt den Antrag: dem tz 40 hinzuzufügen, daß es dem Collegium ge stattet sein solle, den Betreffenden, welche Privatinteresse am Berathungsgegenstande haben, das Wort zu ertheilen, wenn es sich um Auskunftsertheilung handle.*) Referent Prof. llr. Wigard vertheivigt die Verfaffungsdeputation damit, daß Pri vatinteresse bei Sachwaltern öfterer vorliege als bei Andern. Schließlich wird nach einigen Bemerkungen des Stadtverord neten Henkler und nachdem Stadtverordneter G. A. Müller den Schluß der Debatte beantragt, der Schaffrath'sche Antrag zum Beschlüsse erhoben. Die Verfassungsdeputation hat ihren Antrag von selbst zurückgezogen. Der Zusatz-Antrag des Stadtverordneten Lehmann wird mit 32 Stimmen abgelehnt. — Einer ganzen Menge von Straßen will in diesem Jahre der Stadtrath eine verbesserte Beleuchtung durch Vermehrung der Candelaber und Laternen zu Theil Iverd.a lassen. Es ist hierbei besonders auf die Antonstadt Bedacht genommen wor den. Die Zahl der projectirten neuen Laternen beträgt 374, durch welche 391 Oellaternen in Wegfall kommen sollen. Zum Theil sollen Wandlaternen, zum Theil Candelaber alten und neuen Modells**) genommen werden. Im Allgemeinen ist die Finanzdeputation mit dem Stadtrathe einverstanden und schlägt hierzu di« Summ« von 19,055 Thlr., außerdem noch einige Hundert Thaler zu Umstellungen und Versetzungen von Laternen zur Bewilligung vor. Was aber die Moda lität der Aufstellung verlangt, hat sie die Vorschläge des Stadtrathes nicht allenthalben gebilligt und ihre Bedenken dagegen in einem Berichte niedergelegt. Außerdem hat sie beantragt: 1) noch in diesem Jahre eine verbesserte Beleuch tung des Altmarktes, der Marienstraße und der Hauptstraße Herstellen zu lassen, und 2) auf die Ausfüllung der Chaussee gräben auf der Königsbrücker Straße hinzuwirken. Letzteres ist Sache der königlichen Behörden. In letzterer Beziehung spricht sich u. A. Stadtverordneter Krenkel dahin aus, daß man bei Regenwetter auf der KönigSbrücker Straße auf of fener Straße ertrinken könne. Referent (Stellvertreter l)r. Stübel) glaubte auf Anfrage als Beweis dafür, wie zuvor kommend die Regierungsbehörden den Bedürfnissen der Stadt gegenüber seien, erwähnen zu müssen, daß sie den Stadtrath neuerdings angewiesen haben, die im öffentlichen Interesse zu- geschütteten Chausseegräben auf der Ammonstraße wieder her- zustellrn. N!) Stadtverordneter Schilling wünscht die Ammon straße unter die Straßen ausgenommen zu sehen, denen eine bessere Beleuchtung zugedacht sei. Schließlich wird der Bericht der Deputation Form und Inhalt nach einstimmig genehmigt. — Zum ersten Male in öffentlicher Sitzung gelangte heute der Gasanstaltsetat zur Verhandlung. Wir entnehmen dem Vortrage des Referenten (Stellvertreter l)r. Stübel), daß der Gebrauch pro aano auf 121 Millionen Cubikfuß Gas veran schlagt ist. In Berlin sind beiläufig im Jahre 1863 aus der städtischen Gasanstalt nicht weniger als 596 Millionen Cubikfuß Gas consumirt worden. Ferner erfahren wir, daß 84 Millionen Cubikfuß Gas, Welle eine Einnahme von 137000 Thlr. ergeben, auf Privatconsumenten kommen. Unter den bei dieser Gelegenheit gestellten Anträgen der Finanz deputation erwähnen wir namentlich zwei, einen wegen besserer Beleuchtung der Straßen in späterer Nachtzeit, den anderen, dahin gehend, daß der Gascasse statt 4 Procent, künftighin 5 Procent von den Geldern, welche sie aus der Stadtcasse vorgeschossen erhält, zur Last geschrieben werden sollen. Den letzter» Antrag greift in der Debatte Stadtverordneter Wol- demar Schmidt an, während Stadtverordneter Seiffarth im Allgemeinen sich über die spärlich» Beleuchtung der Vorstädte, namentlich der pirnaischen Vorstadt, ausspricht. Schließlich wird der Bericht der Finanzdeputation bis auf den vom Stadtv Schmidt angefeindeten Passus einstimmig, dieser Passus aber gegen sechs Stimmen angenommen. Es folgte hierauf die Berathung der hierzu gehörigen Positionen 8 u. 9 des HauShaltplaneS, betreffend die öffentliche Beleuchtung durch Gas und mit Oel. Für erstere find 39,982 Thlr., für letztere *) Den Betheiliaten ist cs natürlich nicht gestattet, an der Debatte und an der Beschlußfassung Theil zu nehmen. **) Candelaber neuen Modells befinden sich zur Zeit aus dem Theatcrplatze. Sie sind nach Pariser Modell hergestellt, 9000 Thlr. postulnt. Auch hier stellte die Finanzdeputation einige Anträge, namentlich u. A. den, daß in den äußerste« Theilen der Stadt, wo Oelbelruchtung sei, künftighin Petro leum als Leuchtstoff verwendet werden möge. Diesen Anträge motivirt in längerer Rede der Stadtv. Prof. Sußdorf, indem er nachweist, daß bei der immensen Ausdehnung Dresden» und in Anbetracht des Umstandes, daß die Rentabilität der Gasanstalt sinke, je weiter die Leitung des Gases sich in die Vorstädte erstreck«, weil dort wenig Privatbedarf sei, die Orl- beleuchtung in Dresden werde nie ganz verschwinden können, dann sei es allerdings nochwendig, daß solche „verkümmerte Küchenlampen", wie sie jetzt existiren, die das schlechteste Licht bei theuerstem Consum geben, endlich einmal abgeschafft werden.' Viele Provinzstädte seien in dieser Beziehung der Residenz. Dresden mit Erfolg vorangegangen, ja Stettin habe sogar Anstand genommen, seine Gasanstalt zu erweitern, weil eS mit der Beleuchtung durch Photogen vollständig befriedigt sei. In sachverständiger Weis« beleuchtet der Redner des Weitern unsere nicht leuchtenden Oellaternen, um schließlich einen An trag zu stellen, den er aber, weil er mit dem der Deputation zusammenfällt, als erledigt zurückzieht. Schließlich wird der Bericht der Finanzdeputation Form und Inhalt nach ein stimmig genehmigt. — Nach Vortrag einiger Petitionen er folgte der Schluß der Sitzung nach j9 Uhr. — „Der Mensch muß doch auch 'mal eine Abwechselung haben," hat im Sinne dieses Refrains der Herr Musikdirektor Laade sehr richtig gedacht, und im Interesse des Publikums zwei Persönlichkeiten gewonnen, die an einigen Abenden der nächsten Woche in seinen Concerten auftreten, wo zu erwarten, daß sie in dieselben eine interessante Abwechslung bringen werden. Die Erste derselben ist der Rhetor und Humorist Herr Albert Schaberg Fröhlich, den wir schon vor fünfzehn Jahren hörten und über den uns jetzt so viele Referate und schriftliche Anerkennungen seiner Leistungen vorliegen, daß wir gern unser intelligentes Publikum darauf aufmerksam machen. Herr Fröhlich spricht z. B. fast alle deutschen Dialekte sehr gut; er ist ein eben so trefflicher Deklamator wie Mimiker. Seine Vorträge durchweht ein ächter Humor, es ist jene An schauung der Dinge, die gleichzeitig straft und tröstet, die lacht und weint, die für jede Wunde immer den heilenden Balsam mit sich führt. Die Vorträge sind daher nicht mit jenen von Couplet-Sängern und Komikern zu vergleichen. Die andere Persönlichkeit ist der Tenorist Herr Schmidt, genannt Weiß, der, wie wir vernehmen, zuletzt in St. Petersburg als lyrischer Tenor engagirt war und dessen Stimme eine scelenvolle ausgiebige sein soll. Das Nähere werden die be treffenden Anzeigen bringen. — Bekanntlich sind Unglücksfälle auf Eisenbahnen viel fach dadurch entstanden, daß die Wagenzüge bei voller Ge schwindigkeit durch das seither übliche Bremsen erst auf eine längere Strecke zum Stillstand zu bringen waren. Selbst verständlich wächst die Gefahr da, wo das SchienengleiS einen ungewöhnlich starken Fall, wie auf der Semmering-, Freiberger und sächs. schles. Bahn hat. Auf Anordnung unseres intel ligenten Finanz-Rath von Weber, unter dessen umsichtiger Leitung das vaterländische Eisenbahnwesen schon so manche praktische Einrichtung erfahren hat, sind nun neuerdings in der Hartmannschen Maschinenbau-Anstalt fünf neue Lokomo tiven mit einer äußerst sinnreich construirten Vorrichtung, Dampfbremse genannt, für die schlesische Bahn bestellt, von denen die erste — Oäia getauft — vor wenig Tagen hier eintraf, dem Lokomotivführer Richter anvertraut wurde und bereits vorgestern ihre Feuerprobe auf das Glänzendste be stand. Ohne dieses neue, gewaltig wirkende Hemmmittel, welche die ganze Maschine von einigen hundert Centnern buchstäblich hinten aushebt, die Hauptlast auf die Vorder räder drückt und damit die Ausgleisung verhindert, würde vorgestern jedenfalls ein entsetzlicher Unglücksfall vorgekom men sein. Von Bischofswerda ab wurden nämlich an ge nanntem Tage in der fünften Nachmittagsstunde kurze Zeit hmter einander 2 Züge abgefertigt. Der erste Zug fährt am Bahnwachlhause Nr. 36 vorüber, woselbst ein mit drei Pfer den bespannter und mit Langholz beladener Wagen auf dm Bahnübergang wartet. Als der Zug vorüber ist, öffnet der Bahnwärter die Barriere, dm Holzwagen durchzulassen. In Folge einer Aufschüttung der Straße und des dort noch liegenden tiefen Schneees, stürzt der schwer beladene Wagen um und sämmtliche starken Baumstämme kommen quer über die Schienen zu liegen. Das Hinderniß wegzuräumen war jetzt nicht Zeit, denn schon braust der 2. Zug mit 50 Wa gen heran. Da gilbt der Bahnwärter das Nothfignak, der Führer Richter, die ganze Gefahr sofort über blickend, handhabt in entschlossener Wcis« den noch un- erprobten neuen Hemmungsapparat, der inoderne Koloß bäumt sich ächzend auf — und wenig« Ellen weiter steht die lange, soeben noch in rasender Eile daherjagende Wagrnrrihe fepge»