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V IIn.t< r-rs-eivt.^ «Bch früh 7 Uhr- Inserate »«rde» «grn»wm«n: t»ß« bi« «ttta,» LN Uhr: »«rirnftra»« L». Schnitt -.'4 Donnerstag, SZ. Febr. 18SS. in dies. Blatte, d», jetzt in 11.V00 Exemplare« erscheint, finden eiy« ersolgrrichr Verbreitung. Fkonnemmt: vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicherLKq serung in'S Han«. Durch die König!. Post vierteljöhrlich SS Ngr. Einzelne Stummer« ! Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpslh öl Reilhardt. - Verantwortlicher Redacteur: IttllUS Reilhardt. Inseratenpreise: stür den Raum «in« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile r Rgr. -1 Dr«sd-N, dm 23. Februar. ^ Se. Maj. der König hat de« Oberhosmeistrr I. Maj- dkr Kaiserin von Oesterreich, Generalmajor Grafen Königsegg-- Aulmdorf das Großkreuz des Albrechtordens, dem Kammer vorsteher Sr. K. K. Hoheit des Erzherzogs Ludwig Victor, Major Freiherrn v. Wimpffen das Eomthurkreuz N. Clafse ditses Ordens, dem K. K. Rittmeister Grafm v. Merveldt, dem Regserungsrathe Ritter Bayer v. Mörthal und dem Hofeavalier Sr. Durch!, des Erbprinzen von Thurn und Taxi», Freiherrn v. Reichlin-Meldegg das Ritterkreuz des- Ddrn Orden» verliehm. — Vorgestern feierten die Mitglieder de» hiesigen Schwei zervereins Helvetia ihr Stiftungsfest im Saale der Kon versation mit Souper und Ball. Der Verein, an dessen Spitze Herr Professor Hessvle als Vorstand wirkt, wurde vor zwei Jahren gegründet, und bezweckt, hülfsbedürftige Landsleute mit Rath und That zu unterstützen. Das Fest verlief in der animirtesten Stimmung und Toaste sowie Tafellieder in deut scher und französischer Sprache, auch einige deklamatorische Vorträge erhöhten die Freude. Am Eingänge des Saales leuchtete ein Transparent mit den Worten: „durch diese hohle Gasse muß er kommen," und Fahnen, Embleme sowie die 22 schweizerischen Cantonalwappen waren im Saale aufgestellt. Eine besondere Ueberraschung wurde den Tanzenden durch einen riesigen Schweizerkäse von Pappe, welcher mit Cotillon- gegenständen angefüllt war. — Die „Brauerei zum Felsenkeller" hat im letztverflos senen Geschäftsjahr vom 1. Oct. 1863 bis 30. Sept. 1864 mit ungünstigen Verhältnissen zu kämpfen gehabt. Während der Bruttogewinn des Vorjahres sich auf 53,975 Thaler be laufen hatte, erreichte er für das letztverflossene Betriebsjahr nur 45,177 Thlr. Die an die Actionäre zu vertheilende Di vidende, im Vorjahre 8 Prvc., Betrügt-für "diesmal 7 Proc. Das jetzt gebraute Bier wird von den Abnehmern den besten böhmischen und Wiener Bieren gleich geschätzt. — Die 31. Generalversammlung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie soll den 23. März in der Leipziger Buchhändlerbörse abgehalten wirken. Allem Vermuthen nach werden dann die mit der Negierung gepflogenen Verhandlungen so weit gediehen sein, daß über die Ueberyahme des Baues einer Borsdorf - Grimma - Leisnig - Döbeln - Noßwein - Nossen - Meißner Eisenbahn seitens der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie Beschluß gefaßt werden kann. — s. In einer am Dienstag im Saale der Harmonie von Frl. Elwira Kleinjung (Schülerin von Fr. Börner San- drini) veranstalteten ülalinee musicalo lernten wir in der ju grndlichen Concertgeberin eine Sängerin von schöner Bega bur g und trefflicher Schule kennen, und bekundete die Stimme in dem Vortrag der Arie aus dem „Barbier", der Romanze aus „Robert", des Duetts von Rossini „Illira la disoo« luns" und zweier Lieder „kvlioo aottv" von Neissiger und „Ich muß nun einmal singen" von Taubert Sicherheit und Reinheit. Die Herren A. Weiß, A. Casorti und B. Jeremias unter» stützten die junge Künstlerin, elfterer durch Gesangs-, die beiden anderen durch Vorträge auf der Violine und dem Piano, die bei dem zahlreichen Auditorium sich der beifällig sten Aufnahme zu erfreuen hatten. — I. Zweites Theater. Dienstag den 21. Februar wurde die schon in vielen Städten heimische Berliner Origi nal-Posse „Pech-Schulze" vor dicht gefüllten Zuschauerräumen zum ersten Male in Dresden gegeben. Diese Posse, von dem gleichen Verfasser und Componisten — H. Salingrv und A. Lang — wie die 67 Wiederholungen erlebt habende Posse „Viel Vergnügen" geschrieben, wird ohnstreitig beitragen, den von unS vor einiger Zeit dem zweiten Theater angedeuteten, jetzt hell geleuchteten Glücksstern, auch fernerhin fortglänzen zu lasten, da die höchst günstige Aufnahme, welche dieses Stück bei seiner ersten hiesigen Aufführung gefunden, zu dieser An nahme berechtigt. Der Zweck der Posse, durch Scherz und Laune zu unterhalten, wenn auch als Hülfsmittrl dazu einige Uebertreibüngen gelten muffen, ist sicher im „Pech-Schulze" mit seinen drei Abtheilungen und sieben Bildern zu finden. ES würde zu weit führen, wollten wir den mannigfaltigen Inhalt de- Stückes erwähnen, es möge daher genügen, wenn wir zuerst auf die höchst geschmackvolle Jnscenirung aufmerk sam machen und das schon am ersten Abende der Aufführung obwaltende gute Ensemble erwähnen. Die Titelrolle Pech- Schulze wurde von Dir. NeSmüller mit glücklichster Jndivi- dualisirung und mit dem ganzen Fond seines trockenen, dabei wirksamsten Humors unter großem Beifall gespielt. Höchst loben-Werth wurde er dabei durch Herrn Kiefer als Müller, Frau Kern als Repräsentantin einer sogenannten bösen Sieben, Frln. Weihrauch als Minna und Hrn. Stein als Musketier Schulze 'unterstützt. Ebenso wußten die Herren Himmel (vor- tzlWch als Lauf-Schulze) und Herrmann, und die Frln. Hirt .. - . und Sommer ihre Rollen lebhaft und der Situation angeS messen beifällig zu spielen. Was die in „Pech-Schulze" zum großen Theil wohl lokalisirten und eine recht gesunde poli tische Färbung tragenden Couplets betrifft, so wurden sie mit besonderem Applaus ausgenommen und wollen wir nur das GasthauScouplet im zweiten Bilde und das Kegelcouplet im dritten Bilde als recht wirksam erwähnen. Auch die neuen Decorationen — von den Herren Mebert und Schulze ge malt — im dritten, fünfte» und siebenten Bilde, nebst der Schluß-Decoration (Triumph-Halle) mit der riesigen Germania, tragen bei, die Ausstattung dieses neuen Caffenstückes zu em pfehle». Der im letzten Bilde verkommende Fahnenzug mit der soeben erwähnten Schluß-Decoration wurde mit einem un endlichen Beifallssturm begrüßt, wie auch schließlich mehrfach die Hauptdarsteller lebhaft gerufen. — -j- Heute Abend wird Herr Restaurateur F. Zscheyge im Hofbrauhause seinen Gästen eine besondere Ueberraschung bereiten. Er will Jedem ein Andenken an die diesjährige Bockbierzeit verehren. — Der gestern erwähnte Verkauf des Hotels zum „Eng lischen Hof" auf der Landhausstraße erweist sich nach Ver sicherung des Herrn Besitzers als unbegründet. — Der Zustand, in den Dresdens Straßen durch einen einiger Maaßen starken Schneefall versetzt werden und in dem dieselben so lange verbleiben, bis ein ganz entschiedenes, min destens mehrere Tage ununterbrochen anhaltendes Thauwetter eingetreten ist, läßt die Durchführung vcrkehrspolizcilicher Maßregeln leicht in Härten ausarten. Der Beweis hierfür läßt sich täglich, namentlich auf den belebteren Straßen, lie fern. Auf Trottoirs sollen u. A. bekanntlich nicht Frauen mir Tragkörben gehen. Nun sehe man sich aber den Zustand der Straßen. an, unmittelbar neben den Trottoirs. Dort fin det sich außer dem neugefallenen, zunächst der von den Trot- Loirr weg» Lmd vcchtnass geOmfin^Bchnre, und; trügen nicht alle Zeichen, so ist vielfach aus den Hofräumen entfernter Schnee mit mancherlei, nicht gerade reinen Beimischungen da hin abgesetzt werden. Nun betrachte man die Fußbekleidung .der Frauen. Sollen dieselben, belastet mit Tragkörben, ihren Weg neben den Trottoirs nehmen, so müssen sie in den Schnee masten, deren Zustand eben beschrieben Purde, versinken. Denn nach der Fahrbahn können sie sich um deswillen nicht hinüber wagen, weil diese nur die Breite von zwei sich begegnenden Fuhrwerken hat. Man fragt daher wohl mit Recht, ob es wohl mit den Humanitätsgrundsätzen vereinbar erscheint, unter so bewandten Umständen bez. Zuständen der Straßen die ge dachte verkehrspolizeiliche Bestimmung strict durchzusühren?— —Die Gesammtzahl der im Arbeitshause zu Zwickau Detinirten betrug im Januar d. I. 959 Mann. Im Monat Februar sind 88 Sträflinge zu entlasten. — Am 17. d. M. Vormittags verunglückte beim Fällen einer Fichte im Forstrevier zu Reichenbach der 56 Jahre alte Zimmcrmann Gülduer aus Obermarbach so, daß er an den erhaltenen Quetschungen verstarb. Er hinterläßt Frau und 7 Kinder. — In der Nacht vom 18. bis 19. d. M. brannte ein Seitengebäude des Gutsbesitzer Schubert in Jößnitz nieder, wobei in den Flammen 1 Schwein und 4 Tauben mit ver brannten. — In gleicher Weise ward am 20. d. Bk. Abends in Zschopau ein zur Holzessigfabri! des Webermeister Mazinius gehöriges Gebäude eingeäschert. — An demselben Tage ent stand in den oberen Räumen des Wohnhauses des Gutsbe sitzer Wolf in Reichenberg ebenkalls Feuer, wodurch der ganze Hof, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Schuppenge bäude, uiederbrannte. Das Feuer griff so schnell um sich, daß nur das Vieh, bis auf 3 Schweine, die mit verbrannten, her- auSgebracht werden konnte. — Auf der Station Gößnitz fiel am 20. d. M. ein Bremser Namens Sachst unter einen rollenden Eisenbahnzug, der ihm beide Beine abschnitt und dem Unglücklichen sofortigen Tod brachte. — In der Börsenhallc hat vorgestern Abend ein unbe kannter Dieb den noch ziemlich neuen Ueberrock eines hiesigen Ha»dlungsdieners annectirt, und dagegen seinen abgetragenen Flausrock zurückgelasien. — — 4 Oefsentlichr Gerichtsverhandlung vom 22. Februar. Heut tritt ein Mann in den mittleren Jahren vor den Gerichtshof hin, aus dem man eigentlich seinem Beneh men nach nicht recht klug wird, da er bald weint und bald acht, dabei aber Alle- in Abrede stellt, dessen er beschuldigt ist. Auf dem Gerichtstisch liegen außer einem ledernen Schurz ell noch ein Paar alte Pantoffeln. Daneben steht ein Ci- zarrenkistchen mit einer kleinen Partie Cigarren. Vier Zeugen rnd erschienen, darunter der Verletzte. Der Angeklagte ist der Handarbeiter Carl Gottlieb Gräfe aus Rippien. Er ist 33 Jahre alt, vkrhrirathet, Vater von drei Kindern, und wurde er schon früh« wegen Diebstahls, später auch einmal wegen Beleidigung bestraft. Auf dem sogenannten Windberge stand vorigen September eine zum Straßenbau gehörige Arbeitsbudst darin lag das Arbeitszeug der Leute, in der Woche selb schliefen auch Einige darin, die zu weit nach Hause hatten. Von Sonnabend Abend aber bis Montag früh schlief Niemand darin. Da war die Bude verschlossen. Am Morgen des 3. Oktober 1864 wurde die Bude erbrochen gefunden und bemerkt, daß darin ein Diebstahl begangen war und zwar ein ausgezeichneter; denn das eine Fenster war eingedrückt ES fehlten ein Kistchen mit 200 Stück Cigarren, eine Staubbürste, 2 Ngr. Werth, 2 Kannen Oel zu 20 Ngr., ein steinernes Sahnkännchcn für 1 Ngr., ein Kopfkiffen zu 20 Ngr., ein Füßchen mit einigen Kannen Spiritus zu 32 Ngr. und eist Schurzfell, 1 Thlr. 10 Ngr. Werth. Die Cigarren sollen 39 Ngr. Werth sein, es sind aber von den 200 Stück nur noch etwa 20 bis 25 da. Gräfe soll nun der Dieb sein,' was er entschieden in Abrede stellt. Er sagt: „Ich war an jenem Abende zu Hause und zwar von 6 bis 101 Uhr Abend war ich bei meinem Stubennachbar!' Als der Vorsitzende ihm vorhält, daß diese Leute gerichtlich vernommen worden seien, aber nichts davon wußten, ja, daß sogar seine eigne Frau nichts davon wüßte, bricht er in Lachen aus und rufh „I das ist ja gar nicht möglich!" Bei der in seiner Wohnung stattgchabtcn Aussuchung fand man die beiden Pantoffeln vor, die heut vor uns liegen. Sie gehören dem Zeugen Salomon, der erkennt sie wieder, aber auch der Zeuge Carl Gottlieb Knösel, Schuhmacher und Handarbeiter, sagt, er habe diese Pantoffeln, die hier vor Gericht liegen, selbst gearbeitet. Er erkenne seine Arbeit wieder. Da gerade hierauf viel ankommt, so ermahnt Herr Staatsanwalt Held den Zeugen, wohl zu bedenken, daß von seiner Aussage es abhänae, ob der An geklagte in's Arbeitshaus müsse, oder nicht. Der Zeuge bleibt aber fest dabei stehen. Gräfe will die Pantoffeln gefunden haben, obgleich er früher ausgesagt, er habe sie einmal auf dem JvhanniSmarkt zu Dresden gekauft. Am 2. Oktober traf er auf einem Berge bei Neu-Welschhufe mit dem anwesende» Zeugen, dem 20 jährigen Maurergesellen Eduard Julius Göl ler, genannt Ernst aus Neu-Coschütz zusammen. Letzterer soll hinter einem Strauche ein Kistchen Cigarren und ein Schurz fell versteckt gefunden haben. Göhler sagt, er habe die Sachen dort gefunden, während des Pilzesuchens. Er will diese Gegenstände dem Gräfe von Weitem gezeigt haben, Letzterer soll etwas verlegen gewesen sein. Gräfe leugnet, Göhler soll im Gegentheil ihm aus dem Wege gegangen sein. Heute ruft er laut dem Zeugen in's Gesicht: „Das ist nicht wahr, Sie sind ein Lügner!" Er wurde zur Ruhe verwiesen. Der letzte Zeuge, der 34 jährige Handarbeiter Gottlieb Ebert hat manch mal bei Salomon mit gearbeitet. Ihm ist eben das Kopf kissen und das Schurzfell gestohlen worden. Das Kopfkissen ist nicht wiedererlangt. Er kennt das Schurzfell wieder, er erkennt es an einem Loche auf der Hinteren rechten Seite und daran, daß der Halsriemen von demselben Leder ist, als das Ganze Gräfe ist aber noch des Forstdiebstahls beschuldigt. Er soll auf Poffendorfer Flur eine Partie Stangen aus dem Walde gestohlen haben. Das Stück ist auf 1 Ngr. taxirt. Da die Stangen bei ihm im Garten vorgefunden wurden, so gesteht er diesen Diebstahl allerdings zu. Staatsanwalt Held documcntirt die Ausrechterhaltung der Anklage und beantragt die Bestrafung Gräfe's wegen ausgezeichnete« und Forstdieb stahls. Das Urtel gegen Gräfe lautete auf 6 Monate 3 Tage Arbeitshaus. TageSgeschichte. Stuttgart, 20. Febr. Ein gräßliches Unglück hat gestern unsre Stadt Hein gesucht und verbreitet heute noch Entsetzen in allen Gemüthcrn, wobei, was die Zahl der zu Grunde gegangenen Menschenleben betrifft, die übertriebensten Gerüchte gehen. Doch ist die einfache Wahrheit schon traurig genug. Um s6 Uhr gestern Abend vernahm man in ver schiedenen Gegenden der Stadt einen — je nach der Wind richtung — mehr oder minder starken Knall, wie wenn eine Kanone losgeschossen würde. Bald ertönte Feuerlärm, der jedoch schnell wieder verstummte. Es hatte eine Gasexplosion in dem Hause Nr. 6 der Eßlinger Straße stattgcfunden, die das ganze Haus so übereinand r gestürzt und in Trümmern gelegt, daß kein Stein mehr auf dem andern stand. Vier Menschenleben sind zu Grunde gegangen und mehrere Per sonen mehr oder minder erheblich verletzt. Die Gewalt der Explosion war so furchtbar, daß bis auf mehr als 500 Schritte weit durch den Luftdruck die Fensterscheiben der Nachbarhäuser eingedrückt wurden; nickt bloß in der Eßlinger Slaße, sondern selbst über den Leonhardsplatz hinüber in der untern Hauptstätterstraße. Zu beklagen ist außerdem die Zertrümmerung eines erst im vorigen Jahre von einem Pri» vatmann gestifteten gemalten Kirchcnfensters der St. Leon hardskirche, die Himmelfahrt Christi darstellend. Unter dm Tobten ist die Frau des Hausbesitzers Flaschnermeisters Dirtz, I! j: j 8