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«Frschrint: «glich früh 7 llhk- Anserat« werden angenommen; dis Lbe«d»v,Sonn tag» »i« Mittag- IS Uhr: WNarienstraße IS. Nujrig. in dies. Blatte, da» jetzt in U,tXNt Exemplare» erscheint, Mden eine erfolgreiche Verbreitung. Zehnte» IW». Freitag, S. März 18SL Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitrebacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: BierieljLhrlich ANgv, bei unentgeldlicherLis>t serung in'« Haus. Durch die König!. Pas! vierteljährlich 22 Ng» Einzelne Stummer» 1 Ngr. Anseratenpretse: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile r Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Nepslh §r Nelkhardt. — Brrantwertlicher Redacteur: JullUS Ncilhardt. . k Dresd««, den 3. März. —- Se. Konigl, Majestät hat dem Handarbeiter Carl Au- tzust Seifert zu Möckern in Anerkennung seiner langjährigen tadellosen Dienstleistung bei einer und derselben Dienstherrschaft die zum Albrschtorden gehörige silberne Medaille verliehen. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 1. März. — Ein Communicat deS Stadtraths beschäftigt sich abermals mit der Brückenzollfrage. Das Finanzministerium hat den Stadtrath aufgefordcrt, diese beschwerliche und lästige Abgabe, welche dem Verkehre aufgebürdet sei, in Wegfall zu bringen. Außerdem ist auch ein Gesuch einer Anzahl Neu- städter Bürger an den Stadtrath gelangt, in welchem um Aufhebung oder mindestens Verminderung des Brückenzolles gebeten wird. Der Stadtrath hat hierauf beschlossen, provi sorisch vom 1. April an eine angemessene Herabsetzung des Brückenzolles sowie die Verausgabung von Brückenmarken «intreten zu lassen. Die Verfassungsdeputation wird die Vor schläge des Stadtrathrs prüfen. — Ein ferneres Communi cat des Stadtrathes beschäftigt sich mit der Reorganisation d«S Feuerlöschwesens, aus welchem wir vor der Hand nur hervorheben, daß der Stadtrath die von den Stadtverordneten geäußerten Bedenken hinsichtlich der Organisation der tech nischen Leilung, der Wahl der Commungrundstücke auf der Breitestraße zum Hauptdcpüt*) und der Einrichtung einer Provisorischen Tagesfeuerwache anerkannt und deshalb dessen Wünsche zu berücksichtigen erklärt hat. — In einer früheren Sitzung wurde beschlossen: Die Zahl der unbesoldeten Stadt- räthe von 12 auf 14 zu erhöhen. Der Stadtrath meint: es wäre aus verschiedenen Gründen angemessen, 15 unbesoldete Stadträthe zu wählen. Das Collegium giebt hierzu seine Zu stimmung. In gleicher Weise beschließt es auf Vorschlag der Derfafsungsdeputaiion, dem gerechtfertigten Anträge de» Stadt nah«» wegen Aufhebung der gemischten DeMcmoüeti für'dir Stadtwaagc- und Niederlagsanstalt Statt zu geben. — Zur Herstellung breiterer Trottoir» auf der großen Ziegelgasse (vis-a-vis dem Schulgute), als nach gesetzmäßiger Vorschrift notwendig ist, haben die betreffenden Hausbesitzer einen Zu schuß aus der Stadtkasse erbeten. Er wird heute in Höhe von 99 Thlr. bewilligt. — Die Polizeidirection hat in einem Schreiben an den Stadtrath auf die Nothwendigkcit einer Verbesserung der Gasbeleuchtung auf der Bautznerstraße auf merksam gemacht. Der Stadtrath, der ebenfalls das Mangel hafte dieser Beleuchtung eingesehen, hat sich hierauf entschlos sen, 13 Candelaber auf der Bautznerstraße aufstellen zu lassen. Hierzu ist in Summa ein Kostenaufwand von 1600 Thlr. er forderlich, den das Collegium heute bewilligt. — Angesichts der bei den Gasarbciten oft epidemisch auftretenden Krank heiten hat der Stadtrath vor mehreren Jahren eine Kranken kasse für dieselben gestiftet. Hierüber lagen dem Collegium heute die Rechnungen auf die Jahre 1856—1861 vor. Die selben weisen «ne Einnahme von 3529 Thlr , eine Ausgaben summe von 2658 Thlr., mithin einen Ueberschuß von 871 Thlr. nach. Die Rechnungen werden justificirt. — Der große An drang des Publikums bei der Sparkasse hat den Stadtrath veranlaßt, bis zum 1. Mai auch Nachmittags von 4—6 eine Expeditionszeit einzurichten. Um die dadurch gehäuften Ar beiten zu bewerkstelligen, ist die Anstellung eines Hilfsarbeiters nothwendig. lieber die Frage, ob diesem eine tägliche Re muneration oder ein fester Gehalt gewährt werden solle, ent spann sich eine kleine Debatte, nach deren Schluß die Bewil ligung von 25 Thlr. als fester Gehalt gegen 2 Stimmen beschlossen wurde. Einstimmige Annahme fand der An: rag der Finanzdeputation: den Stadtrath zu ersuchen, Einrichtun gen zu treffen, durch welche die bisherigen Unzuträglichkeiten im Expediren beseitigt werden. — Zur vollständigen Einrich tung der zweiten Gasfabrik in Antonstadt werden heute noch einige kleinere Postulats bewilligt, so daß nun diese Anstalt der Stadt Summa Summarum die beträchtliche Summe von 230,876 Thlr. kostet. Dieser Gesammtaufwand ist aus 12 Positionen zusammengesetzt, welche nach und nach vom Colle gium bewilligt worden sind. — Zur käuflichen Erwerbung einiger in der Grunacr und Blasewitzer Flur gelegenen Par- cellen zu Wafferversorgungszwecken giebt das Collegium nach einer kleinen Debatte seine Zustimmung, indem eS den darüber ausgestellten Contract billigt. — Die Rechnungen über die Kreuzkirche für die Jahre 1860 und 1861 weisen eine Aus gabensumme von 7613 Thlr. nach, größtentheils für Baulich keiten und Reparaturen. Die Rechnungen werden justificirt, indesirn hat die Finanzdeputation einige Monita prinzipieller Natur zu ziehen sich veranlaßt gesehen, da» Verfahren des Stadtrathes, Postulate über 3000 Thlr. ohne vorherige Zu stimmung der Stadtverordneten zu bewilligen, ferner die pre käre, fast unwürdige Stellung der Kirchner betreffend. — ES ist unfern Lesern bekannt, daß die Frage wegen Errichtung eines Bankinstitutes in Dresden insofern neuerdings in ein ganz anderes Stadium getreten, als der Stadtrath von einer weiteren Verfolgung des ursprünglichen Projektes mit Ueber- nahme der Garantie von Seiten der Stadt absehen zu müssen geglaubt hat. Dieser Ansicht hat sich, auch die vereinigte Finanz- und V>rfassungsdeputation angeschlossen, in der Hoff nung, daß Dresden bald ohne Zuthun der Stadt ein anderes Bankinstitut erhalten werde. In einer kleinen Debatte wird nochmals die Bedürfnißfrage kurz besprochen und schließlich das Gutachten der Deputationen einstimmig angenommen. — Eine für Abtretung des zu Herstellung eines freien Platzes an der großen Oberseergasse nachgesuchte Entschädigung eines hie sigen Bürgers wird genehmigt. — Aus der Mitte des Col legiums wurden in heutiger Sitzung drei selbstständige Anträge eingebracht: 1) Herr Stadtv. von Seutter: den Stadtrath um schleunige Beseitigung des traurigen Zustandes des Ferdi nandsplatzes zu ersuchen; 2) Herr Stadtv. Woldemar Schmidt: die VerfasiungSdeputation mit Berichterstattung darüber zu be auftragen, ob nicht aus humanen und pädagogischen Rücksichten die in hiesiger Commun eingeführte Bezeichnung „Armenschule' in „untere Bezirksschule" oder etwas Aehnliches umgeändert werden solle, und 3) Herr Stadtv. vr. Schaffrath: ebenfalls die Verfassungsdeputation mit Berichterstattung zu beauftragen über die Frage, ob und durch welche Maaßregeln die offen baren Nachtheile der Kindertheater vermindert werden können. Sämmtliche Anträge wurden zum Beschlüsse erhoben. Schließ lich ging man zu einer nicht öffentlichen Sitzung über, nach dem der Vorsitzende, Hofrath Ackermann, das öftere Abhalten geheimer Sitzungen, deren Berathungsgegenstände verhältnihmä- ßig nur äußerst gering seien, motivirt hatte. — Die Fasten haben begonnen. Wären wir gläubige Katholiken, so würde vorgestern d^weiheStirn vom Priester iM einem grauen Aschenkreuze bezeichnet worden sein, denn auf das tolle Treiben des Fasching folgt die Zeit der ernsten Einkehr, wie es jene Satzungen Noms gebieten. Am letzten Abend des Carnevals leuchten noch einmal die Moccoli, die Lichtchen auf und Göthe beschreibt das unvergleichlich schön, wie der Hause sich drängt und wogend die geputzten Damen und Herren umringt, die Kerzen in den Händen tragen, um sie mit gellendem Schrei auszublasen. Das ist ein Tosen und Jauchzen und betäubendes Geschrei: Alles ist nur ein wirrer Knäuel, die Hellen Funken erlöschen im Corso einer nach dem andern — Plötzlich schlägt dis Glocke, die das Ende des Carnevals einläutet — Alles ist still, grabesstill und grabesdunkel — der Aschermittwoch begann — die Lust ist vorüber, die Buße beginnt. Unser ganzes Leben gleicht solch einem Carnevalsrausch, und wir wissen es gut, daß jene un heimliche Zeit für Jeden von uns herannaht, wo die glän zenden Lichtlein auf unscrm Corso verschwinden und uns der dumpfe Ruf in's Ohr tönt: Gedenke daran daß Du zu Asche wirst, wie Du aus Asche entstanden. Wohl uns, wenn wir vorher nur am Bankett mitgesessen haben und wenigstens eine Zeit der Jugendseste kannten! Denn es giebt viele, viele, die „als ungesättigte Gäste vom Festmahl" aufstanden, wie der alte Poet melancholisch ausrufl und denen nie ein Licht ausgeblasen werden konnte, weil ihnen knns leuchtete. (Ref.) — Der im gestrigen Blatte erzählte Vorfall hinsichtlich eines im Plauenschen Grunde verunglückten Knabens hat sich in folgender Weise zugctragen: Neun Knaben, von denen 5 die 1. Armenschule besuchen, sämmtlich aber in den Nachmit tagsstunden bei einem Cigarrenfabrikant in Antonstadt in Arbeit sind, gingen am Fastnachtsdienstage Nachmittags, wo die Cigarrenarbeit ausgesetzt war, nach dem Plauenschen Grunde. Auf den Bergen links des Grundes angekommen, spielten sie Soldaten und darauf Gemsenjäger, wobei sie sich in Distanzen von einander entfernten. Als nach einer Weile der Knabe Z. von den andern nicht mehr gesehen wurde, auch auf wieder holtes Rufen keine Antwort erfolgte, sahen nach längerem Suchen einige Knaben d n Z. regungslos in der Tiefe liegen. Zwei von den Knaben kletterten hinunter und da sie auf wiederholtes Anrufen keine Antwort erhielten, erfaßte sie und die übrigen Schreck und Entsetzen in der Weise, daß sie eiligst nach der Stadt zurückkehrten, ohne in der Nähe der Unglücks stätte irgend Jemandem von dem Vorgefallenen Mittheilung zu machen. Zwei von den Knaben wurden von den übrigen beauftragt, den Eltern des Verunglückten Anzeige zu erstatten; diese aber unterließen es ebenfalls, die Mittheilung in rechter Weise zu machen. Die Eltern waren während der 'Nacht in Besorgniß und Angst und kamen früh zum Schuldirector, um sich Rath zu erholen. Es wurden nun sofort Recherchen an gestellt, und der Knabe wurde in der elften Vormittagsstunde an der Unglücksstätte leblos aufgefunden Der ärztliche Be fund hat gezeigt, daß der Knabe infolge des rapiden Sturze« sich die Gehirnschale verletzt hat und daß sofort der Tod eingetrrten ist. — Der Leichnam wurde von den bestürzten Eltern mit nach ihrer Wohnung genommen und wird von da aus diesen Morgen beerdigt. Ein schwerer Gang — anstatt zur Confirmation des Kindes am bevorstehenden Palmensonn tage — zu seinem frühen Grabe! — Nach dem „Nürnb. Corresp." soll eine Deputation dev Commission der Dantefeier, welche im Mai in Florenz statt finden wird, nach Dresden gehen, um den König Johann von Sachsen, den Vater der Herzogin von Genua, der bekannt lich eine vorzügliche Uebersetzung Dante's ins Deutsche geliefert hat, hierzu im 'Namen des Königs von Italien einzuladen. — Nächsten Sonnabend findet in Brauns Hotel eine Volksversammlung statt, in welcher der jetzt hier anwesende, als tüchtger Redner bekannte Abgeordnete Metz aus Darmstadt über die gegenwärtige politische Lage Deutschlands sprechen wird.' — Pfannkuchen, die mobilen mit Süßigkeit gefüllten Truppen, rückten diesmal zur Ergänzung vom Fastnachts-Con- tingrnt, in ungeheurer Masse an. Nehmen wir nur zu Dresden den Marktplatz an. wo Conditor Trepp die Nordarmee commandirte, des Westens und der Südstaaten gar nicht zu gedenken; schon am Montag kam ein Vortrapp von Sechs tausend, wo es von einem Jeden nur zu bald hieß: „ver schlungen schon hat ihn der schwarze Mund!" Nun aber erst am Dienstag, am Tage der Hauptschlacht; da gingen btt Trepp allein Dreißigtausend in's Feuer; 16,000 den Vormittag und 14000 den Nachmittag. Sie blieben Alle, denn Abends um sieben Uhr war nicht Einer mehr auf dem Platze. Aber noch größer waren die für den FastnachtLmagek bestimmten Bundestruppen der sogenannten Plinzen, die den Train bildeten. Eine hiesige Familie, welche seit Jahren das Livferungsgelchäft besorgt, stellte seit Sonntag bis Donner stag früh allein Zweimalhunderttausend in's Fekd, denen «an ebe» falls wieder nur allzubald die Zähne zeigte. , Natürlich sind hier Unterhändler mit Rabatt im Spiel, der Hauptlieferant aber macht mit diesen Plinzen ein fettes Ge schäft, er nahm dießmal täglich 70 bis 80 Thaler ein, wa» Beweis giebt: daß mit Dingen, die aus der Hefe hervorge- gangen, immer noch Etwas anzufangen ist, wenn sie nur hübsch behandelt werden. > — Vor einigen Tagen wurde auf einem Bauergute in Nenntmansdorf bei Pirna eine ganze Mägdekammer ausg«» räumt und dabei an Geld und Kleidern gestohlen, was nur darin zu finden gewesen war. Der Verdacht der Verübung dieses frechen Diebstahls lenkte sich auf eine frühere Dienst- magd des betreffenden Gutsbesitzers, die sich nach ihrem dor tigen, bereits vor mehreren Monaten erfolgten Dienstaustritt in Pirna eingemiethet hatte. Hier war sie aber nicht aufzu- finden. Wie wir hören, ist es auf entsprechende Anzeige von diesem Diebstahle der hiesigen König!. Polizeidirection gelun gen, die in Verdacht gezogene Dienstmagd hier in Dresden zu ermitteln, wohin sie mit den gesammten Sachen, die sie in Nenntmansdorf entwendet, und die noch unversehrt in ihrem Besitz vorgefunden wurden, ihre Zuflucht genommen hatte. — — Gestern Vormittag fand man in dem Hofraume eines Hauses auf der Bautznerstraße eine unbekannte Frauens person. die dort in bewußtlosem Zustande lag. Ein hcrbei- gerufener Arzt erklärte, daß sie einen Arm gebrochen habe. Man glaubte diese Verletzung und ihren bewußtlosen Zustand von einem Sprunge hcrleiten zu müssen, den sie möglicher Weise aus einer Etage dieses Hauses in den Hofraum herab gethan habe. Allein die Frauensperson dient gar nicht in dem fraglichen Hause, ist auch dort völlig unbekannt. Sie lebt noch, das Bewußtsein hat sich bei ihr noch nicht wieder eingestellt. Sie wurde vorläufig in die Diaconissenanstalt gebracht. (Vor Schluß des Blattes geht uns die Mittheilung zu, daß die Frauensperson die Tochter eines hiesigen Schnei dermeisters ist und sich wirklich aus der dritten Etage der Hauses, in dessen Hof sie aufgefundcn wurde, hcrabgestürzt hat. lieber das Motiv der That verlautet bis jetzt nicht» Näheres.) — — Wie wir hören, sind vorgestern von der Behörde nicht weniger als vier namhafte Betrügereien entdeckt worden, die eine hiesige Ehefrau mittelst Fälschung verschiedener Quit tungsbücher der Neustadt-Dresdner Sparkasse zum Nachtheile von drei verschiedenen hiesigen Pfandleihern verübt hat. Auf jedes der gefälschten Bücher waren im Ganzen nur einige wenige Groschen eingezahlt. Die Betrügerin hat mehrere^ ziemlich hohe Einträge fälschlicher Weise in die Bücher nach- grtragen und dadurch die Betrogenen veranlaßt, ihr auf die Bücher Geld vorzustrecken. B-kanntlich ist gerade diese Art der Betrügereien in der letzten Zeit hier mehrfach zu Tage getreten. — — s Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom L. März. Auf dem Gerichtslisch liegen einige Kleidungsstücke und rin schwarzer Pelz. Ausgezeichneter Diebstahl und Betrug kommt heut zur Lburtheilung und der That beschuldigt ward rin gewisser Andreas Fulk au» Sdier bei Bautzen, 35 Jahr» *) Das Collegium hat s. Z. hierzu den Stadtbauhos vorgeschlagc».