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M «». 7 . Schnter Jaßrg. t-nr ">s4-i»l- - «ßNch MH 7 Uhr. ! Inserate »rrvea a«gtn»mm«n: »i,AS«»d»S,S»nn. -ag» bi, Mittag» 13 Uhr: Wartenstraße IS. Blnzctg. in dies. Blatte, da, hetzt in 1t.,XX» Exemplare« erscheint» süldeu riae erfolgreich« Verbreitung Freitag. 1«. Mär, 18-», Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. ^lkonnemeut: " Vierteljährlich 20Nzv. bei unentgeldlicher Ä»-! serung in', Hank Durch die «Snigl. Poß vierteljährlich 22 Rg» Einzelne Nummer« 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile r Rgr. Druck und Etgrnthum der Herausgeber: Dlkpsch 6k Netchardt. — Verantwortlicher Redacteur: ÄUtlUS Nkilhardt. Dresde«, den io. März. — Ec. König!. Maj. hat dm Rittmeister von Ludwiger 3. Reiter-Regiments zum Major ernannt. — Ihre Maj. die Königin hat durch die Oberhofmeisterin Baronin v. Friesen Excellenz dem Direktor der Raths-Töchter-r schuld Herrn vr. Richter, für diejenigm 9 Schülerinnen der gckachten Schule, welche namens derselben Ihrer königlichen Hohheit der Prinzessin Sophie am 9. Februar die Glückwünsche zu Höchstdero Vermählung darzubringen die Ehre hattm, werth volle Andenken an jmm Tag (Broschen) zustellen lassen, welche gestern an die beglückten jungen Mädchen zur Verkeil ung gekommen, find. p — e. Am Freitag fand im Meinhold'schen Saale eine Prüfung der Zöglinge der Tröstler'schen Lehranstalt für Ton kunst statt, die denselben Gelegenheit bot, ihre durchgehend» recht erfreulichen Leistungen vor einem größeren geladenen Zuhörerkreis zu Gehör zu bringen. Die Ausführung der vorgetragenen Piecen lieferte ein gleich rühmliche» Zeugniß für den Fleiß und Eifer der Schüler, wie für die Tüchtig keit der betreffenden Lehrer, deren Namen sämmtlich einen guten Klang in der musikalischen Welt besitzen. Ohne auf die einzelnen Leistungen speciell eingehen zu wollen, halten wir er doch für unsere Pflicht, der Grsangvorträge des Fräul. Math. Constable rühmend Erwähnung zu thun, die junge Dame ist im Besitze einer schönen, vollen und biegsa men Sopranstimme, die von ernstem Studium und gediegener Schule zeugt; wir glauben der jungen Künstlerin eine schöne Zukunft prophezeien zu dürfen, vorausgesetzt, daß ihr der reichlich gespendete Beifall keine Veranlassung zu der An nahme gebe, es sei da» Höchste schon erreicht, also — nur Ruth und ein wenig Glück — und der Erfolg wird nicht aurbleit«. — Der bekannt« Schriftsteller «erlhold Auerbach in Berlin hat zum Vesten der Hinterbliebenen de» neulich hier verstorbenen Dichter» Otto Ludwig diejenigen 500 Thaler abgetreten, die ihm von der Schiller-Stiftung als Ehrengabe zuerkannt worden sind. In dem Begleitschreiben an Herrn E. Düboc sagt Auerbach: „Als mir von der Schiller-Stif tung eine Ehrengabe zuerkannt wurde, glaubte ich, in einer Zeit, wo wir Alle jede thatkräftige Regung des National willens auf un» wirken ließen, mich der Annahme nicht ent ziehen zu dürfen; dazu kam meine Ueberzeugung, daß e» Pflicht eines Jeden, dahin zu wirken, die Ehrengabe streng und allein als solche in der öffentlichen Meinung zur Gel tung zu bringen. Ich wartete nur eine Gelegenheit ab, den Geldbetrag selbst in dem Sinne zu verwenden, der dem ersten Gedanken der Schiller-Stiftung zu Grunde lag." Eine solch edle Handlung sühnt vollkommen den Zwiespalt, welcher un längst der deutschen Presse Veranlassung gab, die gedachte Schenkung nicht im besten Lichte zu beleuchten. — -s Die Winterfreuden sind nunmehr zu Wasser ge worden, denn bald erheben ja die Schneeglöckchen ihr lieblich Haupt aus der stillen Einsamkeit. Die besten Freunde der winterlichen Menschheit, die ihr soviel Wohlthaten und Ver gnügen gewährten, Kachelofen und Schlitten, sie werden und sind theilweise in die Rumpelkammer geschafft. Die Auktio nators schwingen die Hammer über den Schlitten, der Eigen- thümer will sie auf alle Fälle loswerden. Nach wenig schö nen Tagen, in welchen das wintermüde Herz schon nach Frühlingslust sich sehnte, kündigte sich der April schon an und sandte seinen Schnee und Regen auf die schrecklich Ent täuschten nieder. Der Gummischuh spielt wieder die erste Rolle und die Schustei Hämmer klappern in allen Straßen ihr ewiges Lied. Hoffen und Warten auf den kommenden Früh ling find nur der einzige Trost, der in der Menschcnseele bleibt! — Von der königlichen Polizeidirection tvurde vorgestern aus seinem auf der Friesengasse gelegenen Grschäftslocal ein Lumpenhändler abgeholt. Wie man hörte, soll derselbe sich der Partirerei schuldig gemacht und mit zwei hiesigen Markt helfern und zwei Tapezierlehrlingen in Verbindung gestanden haben, die ihre Arbeitgeber und Lehrherrn um Blei, Eisen, Roßhaare und dergleichen andere Sachen bestohlen und die entwendeten Gegenstände jenem Händler zugetragen und für ein Billiges an ihn losgeschlagen haben. Die Markthelfrr und Lehrlinge sind ebenfalls verhaftet worden. — — Planzrichnern bietet sich eine sehr dringende Aufgabe dar. deren Lösung Hunderte und Tausende schon seit Jahren vermißten Die Qual, in den „die Lößnitz" genannten Di strikten sich herumzusinden, haben schon so viele Besucher die ser Gegend zu ihrem Nachtheile erfahren. Sin topographi sche» Genie, welche« hier Rath schafft, Plätze und Gassen be kennt, Häuser numerirt und alle» in einem leicht beschauli chen Plane auf einer Stein- oder Zinkplatte zusammenstellt, so daß jeder Bewohner und noch dringender jeder Besucher der Gegend solchen Plan erhalten und sich zurechtfindrn kann, gehört unter die Wünsche, d«e doch endlich einmal erfüllt wer den sollten. Gewiß geben Hunderte gern ihren Beitrag dazu und ein energischer Buchhändler wird noch vor Eintritt des Sommers dem Mangel abhelfen können. — Vorgestern Mittag machte ein Handarbeiter von hier den Versuch, über das Geländer der Augustusbrücke in die Elbe zu springen. Vorher hatte er bereits seine Schnaps flasche in ihre Fluthen hinabgeworfen und damit der Welt vslet gesagt. Ein Gensdarm und ein Dienstmann kamen aber noch rechtzeitig hinzu und hielten den lebensmüden Mann von der Ausführung seines Entschlusses mit Erfolg ab, und zogen ihn vom Geländer, das er bereits überstiegen gehabt, wieder zurück. — — Etwas besonder« Feines in Liqueuren liegt in dem Dresdner Turner-Feuerwehr-Liqueur, welchen Herr C. A. Schöne am Johannisplatz 6 verkauft Wir sind überzeugt, daß auch jedem Nicht-Feuerwehrmann das Wein-Parfüm die ses feinen Liqueurs Zusagen muß. — Auf der Windmühlrnstraße wurde vorgestern Nach mittag eine in einem dortigen Souterrain wohnhafte Hand- arbeiterS-Ehefrau in ihrem Logis von Kohlendämpfen betäubt angetroffen und nachträglich in das Krankenhaus gebracht. Gleichzeitig fand man in ihrer Wohnung ein fünfjähriges Mädchen, die Tochter einer andern Handarbeiterin von hier, vor, die ebenfalls in Folge der Kohlendämpfe in bewußtlosen Zustand versetzt worden war, jedoch durch ärztliche Hilfe als bald wieder in das Leben zurückgebracht wurde, so daß bezüg lich ihrer sich die Unterbringung im Krankenhause vcrüber- flüssigte. — — Am 7. wurde in Alttanneberg der dasige Brunnen gräber Hensel beim Reinigen eines Brunnens, rn einer Tiefe von 45 Ellen, von einem hruabachallenen Stein? augenblicklich getödtet. Hensel Halle den Kübel überhäuft und diesen Stein noch oben darauf gelegt, welcher dann beim Herüberziehen an den Brunnenrand abgerutscht und chm unten auf dm Kopf gefallen war. — In dem Dorfe Dohnitz bei Wurzen ist vorgestern Abend ein Bauergut abgebrannt. An demselben Abend hat auch in Sernewitz Feuer stattgefunden, das vier Bauergüter eingeäschert hat. — — Als vorgestern der Nachmittags 3 Uhr von hier ab gegangene Berliner Zug die Bahnstrecke zwischen Niederau und Pristcwitz passirte, fuhr er an einer Stelle über einen größe ren Stein, den irgend eine ruchlose Hand auf das Gleis ge legt haben mußte. Zum Glück hat dieses Vorkommniß keine weiteren Folgen gehabt, da der Stein ziemlich morsch gewe sen und sich durch den Druck sofort in zwei Theile getrennt hat, die der Bahnwärter später neben dem Gleise aufgcfun- den hat. — — Im Interesse des deutschen Sängesfestes fand vor- gkstern Abend in Braun's Botel die 5>ste Sitzung statt, wo von Seiten des enger» Ausschusses noch mancher Beschluß ge faßt wurde So wurde der Preis eines Liederheftes auf Einen Thaler sestgestellt, wobei jedoch gestattet ist, daß zwei Sänger zusammen sich Ein Heft kaufen können. Was die Wahl eines Festspruches betraf, so lag zu den früheren eine zweite Sammlung zur Auswahl vor. Gleich zu Anfang der Debatte schlug Herr Professor l)r. Wigard vor, eine Commission zu erwählen, welche hier prüfe und den Spruch bestimme. Von vielen Seiten wurde das Wort ergriffen und nach fast zweistündiger Debatte auf Wigard's Vorschlag eingegangen. ES formte sich die Commission aus folgenden Herren: Staats anwalt Held, Hofrath Or. Pabst, vr. Wehl, vr. Ferdinand Stolle, vr. Bösigk, Cantor Otto, Friedrich Reichel und Kam- mermusikuS Fürstenau. Die Vorgenannten werden nun aus den vorliegenden gedruckten und noch neuerdings in Manu- script hinzugekommenen Sprüchen im Laufe dieser Tage den rechten herausgreifen, weil solcher noch mit auf das Noten- h-ft kommen soll, dessen Druck den 15. dj M. beginnt. — Von dem Vorsitzenden des Sängerfest-Ausschusses. Herrn Staatsanwalt Held, erhalten wir folgende Zuschrift: Für Anregungen, wie sie in der gestrigen Nummer Ihres Blattes gegeben werden, kann der Festausschuß nur dankbar sein. Ich theile Ihnen ergebenst mit, daß der Ausschuß, welcher mit der Aufstellung des allgemeinen Festprogramms beschäftigt ist, de von Ihnen zur Sprache gebrachten Ein richtungen bereit» in da» Auge gefaßt hat und auf ihre Durchführung bedacht sein wird. — s „Ehestand — Wchestand!" Diese- Provcidium bestätigt« sich vorgestern in der „schlagendsten" Weise. Nachts um die 12. Stunde schwankte auf der Seestraße rin Ehepaar heim, das vielleicht zu tief in das Bockbier geschaut und „selig" »«worden war. Wie ihr Zwist entstanden, warum sich am Himmel ihrer Ehe so düstre Wolken heraufgezogen, das weiß man nicht, aber soviel weiß man, daß die Krau den Mann dermaßen mit dem Regenschirm am Kopfe bearbeitete, daß der Hut in Stücken ging. Zuletzt verschwand derselbe ganz vom Kriegsschauplätze, nur die Krempe blieb als sar kastischer Lorbeerkranz zwischen den Ohren des Unglückliche» sitzen. Wie mögen die Briden sich zu Hause „Gute Nachts gesagt haben?! — — Gestern Mittag fiel auf der Annenstraße von einem Handwagen ein großer Ballen (1j Centner) mit Phothogene gefüllt auf die Straße, dessen Inhalt die ganze Umgegend verpestete. — Am verflossenen Jahrmarkts-Dienstag wurde bei mehrern mit Photographien hier feilhaltenden Bilderhändlern polizeiliche Nachforschungen gehalten. Einer derselben, wel cher unrechtmäßige Copien der Kaulbachschen Göthegalrrie verkaufte, entzog sich der Confiscation durch schleunigste Flucht. -» — Der Dienstknecht Michan aus Gröditz, der vor einßf gen Tagen seiner Geliebten Handrück aus Kleinbraga bei Bautzen mit einem Nasirmesser hier wiederholt in den Ar« geschnitten und darauf mehrere vergebliche Versuche gemacht hat, sich selbst das Leben zu nehmen, soll sich mit-der Han drück bereits wieder auf dem Wege der Besserung befinde» und ihre beiderseitige Heilung bald bevorstehen. — — Am 4. d. M. früh vor Tagesanbruch entstand i» dem Scheunenanbaue des Böttchermeisters Scholze in Nieder« Leuba Feuer, wodurch nicht nur dessen Wohnhau» nebst Scheune, sondern auch die sämmtlichen Gebäude des Gutsbe sitzers Apelt bis auf den Grund niederbrannten. Die Be wohner, welche sich noch im Schlafe befanden, konnten außer dem Viehbestand von den Habseligkeiten nur wenig retten. Apelten verbrannten gegen 150 Scheffel Getreide und zwei Schweine und Scholzen eine Menge Nutzholz. — Am 6. K Mittags verunglückte in Meerane der Dienstknecht Walther aus Radewisch, indem er in die an einem Gute gelegene Jauchengrube fiel und darin in wenig Augenblicken seinen Tod fand. — In Wurzen brannte in der Nacht vom 7. zum 8. der vor der Stadt gelegene Schlacht- und Arbeitsschuppen des Scharfrichters Pertram vollständig nieder. — -s Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 8 März. Der heutige Angeklagte, Friedrich August Nrstmann, erscheint als eine psychologisch merkwürdige Persönlichkeit. Sein Motiv zur verbrecherischen That, vielmehr zum beendigten Versuch der That, ist die Liebe zu einem Dienstmädchen. Nestmann ist von kleiner Statur, gut gekleidet, aber körperlich schwach und kranksüchtig. In seinem Gesicht liegt eine tiefe Melancholie, ein Zerworfensein mit dem Leben — trotz der Jugend. Er nennt sich selbst schwermüthiz. Alle seine Aus sagen sind nur offene Geständnisse, die mit denen seiner un glücklichen Braut selbst übereinstimmen. Nestmann ist 31 Jahr« alt, bei Torgau geboren, aber schon seit 8 Jahren in Dresden, wo er als Schuhmachergeselle arbeitete. Seil etwa drei Viertel jahren kennt er das Dienstmädchen Johanna Ernestine Henriette Machelcidt, gebürtig aus dem Schwarzburg-Rudolstädtischen. Es entstand zwischen Beiden ein inniges Licbesverhältniß, da» durch eine Heirath besiegelt werden sollte. Die Macheleidt hatte wegen einer Entwendung von der Behörde eine kleine Strafe erlitten; in Folge dessen wurde sie aus der Stadt gewiesen und man schrieb ihr auch die Bestrafung in ihr Dienstbuch. Dies machte sie nun vollständig unglücklich. Sie hielt diese Schande für sie zu groß, sie glaubte sie nicht über leben zu können und wollte durchaus sterbeir. Sie sprach mit ihrem Geliebten, sie gab ihm zu verstehen, sie wolle sterben. Er redete ihr das aus. Er sagt heut selbst: „Ich Hab« ihr oft zuzcrcdet und gesagt, bedenke, Jette, wenn es mißlingt, wie gcht's uns dann allen Beiden! Sic aber meinte, ich will sterben, ich kann nicht mehr bestehen, ich kann die Schande nicht überleben! Alles schlug sie aus, was ich zu ihrer Be ruhigung anführte, und da Alles nichts hals, da ich sie selbst liebte, beschloß ich. mit ihr zu sterben. Au« der Haft ent lassen. zog sie auf die Landhausstraße Nr. 7 zu einer Krau Schöne oder Schöniger. Die Frau legte ihr die Karten und verwies sie auf eine bessere Zukunft. Während der 5 Tage, als sic bei der Frau wohnte, kam Ncsiurann alle Abende, wenn er mit seiner Arbeit fertig war. zu ihr. Die Nacht vom 15. zum 16 Deeember sollte für Beide die letzte sei». Ncstmann hatte sich im Voraus mit den nothigen In strumenten versehen, er Halle am. Altmarkt in eine» Laben ein Doppelterzerol. funi Bleikugeln. Pulver und Zündhütchen gekauft. Zu Hauke lud er die Läuft. Nacht« um die zwölfte Slunde gingen sie >nS Gasthaus zu» Schwarzen Bär an der Eide und mielheten dorr ein Zimmer, und setzten sich auk'S Sopha Da« Mädchen weint- er glerch falls. Noch einmal sprach er ihr Math zu und »r.nnerte ste daran, daß Leden detter als Sterben »er - sie aber tzaoUtv nichts mehr m»r den Lebenden zu tban haderv Er uatzm d»s Terzerol bas Berb« ins Hn'errs brumn eruer Mchvche »«