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schvhdahn, schon zu« »irrten Male gewährt haben. Dank dem freundlichen Geber! — »„gekündigte Gericht-Verhandlung. Morgen den 4. Februar Vormittag- 9 Uhr wider den Handarbeiter Heinrich Eduard Petzold aus Rochwitz wegen Diebstahl-, Vor fitzender: GerichtSrath Jungnickel. Tag-sg-schichte. Berlin. Ueber die Verurteilten im Gregy'schen Prozeß meldet die „Gerichts-Zeitung": Die wegen Theilnahme am Morde des Professor Gregh zum Tode verurteilte Marie Fischer geht seit Kurzem anscheinend einem nahen Tode enl- , gegen. Die Krankheitserscheinungen, die sich bei ihr mehrfach während der öffentlichen Verhandlung zeigten und die damals wiederholt die Sitzung unterbrachen, haben sich derart gestei gert, daß man Gefahr für das Leben der Gesa gencn be fürchtet. Damals bestanden diese Zufälle meist in Ohnmächten, welche vom Publikum gewöhnlich für simulirt erachtet wurden, wie denn die Stimmung gegen die höchst rafsinirte Person ja allgemein eine sehr ungünstige war; jetzt wiederholen sich aber Krampfanfälle der bedenklichsten Art nur zu häufig. Die Stadtvoigteibcamten sind längst der Ueberzeugung, daß die Fischer nicht simulirt, sondern wirklich ernstlich krank ist, es wird ihr daher auch ärztlicherseits alle nur mögliche Sorgfalt gewidmet. — Ganz anders ist es mit den Genossen der ichrecklichcn That, welche die Fischer unter das Beil des Hen kers bringen soll. Louis Grvlhe hat zwar auch Stunden, in denen er trübe vor sich hinstarrt, er sicht dabe aber recht gesund aus, streicht sein Schnurrbärtchen noch immer sehr kokett und lügt, wo er nur immer dazu kommen kann. Sen Gang ist lebhaft, seine Stimmung meist eine heitere, genug, ihm merkt man nicht an, daß ihm sein doch ziemlich gewisses Schicksal zu Herzen gebt Noch sorgloser zeigt sich seine Mut ter, die Wutwe Quinche, Diese Person scheint vollständig vergessen zu haben, w-shalb sie sich im Gefängnisse befindet, so heiter und guter Dinge ist sie. Von der Verzweiflung, Welche sie hin und wieder auf der Anklagebank zeigte, ist nicht eine Spur mehr vorhanden, sie ist jetzt nichts weiter, als ein unbekümmertes, schwatzhaftes alt-s Weib, das keine NahrungS- sorgen hat. D e Offiziere der kais. kgl. Brigade Generalmajor Graf Gondrecvurt errichten ihren bei Jagel, Ober-Sclck und am KönigSberge im siegreichen Kampfe gegen die Dänen gefallenen Kameraden ein Denkmal auf dem KönigSberge bei Schleswig Dasselbe besteht aus einem Sarkophag, welcher aus e nein durch Stu'en erhöhten Unterbau ruht. Die vier Wände die fes Sarkophags sind in folgender Weise geziert: Die beiden Stirnseiten enthalten die Widmung: Die k. k. Brigade Gene ralmajor Graf Gondreceurt: 18!es Feldjäger-Bataillon, FML. Baron Maiuni Zu. Infanterie Regiment, König Wil Helm l. von Preußen 34. Infanterie Regiment, zweite Esca- dron des 9. Husarcn-Rcgiments Fürst Luchtenstern, vierpfün- dige Batterie 'Ar 2 des >. Artillerie Regiments Kaiser Franz Joseph, erster Zug der ersten Samtäts Compagnie, ihren der Ober-Selck, Jagel, am Königsberg und bei Wedelspang am Z. Februar 1864 gefallenen Waffengesährten." — Die süd liche Langseile zieren drei Kränze, deren mittlerer (vorbeer-) den k. k. österreichischen Adler umgiebt. während die beiden diesem zur Seile siebenden (Eichen-> Rainen der gefallenen Helden umschlingen. Auf der nördlichen Langseite befinden- sich ähnliche Kränze, von welchen die beiden zur Seite aber mals Rainen der Gefallenen enthalten, während die Milte einen von einer hochgestellten Dame der Prager Aristokratie gedichteten Nachruf aiisnimm:. Die sinnigen Zeilen lauten: Ten eei rten Sn dun"/ 'trau; -vw. n'e». Llle ii.ee in iremver Orr-e Fi,r tali-s errat' gesunoen. ^.en .moen Xaimiaä.n l.it int..in H.'ldemin'lb, De »mein Lna eeamiieii '.Au ilneni .>).-n.-iie-i>Nlt. iuivarrs naai Mure:»..-:- Gau „ —.. i»e. ! am bes bt-.ini:.--: F.u :ei .>!a:ne ati der e eiden !-.»> -Ärad aiu jirini-.-imael. Der Adler und die sechs Kränze aus Vronce sind von der Gräfin Clotilde Clam Gallas gespendet und in dem gräflichen Guß-Etablissement zu Biansko in Böhmen gegossen. Das Denkmal ist nach Zeichnungen des Prager Akademie-Dircctors Eduard Engert auegesührt. Es wird am Februar d. I., am Jahrestage der Schlacht bei Jage!, enthüllt werden. Amerika. Aus dem Staate ewhork schreibt Herr Herrmann Krüsi: „Tie politische und militärische Situation der V-rci igren Staaten ist im klebrigen günstiger als je. Die Feinde der Republik und das aristokratische Gelichter in England mögen sich die Hände reiben so viel sie wollen, und sogen: „Seht' die Anarchie und Zersplitterung der Bereinig ten Staaten!" ,a seht nur zu!! Denn am 5. November, nach äjährigem Bürgerkriege, fand eine allgemeine Wahl statt, bei welcher (trotz der Kriegsopfer- hunderttausend Stim men mehr abgegeben wurden, als vor vier Jahren. An die ser Election (Wahl) fand keine einzige Störung des Friedens statt, und eine Majorität von einer halben Million erklärte sich für Wiederwahl des bisherigen Präsidenten Lincoln Ist dich Anarchie, Erschöpfung, Entzweiung?? Die Unionsarmee hat in dem letzten Vierteljahr gezeigt, daß sie d n Rebellen sowohl an Mannschaft als an Kriegsmaterial überlegen ist; es hat sich gezeigt, daß die Rebellui-Eonsöderation, nach dem kernigen Ausdruck des Generals Grant, eine hohle Schale ist. Diese Schale ist nur da stark, wo Lee mit seiner Armee steht. Doch dieß ist noch nicht Alles Präsident Davis reiste vor wenigen Monaten in seinem Rebellenparadiese herum und beklagte sich in einigen seiner Reden, das; die Hülste der streitbaren Männer ven der Armee abwesend sei. Abwesend? Warum? Wo sind sie? Die Antwort ist ganz einfach: Zum Theil können sie nicht und zum Thcil wollen sie nicht kommen. Das ist der wunde Fleck, an dem die Nebellcn- Consöderation verbluten wird: Erschöpfung und Mangel an Mannschaft. Die Geschichte wird ihr den Ruhm nicht ver- wetßvr« daß fie «ü »»«!- Hülf-mitteln und mit einer ver- hältnißncäßig kleinen Armee sich bi- aufs Lrußerfie vertheidigt und Opfer gebracht habe, welch« wenn sie der Norden hätte dringen müssen, drnsetbe chon lange entmuthigt habm wür den. Der Haß gegen die „UankeeS" ist bei den Südlichen auch jetzt noch so groß, daß sie im Ernste daran renken, die Sklaven zu bewaffnen und denselben die Freiheit zu geben. Da- i st die härteste Nuß, die sie zu beißen haben. Eie ha ben für die Bewahrung der Sklaverei gelämpst, und jetzt sollen sie di« Sklaverei selbst frrigeben. Doch das Bitterste ist noch der Gedanke: ob die Sclav>n wirklich auch kämpfen werden? Sie haben noch nie einen der unglücklichen Flüch- c igen verrathen, die aus den grausamen, Hunger, Krankheit und Tod bringenden südlichen Gefängnissen entflohen sind und durch Wälder und Sümpfe sich einen Weg suchten. Hun derte dieser Flüchtigen sind von oen schwarzen Samaritern gepflegt worden. Wenn daher das Btwaffmn der Sclaven für den Süden eine bedenkliche Sache ist, so ist die wahr scheinliche Entzweiung der Sclavenbesitzcr und Nichtsclaven- vesitzer noch bedenklicher. Summa Summaruin: Die Union ist noch nicht ganz gerettet; aber die Sklaverei ist auf ewig zu Ende, denn beide Parteien, der Norden und Süden, wir ken zu ihrer Aushebung. Gott Hilst dieser Sünde ein Ende machen! Die Stadt Newyork soll neuerdings 13,000 Mann für die Armee stellen. Die Municipalität der Stadt fordert in riesigen Maueranschlägen die Kriegslustigen auf, sich an werben zu lasten, und zahlt Jedem, der sich engagiren läßt, die enorme Summe von 1000 Dollars. Um diese Ausgabe zu bestreiten, wird sie ein Anlehen von 4 Millionen auf nehmen. Die Angeworbenen sind meistens deutsche und irische Einwanderer. Einheimische bekunden keine besondere Lust zum Eintritt in die Armee. Königliches Hvfrticater. ^ Am 2 Februar. Von den gestrigen Novitäten „Die Alten und dte Jungen" und „Wie gefällt Ihnen meine Braut?" beruht letzteres von Th. C. Danis verfaßte Lustspiel auf cin-r durch Nichts motivirten Umwandlung eines schlichten Ralurlindes in eine schlaue Jnrnguanli,,. Die Verwicklung ist weder eine neue noch neu durchgeführle. Hrn. Heese ge lang der dlasirte Sebastian von Windheim recht gut. — Höheren Anforderungen entspricht das dramatische Genrebild ,,D:c Alten und die Jungen", dessin Verfasser Hiero ymus Lorm ist. In höchst gelungener und origineller Weise wird der Satz durchgesuhrl, daß in unirer Zeit und unsrer Jugend romanrsiche Gefühle nicht ausgestorben sind, wenn sie sich auch nicht in so phantastischen Project-n äußern, wie dieß vielleicht in der „guten, alten Zeit" der Fall gewesen sein mag. Es wird gezeigt, daß trotz des pessimistischen Geschreies von dem gclddurstigen, materiellen Säculum noch ehrenhafte Gesinnung und treue Liebe walten und den schließlichen Sieg davon tragen. Die Tendenz des Stückes ist eure durchaus sittliche, die Sprache reich an Pointen, nur in den ersten Scenen würden einige Streichungen am Platze sein. Gespielt wurde von den Vertretern deö Alters — Hr. Jaffo und Frl. Berg — wie von denen der Jugend — Herr Detrmer und Frl. Ulrich — gleich rüstig; als Greis mit dem ewig jungen Männerherzen erwarb sich Herr Jaffa viel Anerkennung. Der eleganten Toilette der AU. Ulrich fehlte der von Pariser Damen ,n e»em: gebrachte Damenipazierstcck nicht * Aus dem Leben des vor Kurzem in Wien verstorbenen Erzherzogs Ludwig Joseph erzählt man sich folgenden sehr hübschen Zug Er brachte im Jahre 1841 einen Tbeil des Praler-Grundcomplexcs, der damals noch in bäuerlichen Hän den war, tüuflich an sich und hatte seitdem ein wahres Ver gnügen daran, auf dem Wiener Markt oder bei hausircndcn Händlern aus der Raabau alljährlich viele Nachtigallen in seinen Besitz zu bringen. Die Vögel wurden gewöhnlich in ein weißes Taschentuch gebunden und alsbald fuhr dann der' Erzherzog mit ihnen hinaus in jene Gegend des Praters, die den Namen der Grünau trägt, wo er aus dem Wagen stieg und, in den verschiedenen Alleen lustwandelnd, die armen Ge fangenen nacheinander in Freiheit setzte. In dankbarer An erkennung ihrer Befreiung ließen dieselben nun sofort ihren Wohlklingtndcn Lvbgejang erschallen und rtchtfertigtcn später durch gesegnete eheliche Bündnisse dw auf sie gesetzten Hoff nungen. Es ist gewiß, daß der Erzherzog in der Weise jähr lich an die 50-60 Paare mit sich in den Prater nahm. * Vor einigen Tagen producirte sich in Berlin bei der Rousseau-Insel auf dem Eise ein Schlittschuhläufer, der sei nes Gleichen sucht Es ist ein Herr Jackson Haines aus New-Pork, ein so gewandter Virtuose auf den Stahlschuhen, daß die großen amerikanischen Schlitischuhläufer-Vereine in New-Aork, Quebeck und Chicago seine Meisterschaft durch Orden und Ehrciiz.'ichcn anerkannt haben, die denn auch seine Brust schmücken. Se Maj. der König und viele allerhöchste Herrschaften wohnten dem Schauspiele bei. * In vielen Händen finden wir jetzt ein kleines Heft chen Gedichte: Lorbeer und Rose. Reue Dichlungen von Karl Weise. Berlin, bei Th. Grieben. Darin befindet sich die anmuthig geschriebene Sonate auf Georg Derff- linger, welcher als wandernder Schneider zum Kriegs-Helden und zum k. preußischen Feldmarschall, ja wir möchten sagen, zum Borbilde eines Blücher geworben. Es spricht sich darin ein schönes Zeugniß aus von der vormaligen Anerken nung persönlichen Verdienstes, ohne Rücksicht auf Geburt und Bevorzugung des Standes Wahrscheinlich begegnet eben diesem Umstande die sympathetische Anerkennung durch d.n Geist unserer Zeit * Das Schauspirl einer Nattenjagd steht den Berlinern binnen Kurzem bevor. Der brlannte Sporting-Eharaclcr Mr. Hart soll nämlich, wie der „Sport" mitthcilt, eine Wette um 1000 Thlr. Angegangen sein, daß einer seiner fünf Weißen, echt englischen, rauhhaarigcn Rattenfänger (Lilly, Poy, Rose, Joy, Donkey) fünfzig Natten in fünfzehn Minuten tödtet. Die Bedingungen der Wette sind: Es müssen wenigstens 100 Ratten vorhanden sein, aus denen der Gegenpartei die Aus wahl Väafzet Natw« werde« sedann in einen Drathkäfi- von 12 Fuß Durchmesser geworfen; Vieser Käfig wirb ans «ine Estrade von fünftehalb Kuß H-He Ge stellt. Einer Person ist e- erlaubt, während de- Kampfe« mit dem Hunde in dem Käfig zu fein, fit darf aber unter keinen Umständen eine lebendige Ratte anfaflen. Während de- Kampfe- ist dem Hunde eine Pause von drei Minuten zur Erholung gewährt. Die Wette muß bi- zum 1. Juli 186S entschieden sein. * Wer war der Erfinder der Straßenbeleuch tung mit Gas? Ein Sachse, der Hüttenbramtr Lamp«» dius in Freiberg, der i. I. 1811 4 Wochen hindurch auf einer Straße FreibergS einen gelungenen Versuch mit Gas beleuchtung machte. Diese Anwendung des (übrigens im Jahr« 1798 von Murdoch entdeckten) Steinkohlen- und Torfgase brach sich aber leider nicht zuerst in Sachsen weitere Bahn, sondern in London, wo es aber wiederum ein Sachse war, der zuerst rin PrivathauS, das seinige, im Innern mit GaS beleuchtete. Es war dieß der Kunsthändler Rudolph Acker mann, gebürtig aus Stollberg, früher Sattler in Schneeberg. Im Großen führte die Beleuchtung der Straßen mit Ga- cin Deutscher, Namens Winzer, in London aus. Bald darauf richtete Lampadius die erste bleibende Gasbeleuchtung in Deutsch land ein, und zwar im Amalgamirwerke bei Freiberg. Im I. 1817 beleuchtete Prechtl daS polytechnische Institut zu Wien. * Welches ist das bevölkertste Land der Erde? Die Einen sagen: Belgien, die Andern: Sachsen. Folgende Zahlenzusammenstellung vom Jahre 1861 mag es zeigen. Es wohnen auf 1 Quadratmelle durchschnittlich in Sachsen 8209, in Belgien 8100. in England 4900, in Frankreich 3700, in Preußen 3400 Menschen. Also Sachsen ist das bevölkertste Land Europa's, und somit wahrscheinlich auch der ganzen Welt. Was einzelne Landesthei e betrifft, so steht Sachsen an Dich tigkeit der Bevölkerung ebenfalls obenan. Während Belgien in seinem bevölkertsten Theile (Süd-Braba»t) 12,900 und Preußen (im Regierungsbezirke Düsseldorf) nur 9,750 Menschen auf 1 Quadratmeile zählt, zählt Sachsen rn den Schönburgrschen Reccßherrschäften aus demselben Flächcnraume 16,336 Men schen. — Als Euriosum sei noch mitgerheilt, daß von allen lnkanntcn Ländern der Welt wohl das englische Oueensland in Australien das am dünnsten bevölkerte ist, indcm eS auf 25,000 Quadratmcilen auch nur 25,000 Menschen zählt * Vielleicht dürfte es Manchem nicht uninleressant sein, eine Beziehung des kürzlich als todt ab-, als lebend wieder an- und schlüßlich doch noch als todt abgemeldeten, eben so talentvollen als consequenten, ruhelosen Bekämpfer des Ab solutismus, d»s französischen Obersten Jean Baptist Adolph Eharras — geb. 7. Januar 1810 — , zu der weltbekannten, oft nachgespielt-n „Wcrthers Lotte" kennen zu lernen. Als. Göthe mr I. 1772 als Praktikant beim Kammergerichte zu Wetzlar sich aufhielt, lernte er die liebenswürdige Tochter des dortigen Fabrikant Kcstner, Charlotte, kennen und, wie dies bei Göthe sehr leicht war, verliebte sich in dieselbe, die mit dem hannoverschen Secretär Buff damals bereits verlobt, zu gleich aber auch während ihrer nachfolgenden Ehe der Gegen stand einer schwärmerischen Liebe eines jungen Jerusalem war. Die Ueberzeugung, daß seine täglich wachsende Liebe sein und Charlottens Glück mit der Zeit gefährden könne, veranlaßt« Göthe, der überhaupt sich eben so schnell ver- als zerliebte, Wetzlar plötzlich und ohne Abschied zu verlassen, ein Jahr später aber durch die vielgelescnen „Werthers Lerden" ferner geliebten Charlotte ein bleibendes Denkmal zu stiften. Die Enkelin dieser liebenswürdigen Charlotte Buff heirathete im Herbste 1853 Charras. » * Amerikanischr Diplomatie. Amerikanische und englische Blätter erzählen allerlei Schnurren, deren erdichteter oder wirklicher Held der Präsident Lincoln lst. Die letzte uns zu Gesicht gekommene ist folgende: Als der Prinz von Wales im Begriffe stand, sich zu verheirathen, ersuchte der britische Gesandte in Washington den Präsidenten Lincoln um eine be sondere Audienz, um ihm das wichtige Document, in welchem die Königin Victoria das bevorstehende Ercigniß anzeigte, in Person zu übergeben. Zur bestimmten Stunde empfing der Präsident, niit ihm Herr Scward, den Gesandten im weißen Hause. „Mit Verlaub, Ew. Cxcellcnz," begann Lord Lyons, welcher, nebenbei gesagt, unverheirathet ist, „ich halte in der Hand ein eigenhändiges Schreiben meiner königlichen Gebiete rin, der Königin Victoria, welches ich Ew. Exc. zu überreichen beauftragt bin. In selbigem Schreiben benachrichtigt Ihre Majestät Ew. Exc., daß Ihrer Maj. Sohn, Se. H. der Prinz von Wales, im Begriffe steht, ein eheliches Bündniß mit I. K. H. der Prinzessin Alexandra von Dänemark . . Nach dem er in dieser Weise einige Minuten werter prerorirt, über reichte er dem Präsidenten den Brief und erwartete die Ant wort. Dieselbe war kurz, einfach und treffend: „Lord Lyons, gehe hin und thue desgleichen." Es wäre interessant, zu er fahren, mit welchem Erfolge der britische Gesandte in seinem Berichte an Ihre Maj. diese Antwort in die Sprache der Diplomatie übersetzt haben mag. * Ein richtiger Schusterjunge. Dem alten Com2 ponist Zelter, erzählt Genast im dritten Bande des interessant geschriebenen „Tagebuches eines alten Schauspielers", war es ein Gräuel, wenn eine musikalische Phrase nicht zu Ende ge bracht wurde, und als er einst hinter einem Berliner Schuster jungen herging, der fort und fort „Schöner grüner, schöner grüner Jungfcrnkranz" sang und d-esen Anfang immer wie derholte, fiel er voll Aergers mit seiner Baßstimme ein: „Veilchenblaue Seide! veilchenblaue Seide!" worauf der Junge sich umdrehte und sagte: „Hör'n Se mal! Wenn Se den Jungfernkranz singen wollen, fangen Se sich'» och an!" * Ein sinnreiches Christgeschenk. In einem Lon doner Blatte wird nachträglich erzählt, daß zum letzten Weih nachtstag der Sheriff von Southampton, Herr Emanuel, einen sehr hübschen Einfall verwirklichte. Er begab sich nämlich in das SchAdgefängniß und befreite auf seine Kosten alle dort Beherbergten, damit sie ihren Familien zum Feste nicht fehlen sollten.