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^W»r- ' ... «aktz» »»» r «hr. - K,srr«^ werden angen»«mrn: bi«Abrnd46,G»«n. tagS bi« Mittag« / ir »r«: ^ Vtarienftraße t>. c Anpig. in dies Blatte, :,»a« jetzt i» H106V Er«nzüa«i «rschrurt, linden «ine rttalgreich« verbreit»«-. Donnerstag, IS. März 1863. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Drobisch. Mo«»emnü: «ierirlMrlich 20-rgL bei uneulgekdlicher 8W4 frrung in'« Ha»«. Durch dir NLrrigl. Post vierteljLtzrlich 22 Ngn. Sinz eine Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreis«: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Sing«- sandt" dir Zeile L Rgr. » > Druck »nd Eigenthum der Herausgeber: Nepsch H Ncilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: ItttluS Nelchllrdt. kant gehend« lehrunger d« 16. März. — I« Veranlassung de« gestrigen Geburtstag« Ihrer königl. Hohttt der Frau Herzogin Sophie in Nahem hat Herr Reichsfreih-err Ad. v. Maltzan dem Vorstand d« hiefigen. öffentliche« Speisranstalt abermals einen Betrag zur Speisung von 250 Lrmrn überreicht. — In der vorgestrigen, starkbesuchtrn Versammlung des GrwerbevereinS wurde zunächst Herrn GaSeinrichtungS-Fabri- Klenuner d« Dank de« Vereins für seine in vorher- Sitzung aufgeivendeten Mühen und gegebenen Ne hrungen (Gaskochapparate betr ) ausgesprochen und dabei erwähnt, wie sehr man sich freuen müsse, Versuche praktisch vorgeführt zu sehen, die sonst nur mit vielen Mühen und be deutendem Kostenaufwand« gemacht werden können. Ebenso wurde durch allseitiges Rufstehen dem Kassirer und dem Rrch- nungsführer de« Verein« gedankt, welche das grsammte Rech nungswerk so klar übersichtlich eingerichtet haben, wie man es sich nur wünschen kann. Hinauf wurde über zahlreiche Auf nahmen und Neumeldungen, sowie über die Eingänge berich tet. Ein von Herrn Tapezirer Hanicke geschenkter Sessel mit Papierkorb wird verloost und der Ertrag — 8 Thal« — zur HauSbaukasse geschlagen. Hierauf giebt Herr 0r. Peter mann interessante Notizen über Petroleum. Es sind jetzt 140 Mill. Dollars in Petroleumbrunnen angelegt. 250 Gesell schaften beuten dieselben aus und gehen die Antheilx der ein zelnen Mitglieder bi- auf 1 Dollar herab. Der jährliche u«satz an amerikanischem Petroleum betrug im vorigen Jahre , 50 Mill. Dollar«. Herr Professor Sußdorf spricht über die ««Wendung des Petroleum« zu Beleuchtungszwecke«. Nimmt wan eine gewisse Lichtst«!« an, so wird dieselbe durch ver schiedene Heuchtmatrrialien zu verschiedenen Prosen hrrzustrllrn .>.,z«in,, Nstnmt man ein« Prtrolrumflamme als Einheit an, sp wirb Haß gleiche Licht (dieselbe Lichtstärke auf dieselbe Zeit), wenn eS durch Solar«! erzeugt wird, nur H soviel kosten, bei Photogen 1—ljmal, bei Rüböl 2—2 j mal, bei Talgkerzrn Zmal, bei Stearinkerzen 5mal, bei Paraffinkerzen 4—ümal »»nd bei Wachs 10—ISmal soviel. Das Petroleum brennt klarer al« Solaröl und Photogen, weil es mehr Wasserstoff enthält. Au« demselben Grunde raucht und rußt es auch Weniger, r« halten sich die Ehlinder durchsichtiger und eS be darf der Docht wrniger Pflege. Lampen mit Solaröl und Photogen bedürfe» einer sorgfältiger« Beaufsichtigung, da sich im Dochte leicht Kohlrntheilchrn festsetzen, die die Poren ver stopfen. so daß der Docht nachgedreht werden muß und da ' beim Wachsen der unbewachten Flamme sehr leicht Rußbildung erfolgt» die den Ehlinder undurchsichtig macht und rin Ver- Zäuchern und Berußen der ganzen Umgebung zur Folge hat. Beim Solaröl ist ein Nachschiebrn des Dochtes am öftersten, beim Petroleum am seltensten nöthig. Schon aus diesen Grün den eignet sich Petroleum zur Straßenbeleuchtung mehr, al« andere Oele. Die Gefährlichkeit des Petroleum« ist nur bei den Rohölen und bei denen zu fürchten, die mit flüchtigen Oelen gemengt find. Gute- Petroleum kann bi« 50 Grad ' erhitzt werden, ehe er flüchtige Gase, die bei Heller Flamme explodirrn, erzeugt. Rohe« und gemischtes Petroleum erzeugt solche Gase schon bei gewöhnlicher Temperatur. Es dürfen die Lampen deßhalb keine Oeffnung haben, die durch die Drck- . Platte in'« Oel geht. Eie brauchen aber auch keine, da bei der Langsamkeit de« Oelconsums, wie die Erfahrung lehrt, immer noch Luft in genügender Menge in das Oelbehältniß eindringt. UebrigenS find gefährliche Oele eine Seltenheit. Daß sich Petroleum zur Straßenbeleuchtung eignet, ist nicht zu bezweifeln und in Stettin bereit» durch die Einführung bewiese». E« giebt bei gleichem Preise das doppelte Licht als Rübölbeleuchtung oder e« giebt dasselbe Licht zu halbem Preise. Eolaröl erstarrt im Winter und scheidet Paraffin au»; die Flamme bleibt nicht lange in derselben Stärke ; der Docht muß nachgeschraubt werden. Alle« dies ist beim Petroleum nicht der Fall, beim Photogen in geringerem Grade. In Sachsen hat dg« Photogen in einzelnen Städten zur Straßenbeleuch tung Verwendung gefunden, so in Oschatz seit 15, in Rochlitz seit 12 Jahren, ferner in Waldheim, LeiSnig, GeringSwalde, Köni-stein und Meerane. In letzterem Orte coneurrirt das Photogen mit dem Ga«. In Stettin hat man eS in Entre prise gr-eben und bekommt pro Stunde Pfennige und außerdem pro Lampe jährlich Thlr. Es verlangen diese Lampen zwar größere Aufsicht und Pflege, atS dir Rüböl- funzeln unserer Stadt und daher auch mehr Wärterlohn; ferner berechnen sich die einzelnen Flammen pro Stunde höher; aber sie geben auch ein Licht, wie man von einer Straßen flamme erwarten muß. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß diese Petroleumlampen nicht ein so bedeutendes Betriebskapital erfor dern, al« eine Gasanstalt und Gasleitung. Bei un« würden sogar die alte« Hüllen der Oellampsn wieder verwendet werden können. Amerika scheint jetzt in Bezug auf Petrolrumproduktion Kon kurrenz zu bekommen. In Kleinschöppenstädt bei Braun- schwrig errinnerte man sich an das frühere Vorhandensein von Erdölquellen. Man trieb Bohrlöcher und es liefern diese jetzt 20—25 Ctr. Petroleum täglich. Zu Borgslaw in Ga lizien find Naphtaqurllen erschlossen und ein Inspektor«! er öffnet worden. Zu Stanislaw und Przemysl sind die Haupt örter und im September 1864 wurden dort 40,000 Ctr. ab geschlossen, so daß Oesterreich ähnliche Aussichten hat, wie früher Kanada und Penshlvanien. — Dem Vortragenden wird gedankt und die noch auf der Tagesordnung stehenden Vorträge über Vereinfachung der Begräbnißkosten und über Krankheiten im Gefolge gewisser Gewerbe werden wegen vorgerückter Zeit auf die nächste Versammlung verschoben. — rgf Vorgestern beendigte die K. S. musikalische Capelle ihre Abonnement-Coneerte und bot besonders vom historischen Standpunkt betrachtet auch in ihrem sechsten Concerte ein in teressante« Programm, auf welchem die Namen: Weber, Beethoven, Franz Schubert und Niels Gade verzeichnet wa ren. Die schottische Ouvertüre „Im Hochland" von Gade eröffnet« das Concert und erinnerte in Erfindung und Be handlung der Motive an Mendelssohn. Das einleitende Adagio versetzt uns mitten in'S Hochland, gegebene Signale Hallen bald näher, bald ferner, bald im Echo wieder und gaben so dem Komponisten Gelegenheit zu mannigfachen Klang effecten. Eine Jagd-Fanfare bereitet das Allegro vor, das geistreich und schwunghaft dahin braust. Die nun folgende c-<iar-Si»fonie Nr. 1 von C. M v. Weber hat namentlich im ersten und vierten Satze viel ReminiScenzen an Preciosa und Freischütz, woraus sich schließen läßt, daß sie auch zu jener Zeit (um 1806) entstand. Vermissen wir in den ge nannten Sätzen die rechte Stimmung, so tritt dieselbe dage gen in dem melancholischen Andante (L-moll) und dem leb haften, geistreichen Scherzo besser hervor. Den Meister in de» -effektvoll«« Jnstwunentiruug erkennt man in allen 4 Sätzen, und während Gade das Modeinstrument seiner Zeit „das Horn" öfter im Solo vorführt, geschieht von Webern dasselbe mit dem Fagott und der Flöte, dem sich die Oboe beigesellt Die dritte Nummer brachte die Ouvertüre zur Oper „Rosamunde" von Schubert, die sich durch Melodien- Reichthum und verschiedene harmonische Wendungen auszeich nete. Den Beschluß machte die herrliche Sinfonie in k-öur von Beethoven. Alle Musikstücke wurden unter Leitung des Herrn Kapellmeister Krebs von der K. Capelle würdig aus- efiihrst — Ein Wort über die Dresdner Jahrmärkte. Die große Wohlthat, daß die Dresdner Jahrmärkte auf all jährlich drei beschränkt worden find, wird wohl von Niemand verkannt. Selbst die Geschäftsleute, die ihre Verkaufseta blissements auf den Jahrmärkten aufschlagen, werden bei ru higer Ueberlegung finden, daß ihnen durch diese Reducirung keine pekuniären Einbußen erwachsen. Nur über Eine- möch ten wir von unterrichteter Seite Auskunft erhalten Der Dresdner Jahrmarkt dauert bekanntlich zwei Tage, Montag und Dienstag. Die Zahl der VerkausSständc ist, wenn auch durch alle Straßen zerstreut, doch nach einem ungefähren Ueberblick immerhin keine gar zu große. Nichts destoweniger aber werden die vom Jahrmarkt betroffenen Stadttheile nicht weniger als zwei volle Wochen durch diese Buden für allen Verkehr auf die schonungsloseste Weise ungenießbar gemacht. Dm Dienstag vor dem Markte, also eine Woche vorher, wer den au» allen Buden-Niederlagen, die sich auch wiederum in allen Gegenden Dresdens und an den belebtesten Straßen befinden, die Buden herausgetragen und theils aus die Straße hingeworfm, um von da erst wieder ausgeladen und wegqe- fahren zu werden, theils lund das nmnen die Budenbauer rücksichtsvoll) auf die n chtS weniger als den jetzigen Ver hältnissen entsprechenden Budenwagen geladen, und es be ginnt allmählich daS Anfahrm dieser Budentheile nach den Orten, wo sie als Verkaufsstände aufgestellt werden sollen. An diesen Ortm werden die Budentheile nun wieder platt auf die Erde hingelegt, ohne alle Rücksicht darauf, ob die VerkrhrSstraßen dadurch auf eine ungebührliche Weise verengt oder mommtan gesperrt werden. Dieses Treiben geht nun so fort, bis zum Jahrmarkt--Montag Vormittag, denn da sieht man in der Regel noch Buden zusammenbauen. Wenn man nun bedenkt, daß der Jahrmarktsverkehr erst Montag Mittag beginnt, ferner, daß die Verkäufer zum Auslegen der Maaren in einzelnen Fällen, wo dies längere Zeit erfordert, im äußerstm Fall Sonntag Mittag anzufangen brauchten, um ihre Waarrn in der ausgedehntesten Weise zurechtzulegen, weiter, daß nur wenige Grossisten, deren Geschäft allerdings von Freitag an beginnt, in Buden ihrm Vcrkaufsstand auf- schlagrn, so ist es allerdings unerklärlich, wie es möglich ist, zu gestatten, daß diese Budenwirthschaft einen so langm Zeitraum vor Beginn der Jahrmarkts dem Verkehr als Fessel aufgelegt wird! Aber nicht allein das Aufstellen der Buden nimmt einm so langen Zeitraum in Anspruch, sondern auch das Abbrechen derselben. Am letzten Jahrmarkt sah man noch am Sonnabend nach dem Jahrmarkt in den spätesten Abendstunden über alle Gebühr mit Budentheile» hochgela dene Wagen vom Markte abfahren, Wagen, denen man be reits die ganze Woche hindurch von Mittwoch an begegnet war. Für die Verschleppung des Abbrechens und Wegschaf fens der Buden läßt sich nun aber gar keine Entschuldigung finden, denn schon Dienstag Abend sieht man an fast allen Verkaufsständen den Beginn des Einpackens der Waarm und die Zahl der Verkäufer, deren Waarenverpackung mit Um ständen und Schwierigkeiten verknüpft ist, ist an und für sich nur unbedeutend. Daß das Abbrechen und Fortschaffen der Buden aber auf den Verkehr nicht minder belästigend wirkt, als das Anfahren und Aufstellen der Buden, ist wohl Jedermann klar. Bei eingehender Betrachtung deS ganzen Treibens beim Anfahren und Aufstellen, Abbrechen und Weg fahren der Buden hat sich regelmäßig nur ein Umstand er kennen lassen, welcher den allerdings in die Geheimnisse nicht Eingeweihten als Ursache der Verschleppung dieser Geschäfte erschienen ist: nämlich die ausgesuchte Langsamkeit, mit der das ganze Geschäft betrieben wird. Man sieht die Arbeiter zumeist nur erst nach vollständig eingetretenem Tage, bei vorgerückter Jahreszeit nur erst, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, bei der Arbeit erscheinen. Die Arbeit wird mit pünktlichster Jnnehaltung aller üblichen Erholungsfriste«, als Frühstückszeit rc.. verrichtet, und dann wird mit großer Gewissenhaftigkeit und Vorsicht jeder Budentheil angegriffen, damit ja nicht einmal durch zu starkes Zugreifen irgend eine Latte zerquetscht werden könnte. Eine weitere Vorsicht wird dann auch noch daraus verwendet, daß sich keiner der Ar beiter durch unvorsichtiges Heben Schaden thut, deshalb wird jedes Brett durch zwei Mann gehoben und jede Budenwand von mehreren Männern ausgerichtet und gehalten, bis sie hinlänglich gestützt wird. Der Laie sollte meinm, daß bei verhältnißmäßig besserer Zeitverwerthung und größerer Ar- beitsthätigkeit das Aufbauen, bez. Abbrechen der Buden in einer weit kürzeren Zeit zu bewerkstelligen sein müßte, und sollten denn nicht auch die Dresdner Verkehrsverhältniffe wirklich verlangen, daß Seitens des Stadtraths energische Maßregeln ergriffen würden, um die geschilderten Ungrbühr- nisse zu beseitigen? ^ l — Die gestern erwähnten österreichischen Soldatm wer den erst nächsten Dienstag um II Uhr 671 Mann stark hier eintresscn und nach eingenommenem Mittagsmahl sofort weiter befördert werden. — Der früher erwähnte Eisschutz bei Vogelgesang hat r sich in der Nacht vom 14. zum 15. März in Bewegung ge» setzt, ohne den mindesten Schaden zu machen; es ist somit die Elbe von der österreichischen Grenze bis unter Meißen ei-frei und schon gestern Nachmittag und heute sah man schwerbe« ladene Kähne lustig der Residenz zusteuern. Möchte der freie Verkehr auf dem Elbstrome nicht mehr zu fern sein, dmn die winterliche Eisdecke hatte großen Einfluß auf die Preise her böhmischen Braunkohlen ; obwohl dieselben in Massen per Eisenbahn befördert werden, so macht sie doch die Fracht theuer. Auch für die Steinbrecher ist jetzt eine schlechte Zeit, die Steinbruchherren lassen nicht viel arbeiten, weil sich, da keine Abfuhre stattfinden konnte, das Material bedeutend an- gehäuft hat.I — Viel ist schon über Buben und deren Keckheit und Streiche gesprochen und geschrieben worden; originell ist aber jedenfalls das Manöver eines Buben, welcher sich am Sonn tage in ciner Droschke nach der deutschen Halle fahren ließ, indem er dem Kutscher vorspiegelte: „Es beabsichtigten einige Herren in der deutschen Halle sich in der Stadt umher fahren zu lassen!" Natürlich ließ der Kutscher den freundlichen Be steller sofort ein- und bei der deutschen Halle aussteigen, wo rauf sich der junge Passagier auf den Tanzsaal begab und spurlos verschwand. Nach vergeblichem Warten und Hin- und Herfragen wurde endlich dem Kutscher klar, daß der Besteller ein Betrüger war. — 8. Als wir in diesen Tagen auf den Straßenplakaten die bildlichen Darstellungen der Produktionen des Athleten Herrn Lion Veith betrachteten, beschlich uns ein leises Miß trauen in dieselben, und wir beschlossen, nur unseren eignen Augen zu trauen und das Dienstagsconcert auf dem Lincke'schen Bade zu besuchen. Wir freuen uns, zu bekennen, daß unsere ! Erwartungen nicht nur befriedigt, sondern weitaus übertroffen worden sind Der junge Künstler, beiläufig gesagt ein Dresd ner Kind, ist im Besitz einer solchen fabelhaften Körperstärke, daß man oft an Täuschung glauben möchte, wenn uns nicht der Augenschein vom Gcgentheil überzeugte. So läßt z. B. Herr Lion Veith einen 5 Centner schweren Amboß sich auf die Brust setzen, auf welchem drei kräftige Schmiedegesellen eine glühende Eisenstange mit wuchtigen Hämmern bearbeiten;