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«r, 7S. I»se««ts v«v«» «-«»«««I« bi« AbendS tMonn- t*ß» bi, Mittag» 1L Uh,: Marienflraße 13. Unptg. in dies. Watte, da, jetzt in 11,000 Eremplarr» erscheint» finden eine ersatgrrich« Verbleit»»». Dienstag. 14. März 18»S. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaoteur: Theodor Arabisch. Mormement: WetteljLhrltch -ORg^ bei anentgeldlicher Ad« serung in'« Han». Durch die König!. P»A vierteljährlich -S Rg» Einzeln« Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Ramm einer gespaltenen Zeile 7 1 Ngr. Unter „Lingv- sandt" die Zeile L Agr. " Druck und Eigenthum der Herausgeber: tUepskh Neichllrdt. — Verantwortlicher Redakteur: IntlllS Ueichakdt. Dnesd««, de« 14. März. Im Laufe de» vorgestrigen und gestrigen Tage» be ehrte» II. AK. HH. der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinz und die Prinzessin Georg die jetzt noch wenige Tag« geöffnete Ausstellung von altfranzöfische* Stickereien (Gobelins) von Herrn Emil Weise auf der Brühlschen Ter rasse mit einem lüngerrn Besuche und haben Höchstdiesrlben über diese Kunstsachen ihren größten Beifall ausgesprochen — Die Gesammtzahl der im verflossenen Jahre 1864 bei dem Bezirksgerichtsamte zu Dresden vorgekommenen Straffälle ist 2318; im Jahre 1801: 1864; im Jahre 1862: 2171; i« Jahre 1863: 2326. — Bon den Untersuchungen des Jah res 1864 murdeit anhängig: 653 wegen Diebstahls, 181 wegen Unterschlagung, 83 wegen Betrugs, 74 wegen Körperverletzung, 43 wegen Ehebruchs, 39 wegen Widersetzung, 46 wegen Haus friedensbruch, 51 wegen Bedrohung, 35 wegen Selbsthilfe, 27 «egen Thierquälerei, 26 wegen Bictualienbetrugs, 23 wegen Entfremdung, 23 wegen Gewerbsunzucht, 23 rvegen Beschädi gung fremden Eigenthums, I I wegen Winkelschriftstellerei, 8 «egen Hinterziehung der Hilfsvollstreckung, 5 wegen Beförderung der Unzucht, 5 wegen widernatürlicher Unzucht, 7 wegen .Wuchers, 5 rvegen Anstiftung zum Verbrechen, 4 wegen Be günstigung, 10 wegen Felddiebstahls, 5 wegen Brandstiftung aus Unbedachtsamkeit, 4 wegen Partiererei, 4 wegen Bestechung, .3 ivegen Verbreitung staatsgefährlicher Nachrichten, 5 wegen unschätzbaren Betrugs, 3 wegen Medicasterei, 3 wegen leicht sinnigen Bankerotö, 3 ivegen leichtsinnigen Aufborgens, 2 wegen Nöthigung, 3 wegen Hinterziehung öffentlicher Abgaben, 2 we gen leichtsinnigen Falscheides, 2 wegen wahrheitswidriger Aus sage, 1 wegen Gebrauchs fremder Waarenzeichen, 1 wegen Be einträchtigung fremden Grundeigenthumö, 1 rvegen Fundunter schlagung, 1 wegen Entführung, 1 wegen Verheimlichung der Niederkunft, 1 wegen Befreit»,»g von Gefangenen «ch 872 we gen Beleidigung und Verleumdung. — In den dieSfallsigen Untersuchungen wurden einschließlich der Einstellungsbeschlüffe und Strafverfügungen in Gemäßheit des Art. 368 der Straf- 4>roceßordnuilg 1768 Erkenntnisse abgefaßt, darunter 1342 Etraferkenntniffe und unter diesen wieder 123 auf Arbeits und Zuchthaus. Geldstrafen wurden im Ganzen 2186 Thlr. erkannt. — Von den Angeschuldigtcn befanden sich 573 in Untersuchungshaft. — Gegen Kinder unter 14 Jahren wurdm 57 Sachen anhängig, zum größten Theile wegen Diebstahls. — DawisonS Gastspiel im Berliner Hoftheatrr er freute sich eine- glänzenden Erfolges; es ist eine Fortsetzung der Wiener Siege und die Intendanz sieht sich genöthigt, «inen Lhril der Vorstellungen im Opernhause stattfinden zu lassen, indem sich die Räume des Schauspielhauses zu klein erweisen, um dem Andrang Genüge zu leisten. Die Ein nahme bei Vorstellung des „Faust" rrwreS bei kleinen Preisen, Werl das Entree im Schauspiel nie erhöht wird, die enorme Summe von 1200 Thalern. Freilich war aber selbigen Tage- Mittags das letzte Galleriebillet verkauft. Herr Da- wison ist bereits fünf Mal ausgetreten und hat dabei den Hamlet, Mephisto, Carlos und Shnlock zur Darstellung ge bracht Zunächst wird er auch Richard Il>. spielen und da das Hoftheatrr zu Berlin «ine Vorstellung zum Besten Tutz- kow's vorbereitet, so hat sich Herr Dawison zur Rolle de« llrirl Aeosta erboten. — Das Ministerium des Jnnem hat dm täglichen Ver pflegungsbeitrag von 7-j Ngr,, welcher vorzugsweise auf die Ge meinden im Regierungsbezirke Dresden und dm nächst angren zenden Landestheiim berechnete Benutzung der im hiesigen Stadtkmnkenhause zum Ersatz der früheren klinischen Anstalten der chirurgisch-medizinischen Akademie hier eingerichteten Betten bisher zu gewähren gewesen ist, vom laufmdm Monat an bis aus Weiteres auf den Betrag von täglich 5 Ngr. herabgesetzt. — Zoologie. Wenn diesen Blättern mit Recht Vas Lrrdienk zuerkannt wird, auf den Fortschritt der Industrie «ach allen Seiten hin wiederholt aufmerksam zu machen, so Wird auch rin Hinblick auf dir Mannigfaltigkeit, bis zu welcher die Prodüctr der Natur für das Studium sich bei uns ver mehrt habet» und auf die Leichtigkeit, das, was mit der un säglichsten Mühe und Anstrengung auf Exkursionen und Reisen viele Arhre lang gesammelt wird, mit einemmale schnell und bilig erhalten zu können, gewiß ganz an seinem Platze sein. Der immer klarer hervorgetreten« Werth der praktischen Species- kenntmß der Thier« und Pflanzen für fast alle Verhältnisse de» Lebens hat uns endlich durch die viel v: «breiteten Hand tücher von Lrunis die besten und gründlichsten Anleitungen zllr praktischen Naturkenntniß verschafft, und der Erfolg wird Hrn dadurch vollkommen, wenn uns die natürlichen Objecte selbst zur Anschauung kommen. Die erwünschteste Gelegenheit dazu bietet sich durch die reiche Naturalien - Handlung de» Herrn Sch au fuß, Stiftsstraße 8, l., wo schön präparirt« AN» seltne Naturalien in Masse von 200,000 Exemplaren Zur »n»w«hil sich barbirtrn und was ba» «ichttzstr ist und was diese Anstalt über ähnliche emporhebt, mit der gründ lichsten Sorgfalt nach den allerneuesten Fortschritten der Wissenschaft — richtig bmannt, so daß ste wirkliche gründlich praktische Lehrmittel find. Nchb. — Ueber das von außerordentlichem Beifalle begleitete Gastspiel von Fräulein Anna Löhn auf der Provinzialbühne zu LeiSnig erfahren wir, daß die Künstlerin daselbst die Hed wig in: „Bei 40 Grad Reaumur", einem neuen, von ihr selbst verfaßten einaktigen Stück ernsterer Art, dann Julie in „Rechten und linken Flügel", sowie am zweiten Abende, wo der Zu drang so groß war, daß in kurzer Zeit kein Rillet mehr zu haben war, und die Hedwig in: „Bäll zu Ellerbrunn" spielte. Das neue erstgenannte Stück gefiel ganz außerordentlich, es enthält eine sehr gute, erste Liebhaberinnenpartie, die jederzeit durchschlagen muß, freilich müssen auch die übrigen Rollen in's rechte Licht gesetzt werden und dies geschah in Leisnig haupt sächlich durch den früher hier am Zweiten Theater engagirt gewesenen Herrn Röhl, welcher den Rouö George Martens sehr gut ausführte. Die Sprache des Stückes ist höchst poe tisch und gedankenreich, und die Handlung sinnig und ge- müthvoll. — rZ. Das zweite Concert der Frau Clara Schumann, welches am vergangenen Sonnabend im Hotel de Saxe statt fand, eröffnete das Ls-ckur-Irio von Beethoven (Op. 70) unter Mitwirkung des Herrn Conccrtmeister Schubert und des Herrn Kammermusik«» Kummer. So vorzüglich auch dieses eigenthümliche Trio auSgrsührt wurde, so fehlte doch die gewünschte Wirkung, indem die zwei Streichinstrumente von dem vollen, markigen Ton des Flügels zu sehr gedeckt wurden. In den folgenden Klavierstücken (chromatische Fan tasie von Bach, 8cksrro (4g-<jm) von Weber, und den poe tischen, originellen Albumblättern von Th. Kirchner, einem der ausgezeichnetsten Repräsentanten der Schumann'schen Schul») vi» Künstlerin M» bereits erwähnte klare V«r- ständniß und geistige Erfaßtsein genannter Werke. Mit be sonderer Hingebung spielte Frau Schumann zuletzt den phantasti schen Carneval ihres verstorbenen Mannes, dessen Grundge danke in den Tönen s s o b liegt und zu dessen besserem Verständniß auf dem Programm einige Erläuterungen gege ben waren. Das piu «trelko des Schlußmarsches mußte lei der ausfallen, da die Zuhörer durch rücksichtslos frühen Auf bruch die Künstlerin veranlaßten. vorzeitig zu enden. Unter stützt wurde die Concertgeherin von Fräulein v. Facius, welche außer zwei fremden Volksliedern noch Lieder von Schumann und Schubert sang, und ob ihr gleich ein aus drucksvoller und inniger Vortrag nicht abzusprechen ist, so herrschte doch eine gewisse Eintönigkeit,^ weil die Sängerin fast durchgehends Lieder in dem düstern Moll-Charakter ge wählt hatte. — Wie wir hören hat die hiesige Polizei-Direktion ei nen größeren Kleiderdiebstahl entdeckt, der in der Nacht vom 7- zum 8. März zum Nachtheil eines Schneidermeisters in Bischofswerda verübt worden ist. Der Dieb ist ein wegen EigrnthumSvergehen oft bestrafter Cigarrcnmacher aus Bischofs werda. Derselbe wohnte seit mehreren Wochen bei seiner, in einem Dorfe unweit Bischofswerda aufhältlichen Geliebten und deren Mutter. Beide hatte er nach Verübung des Diebstahls in sein Vertrauen gezogen und mit dem Verkaufe der entwen deten Kleider beauftragt. Dadurch, daß diese sich zu diesem Zwecke nach Dresden begeben und sich an einen hiesigen Unter händler gewendet, wurde der Diebstahl entdeckt und es mög lich, die ganze Diebes- und Hehlergesellschaft zu verhaften. — — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß man den Ankauf von Senfbüchsen mit silbernem oder Compositions- metall versehenen Deckeln, sobald diese auf der inner» Seite nicht vergoldet sind, vermeide, indem der Senf Grünspan an- srtzt und dieser dem Senf sich dann leicht mittheilt. — Ein bischen mehr Orthographie am Schaufenster eines Ladens in der Annenstraße könnte auch nichts schaden; dort ist zu lesen: „Billiger Ausverkauf von Pfotograpfie-Karten." — Seit gestern geben die rothcn Dienstmänner für die ihnen geleisteten Zahlungen neue Marken aus, wie solche gleichartig bei allen Instituten eingesührt sind, die der „Ex preß-Compagnie" angehören. Wie bekannt, haben die Marken ver verschiedenen Preise auch verschiedene Farben. Die jetzigen sind übereinstimmend mit denen der d-utschen Post-Bricfmarkcn, für ^ Groschen also orange, 1 Gr. rosa, 2 Gr. blau, 3 Gr. braun, 5 Gr. violet. Außer durch den aufgedruckten Preis erkennt man mithin auch gleich an der Farbe, ob die erhaltene Marke der geleisteten Zahlung entspricht, und d ese Gleichartig keit durch ganz Deutschland bietet besonders für Fremde einen guten Anhalt. — Bor kurzer Zeit wurde in diesem Blatte die Auf merksamkeit des Publikums auf das unschickliche und unsitt- liche Gebühren eines großen Thrlls des die Bierhäusrr fre- qurntirrndrn Publikums vor de» Schankrtablissrmrnl« gelenkt. Es betraf die- die Verunreinigung der Straßen und die daq mit verbundene Verletzung der Sittlichkeit. Diese Stimme hatte umsomehr Recht, gegen dieses Gebühren aufzutreten, weil dasselbe vollständig vermieden werden kann, denn be kanntlich fehlt es keinem Schanketablissement, am allerwenig sten den großen, an bequem gelegenen Pissoirs. Wenn «an nun aber fast die ganze Stadt hindurch an jedem Punkte, wo zwei Häuser oder auch nur Mauern, ja sogar Lattenver- machungen unter einem Winkel zusammenstoßen, ein leider nur zu öffentliches Pissoir etablirt sieht, so fragt man wohl mit Recht, warum das geduldet wird? Hier aber würde man nicht so leicht damit verfahren können, die Person«^ die diese Pissoirs als Zufluchtsort benutzen, an einen andern Ort verweisen zu wollen, denn jeder Bewohner Dresden» wird wissen, daß die in seinem Hause gelegenen Aborte ver schlossen gehalten werden, folglich auch in andern Häusern ein Gleiches stattfindet. Wohin sollen sich aber die Tausende von Personen, die theils von Auswärts gekommen, thrilS hier wohnhaft sich in weiter Entfernung von ihren Wohnun gen befinden, zu dem fraglichen Zwecke wenden? Vor ein paar Jahren sah man in der Stadt einige wohl vom Stadt- rath angelegte öffentliche Pissoirs entstehen, allein sie sind zum größeren Theile wieder verschwunden. Die mangelhafte Construction derselben sowie der Mangel der Wasserspülung in denselben, die bei solchen Etablissements ganz unumgäng lich nothwendig ist, lassen nun zwar das Verschwinden dieser Zufluchtsstätten nicht bedauern, allein warum nicht längst schon wieder andere und zahlreichere öffentliche Pissoirs an gelegt worden sind, ist schwer zu begreifen. Die Notwen digkeit, sollte man meinen, müßte Jedermann in die Auge« springen. — 4 Ein Curiosum trug sich neulich auf der bairischen Eisenbahnstation Hof zu, das man kaum für möglich halten könnte und doch so wahr ist. Ein Diener des hiesigen Kö niglichen Bezirksgerichts hatte einen Augsburger in sein Va terland hinüber zu schaffen. Man war mit den jenseitigen Behörden übereingekommen, daß der Transportirte bis Hof von den sächsischen Dienern begleitet, an der Grenze selbst dem bairischen Gericht übergeben und von Letzterem an Sach sen das verauslagte Reisegeld zurückerstattet werden sollte. Nun steht bekanntlich auf den FahrbilletS noch die Devise; „Fünfzig Pfund Freigepäck!" Als nun der Gefangene über geben und die Rückerstattung des bisher verlegten Reisegelder verlangt wurde, wollte der bairische Beamte auch die auf dem bloßen Personenfahrbillet verzeichnet«»» 50 Pfund Freigepäck haben. Der Sachse erklärte, er habe gar kein Gepäck, er brauche auch keins. Aber der Baier^blieb dabei stehen und wollte mit dem Gefangenen durchaus die nicht existirend« 50 Pfund Freigepäck haben. „Wann's mir nit geben die 5V Pfund Freigepäck, zohl i kan Pfennig aus!" Endlich machte ein höherer Beamter diesem Mißverständniß ein Ende, der Sachse und der Baier schieden zufrieden von einander, nach dem Elfterer sein Geld, Letzterer seinen Gefangnen, aber — ohne 50 Pfund Freigepäck erhalten hatte! So geschehen in Hof im März 1865! — — -s Am Sonntag Abend war der neue Salon i« Schillergarten zu Blasewitz dicht gefüllt; namentlich waren e» Dresdner, die sich eingefunden hatten, um den allbekannten Coupletsänger aus T<plitz, Herrn Freh, zu hören. Der Ap plaus war nach jeder Piece ein stürmischer. — In einem Hause an der Weißeritz entstand gestern in der Vesperstunde eine Schlägerei, wobei ein Gerbergeselle so arg zugedeckt wurde, daß ein Dienflmann sich genöthigt sah, einen Polizeigensdarm herbeizurufen, welcher eine Droschke rcquirirte und den arg Mißhandelten in das Krankenhaus schaffen ließ. Man halte den Blutenden nahe an den Mühl graben gelegt, so daß er beinahe ins Waffe, gefallen wäre. — Aus dem ProbirhauS wurde vorgestern von der Po lizei ein junger dort wohnhafter Arbeiter abgeholt, weil der selbe, wie der Nachbarschaft bereit- bekannt, der Verübung eines in Art. 183 des Strafgesetzbuchs mit Arbeitshaus- oder Zuchthausstrafe bis zu sechs Jahren bedrohten Verbrechen» glaubhaft beschuldigt war. — — Die Leipziger Abendpost schreibt: Nach dem „Zw. Wochenblatt" ist der BrzirkSgcrichtsdirector Neidhardt in Zwickau zum Bczirksgerichtsdirector in Dresden ernannt wor den. Da über eine Beförderung oder anderweite Verwendung dcs bisherigen Direktors am hiesigen Bezirksgerichte bisher hier noch nicht» bekannt geworden ist, so dürfte die Bestäti gung der Mitteilung des Zwickauer Wochenblattes vorerst wohl noch abzuwarten sein. — — Am 7. d. MtS. ertrank im Dorfe Oberneumark i» einem im Hofe seines Großvater- ausgestellten anderthalb Elle» hohen Röhrwafferbottig ein zwei Jahre alter Knabe, wrlcher nur kurze Zeit ohne Aufsicht -ewesr» und währenddem hinrin- grfallrn war. — Am 8 d. Ml«., als in Rrichrubach di*