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Dresden, den 12. Februar. — 6e. Maj. der König hat genehmigt, daß der Crimi- ualpolizeicommiffar llr. jar. Urban und der Fremdencommis- sar v. Bose hiersrlbst den ihnen von Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annen-Orden 3. Clasie anneh men und tragen. — Das Dresdn. Journal berichtet noch über die An kunft Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich: Zum Em pfange Merhöchstderselben waren Se. Majestät der König, Ihre Majestät die Königin Marie, Ihre königl. Hoheiten die Frau Kronprinzessin und Prinz und Frau Prinzessin Georg, Se. k. k. Hoheit der Großherzog Ferdinand von Toscana und Se. königl. Hoheit Prinz Gustav von Wasa im Bahnhöfe anwesend. Von dem Bahnhofsgebäude Wehlen Flaggen in den sächsischen Farben und vor dem königlichen Empfangsalon bedeckten kostbare Teppiche den Perron, auf welchen, soweit es der Raum gestattete, das Publikum gegen von der königl. Staatseisenbahndirection (welche Herr Finanzrath Freiherr v. Weber vertrat) verabfolgte Eintrittskarten zugelafsen wurde, während außerhalb des Bahnhofes eine überaus zahlreiche Menschenmenge der Ankunft der Kaiserin harrte. Als der Zug Halt gemacht hatte, traten Se Majestät der König an den kaiserlichen Salonwagen, küßten Ihrer kaiserlichen Majestät im Aussteizen be» der Begrüßung die Hand, worauf die hohe Frau zunächst Ihre Majestät die Königin Marie, die Frau Kronprinzessin und Frau Prinzessin Georg auf's Herzlichste umarmten und sodann die übrigen höchsten Herrschaften be grüßten. Die Kaiserin, deren blühendes Aussehen und leut seliges Wesen allgemein erfreuten, trugen ein schwarzes Kleids eine schwarze pelzverbrämte Sammtmantille und einen braunen Hut. Se. Majestät Ler König trugen dir Oberst. Jnhab«,- uniform Ihres k. k. Kstrassierregiments, Se. königl. Hoheit der Kronprinz, welcher Ihrer kaiserlichen Majestät bis Boden bach entgegengereist war, ebenfalls die seines k. k. Regiments. Gleichzeitig mit Ihrer Majestät der Kaiserin traf auch Se. k k. Hoheit der Erzherzog Ludwig Viktor (Bruder Se. Maj. des Kaisers) hier ein. Nckch einem kurzen Aufenthalte in dem kgl. Wartesalon bestiegen die allerhöchsten und höchsten Herrschaften die bereit stehenden Galawagen und begaben Sich nach dem k. Schlöffe, woselbst Ihre Majestät die Königin und Ihre k. Hoheiten die Prinzessinnen Sophie und Amalie die Kaiserin empfingen und nach den für Allerhöchstdiesrlbe bereit gehaltenen Apartements geleiteten. Später fand bei Ihren k. Majestäten große Tafel statt, an welcher alle Glieder der königlichen Familie und sämmtliche am königlichen Hofe eingetroffenen fürstlichen. Gäste Theil nahmen. In den spätern Abendstunden wurde im gro ßen Hofe des k. Schlosses von den Mtlitärmusikchören eine große Serenade gebracht. — Aus Anlaß der Vermählung I. K. H. der Prinzessin Sophie hat der königl. sächsische Generalconsul in Warschau, Herr Bankier Ritter rc. Stanislaus Leffer, der Jnvaliden- stiftung für das Königreich Sachsen einen Beitrag von 100 Thlrn. und weitere 100 Thlr. dem Comit« zum Baue eines Künstkerhauses in Dresden überweisen lassen. — Vom Reichsfreiherrn v. Maltzan ist dem Vorstande der öffentlichen Seiseaustalt, um auch den hiesigen Armen die Feier der Vermählung I K. H. der Prinzessin Sophie als einen Festtag erscheine« zu lassen, der Betrag, um 500 Arme unentgeldlich zu speisen, als Geschenk übergeben worden. — Seiten des StadtrathS wird bekannt gemacht, daß in der königl Thierarzneischule in diesen Tagen «in Hund umgestanden ist, der als der Tollwuth verdächtig dort einge fangen war und nach erfolgter Section als mit der Tollwuth wirklich behaftet befunden worden ist. Da dieser Hund, wie es in der Bekanntmachung heißt, möglicher Weise andere Hunde hier gebissen hat, so wird das Herumlaufen der Hunde in hiesiger Stadt außer der Behausung und dem Gehöft ihrer Eigenthümer während eines 1'^wöchentlichen Zeitraums, also bis zum 5. Mai dieses JahreS, nur unter der Bedingung ge stattet, daß dieselben entweder an ausreichend starken und mög lichst kurz zu fassenden Leinen geführt werden, oder mit einem gut construirten Maulkorbe von starken Drahtstangen oder Drahtfiechtwerk versehen sind. Wie wir hören, hat der um- grfiandene Hund, dessen Sectionsbefund zu den angegebenen Maßregeln Veranlassung gegeben, einer auf der Louisenstraße wohnhaften Herrschaft gehört, und eS wird behauptet, daß er al» bere is mit der Tollwuth behaftet verschiedene Hunde auf dem Bautznrr Platz, der KönigSbrücker und Lößnitzstraße und den Scheunenhöfrn gebissen hat. — — Unter den sichtbaren Zeichen zur Verherrlichung des gestrigen TageS bemerkte man besonders mehre am Nathhause aufgestrckte Flaggen, die auch noch an etlichen Privathäusern und vorzüglich an der Hclbig'schen Restauration zu sehen waren. HS glänzten diese Flaggen durchgängig in bayrischen, sächsischen und sogenannten deutschen Farben. Am Abend brannten «uf den öffentlichen Plätzen die Phramiden-Candelaber. Nicht minder hgtte sich die Seidenbandhandlung von Schütte! in der Wils druffer Straße bestrebt, zwei Schallfenster des Gewölbes sinnig zu decorften. indem das Eine der Fenster von der Mitte eines Medaillons ausgehend blau und weiße Bänder in einem I vereinigte, während das andere Fenster mit grün und weißen Bändern ein 8 zur Anschauung brachte. In gleicher Weise bemerkte man eine ähnliche Decorirung im Geschäftslocal des Herrn Ascherberg am Altmarkte, Eingang der Badergasse. Reich versammelte sich das Publikum am Schaufenster der Arnold'schen Buchhandlung in der Schloßstraße wo die Bild nisse der hohen Neuvermählten, sowie das Portrait der Kai serin von Oesterreich aufgestellt waren. Um der Frauenwelt, vorzüglich den jüngeren Mädchen zu genügen, die gern eine Beschreibung des Brautstaates in diesen Blättern vernommen hätten, sei hiermit nur angezeigt, daß das Brautkleid der Prinzessin vom schwersten Seidenmoiree, prächtig mit Silber durchwirkt ist. Die dreiviertel Elle breite Kante ist ebenfalls mit Arabesken und Blumen in Silber reich verziert. — Das Gefolge Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich besteht in der Oberhofmeisterin Gräfin Königsegg- Aulendorf und der Hofdame Fürstin Helene Taxis. — — Sie bayrische Suite Ihrer königlichen Hoheit der nunmehrigen Herzogin Sophie in Bayern bilden die Hofdame Fräulein von Esebeck und der Hofcavalier Graf Pocci. — — Die gestrige Bekanntmachung des Ausschusses des Sängerfestes in Dresden enthält einen Druckfehler, indem nicht die Einsendung praktischer Vorlagen, sondern „poetischer" Vorlagen gewünscht wird. Zugleich sei hierbei erwähnt, daß sich'« nicht um ausgedehntere poetische Gaben handelt, sondern um einen kurzen bezeichnenden Spruch nach Art des bekannten Nürnberger FeftspruckM; - - -— Deutsches Banner, Lied und Wort Eint in Liebe Süd und Nord. — Gestern früh halb 4 Uhr traf aus Böhmen ein Transport österreichisches Militär (1 Offizier, 34 Mann) hier ein. Nach eingenommenem Frühstück ging der Transport mit dem Personenzuge s7 Uhr nach Berlin weiter. — g. Mit Ende dieses Monats läuft der Termin ab, bis zu welchem Gesuche um das Neisestipendium der botanischen Friedrich-August-Stiftung noch angenommen werden. Da durch das Stipendium jungen strebsamen, aber unbemittelten Gärt nern die Möglichkeit geboten wird, ihre Kenntnisse durch Be such der größeren Gärten des Auslandes oder durch reine botanische Reisen auf entsprechende Art zu erweitern und zu bereichern, so wollen wir im Interesse derselben auf diesen Zeitpunkt nochmals aufmerksam machen. — Bekanntlich ist eine Lotterie behufs Ausspielung von Kunstgegenständen zum Besten Nothleidender in Schleswig- Holstein in's Leben gerufen worden und mit Genehmigung des Herzoglichen Staatsministeriums in Coburg auf den Buch händler Herrn Albert Hoffmann in Leipzig als Generalbevoll mächtigter mittelst Concession übergegangen. Jedes Loos, es sollen 600,000 ausgegeben werden, kostet 15 Ngr., und die Ziehung findet am 1. Juni d. I. statt und bietet drei Haupt gewinne im Werthe von 3000, 1000 und 500 Thalern. Jedes eilfte Loos, sofern darauf nicht einer der Hauptgewinne fällt, die im Prospekt genau verzeichnet sind, gewinnt ein Oclfarben- druckbild im Werthe von 2j bis 0 Thaler Ladenpreis. Nach Bewilligung dis hiesigen Acad.emischen Nathes ist gestattet worden, auf der Brühl'schcn Terrasse im Academie-Saale eine Ausstellung von Oclsarbendruck-Bildern zu diesem Zwecke zu veranstalten. Seit gestern sind diese Bilder, woruttter sich sehr ansehnliche Stücke im Bereich der Landschaften befinden, daselbst aufgestellt und unentgeldlich in Augenschein zu nehmen. — Zur Begegnung von Unglücksfällen ist heute während des Do voum in der Katbolischen Hofkirche und während des Ab- feuerns der Gewehr- und Kanoncn-Salven die alte Elbbrücke, Schloß- und Thcaterplatz von Mittags 11 bis 12 Uhr für allen Wagen- und Pferde-Verkehr gesperrt, und letzterer auf die Marienbrücke verwiesen. — Ein Arbeiter kam gestern Morgen in der Feldschlöß chenbrauerei in das Maschinen-Riemgetriebe und wurde am Oberarm beschädigt. Die Kleider wurden ihm durch die Gewalt vom Halse gerissen. Man brachte ihn in das Stadtkrankenhaus. — Eine verunglückte Schlittenfuhre sahen wir gestern in der. zwölften Stunde Mittags auf der Alaunstraße. Die Pferde waren wild geworden, der Schlitten schleuderte, stürzte um und die darin sitzende Dame kollerte in den frischgefallenen Schnee. — Die Beamten hiesiger Eisenbahnen und verwandter Branchen versammelten sich vorgestern Abend zu einem Fcstball mit Souper im Meinhold'schen Etablissement. Eine würdige Freude beseelte das Fest, dessen Tafelfreuden durch Trinksprüche auf das jetzige freudige Ercigniß in unserm Könighausc wesent lich gehoben wurden. Leider hielten die gereichten Weine mit dm sonst guten Speisen bezüglich der Qualität nicht gleiche I - § Linie, was die Freude manches Therlnehmers wesentlich beein trächtigte und den prüfenden Kenner umsomehr stört, als er ^ bei der Auswahl seiner Sorte im Preis-Courant die Groschen rubrik unbeachtet ließ. -H — Das heutige Festprogramm im Doppelconcert des K. Belvederes ist in allen seinm Nummern der Festlichkeit deS heutigen Tages angepaßt. — In einer Gastwirthschaft auf der Webcrgasse verhaf tete vorgestern die Polizei einen fremden Barbiergehülfen. Derselbe hatte vor seiden, Eintreffen allhier in Leipzig Nacht quartier gemacht, dort mit einem Kollegen zusammen geschla fen und demselben bei dieser Gelegenheit aus dessen Koffer 10 Thaler entwendet. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, durche seine plötzliche Abreise aus Leipzig der Entdeckung zu entgehen — eine Selbsttäuschung, von der er hier gründlich geheilt wurdet — — Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich hat den Abend nach ihrer hier erfolgten Ankunft nach dem Diner im engsten königlichen Familienkreise zugebracht und am gestrigen Vormittag bei Ihrer Majestät der Königin Wittwe im Brühlschen Palais und Ihrer königlichen Hoheit der Prin zessin Georg in dem Palais auf der Langegasse, sowie bei den anderen königlichen Prinzessinnen im königlichen Schlosse und Palais Besuche abgestattet. Um 3 Uhr Nachmittags wurde am königlichen Hofe ein Gabelfrühstück eingenommen. — In der Lützener Gegend hat sich kürzlich, wie den L. N. mitgetheilt wird, bei einem Hofbesitzer eine Großmagd ver dingt und ganz zu dessen Zufriedenheit gearbeitet. Aber man sagt gewiß nicht mit Unrecht dem weiblichen Geschlechts einen feinen Beobachtungssinn nach, das sollte sich auch hier be-, währen. Eine Kleinmagd machte die ausfallende Entdeckung, daß ihre Schlasgenossi« in den Arbeitskleidern schlief und er zählte außerdem noch so viele curivse Dinge, daß der Bauer nach Licht in dieser Dunkelheit begierig ward. Es wurden also todtesmuthige Mannen in den Hinterhalt gelegt, die Grcßmagd in nächtlicher Stunde herausgeruft und einem pein lichen Gerichtsverfahren unterworfen, nach Schluß dessen kein ernster Zweifel mehr obwalten konnte, daß man es hier mit einem Manne zu thun habe. Da man auch ein Terzerol und zwei Dolche bei ihm fand, vermuthet man wohl mit Recht, daß man einen entsprungenen Zuchthäusler erwischt habe. — -f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 11. Februar. Heut haben wir nur über eine kurze Hauptver handlung zu berichten. Es handelt sich um Diebstahl, ver bunden mit Unterschlagung. Der Angeklagte ist der Lackirer Carl Moritz Theophllus Hofmann, 24 Jahre alt, unverhei- rathet, schon oft bestraft, auch mit Arbeitshaus. Heut legt er offene Geständnisse ab, weil er sicht, daß alles Leugnen nichts hilft. Er war eine Zeit hindurch Laufbursche bei Herrn Photographen Johann Traunott Nellner, da hatte er von einem Dritten 3 Thaler einzuziehen und an seinen Prin zipal abzuliefern. Er zog sie wohl ein, aber lieferte sie nicht ab, sondern verbrauchte sie für sich selbst. Er führt zu sei ner Entschuldigung an, er habe wöchentlich blos 14 Thlr. Löhnung erhalten und damit nicht auskommen können; denn schon allein die Schlafstelle kostete ihm alle Wochen 74 Ngr. Freilich kommt hier dazu, daß er die Quittung über die 3 Thlr. selbst geschrieben und auch den Namen des Ausstellers fälschlich darunter geschrieben. Ferner fällt ihm noch zur Last, daß er in der Tonhalle aus einem Koffer, der in einer Bodenkammer stand, ein Paar Unterziehhoscn und 2 MannS- hemden gestohlen Er soll sich mit einem Meißel den Weg zu den Unterhosen verschafft haben. Die Sachen will er ver kauft haben und zwar, wie es alle Diebe sagen, an einen Arbeiter, den er nicht kennt. Herr Staatsanwalt Heinze stellte den Antrag auf Bestrafung und sie erfolgte mit 9 Mo naten Arbeitshaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen den 13. d. M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9? Uhr, Gerichtsamt Döhlen, Privatankla gesache Christiane Auguste verehel. Weinhold in Potschappel gegen Wi'helmine verehel. Zeibig daselbst; los Uhr Privat- anklagcsache der verehel. Bäckermeister Klinkig gegen die Waschfrau Johanne Eva verehel. Meyer allhier; 10s gegen den Kohlenfuhrmann Ferdinand Nicolaus Kobsch und Ge nossen. Vorsitzender Gerichtsrath Ebert. Dienstag d. 14. d. M. Vormittags 9 Uhr wider den Fabrikarbeiter Friedr. Aug. Eduard Hayn von HM wegen Diebstahl. Vorsitzender Ge richtsrath Einert. ., LageSgefchichle. München. 6. Febr. Schon seit einigen Wochen flüsterte man sich zu, daß Richard Wagner, der sich der Gunst des regierenden Königs in so hohem Grade erfreute, sich nicht mehr in dem früheren Stande der königlichen Gnade befinde. Es wurde positiv behauptet, daß Richard Wagner schon seit vier Wochen