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Mr. L«. WS» »4 i ' --Mini: rilgNch srvh 7 Uhr. Insrrale werdrn «igenommrn: bt«Lßend»v,Sonn tag» bi» Mittag» 1L Uhr: Martenstraße Ist. Anzeig, in dies. Blatte, da» jetzt in 11,000 Exemplaren erscheint» finden eine ersolgreiche Verbreitung. >Lch«ter Jahrg... ... ^. "« d'UÄ ft» "0 iss 1 ^ ^ 1 °l Ni :»n Dienstag, 7. März 18ik). Zöonnemeut: vierteljährlich 2üNg7. bei uneiitgcldlicher LtL4 serung in'ö HauS- Durch die Kiinigl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nunimern t Ngr. TagMatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Oiepsch 4t Nkichardt. — Verantwortlicher Redacteur: IuUllS Neilhllrdt. DreSde«, den 7. Mär,. — Rach amtlicher Bekanntmachung de» k. Kriegs- Annisterium» über die dem Stellvertretungsfond der k säch sischen Armee im Jahre 1863 zugefloffenen Einstandsgelder nnd deren erfolgte Verwendung haben 11 dienende Soldaten 'und 855 Militärpflichtige sich mit je 300 Thlr. und 27 die nende Soldaten und 4 Militärpflichtige mit je 150 Thlr. loS- gekauft und sonach zusammen 261,450 Thlr. Sinstandsgelder bezahlt. Hierzu den Bestand vom vorigen Jahre mit 96,850 Thlr., die getvonnenen Zinsen von den disponibrln Beständen mit 8550 Thlr. und 33,503j Thlr. an den Fond zurückge fallene Capitalantheile infolge Abganges von Einstehern vor Ablauf der Einstandszeit gerechnet, rrgiebt eine Hauptsumme der Einnahme von 403,353^ Thlr. Hiervon sind 182,100 Thlr. zu Verleihung von 680 Stellvertretungen, und zwar 160,200 Thlr. an 534 Mann auf 6 Jahre und 21,900 Thlr. an I4L Mann auf drei Jahre Dienstzeit verwendet, 5253^ Thlr. dem Reservefond zugewiesen und 200 Thlr. an einen nicht als sächsischen Unterthanen zu betrachtendem Einsteller vom Jahre 1857 zurückgezahlt worden, so daß 215,800 Thlr. zu fernerer Bestellung von Einstehern im Bestände verblieben sind. (Dr. I.) — Herr Finanzrath von Weber hat sich als Bevoll mächtigter der königl. sächsischen Regierung zu der in Paris tagenden internationalen Telegraphenconferenz begeben. — In der letzten Sitzung de« Vereins Gewerbtreibender hielt Herr Kaufmann Seiffarth einen Vortrag über gewerb liche Buchführung, wo der Redner zunächst über die gesetzliche Verpflichtung, Nützlichkeit und Nothwendigkeit einer streng ge-' ordneten Buchführung sprach und sodann die doppelte Buch führung der Kaufleute beleuchtete. Er rieth den Gewerbtrei- benden die einfache Buchführung an, wozu Er erläuternde Beispiele gab. Bei der Dtscusston hierüber betheilkgten sich die Herren Seiffarth, Henkler, Harnapp und Freund und es wurde beschlossen, in Anbetracht gewerblicher Buchführung ei nen CursuS für die Mitglieder zu eröffnen. Später sprach noch Herr Hase über Seifenfabrikation mit Vorlegung von Proben verschiedener Sorten, .wo Kernseife erwähnt wurde-, die aus Einem Centner Fett nur l 60 Pfund liefere, während die fogenann.e Haufirseife aus Einem Center Fett sich zu fünf Centner emporschwinge und sonach als die schlechteste der Sei. fen bezeichnet werden könne. — Die neuern Nachrichten lasten auf baldige Verän derungen am Elbstrome schließen: Königstrin, vorgestern Abend 8 Uhr: EiS von der Bielabach bis 1000 Ellen abwärts ge bückt, ohne WasterwuchS, unten noch fest. — Bodenbach früh 8 Uhr: Eisstand unverändert, Wasser 7 Fuß 4 Zoll über Null, seit gestern 2 Fuß 4 Zoll Wuchs; Eispunkt. — Pirna, früh 8 Uhr: seit 5 Uhr 12 Zoll Wuchs; dann Still stand. — Hier in Dresden hatten wir gestern früh 8 Uhr 4 Grad Wärme, das Eis ist hier und da angebrochen und zusammen geschob'N. In Böhmen haben bielfach (Äsbruch und Zusammenschirbungen stattgefvnden. — Im Laufe des vorigen Monats wurden, wie bereits gemeldet, die zwei Falschmünzer aus Niedrrhäßlich von der GenSdannene verhaftet. Vorgestern ist es nun noch ge ringen, ein«, dritten, in der Person eines Bergzimmerlings Cl. auS Niederhäßlich ebenfalls als Falschmünzer zu entdecken und zu verhaften. Derselbe stand mit den zuerst verhafteten Beiden in Verbindung und hatte von Zinn Thaler von ver^ schiedenin Jahrgängen gegossen. — «g. Dresden, den 5. März. Gestern fand im dicht- gefüllten Saale des Hotel de Saxe das Eoncert der Frau D. El. Schumann statt. DaS Streben dieser gefeierten Künstlerin geht nicht absichtlich darauf hinaus in erster Reihe ihre persönlich glanzenden Eigenschaften als Pianoforte-Vir- tuosin zur Geltung zu bringen, sondern von dem würdigen, Standpunkte, daß es das höchste Streben deS ausübenden Künstlers fei: die Komposition stets so in Tönen wiederzugeben, wie sich der Compvnist dieselbe gedacht hat. Demgemäß war denn auch der Vortrag der V-moll-Sonate (apus 3l) von Beethoven beschaffen. Die Concertgeberin vermochte durch die lebensvolle Wahrheit der Auffassung und wohlchuende Wärme des Vortrags den Zuhörer so in das Leidenschaftliche dieser Composition zu verliefen, daß er dabei gar nicht an die tech nischen Schwierigkeiten erinnert wurde. In dieser Weise trachte .Frau l). Schumann auch mehrere Compositionen ihres verewi-isn Gatten, sowie von F. Schubert, Ferd. Hiller und Wendettfthn zu Gehör. DaS mehr tändelnde Impromptu von Hiller „Hur Guitarre" gab eine interessante Abwechslung. In . edlem Wetteifer fftielten die Concertgeberin und ihre Schwester ! Frl. Man« Wieck, (ebenfalls als ausgezeichnete Pianistin be gannt) dar Andante mit Variationen für 2 Pianoforte von sM. Schumann. In Folge plötzlichen Unwohlseins deS Herrn >Sonc»r1««istrr Lauwrbach mutzte die angekündigte^-woll-Sonate für Pianoforte und Violine von R. Schumann auSfallen, wo für die Concertgeberin „Novellette, Nachtstück und Kreisleriana Nr. 8." desselben Componisten einlegte. Die Gesangvorträge hatte Frl. Hedwig Scheuerlein aus Leipzig gütigst übernom men. Eine schöne Tonbildung verbunden mit geschmackvollem Vortrage erweckten die Theilnahme der Zuhörer, die sich bei der einfachen, aber seelenvollen Arie aus Rinaldo von Händel, und einigen Liedern deutlich zu erkennen gab. Von den bei den Flügeln zeichnete sich besonders der Erard'sche durch Wohl klang und kernigen Ton aus. — f Vor Kurzem trat der Laubegaster, erst vor Jahres frist gegründete Gesangverein unter Direktion des 2. Lehrers von Laubegast eine Wanderung nach Strießen an. um dort im Gasthofe zum „Sächsischen Prinzen" bei Hrn Sachse ein Concert zu veranstalten mit betreffender Deklamation. Das gedruckte Programm war ein sehr reichhaltiges. Nament lich hebt Referent das Rheinlied von Becker und Neintanz hervor, ferner 12 Gesänge von Weichelt „der Winter", das Sachsen lied von Lindner und Krebs und das Schifferlied. Alle Nummern wurden exact vorgetragen und mit vielem Beifall ausgenommen. Somit hat der noch junge Laubegaster Gesangverein sich nur bestens empfohlen. — In der Oberlausitz mußte am Sonntag vor Weih nachten ein in gesegneten Umständen sich befindendes Dienst mädchen nach einem Dorfe zu dm Ihrigen gefahren werden, um daselbst ihre Entbindung abzuwarten. Sie konnte jedoch diesen Ort nicht erreichen, denn eine halbe Stunde vor dem Dorfe wurde das Mädchen unter Gottes freiem Himmel von einem Knaben entbunden, so daß das Kind bei der grassiren- den Kälte die Nase und einige Zehen erfror. — Auf der Tonhalle ließ vorgestern Abend ein beur laubter Soldat ein dort aufhältliches Mädchen nicht in Ruhe, und verfolgte dasselbe auf Schritt und Tritt. DaS Mädchen, da- nichts von ihm wissen tMlte, provocirte endlich auf fremde Hülse Darüber ckrgerlH, excedirte der Soldat in einer Weise, daß schließlich seine Verhaftung erfolgte. — — Bei Hofmann in Freiberg ist ein bitterer Liqueur zu bekommen unter dem Namen: tlliolirrokmolijlorsborsplirgpkriaua. Die Kunden, denen cs meist zu schwer wird, diesen Namen auszusprechen, nennen ihn kurz den langgeschwänztcn. — Bei der Erdabgrabung am sogenanntm Hahnenberge, unweit des Feldschlößchens, wurden gestern zwei dort befind liche Arbeiter, Namens Wunsche, von einer plötzlich einstürzen den Erdwand verschüttet. Das Vorkommniß ist aber ohne besondere n-chtheiligen Folgen für die beiden Arbeiter vorüber gegangen. Kur der eine von ihnen schien an den Füßen leicht verletzt zu sein, und mußte deshalb mittelst Droschke nach Hause gebracht werden, während sein Unglücksgefährte den Weg dahin zu Fuß zurücklcgen konnte. — — ch In Bezug auf den Circus Renz sei noch nachzu tragen, daß zwar die Löwen nicht mitkommen, da sie eine Reise auf Gastspiel nach andrer Seite hin angetretcn haben, dafür aber werden sich zwei drcssirte Elephanten produziren, die das Vorzüglichste leisten. — Vorgestern carambolirten am Blockhausc zwei sich dort begegnende Droschken Infolge dessen stürzte das der einen Droschke vorgespannte Pferd, doch gelang es, dasselbe bald wieder auf die Beine zu bringen, die Deichsel war an mehre ren Stellen gebrochen. — — -f In Radeburg ist ein Dieb, der schon lange sein Unwesen dort trieb und nie erwischt werden konnte, endlich durch die ausdauernde Thätigkeit des dort stationirten GenS- darmen Munkelt festgenommen worden. Man ahnte, daß an einem Abende ein diebisches Attentat in einem Kaufinanns- laden «»-geführt werdm sollte. Der Gensdarm setzte sich bei fast 20 Grad Kälte in ein Loch und lauerte. Der Dieb kam richtig nach 4 Stunden langem Warten und ging in die Falle. Nun ist Nuhel — Am vergangenen Sonnabend Abend fand in der Cen- tralhallc eire Versammlung statt, die die hiesigen Mitglieder des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins ausgeschrieben hatten. Eie war von ungefähr 300 Personen besucht und in ihr wur den die bekannten Systeme des Schultze-Delitzsch und Lasalles näher beleuchtet, auch die Forderung des Allgemeinen deut schen Arbeitervereins auf staatliche materielle Unterstützung des Arboitcrstandes und Gewährung des allgemeinen Wahlrechts einer längeren Besprechung unterzogen. — — 1 Eine schöne Reliquie hat Herr Thomas im Körner- fiarton aufzuweisen. Ec besitzt zwei größere Handschriften von Theodor Körner, die er jedem Besucher sehr gern auf Ver langen zur Ansicht vorlczt. — s Oeffrntliche Gerichtsverhandlungen vom 6. März. Bon den drei heutigen EinspruchSverhandlungen ist «ur eine als Privatanklagcsache hervorzuheben. Es handelt sich hier um unerlaubte Selbsthilfe. Der Schauplatz des Pro- r«G«S ist der Bauplatz »n der Nähr des Centralbahnhose», an der Falkenstraße, nicht weit vom Thürmchen. Kläger ist der Schänkwirth Christian Friedrich Hänsel, Beklagter der Schacht meister Friedrich Schiementz von hier. Letzterer wurde zu einem Verweis und Tragung der Kosten verurtheilt. Gegen dieses erstinstanzliche Urtel erhob er Einspruch. Auf dem Bauplatz Häusels stand ein Schiebkarren und Schiementz ließ ihn durch einen Arbeiter am 10- September abbolen, weil er ihn als sein Eigenthum beanspruchte. Wer allerdings ein größeres Recht auf den Schubkarren habe, ist noch unent schieden. Hänsel behauptet, er sei sein Eigenthum, er habe ihn für 1 Thlr. 15 Ngr. erst gekauft und die Anfangsbuch staben seines Namens b' ll. Hineinbrennen lassen. Diese seien aber tveggckratzt gewesen. Es wurden eine Menge Zeugen vernommen, namentlich der Aufseher Leischke, der 53jährige Handarbeiter Friedrich August Traugott Herrmann, der Gen darm Fischer und heute im Einspruchstermin selbst der 48jäh- rige Arbeiter Johann Jmanuel Sobe. Der Schubkarren wurde immer von einer Baustelle zur andern geschafft, weil Zwei ihr Eigenthumsrecht daran geltend machten. Herr Advocat Hendel, welcher den Privatlläger Hnnsel vertritt, schenkt dem Zeugen Sobe wenig Glauben, da er sich widerspreche und erklärt, wenn ihm die Proceßacten nicht zu spät zugeschickt worden wären, so hätte er für seinen Clienten selbst Einspruch erhoben, weil die Strafe, ein bloßer Verweis, viel zu geringfügig sei. Herr Hendel beantragt die Bestätigung des ersten Bescheides. Diese erfolgte. — Zunächst haben wir es mit einem Fisch diebstahl zu thun, dessen Carl Gotthelf Berthold zu Ottendvrf und Heinrich Ernst Günther beschuldigt sind. Beide sind zu 9 Tagen Gesängniß und Tragung der Kosten verurtheilt wor den. Die Sache spielt am 7. August 1864 und zwar in der Nähe des Rittergutes Hermsdorf. Da kam der Schirrmeister deS genannten Gutes, Johann Gottfried Tietze, an die Brücke, die über die Röder führt und sah dort zwei Menschen, den einen im Wasser, dm andern am Wasser stehend. Zu gleicher Zeit bemerkte er aber auch, daß eine Menge Fische todt um herschwammen, theilweise eben im Absterben noch begriffen waren und der eine Mann arbeitete nun in dein Wasser mjt den Händen stark umher. Er hatte eine „scheußliche Sub stanz" in die Röder geworfen, um die Fische zu betäuben und sie leichter fangen zu können. Eine solche Substanz wurde, wenigstens Reste davon, später von dem Schirrmeister am Ufer unter einem Baume noch vorgefunden. Berthold stand am Ufer und Günther „fischte" in dem Wasser. Der Schirr meister rief sie an und sie rissen Beide aus, ohne natürlich ihren Raub mitnehmen zu können. Sie wurden indeß er kannt. angezeigt und bestraft. Ihren erhobenen Einspruch wollen sie damit begründen, daß sie aus sagen, sie hätten nicht gefischt, sondern hätten sich blos gewundert, daß so viele kranke und tvdte Fische in dem Wasser umhergeschwommen wären. Indeß der Schirrmeister Tietze, der die Gesammtaufsicht über die Herme dorftr Nittergutsslur hat, sah, wie Günther in dem Wasser hcrum- griff. Die tobten und sterbenden Fische sollen etwa 20 Ngr. Werth gewesen sein. Herr Staatsanwalt Held erklärt, daß schon aus den früheren Gründen das Urtel gerechtfertigt sei. Es komme nun noch der neue Erschwerungsgrund hinzu, daß die Thal an einem Sonntage verübt worden sei. Er bean tragt daher erst recht, die Bestätigung des ersten Bescheides. Der Gerichtshof bestätigt auch hier. — Die letzte und dritte Sache hat Diebstahl und Partircrci zum Fundamente. Das schwarze Brct spricht von „Louis Oscar Eduard Werner und Genossen". Alle diese Genossen gehören heut nicht mehr hier her, auch nicht der Hauptangcllagte Werner, da sie sich mit ihrem Urtel zufrieden gaben, sie erhoben keinen Einspruch; nur vier der Angcschuldigtcn beruhigten sich nicht und legten das Rechtsmittel der Berufung ein. Sic sind bloS vcr Partirerei beschuldigt. Sie heißen Jacob Nowotny, Eduard Wagner, Ludwig Arzt und die vierte ist die vcrchel. Köhler, Alle aus Dresden. Der 17jährige Louis Oscar Eduard Werner war in der Zeit vom Juni bis September vorigen Jahres Lauf bursche bei einem gewissen Pfefferkorn an der Kreuzkirche Nr. 1. Er stahl dort zu wiederholten Malen Kleidungsstücke seinem Herrn und verkaufte sie an verschiedene Leute in der Stadt» besonders aber an die hier namentlich aufgefühnen Personen, welche deshalb der Partircrci beschuldigt werden. Werner selbst wurde zu 8 Monat Gesängniß verurtheilt. Die vcrebes. Köhler, 39 Jahre alt, noch unbestraft, kaufte von ihm 3 Paar Hosen, 3 Westen und 2 Turnjacken im Gcsammtwerthe von 5 Thl. 27 Ngr. Sic will das Geld an Werner bezahlt haben. Letzterer behauptet, die Frau habe gewußt, daß er die Sachen gestohlen habe. Sic habe einen Tbonwaarcnhan- dcl auf dem Altmarkt in der Nähe des Geschäfts der Herren Baumann und Ccndig, da sei er hingekommen und von ihr beauftragt worden, Sachen u bringen. Sic soll noch gesagr haben: „Laß Dich : ne vi.!. erwischen. Du machst sonst mich und meine Familie unglücklich, mein Mann schlägt mich sofort todt!" Sic gicbt bei ihrer Vernehmung zu, daß sic die g»°