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M.64. Ätü0<.. Ui«7tN'. - ^ Kschmii: Mgktch früh 7 Uhr- Insnale «erd«« -mgeriimnen: bt« Lbendü S,Sonn ig» bi» Mittag» 12 Uhr: Marienstraß« IS. Zehnte« Jahrg. Tonntag, 5. März 18SS. Abonnement: V'ierleljLhrlich 20StgL> b-> unentgeldlicher Lleq serung in'» Hau«. Durch dir König!. Post virrtrljährlich 22 Rgr. Einzelne Nummer« 1 Ngr. ' Anzeig- in dies. Blatt«, da» jetzt in 11,000 Exemplare» erscheint, ftndrn eine ersolgretche Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung und Mttredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: FNr den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Tinge-, sandt" dir Zelle L Rgr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: tt'iepslh Reichnrdt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Nellhardt. Dre-de«, den 5. März. — Sb. Maj. der König beehrte gestern von früh 7 bis Mittag» 12 Uhr die Artillerteschule mit Allerhöchstem Besuche «nd wohnte dem Unterrichte der verschiedenen Divisionen bei. — Der engere Ausschuß zur Gestaltung de» deutschen VLngerbundfestes hielt vorgestern Abend bereit» seine fünfzigste Sitzung. Herr Staatsanwalt Held machte zuvörderst di« Anwesenden mit dem Resultat der von nah und fern einge gangenen Anmeldungen zur Thrilnahme an dem Feste bekannt, wo sich denn ergab, daß bis vorgestern Abend bereits 16,600 Gänger ihr Ersehenen zugesagt hatten. Mit dieser Summe sei aber der Abschluß durchaus nicht anzunehmen. So sei bis jetzt an die Schweiz noch gar keine Einladung ergangen, man entbehre noch der Sängerliste aus Rußland, aus Schleswig- Holstein, aus Lyon und Aachen, wie denn auch Oesterreich die jetzt auf 280 Angrmrldrten noch bedeutend erhöhen werde. Sachsen allein stellt 8800 Mann in die Schranken, wovon ' LI56 auf Dresden, 1889 auf Leipzig, 2264 auf das Erzge birge und 1018 auf die sächsische Oberlaufitz kommen. Laut vorläufiger Meldung aus Aachen und Niederösterreich stehen 54 Sängerbünde und 23 Vereine in Aussicht. Ebenso sind sechs Deputationen aus Krakau, Karlsbad, Odenwalds Sän gerbund u. s. w. angemeldrt, während Sängerbünde in Wien, Prag und Teplitz Gesangrskräfte senden werden. Ferner zeigte die Liste folgend« Zahlen: Preußrn 3500 (Berlin mit 1200), Bayern, Württemberg, Hannover, Bremen, über 1000. Gotha 600, Halle 4S0, Frankfurt a. M. 250, Lübeck 180, Paris 20. Ebenso kslnmt noch der Badische Sängerbund und wie der Vortragende meinte, habe Dresden die Perspective, sich auf 20,000 Säuger gefaßt zu machen.— Eingedenk der Com- positionen, die zwar nicht mit dem Preise gekrönt worden, hinsichtlich ihvn 'Vortrrffijchktt «ber »ffentlich« «rwähnung rmpfangen stllwn, schritt man nun zur Eröffnung der mit einem Motto versehenen Begleitschreiben, wo sich denn folgende Namen herauöstelltrn: 1) Friedrich Reichel aus Dresden, Diri gent der Liedertafel; 2) Hugo von Senger aus Nördlingen, b. Z. Musikdirektor in Et. Gallen ; 3) E. Liebe aus Straß bürg im Elsaß; 4) Joseph August Holzinger in München, Direktor des dortigen Gesangvereines „Liederkranz'; 5) E. Schä fer in Nürnberg ; 0) F. A. König. Stadtcantor zu Sonders- Hausen. Nachdem dieß geschehen, ging der Vorsitzende auf den zu bestimmenden Frstspruch über, was in dem engern Ausschuß «ine längere Debatte, Prüfm und Wählen hervorrief. Es waren in Folge öffentlichen Aufrufes von 45 meist in Dres den lebenden Verfassern 200 Sprüche ringrgangen. In diesem Punkte hatten sich nun Mißverständnisse ringeschlichen, denn viele der Sprüche überschritten das Maaß, waren zu lang oder arteten gar in Gedichte von mehreren Strophen aus. Man hatte deshalb 34 der als geeignet erscheinenden Sprüche aus der Masse ausgewählt, solche drucken und an di» Thril nehmer des engeren Ausschusses an jenem Abend vertheilen lassen. Nach so manchem Für und Wider lenkte sich die Auf merksamkeit auf folgenden Spruch: „Das Lied zur Ehr', Das Schwert zur Wehr' — So Herz und Hand Dem Vaterlandl" Man wählte solchen durch Stimmenmehrheit. Da aber der Verfasser in dem Briese seinen Namen verschwiegen und man vorzüglich hier die Anonymität vermeiden wollte, wurde be schlossen: in einer auf nächst« Mittwoch anberaumten Sitzung die Sache einer nochmaligen Erörterung zu unterziehen, wobei man sich der Hoffnung hmgab, vielleicht noch einige Sprüche iu gewinnen, die schlagender und treffender sind, als der hier m Rede stehende, der freilich Manches zu wünschen übrig läßt. Laut einer, von Herrn Heydrich eingegangenen Zuschrift, wünschte derselbe: daß an den Tagen des Sängerfestes etliche der Häuser, wo dereinst berühmte Männer gelebt, mit passen den Sprüchen und Sentenzen geziert werden möchten, wie man ein Gleiches bei dem Nürnberger Sängerfest gesehen habe. Herr Heydrich hatte zu diesem Zwecke bereits eine Strophe für das HauS brigefügt, wo dereinst Theodor Körner gewohnt. Man beschloß: diesen Gedanken durch dir That zu verwirk lichen. Heber den Bau der Ftsthalle und was bereit» in die ser Hinsicht geschehen, versprechen die hierzu erwählten Ver treter binnen acht Tagen Nähere» und Bestimmtere» mitzu- theilen. Die Versammlung trennte sich erst Nacht» gegen I I Uhr und Tausende, die später da» Fest in seiner Herrlich keit erblicken, haben vielleicht keine Ahnung, welche Vorberei tungen stattgrfunden, denen sich Männer au» allen Ständen mit Opferfreudigkeit hingegrben. Allen voran der Herr Staats anwalt Held, da» Trirbräd und Orl in der Uhr, da» geistig -«lebende Prineip, dem wir schon jetzt unfern Dank spenden Müssen. — In den Sälen des Belvedere auf der vrühlschen Terrasse hielt vorgestern Abend die Gesellschaft „Heiterkeit" ihr letztes Winterkränzchen, wobei besonders Herr Stabstrom- peter Wagner ln etlichen Vorträgen excellirte. In den Ge- sangspiecen, welche zum Vortrag kamen, verdient Fräulein Clara Zeidler ganz besondere Beachtung, wie denn auch im Reritativ und Duett aus „Jessonda" Herr Altmann ihr wür dig zur Seite stand. Scrnen aus „Narciß" kamen durch Fräulein Stöckhard und Herrn Schirmer zur Geltung, wäh rend der bekannte Humor des Herrn Eschler in dem Genre bild „der Kurmärker und Piearhe" sich am Schluß noch ganz besonders bewährte. Genannte Gesellschaft versteht überhaupt ein gutes Programm auszustellen und bewährt sich als ein Verein, welcher dem Frohsinn des Lebens volle Rechnung trägt. — Aus der EinladungSschrift zu den diesjährigen öffent lichen Prüfungen in den Bürgerschulen zu Dresden ersehen wir, daß solche für die IV. Bürgerschule vom '6. bis 11. März, in der II. Bürgerschule vom 8. bis 10. März und in der l. Bürgerschule vom 13. bis 16. März stattfinden werden. Außerdem verdient die von dem hochgeschätzten Schulmanne Direktor A. Berthelt dieser Einladungsschrift beigegebene Ab handlung: „Die erste und rechte Erziehungsstätte für das re ligiöse Leben des Kindes ist da» Aelternhaus" eine besondere Hervorhebung, als dieses wichtige Thema, welches mit einer dem Verfasser besonders eigenthümiichen pädagogisch«« G«- nauigkeit und Sachkenntniß geschrieben ist, für pflichtgetreue Aeltern ein ganz besonders berücksichtigungSwerthes sein muß. — Am vorgestrigen Freitag bewegte sich still und ohne Schaugepränge rin Leichenzug nach dem Friedhof der hiesigen israelitischen Gemeinde. Einsender folgte seinem innern Drange und betrat mit den Leidtragenden die Stätte der ewigen Ruhe. Die Einfachheit des Sarge», welcher ein arme» Judrnmädchen angenommen, das still und unbeachtet, aber als treu« und liebevolle Pflegerin ihres Bruder» durch da» Leben gegangen, die schöne Sitte, die Geschiedenen von keinen bezahlten Leichen trägern in das Grab senken, wie auch dasselbe schließen zu lassen, dazu die, wenn auch kurz», so doch schön gehaltene Grabrede des am Grabe anwesenden israelitischen Geistlichen, von der unnachahmlichen Poesie der Sprache des Morgenlan des angehaucht, forderten wohl jeden fühlenden Menschen zu ernstem Nachdenken auf, selbst ohne nöthig zu haben, die große und erhabene Geschichte dieses Volkes in den Bereich dieses Denkens zu ziehen. Aber wie bitter mußte man sich berührt fühlen, aus nächster Nähe während deS ganzen Traucractes von einigen zuschauenden Personen, welche zahlreich vertreten waren, ein weithin schallendes Gelächter zu vernehmen. Zur Ehre Desjenigen, welcher für das heiligste Gebot der Welt — das Gesetz der Liebe — lebte und starb und nach dessen Ra mm wir uns nennen, möchte man gern annehmen, daß nichts Anderes als rin nur diese so rücksichtslos Lauten angehender Grund, zu diesem so auffälligen Verhalten während dieser ge wiß ernstesten Ceremonie vorhanden war, im entgegengesetzten Falle müßte man ja solche Menschen zu Denjenigen zählen, von welchen der Heiland sagt: Lasset die Todten ihre Todten begraben —, immerhin aber wäre wohl auf das Innigste zu wünschen, daß wenn nun einmal mit Gefühl nicht zugrschaut werden kann, wenigstens der Anstand dann das ersetzte, was durch das fehlende erste verloren ging. — Bei Briefmarkenbedarf ist es Manchem unbequem, erst nach der Post zu schicken, vorzüglich dann, wenn die Wege so bodenlos schmutzig find, wie jetzt. Es ist daher dankend anzuerkennen, daß dem Publikum in dieser Beziehung große Bequemlichkeit geboten ist, wie aus nachstehender leider nur zu wenig bekannten Anordnung hervorgeht. Im Post hause z. B. auf der Ammonstraße lesen wir folgende Bekannt machung: Dem correspondirenden Publikum wird hiermit be kannt gemacht, daß jederzeit der Bedarf an Franko-Marken und Franko-EouvertS auf vorhergehende Bestellung bei der König!. Postexpedition IV., welche auch durch Einlegung offner Bestellzettel in die Briefkästen geschehen kann, durch die Brief träger bei deren gewöhnlichen Bestellungen gegen Einziehung des Nennwertes dieser Franko-Zeichen und ohne Abforderung irgend einer weitern Gebühr überbracht werden kann. — Die Artilleriecommandos zur Signalisirung des Eis gangs auf der Elbe sind gestern früh abgcgangen. — Der Thätigkeit des in Ostritz stationirtcn Gendarmen Schulze ist es gelungen, die Thäter des in der Nacht von, 20. zum 21. Januar d. I. mit so beispielloser Frechheit bei dem Gutsbesitzer Neuiqann in Reutnitz verübten Gelddiebstahls in der Person des Hufschmieds Sprenger und einer gewissen Mai daselbst zu ermitteln, dieselben haben bereits das Verbrechen ein gestanden. Der wegen 'Verdachts der Mitwisienschast an, 2. d. M. ebenfalls zur Haft gebrachte, 'in, 60. Lebensjahre suchende Gartenbesitzer und Gerichtsschöppe Zimmcrmann aus Reutnitz >at sich in der ersten Stunde seiner Haft im Gerichtsgefängnisse zu Ostritz erhängt. (Dr. I ) — Wir haben Billard-, Kegel-, Scat-, Kaffee-, Thee^ und eine Menge andre Clubbs, warum nicht auch eine» Pfeifen-ClubbV Die Pfeife, dieses altehrwürdige Instrument verdrängt durch die moderne Cigarre, vulxo Glimmstängel,—4 hat sie nicht auch ihre Berechtigung im geselligen Kreise, Witz daheim in der einsamen Stube? Könnte man sagen, sie wäre vobständig durch ihre Nebenbuhlerin aus dem Felde geä schlagen, die allerdings coketter, keineswegs aber liebenswür^ diger auftritt? Sicher nicht! — Noch stets und zu allen Zeiten hat die Pfeife ihre Freunde und Liebhaber gehabt, die ihr die Treue bewahren bis zum letzten Zuge! Im Pallast wie in der Hütte hat sie ihre Verehrer und wird sie behalten, so lange das Kraut wächst, welches da Tabak heißt. Und wie schon vor Zeiten die Pfeife so die rechte Stimmung in den geselligen Kreis brachte, wie selbst Friedrich der Groß« seinen Pseifen-Clubb hatte und in diesem wohl seine gemüth- lichsten Stunden feierte, so soll auch heute wieder die Pfeife als Vermittlerin eines trauten Beisammenseins, ihrer Freunde und Verehrer austreten. Wie wir hören, hat eine Anzahl derselben beschlossen, einen Pfeifen-Clubb zu gründen und la den dieselben zur Theilnahme und Einzeichnung in die An- meldelisten ein, welche in den im Jnseratentheil benannten Lokalen ausliegen. — In den hiesigen Buchhandlungen wurden gestern vor- räthige Exemplare von der Druckschrift „Na riv äe vouvean Le8sr psr ?ierro Vesioier polizeilich in Beschlag genommen. — Ein Droschkenpferd rannte gestern früh zeitig bei ei ner Fahrt über den Fischhofsplatz mit dem Kopfe durch da- Fenster einer dort befindlichen Parterre-Wohnung. Gleich darauf wurde noch eine in gesegneten Umständen befindliche Frau umgerissen, die der Droschke in der dortigen Gegend be gegnete. Die Fra« erlitt dadurch einig« leichte Contusionenä Bezüglich des Pferdes hat sich später herausgestellt, daß das selbe blind wir und an jenem Morgen nur zufällig einmal eingespannt worden war, was höchst selten passiren soll. — — Auf der Palmstraße entstand gestern Morgen gegen 3 Uhr ein bedeutender Exceß zwischen einem Drechslergesellen und einem Bildhauer, die um diese Zeit von einem Ball« an der deutschen Halle kamen. Der Streit soll vom Drechsler- gesellen veranlaßt worden sein, insofern als er sich als Ge liebter von der Mutter der Braut des Bildhauers über den Letzteren eine gewisse Bevormundung beilegen wollte, die der selbe nicht duldete. Der Exceß nahm für den Drechslerge- sellen einen ungünstigen Verlauf und endete endlich damit, daß er in sehr übelzugerichtetem Zustande durch fremde Leute in seine Wohnung geschafft werden mußte, woselbst er krank danieder liegt. — -s- Die Kunstreitcrgesellschaft des Herrn Direktor A Renz wird, wie gestern gemeldet würbe, am 17. d. M. ein» treffen und sofort ihre Vorstellungen in dem neu erbauten Circus auf dem Platze am rothen Hause beginnen. Die Ge sellschaft bleibt höchstens 5 Wochen hier, um dann nach Leip zig zu gehen. Namentlich soll der neu cngagirte Amerikaner Ausgezeichnetes leisten. Wie man hört, will Herr R«nz zum Sängerfest hier noch einige Vorstellungen veranstalten. — Aus Pirna berichtet man. daß am Freitag Mittag beim Chausieehaus Heidenau ein Unbekannter, welcher trotz Warnung über die Elbe gehen wollte, cingebrochen und er trunken sei. Ein von Heidenau nach Pirna gehender junger Mann kommt dazu und eilt ihm zu Hülse, bricht aber selbst ein, nachdem er Erstehn schon angcfaßt hatte. Beide rufen Hülfe, worauf Herr Einnehmer Kiesling eine lange Leiter zu langte, um sich retten zu können, waS jedoch nur den zuletzt Eingebrochenen gelungen ist. — Vor Kurzem wurde, wie das CH. T. berichtet, eine Grenzberichtigung zwischen Preußen und Sachsen-Altenburg in Angriff genommen Darnach sollten zwei preußisch« Dörfer an Altenburg, zwei altcnburgische an Preußen abgetreten wer den. Die Bewohner der fraglichen Dörfer waren aber so halsstarrig, daß zwar dir Preußen altenburgisch, nicht aber die Altenburger — nach dem Motto: „Recht muß Recht bleibe" — preußisch werden wollten. Die Bewohner der zwei Dörfer setzten ihren Willen durch: wird das auch den Be wohnern der zwei Herzogthümer Holstein und Schleswig ge lingen? Aus Leipzig 2. März berichte: die dortige Adend- post: Wer aus die Ankündigung, daß in de: heutigen allgemei nen Bollsr'ersaimnlung Gelegenheit ..zur Mivrechung unser« vaierländischen Angelegenheiten geboten werden solle" und durch den „ausgezeichneten", „viel bewundenen" Redner Metz au» Dannsladt „ein hoher' Genuß in Aussicht stehe", düse VoüS- versaminiung besucht hat. wirb sich schwer - enttäuscht gefun den haben. Die sehr zahlreich besuchte Mrsainmtung ward von Or. Hrnner geleitet, der, nachdem er dem suddeutschen Gast „die warane Bruderhand gereicht", diesem sofort das Wort gab. Metz, mit lebhaftem Applduo empfangen, hielt nun eine lange Re