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Nr. 5L. Zehnter Jahr-. Mcheiill: Täglich früh 7 Uhr. Inserate Wirten arigc:,r»»n«n: kitLl>r!itö6,Lonn. lagö t^s Mittag» 12 llbr: Marrrnlraßc 13. -l,'.>ng ::: 1:c' B!a::c, d»e j.y: >n Ercinxtiiea «r'ilc.nt, finden eine nsttgre-chr Lerl-erlung. Mittwoch, SL. Febr. 18«». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. /konnement: vierteljährlich 2vNg^ bei unentgeId!ichcrL'a>> Irrung in'» H:»k. Durch di« -i'nigl. Post vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummer» I Ngr. Inseraten preise: Für de« Raum einer gespaltenen Zeile: t Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenkhum der Herausgeber: Oiepsch 4k Nklchardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Rellhardt. Dresden, den 22 Februar. — Ce. Maj. der König hat genehmigt, daß der Mini- fierialrath im Ministerium des Königlichen Hauses, Geheime Hosrarh Bär, das von Sr. Maj. dem Könige von Bayern ihm verliehene Eomthurkreuz des k. bayerschen Verdienstordens annehme und trage. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist vorgestern Abend nach Darmstadt abgcreist. ^ M» — Bei den Festlichkeiten, welche aus Anlaß der am königlichen Hofe stattgefundenen Vermählung die Residenz jüngst gesehen, erregten stets der reiche Blumenschmuck, in welchem die Toiletten der Domen glänz en, sowie die aus den prachtvollsten Blumen und Pflanzen hergestcllten oft wahrhaft bezaubernden Dekorationen in den Festräumen Bewunderung. Einem umlaufenden Gerüchte zufolge, sollten die allerhöchsten und höchsten Herrschaften, die zu diesen Festen verwendeten Blumen von auswärts, von Paris und Wien bezogen haben. Das ist unrichtig. So groß auch der Bedarf an kostbaren und seltenen Blumen in den letzten Tagen hier gewesen, aus dem Auslande ist nichts dazu geliefert worden. Dresdens Kunstgärtner haben fast Alles zu schaffen vermocht und na mentlich bat Lüdicke's bekannter Wintergarten einen sehr gro ßen Theil hierzu beigetragen. So hat Herr Lüdicke u. A. geliefert: ein Bouquet weißer Rosen für Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Sophie zum 11. Februar, die Blumen garnitur aus dem Kleide Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich bei dem Ballfeste des kaiserlich österreichischen Ge sandten (40 rothe Camellicn, jede in der Mitte mit einem Brillant geziert), sowie ein kostbares Nosenbouquet für Ihre kaiserliche Majestät, das Allerhöchstdieselbe nach Wien mit genommen; ebenso war das auf gedachtem Ballfeste so sehr bewunderte „Palmencabinet" der Kaiserin, mit schwebenden Colrbris und kostbaren Rosen, und ein als Decoration ver wandtes Riesenbouquct von Camellicn, sowie ein Bouquet von Weißen Camellicn, welches Ihre Majestät die Kaiserin auf dem Ballfestc des Herrn Staatsministers v. Bcust trug, aus Herrn Lüdicke's Etablissement hervorgegangen. (Dr I.) — Die zu Beobachtung des Elbeisganges:c. abgeordnete Deputation von Strombaubeamten hat gestern Mittag gegen 1 Uhr ihr Beobachtungslocal (in Helbig's Restauration am Thcaterp'atz) wieder verlassen — ein Beweis, daß bei dem neu cingcrretenen Frost eine Gefahr für jetzt nicht zu er warten ist. — Unsere beiden Bürgcrgcsellschaften, das Altstädtcr Bürger-Casino und das Bürger-Casino von Neustadt-Dresden, veranstalten zum Schluß des diesjährigen Carnevals große Maskenbälle. Die erstgenannte Gesellschaft wird denselben morg:n Donnerstag den 23.) in Brauns Hotel abhalten und hören w.r von sinnigen Veranstaltungen, brillantem Aufzug mit eingewebtcm Ballet, Bilder aus der Zauber- und Gnomen- Welt :c. DaS Tanz-Arrangement hat Herr Plagge über nommen Die Maskerade des Neustädter Bürger-Casino findet in Mcinhrlds Etablissement nächsten Sonntag den 23. Febr. in gleich solenn r Ausführung statt. Wir sind überzeugt, daß beide a.rrenommirte Gesellschaften, wie alljährlich, reich besucht sein werden. — Am Piontag Abend beging, wie alljährlich, der von Herrn l'. Kadner gegründete „Verein der Freunde der diäte tischen Heilkunst und für Gesundheitspflege" seinen Stiftungs lag zum achten Male durch eine allgemeine Versammlung. Der Jahresbericht, sowie besonders der Bericht über die von dem Vereine erschaffene diätetische Klinik befriedigte allgemein, insofern sie mit so geringen Mitteln so viel Gutes als Wohl- rhätigkeirsanstalt stiftet, welcher die Herren 0. Kadner und O. Baumgarten in so uneigennütziger Weise Zeit und Mühe opfern. Den Schluß machte ein trefflicher Vortrag des Herrn ü. Stelle gegen die Kindertheater, und durch den lauten Beifall, den alle Anwesenden demselben spendeten, zeigte der Verein auch von seinem Standpunkte aus. wie er sich den bereits öffentlich gegebenen Urtheilen, besonders auch dem des pädagogischen Vereins, über den genannten Gegenstand an- schließt. — Sachsen liefert der deutschen Nation die besten Dienst- männcr. Das Dienstmanninstitut „Expreß" in Dresden und Leipzig hat eine Auszeichnung erhalten, auf die es stolz zu sein Ursache hat. Von Bremen aus. wo bekanntlich im Som mer das große deutsche Schützenfest gefriert wird, wendete man sich schriftlich nach Dresden an die Mrection des ge nannten Instituts mit dem Ersuchen, eine bedeutende Anzahl Dienstmänner zu dem Schützenfest nach Bremen adzugeben. In Dresden aber glaubte man dies nicht thun zu können, weil daselbst gleichzeitig das große Sängersrst gehalten wer ben soll. Bremen ließ sich indeß nicht crbschrecken, rS wollte zu seinem Fest erprobte Dienstmänner, es wollte keine anderen als „artige Sachsen" haben. Es sandte deshalb ein paar Abgeordnete mit der Weisung nach Dresden und Leipzig, unter keinen Umständen eine abschlägige Antwort anzuneh men. Und cS ist in der That ein Uebereinkommen abge schlossen worden, nach dem zu dem Schützenfeste 300 Dienst männer — 100 aus Leipzig, 200 aus Dresden — nach Bremen mit einem Extrazuge gehen werden Sie haben dort nur die Bedienung der Gäste in den Zelten :c. Auch zahlt Bremen 1000 Thlr. Entschädigung, wenn es von dem Ver trage abgehen sollte, wie auch die Direktion des Instituts „Expreß" 1000 Thlr., wenn sie die übernommene Verpflich tung nicht erfüllt. —r?. Dresden, den 21. Februar. Wenn das gestrige Concert des Herrn ll. Satter nicht so befriedigte als das erste, so lag es meist an der Wahl der vorgetragenen Musikstücke, die sich weniger für den Concert-Vortrag eigneten. Kein anderer Virtuos würde an einem Abend alle diese Com- positionen von Beethoven (Sonate Op. 10, 3), Chopin (drei Mazurka's Op. LO), Schumann (Krcisleriana Nr. 5 u. 8) und Mendelssohn (Scherzo in b'iz-mvll) genommen haben. Herr v. Satter bewährte zwar abermals seinen glänzenden Ruf in Hinsicht der aus gebildetsten Technik, Sauberkeit, Ele ganz und Geschmack; allein in der herrlichen Sonate und den weniger gefälligen Mazurken von Chopin vermißte man doch die Frische und Wärme des Vortrags, auf welche das zu schleppende Tempo im Largo nachtheilig einwirkte. Die Zu hörer wurden nicht genug für diese Tonschöpsungen interessirt und erwärmt, daher der meist laue Beifall bei den oben ge nannten Stücken. Wo aber dem Herrn Concertgrber Gelegen heit gegeben war, seine glänzenden Eigenschaften zu entwickeln, wie in der Paraphrase über „Einsam bin ich" und Bachanal von Fritz Spindler (zwei ansprechende, aber schwierige Com- positionen), und wie in den eignen Compositionen, da fehlte es nicht an rauschendem und Heimischem Beifall. Sein OpuS 18, der Walzer „Cer dellvs öv Kevrzoiie", zählt schon längst zu den Lieblingsftücken der Pianisten. Unterstützt wurde der Herr Concertgeber von der K.^Hofschauspiclerin Fräul. Wolfs und von Fräul. Lina Dittmarsch, welche Letztere an Stelle des behinderten Herrn Hofopcrnsängers Scann einige Gesang- stücke übernahm. Daß Fräul. Wolfs nach der klassischen Beethoven'schen Sonate einen Schwank, „die Thomasnacht", declamirte, schien uns unpaffend. — Zu gleichem Zwecke, wie vor einiger Zeit vor ge wissen Häusern auf der kleinen Kirchgaffe, ist jetzt ein Gens- darmericposten täglich vor dem Hause kl. Schießgasse Nr. 8 postirt. Es soll vor einigen Tagen Abends ein ängstliches Schreien aus einem Fenster vernommen worden sein. — Das hiesige britische Hotel ist dieser Tage für 100,000 Thlr. an den Grafen Thun verkauft worden. Es soll dort in erster Etage eine böhmische Bierniederlage der Bodenbacher Brauerei in großartigem Maaßstabe errichtet werden. — f Das rothe Dirnstmann-Jnstitut hat soeben etwas erfunden, um dem Publikum eine neue Bequemlichkeit zu bie ten Seit gestern sind im Bureau des Instituts gelbe, ele gante Briefcouverts zu haben, auf deren Außenseite gleich die Dienstmannsmarke aufgeklebt ist. Der daran befindliche Cou pon wird blos abgerissen, der Brief in das Couvert gesteckt, adressirt und somit verschwindet der eilende Bote an den Ort seiner Bestimmung. Das Suchen nach Geld, das lästige Wechseln fällt weg. Das Couvert ist also eine kostenlose Zugabe für dar Publikum, dem durch diese neue Einrichtung eine Verkehrs-Erleichterung verschafft ist Die Couverts tragen die Devise: „Expreß-Compagnie. Dresden Frei per Expressen." — Eine bekannte Industrie gewisser Schwindler, vor der' wir schon früher zu wiederholten Malen gewarnt haben, besteht darin, daß dieselben sich irgendwo einmiethen und aus dem ermietheten Logis bei der ersten besten Gelegen heit wieder verschwinden, natürlich unter Mitnahme verschie dener Sachen, die sie vorher in möglichst großer Menge ihren Wirthsleuten entwendet Ein derartiger Jndustrierittcr soll sich auch dermalen wieder in unserer Stadt eingenistct und bisher stets mit Glück dies Geschäft betrieben haben. Wir wollen nicht unterlassen, auf ihn hiermit ganz besonders auf merksam zu machen, — f Es drängt den Einsender einen Fall menschlicher Rohheit zu erzählen. Ein Dicnstmann hatte einen» jungen Mann aus dem Johannisplatz eine Katze zum Verkauf aus geboten. Letzterer kauft sie, die lebendige Katze wird gewogen, sie wiegt Pfund. Pro Pfund werden circa 30 Pfg. be zahlt. Das Geschäft war glatt, die Katze wußte nun, an wen sie sich zu halten hatte. Sic wanderte mit in die Woh nung ihres neuen Herrn auf die Amalienstraße. 'Nun wirk» Jeder glauben, die Geschichte ist gut, die Katze soll Mäuse fangen, oder im schlimmsten Falle, wenn sie fett ist, geschlach tet und verspeist werden. Das hätte nichts zu sagen; ein Katzenleben, obgleich zäh, wenn es auf anständigem Wege seit» Ende erreicht, kann und muß einmal aufhören Die Katze hatte Hunger, der Besitzer gab ihr zu fressen und hatte sie dabei am Strick. Die Katze mochte ihm aber zu lange fressen, kurz und gut. mit einem Ruck zog er den Strick zusammen und erwürgte so langsam das hungrige Thier, das ihm nicht- zu Leide gethan. Die Katze wurde bald entledert, nicht aber etwa verspeißt, nein, nur muthwillig den guten Freunden auf den Rücken gehauen und dann auf den Mist geworfen. Ein widerlicher Zeitvertreib eines gebildeten Menschen! Name« solcher mulhwilliger Thierquäler müßten öffentlich genannt werden! — Die königl. Kreisdirection zu Leipzig macht bekannt^ daß Seilen des Gerichtsamtes im Bezirksgerichte zu Leipzig auf Confiscation und Vernichtung sämmtlichcr Vorgefundenen und etwa noch auszusindcnden Exemplare deU vorgeblich zu London 1864 in Winterhoff's Selbstverlag erschienenen Druck schrift: „Mit Skorpionen statt mit Ruthen" re. wegen ihre« verbrecherischen Inhalts und auf Confiscation und Vernichtung der von dem vormaligen Buchhändler und jetzigen Buchfahrer Günther Friedrich Adolf Neuse in Leipzig verlegten beiden Preßerzcugniffe: „Leben und Lieben der Grisettenwelt von Al fred Delorque" und „Leben und Lieben der Lorettenwelt von Alfred Delorque" wegen ihres gegen Bestimmungen des Straf gesetzbuchs verstoßenden unsittlichen Inhalts rechtskräftig erkannt worden ist, und daß hiernach jede fernere Verbreitung oder öffentliche Ankündigung der vorgenannten Preßerzcugniffe bei Vermeidung der in tz 6 des Preßgcsetzes angedrohten Strafe verboten ist. — Leipzig. 20. Februar. Durch den in neuerer Zeit bemerkbar gewordenen Mangel an verfügbaren juristischen Ar beitskräften hat sich das Justizministerium veranlaßt gesehen/ den Gerichtsvorsiiindrn der Kgl. Untcrgerichte in einer Genr- ralverordnung vom Februar a. c. anzuempfehlen, solche schriftliche Arbeiten und andere Besorgungen, welche nicht noth- wendig Nechtskenntnisse und juristische Befähigung erfrrdern, thunlichst Expedienten zu übertragen. Diese Maßnahme de- kgl. Justizministeriums verdient volle Anerkennung; denn wäh rend seither juristische Beamte, Actuare, auch zu Arbeiten ver wendet wurden, deren Expedirung gar keine juristische wissen schaftliche Vorbildung erfordert, wie z. B. die Ausfertigungen) das Liquidsten, das Abhallen von Auktionen und dcrg!. lite rarische Handlangerarbeiten, so wird nunmehr bei einer ange messenen Verwendung juristischer Arbeitskräfte, eine Vermin derung juristischer Beamter möglich sein, durch die hierdurch Vzstltcn Ersparnisse aber die Lage Einzelner verbessert werden wnnen und die Stellung selbst eine würdigere werden. * In den musikalischen Kreisen wird es überraschen, daß der Violinvirtuose Joachim in Hannover seine dortige Stelle, bekanntlich die glänzendste und am freiesten gestellte Concert- meisterstclle in Deutschland, gekündigt hat. Das Motiv ist nicht in einer Uebereilung, sondern in einem zwingenden Ehrenpunkt zu suchen. Joachim hatte auf amtlichen Auftrag den Violinisten Grün (früher in Weimar) ausgewählt, uin in eine erledigte Kammcrmusikusstelle in Hannover einzutretew und mit Ermächtigung der Intendanz demselben die betreffende: Zusage gemacht. Nachdem nun Herr Grün seit zwei Jahren in der hannövcrschen Kapelle — vorerst probeweise — ge dient hat, forderte Joachim endlich dessen feste Anstellung alL Erfüllung der cingegangcncn Verbindlichkeit. Diese ward verweigert und als Grund dafür ein unübersteiglicher Wille angegeben, keine Bekenner der jüdischen Religion in der Ka pelle haben zu wollen, obwohl keine gesetzliche Einrichtung und kein kirchlicher Dienst eine Frage nach der Konfession der Kapcllmitgliedcr veranlassen kann. Joachim — der noch selbst vor wenigen Jahren dem jüdischen Glauben an- gehörte — findet rn der tatsächlichen Verläuguung sei nes Auftrags einen gebietenden Grund, seine Entlassung zu nehmen. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch den 22. Febr. 1865. Nachmittags 5 Uhr. Tages ordnung: 1) Directorialvortrag aus der Registrande. 2) De- putationswahleu. 3) Vortrag der Berfassungsdcputation über die Frage wegen Vermehrung der unbesoldeten Stadtraths mitglieder. 4) Vorträge der Finanzdeputation über s) den Haushaltplan für das Jahr 1805, b) die bevorstehenden Er weiterungen in der Gasbeleuchtung, «;) die Gewährung eines Zuschusses zur Herstellung breiterer Trottoirs an der großen Ziegelgasse, die Verbesserung der Gasbeleuchtung auf der Bautznrr Straße, e) eine Rcchnungsangclegrnhcit. 5) Vor träge der vereinigten Verfassungs- und Finanzdcputation über r.) die Erwerbung einig.r P'-.z Vn zu Wasserversorgungs- Zwecken rc., t>- die Angelegenheit wegen Errichtung eines Bankinstituts in Dresden re. o- Verträge der Petstions- depuiatto.r Zum Schluffe geheime Sitzung. — In Neuharrstn brannte in der Nacht des 16. d. M.