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werdeu «,-cnommui: bi»«vrudi6,«onn. t»gS Li» Mittag» 1» VVr: Marienstra-e IS. Anzeig. in Sirs. Blattr, dal jetzt in 11,000 Exemplare« erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Freitag, 10. Februar 186S. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschästsvcrlchr. Mitredacteur: Lheodsr Drob, sch. ^Sörmemevt: «iertcljShttlch 2VNge. bei unentgeldlichrrÄ-» serung in»» Hau». Durch di. «knigl. vierteljLhrlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» t Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile L Agr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: 1,'iepslts A Refchardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Rrlchardt. Dre-be«, den 10. Februar. — Ihre Maj. die Königin und I. K. H. die Prinzessin Sophie empfingen gestern Vormittag eine Deputation der Schülerinnen der Raths-Töchterschule, welche die Ehre hatte, unter Führung de».Direktor» der gedachten Schule (Or. Richter) im Namen derselben ein Glückwunschgedicht zu überreichen. Die jugendlichen Gratulanten, 9 Mädchen im Alter von 8 bi» 13 Jahren, hatten sich von Seiten Ihrer Majestät und der Prinzessin-Braut der huldvollsten Aufnahme zu erfreuen; nach der Verabschiedung wurden ihnen die Paradesäle der il. Etage de- kgl. Schlosses zur Besichtigung geöffnet. — Der durchlauchtige Bräutigam I. K. H. der Prinzessin Sophie, Herzog Karl Theodor in Bayern K. H., ist gestern Nachmittag nach 2 Uhr von München (über Prag) hier ein- getwffen. Derselbe wurde von Sr. K. H. dem Kronprinzen ,m böhmischen Bahnhofe, woselbst auch der K. bayersche Ge sandte, Frhr. v. Gise, zur Begrüßung anwesend war, empfangen und nach dem kgl. Schlöffe geleitet. — Bei Sr. K. H. dem Kronprinzen fand vorgestern Abend ein Ball statt, welchem auch Se. K. K. H. der Groß herzog von Toscana, sowie II. KK. HH. Prinz Albrecht von Preußen und Prinz Gustav von Wasa und Ihre Durchlauchten der Erbprinz von Reuß-Schleiz und Prinz Heinrich XV. von Reuß-Schleiz-Köstritz (auf Klipphausen) beiwohnten. Die Zahl der zu diesem Balle eingeladenen Theilnehmer hat gegen 300 betragen. — Unter dm mehreren fremden Gesandten, die in diesen Tagen in Dresdm angekommen find, um im Aufträge ihrer Souveraine dem königlichen Hofe zur stattfindenden Vermäh lungsfeierlichkeit Glückwünsche zu überbringen, befinden sich apch der königl. spanisch« Gesandte von LIsmisl Dance« und dos königl. neaprlltaaische Gesandte Graf Lite. — Heute, Freitag Abend wird, wie man hört, ein großer Zapfenstreich und morgen früh eine Militär-Reveille stattfinden. — Wie es heißt soll sich Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich die sonst üblichen Empfangsfeierlichkeiten bei Ihrer Ankunft in Dresdm verbeten haben. — Die Abreise Ihrer Majestät der Kaiserin von Oester reich au» Wien sollte von dort am 9. Februar früh 8 Uhr mittelst Separat-Train- geschehen, das Nachtlager auf der Kaiserlichen Burg in Prag gehalten »nd die Weiterreise nach Dresden am 10. Februar Vormittags fortgesetzt werden. — Der königlich sächsische Gesandte am kaiserlichen Hose in Wien, Wirkliche Geheime Rath von Könneritz, ist am 8. Fe bruar von Wien hier eingetroffen, um den Vermählungsfest lichkeiten beizuwohnen. Zu gleichem Zwecke hat sich der großherzogliche toskanische Gesandte, Marquis Provenzali, von Wien hier eingefundm. — Auf dem Schlesischen Bahnhof ist in der vorver gangenen Nacht der im Buffet befindliche Geldkasten von ei nem unbekannten Diebe gewaltsam erbrochen und daraus der Betrag von 50 Thalern, bestehend in einem Zwanzig Thaler schein der Leipziger Bank und drei zehnthälerigen Cassenschei- nen entwendet worden. Der Dieb hat sich Abends zuvor jedenfalls in die zum Buffet gehörigen Kellerräume versteckt, von denen eine Treppe in das Buffet führt. Den Ausgang hat er durch ein Fenster de- Buffets genommen. — a. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 8. Februar. — Der Vorsitzende bringt das definitive Ver- zeichniß der Ersatzmänner zur Kenntniß des Collegiums. Man beschließt, vor der Hand zwölf als ständig einzuberufen, und zwar in gleichen Theilen aus jeder der drei Altersklassen 1865, 1866 und 1867. — In einer der letzten Sitzungen des verflossenen Jahres gelangte bekanntlich das Bankproject abermals zur Verhandlung. Damals beschloß das Stadtver ordnetencollegium, den schon früher ausgesprochenen Beschluß wegen Uebernahme der Garantie von Seitm der Stadt zu erneuern, jedoch unter zwei Bedingungen, 1) daß den Stadt verordneten nochmalige Prüfung und Revision der Statuten gestattet werde, und 3) daß die Directorialmitglieder nur auf zwei (nicht aber auf fünf) Jahre gewählt werden sollen. Von einer früher gestellten dritten Bedingung, die Vorbehaltung eine» suspensiven Veto für das Stadtrathsmitglied im Di rektorium betreffend, glaubte man aber jetzt absehen zu können. Nachdem diese Beschlüsse gefaßt worden waren, fand eine Versammlung der früheren Mitglieder des Bankcomitvs statt, hauptsächlich zu dem Zwecke, um zu sehen, welche dem Bank- Projekte treu geblieben, welche nicht. Da stellte sich heraus, daß die Herren: Kaufmann Hesse, Consul Wolf und Grneral- «onsul Kaskel ausgcwMn. Als darauf die ganze Angelegen heit noch einmal im «Rtthsplrnum zur Verhandlung gelangte, faßte dieses auf Vorschlag des Raths zweiter Abtheilung einen neuen Beschluß, dahin gehend: erst anderweit in Erwägung zu ziehen, ob überhaupt das Projekt mit Uebernahme der Garantie von Seiten der Ssadt weiter zu verfolgen sei, da die Verhältnisse sich seit 10 Jahren bedeutend geändert haben und größere Kapitalisten, dem Vernehmen nach mit dem Plane umgehen, eine Filiale der Leipziger und Weimarischen Bank Hierselbst zu errichten. Unter solchen Umständen wird die An gelegenheit heute auch nochmals der vereinigten Finanz- und Verfassungsdeputation zur Prüfung und Berichterstattung über wiesen. Das eben erwähnte Gerücht von der Errichtung einer Filiale der Weimarischen Bank Hierselbst bestätigte sich übrigens gleich durch den folgenden Notziskandeneingang, laut welchem die Weimarische Bank sich um Localitäten im Rathhause be wirbt und hierfür 600 Thahw (160 Thaler über die Taxe) geben zu wollen erklärt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wird das Gesuch auf Vorschlag der Finanzdeputation geneh migt. — Am 4. Januar:haü bekanntlich Herr Hofrath Acker mann einen Antrag wegen Beseitigung einer Verkehrsstörung auf der Pirnaischen Straße purch Aufreißung des Straßen pflasters eingebracht, der zum Beschlüsse erhoben wurde. Hier gegen hat der Stadtrath eine Rechtfertigung seinerseits an das Collegium gelangen lassen, welche s. Z. der Verfassungsdepu tation zur Prüfung überwiesen wurde. Diese hat zu dem Be schlüsse geführt: unter bewandten Umständen die Angelegenheit für erledigt zu erklären. Herr Hofrath Ackermann eröffnet, nachdem Herr r. Stübel den Vorsitz übernommen, über dieses Votum eine längere Debatte damit, daß er dieses als nicht weit gehend genug angreift und hieran einige allgemeine Be merkungen über VcrWrsstörungen in unserer Stadt,, über haupt wie sie auf einem Dorfe, nicht aber in einer Großstadt zu sehen sein sollten, knüpfte, schließlich aber einen. Antrag stellte, im Allgenreinen dahin gehend: dem Stadtrath gegenüber die Erwartung auszusprechen, daß derlei Verkehrsstörungen, wie jüngst auf der Pirnaischen Straße, künftighin ganz ver mieden oder doch wenigstens bald beseitigt werden mögen. Stadtverordneter Dr. Schaffe ttth, der in den Aeußerungen des Vorsprechers überhaupt einen Angriff gegen die Verfassungs- deputation finden zu müssen meint, nimmt diese in Schutz und führt dann aus: dsr neue Antrag verstehe sich ganz von selbst, das Collegium schwäche aber die Kraft seiner Anträge, wenn es ganz selbstverständliche stelle. Das Votum der Deputation sei kein Beruhigungsvotum, dafür zeugen die Worte in dem selben: „unter bewandten Umständen". Hofrath Ackermann erwidert mit nochmaliger Motivirung seines Antrages. An der weiteren Debatte betheiligen sich Stellvertreter Walther, sowie die Stadtverordneten Gregor, Oberländer, Henkler, Prof. Dr. Wigard und Adv. Kaiser (Referent). Die Mehrzahl der , genannten Redner verbreiten sich über Uebelstände im Allge meinen, welche durch Verkehrsstörungen in unserer Stadt her vorgerufen werden, wobei u. A. auch der Gasdirection die Schuld vielfacher Verkehrsstörungen beigemcssen wurde. Der Vorsitzende sah sich schließlich veranlaßt, zu erinnern, sich an die Sache zu halten, das Votum der Verfaffungsdeputation in der Angelegenheit der Pirnaischen Straße betreffend. Nach Schluß der Debatte wurde dieses Votum genehmigt, jedoch unter Hinzufügung des Ackermann'schen Antrages, über dessen formelle Redaction im Necommunicate an den Stadtrath sich der Antragsteller und Stadtverordneter vr. Schaffrath ge- emigt hatten. — Wir haben schon erwähnt, daß eine Cor- rection der Gasrohrleitung und Beleuchtung in der Landhaus straße vorgenommen werden soll. Das Collegium bewilligte heute hierzu 1030 Thaler. Den Anlaß zur Vornahme dieser Correction hat der Beschluß des Ministeriums gegeben: die Prellkegel vor dem Landhause abtragen zu lassen. — Der durch gleichmäßige Vertheilung der ständigen Lehrer in die bestehenden fünf Besoldungsclassen beim Schuletat für das Jahr 1865 erwachsene Mehraufwand wurde auf Vorschlag der Fi nanzdeputation bewilligt, nachdem Stadtverordneter vr. Schaffe rath sich in Kürze gegen die hierbei von der Finanzdeputation befolgten Principien, welche er gar nicht für Principien halte, ausgesprochen. Auf das Princip selber wolle er an dieser Stelle nicht eingehen. — Der weitere Antrag der Finanzde putation: den Stadtrath um Auskunft darüber zu ersuchen, wie weit das Projekt wegen Erbauung einiger neuer Schulen gediehen sei, wird ebenfalls einstimmig zum Beschlüsse erhoben. — Zu einigen vom Stadtrath beantragten Herstellungen im Altstädter Nathhause werden 4550 Thlr., zum Neubau der Schornsteine für die Ofenhäuser in der Altstädter Gassabrik ein entstandener Mehraufwand von 1401 Thlr. bewilligt. Ebenso beschließt man die Beibehaltung der beim Lcihhause angenommenen zwei Hilfsarbeiter bis auf Weiteres gegen mo natliche Remuneration von je 20 Thlr. — Bei Gelegenheit der Prüfungen der Brückenamtsrechnungen für 1860 und 1861 hat die Finanzdeputation wegen mehrbezahlter Prämien für Feuerversicherungen ein Monitum zu ziehen sich veranlaßt ge sehen. Bei der Beantwortung desselben von Seiten des Stadtrathes schlug die Finanzdeputation heute vor, möge das Collegium Beruhigung fassen. Dieses Votum griffen die Stadtb. vr. Schaffrath und Prof. Wigard an, namentlich bean tragte letzterer, daß der Stadtrath aufgefordert werden möge, für die ihm zur Last fallende Vernachlässigung der Gemeinde Er satz zu leisten. Das Collegium, führte Redner aus, müsse endlich einmal Ernst machen, es genüge nicht, fortwährend „Erwartungen für die Zukunft" u. s. w. auszusprechen. Stadtv. Vr. Schaffrath will die ganze Angelegenheit erst der Verfaffungsdeputation zur Prüfung übergeben sehen, in deren Ressort sie gehöre. Stellvertreter v. Stübel stellt den Antrag: vor allem Andern den Stadtrath um Herausgabe des nöthigen AetenmaterialS zu ersuchen. Zu Gunsten dieses Antrages ziehen die Stadt verordneten 0. Schaffrath und Pros. Wigard ihre Anträge zurück und er wird zum Beschluß erhoben. — Die Wahlen einiger außerordentlicher Deputationen werden den Vorschlägen der Wahldeputation entsprechend per Akklamation vorgenom men. Unter Andern wird auch eine Deputation zur Prüfung des Projekts der Errichtung einer Markthalle in Dresden ge wählt. Hierbei stellt Stellvertreter v. Stübel den Antrag: der Stadtrath möge ersucht werden, unerwartet des Resul tates der Verhandlungen wegen Errichtung einer Markthalle für Herstellung des Antonsplatzes Sorge zu tragen. Stadtv. v. Schaffrath will auch diesen Antrag erst an eine Deputa tion zur Vorprüfung überwiesen sehen, da ihm als «eu ein» getretenen Mitgliede des Collegiums die früher in dieser Be ziehung ergangenen Acten nicht bekannt seien. Der Stübel- sche Antrag wird gegen 3 Stimmen zum Beschlüsse erhoben, 0. Schaffrath enthält sich aus obigen G>ünden der Abstim mung. — Stadtv. Adv. Emil Lehmann stellt bei Gelegenheit der Vorträge der Petitionsdeputation den Antrag: dafür Sorge zu tragen, daß der bei Gesuchen von Personen israeli tischer Confession gleichsam absichtlich, selbst auf die Tages ordnung gesetzte, vollständig unnöthige Zusatz „israelitisch" künftighin weggelassen werde, das sähe aus, als ob «an Eine« i« Collegium, der selber der israelitischen Religion angehört, ein Judenzeichen anhängen wolle. Der Vorsitzende erklärt, daß dem Anträge die gebührende Berücksichtigung ge schenkt werden solle. — Der Vorstand stellt einen Antrag wegen Abänderung des § 49 des Localstatuts, nach welchem es Sachwaltern nicht gestattet ist, bei Vortrag von Gesuchen die sie selbst verfaßt haben, im Saale zu bleiben. Er wird zum Beschlüsse erhoben. — Endlich bringt Stadtv. G. A. Müller einen längeren Antrag ein, im Allgemeinen dahin gehend: Vorkehrungen zu treffen, daß das Verkleinern von Brennholz, Kohlen, Steinen rc. in den Straßen Dresdens im Interesse des öffentlichen Verkehrs für die Zukunft gänzlich in Wegfall komme. Gegen den Antrag erheben sich in der Debatte mehrere Stimmen (die Stadtv. !>. Schaffrath, Türk und Hartwig, sowie Stellvertreter Walther). Der Antrag wird als praktisch unausführbar, zum Theile mit früheren Beschlüssen der Stadtverordneten in Widerspruch stehend be zeichnet. Den Consumenten könne kein Zwang auferlegt wer den, wie sie sich ihre Consumartikel beschaffen wellen. Schließ lich wird der Antrag mit 41 Stimmen abgeworfen. — Eine kleine Debatte entspinnt sich noch bei Berathung über die Vermiethung einiger Verkaufslocalitäten im Altstädter Rath hause, indem Stadtv. Türk den vom Stadtrath innegehaltenen Modus der Licitation tadelt, durch welche die Miethzinsen in die Höhe getrieben würden. Die Privaten würden es schließ lich dem Stadtrathe nachmachen und es würde auf diese Weise zu einer so enormen Steigerung der Miethzinsen kommen, wie z. B. in Wien. Stellvertreter v. Stübel und Stadtv. Un« ruh erwidern, sie könnten keineswegs solche große Gefahren als Folgen der Licitation anerkennen, im vorliegenden Falle sei sogar das Gegentheil erzielt worden. Schluß der Sitzung j9 Uhr. — Die Vorbereitungen zur Begründung einer sächsische« Bank in Dresden sind nunmehr soweit gediehen, daß dies Unternehmen als gesichert zu betrachten ist. An der Spitze desselben stehen, wie man hört, Rothschild in Frankfurt, Magnus in Berlin und Kaskel in Dresden. — Zur bevorstehenden hohen Vermählungsfeier regt sich auch das zweite Theater unter Direttion des Herrn Ncsmüller, indem bei festlicher Beleuchtung und festlich geschmücktem Hause morgen, Sonnabend, sogenanntes Frei-Thcatcr stattfindet. Eröffnet wird die Vorstellung mit der Fest Ouvertüre von Fr. Schneider. Hierauf Festrede. Nach derselben: Hofball-Qua- drille von F. Marcus. Diesem folgt: Fürst und Stadt, oder: Das Münchner Kindl. Münchener Volksstück in 3 Aufzügm von 0. Hermann Schmidt. — Im Kindertheater auf der Landhausstraße findet an jenem Abend ebenfalls bei festlich erleuchtetem Hause eine Frei-Vorstellung statt. Wer also ein Freibillet zu diesen Vorstellungen haben will, kann solches gratis Amalienstraße Nr. 5 ziveite Etage empfangen. Abends vird an beiden Lassen kein Billet mehr verabfolgt Der Zu- chauerraum des zweiten Theaters ist für diesen Abend in eine große Rosenlaube verwandelt.