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VK. 87. Zehnter Jahr« Lrscheml: Täglich früh 7 Uhr. . Inserate werden angenommen: bi« Abend««,Sonn- tag« bi« Mittag» 1« Uhr: Marienstraße IS. Freitag, 27. Januar 18SS, Anreiz, in dies Blatte, da« jetzt in N.VOV Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Abonnement: vierteljährlich 2V Ngr. bei unentgeldlicherAs-» jrning in'« Han«. Durch die Aönigl.Psst »irNrljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltuug und Geschästsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Altpslh H Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JuilUS Neilhllrdt. Dresden, dm 27. Januar. —s Oeffentliche Sitzung derStadtverordneten vm 25. Januar. Die Einweisung des neugewählten Dritt- theilS des Stadtverordneten-Collegiums wird laut Anzeige des Stadtrathes nächsten Freitag Nachmittags 5 Uhr stattfinden. — Vom Stadtrathe ist das Ergebniß der Erörterungen, welche infolge des bekannten Wigard'schen Antrages, betreffend die Stadtkranlenhausangelegenheit, angestellt worden sind, an das Stadtverordneten-Collegium gelangt. Dasselbe ist bereits durch öffentliche Blätter bekannt. Am Schluffe seines Communicates erklärt der Stadtrath, daß er unter bcwandten Umständen habe keinen Anlaß finden können, dem Anträge des Stadtv. Prof. Wigard: den Krankenwärtern sowohl wie dm Aerzten nochmalige besondere Anweisung zu ertheilen, Folge zu leisten. Hierauf hat Herr Professor Wigard ein Schreiben an den Stadtrath gerichtet, in welchem er dabei beharrt, daß Unzu träglichkeiten im Stadtkrankenhause Vorkommen, über welche ihm schon oft, namentlich aber seit der Zeit, daß er seinen Antrag gestellt, Klagen zu Gehör gekommen seien. Er er wähne nur, heißt es im Schreiben u. A., daß Kranke behufs gewisser Verrichtungen im Schweiße über kalte Corridore gehen müssen. Weiterhin wird im Schreiben auf die Schwie« rigkeiten hingewiesen, welche es mache, solcherlei Beschwerden anzuzeigen, weil die Personen, die sie zur Anzeige bringen, Gründe haben, nicht öffentlich genannt werden zu wollen. Von drei Seiten seien ihm aber Mittheilungen über Unzu träglichkeiten im Stadtkrankenhause geworden, deren specielle Untersuchung möglich sei, da er die Ermächtigung erhalten habe, die Namen zu nennen. Schließlich weist Professor Wi gard jeden etwaigen Vorwurf einer gehässigen Gesinnung entschieden zurück, das Stadtkrankenhaus liege ihm ebenso am Herzen, wie dem Stadtrathe. Der Borsitzende, Hofrath Acker mann, schlägt vor, die ganze Angelegenheit bei der Umfäng- lichkeit der stadträthlichen Acten der Verfassungsdeputation zur Vorprüfung und Berichterstattung zu übergeben. — Un sere städtische Localbauordnung ist schon seit vielen Jahren der Gegenstand der Berathurg sowohl in den königlichen Be hörden als auch in den städtischen Collegien gewesen. Neuer dings hat das Ministerium abermals einen völlig neu um gearbeiteten Entwurf einer Localbauordnung an dm Stadt- rath gelangen lassen. Dieser lag heute dem Collegium zur Prüfung vor. Herr Stadtv. Anger II. hat in seinem Be richte einige interessante historische Notizen über den Entwicke lungsgang der Dresdner Localbauordnung gegeben Die Ver fassungsdeputation, welche heute nur ganz im Allgemeinen über diesen Entwurf Bericht erstattete, glaubte namentlich dreierlei an demselben aussetzen zu müssen, nämlich 1) daß er zu sehr in die Specialitäten eingehe, 2) daß er zu viel für ein Gesetz unpassende Floskeln, wie: es sei „wünschenswerth", „räthlich", „thunlich" rc. mthalte, 3) daß die Vorschriften über Baustyl und Aesthctik in demselben nicht am Platz seien. Von diesen allgemeinen Betrachtungen cus^ehend, glaubte die Verfassungsdeputation ihrerseits die neue Localbauordnung der Berathung unterziehen zu müssen und gab hierzu das Collegium heute seine Zustimmung. — Zur Erhebung des '1. Termines der Parochialanlagen in der Annenkirchengemeinde wird auf Vorschlag der Finanzdeputation die Zustimmung rrtheilt. — Vom Ministerium des Innern ist dem Stadt rathe in einer Verordnung die Forterhebung des Elbbrücken zolles nur unter der Bedingung gestaltet worden, daß der Stadtrath einen Plan und Kostenanschlag zur Herstellung resp. zum gänzlichen Umbau der alten Elbbrücke anfertigen lasse und die Beschaffung der Mittel von Seiten der Stadt gemeinde, wenn nöthig durch Contrahirung einer neuen Stadt anleihe, Nachweise. Hierauf beschließt heute das Stadtver ordneten-Collegium: den Stadtrath zu ersuchen, eine Rück äußerung an das Ministerium gelangen zu lassen, dahin gehend: ob und inwieweit diese Bedingung für präjudicirt zu krachten sei. — Einige kleinere Geldbewilligungen werden ausgesprochen zur Unterstützung eines invaliden Marstallkut- scherS, zu einer Gratification, zur Anlegung einer Gangschleuße vor dem Falkenschlage und zur Verlegung des Düngerexport- Wagen-Remisenhofes. Mehrere Rechnungen werden justificirt. Mit der vom Stadtrathe vorgeschlagenen veränderten Maß nahme bezüglich der Herstellung der Parkstraße auf der äuße ren Bürgerwiese erklärte man sich einverstanden. Hiermit warm die Berathungsgegenstände der heutigen Sitzung erle digt und der Vorsitzende, Herr Hofrath Ackermann, verschritt .zum feierlichen Schluffe des abgelaufenen Geschäftsjahres. Zunächst gab er eine Uebersicht über die Thätigkeit der Stadt- iverordnetep im verflossenen Jahre, der wir Folgendes ent nehmen: Zur Registrande sind gelangt 873 Eingänge, von denen 327 sofort erledigt, 543 an die verschiedenen Deputa tionen, 3 an den angesessenen Theil des Collegiums abgegeben Aweden sind. Im Vergleiche zu früheren Jahren ergiebt sich hieraus eine bedeutende Geschästsvermehrung, denn die Zahl der Eingänge betrug z B. im Jahre 1854 nur 524, 1855: 557, 1862: 729, 1863: 743. Plenarsitzungen sind vom 13. Januar 1864 bis zum 18. Januar 1865 37 abgehalten worden, von denen 23 in nichtöffentliche Sitzungen verwan delt wurden Ausgefallen sind 16 Sitzungen, darunter zwei im Sommer, weil keine Beschlußfähigkeit zu erlangen war. Dafür, bemerkte der Vorsitzende entschuldigend, sei das Colle gium im Herbste und im Winter um so zahlreicher versammelt gewesen. Die Thätigkeit der Deputationen im abgelaufencn Jahre gestaltet sich folgendermaßen: Die Verfassungsdeputation hat von 70 Vorlagen 54 erledigt, die Finanzdeputation von 161 dergleichen 150; außerdem hat letztere von 319 Rech nungen 162 geprüft. Die vereinigte Finanz-nnd Verfassungs- dcputation hat 43 Vorlagen gehabt, die Petitionsdeputation über 219 Gesuche Entschließung gefaßt, darunter 150 um Ausnahme in den Gemcmeindeverband und Ertheilung des' Bürgerrechts, 8 um Dispensation von der Gewerbsmündig- keit rc. Selbstständige Anträge wurden aus der Mitte des Collegiums 22 gestellt. An diese geschäftliche Uebersicht knüpfte der Vorsitzende Worte des Dankes an seinen Stellvertreter, Herrn Redacteur Walther, an die Protokollanten, die Depu tationen und ihre Vorstände, und fuhr dann ungefähr also fort: „Es komme ihm nicht zu, die Thaten und Handlungen der Gemeindevertreter zu preisen, und wenn dies auch von anderer Seite nicht geschehe, oder wenigstens nicht in unver fälschter Weise geschehe, so möge Jeder in sein eigenes Innere schauen und sich fragen, wie 'er seine Pflicht erfüllt. Wenn ihm dies eine beruhigende Antwort gebe, brauche er nicht das Lob Anderer. Aber cntgegentreten müsse er (Redner) dem Tadel Derer, die die Wirksamkeit der Gemeindevertreter durch die politische Parteibrille betrachten. Der Gemeindevertrcter brauche nur für dar Best« der Stadt zu sorgen, über die staatlichen Einrichtungen mag er denken, wie er will, lieber Angriffe, welche von der einen oder der andern Seite aus politischen Gründen gegen das jetzige Collegium ausgegangen seien, müsse er sich daher entschieden mißbilligend aussprechcn. Die öffentliche Meinung solle zwar zu Gericht sitzen über das Wirken der Gemeindevertreter, und es solle getadelt werden, wo es am Platze ist; aber wie dieser Tadel in jüngster Zeit ausgesprochen worden sei, dagegen müsse er von dieser Stelle aus in voller Erkenntniß der Pflichten eines Gemeindever treters protestiren Da habe es geheißen, die jetzigen Stadt verordneten seien ein ermatteter und ermüdeter, ein unerträg licher Körper, der keiner liberalen Auffassung fähig sei, der kein Herz und Ohr habe für das Wohl der Stadt; sie seien eine Clique, welche die Plätze im Collegium erpachtct zu haben glauben. Das sei nicht die richtige Art und Weise, über das Wirken der Gemeindevcrtreter zu urtheilen. Gemein nützigkeit sei jetzt ohnehin schon eine Tugend, die ziemlich selten anzutreffen sei. So möge man doch die Freude, die aufopfernde Hingebung und Uneigennützigkeit in Einem erzeugen, nicht durch solche Angriffe tödten. Ja, es sei dahin gekommen, daß man fürchten müsse, das als Selbstüberhe bung, als Eitelkeit, Stolz und Eigennutz ausgelegt zu bekom men, was aus des Geistes tiefster Ueberzeugung, aus des Herzens reinstem Innern entsprungen sei. Wem die Stadt theucr und Werth, welche im deutschen Vaterlande die schönste genannt werde, deren Intelligenz sie berechtigt hat, ihre Ge schicke selber zu leiten, wem die Sitten der Väter, wem häus liches Glück, das in dem Glücke des Allgemeinen begründet liege, theucr und Werth: der suche bürgerliche Eintracht und unerschütterlichen Gemeinsinn zu erhalten und zu fördern. In diesem Streben möge man trotz der Angriffe der jüngsten Zeit ruhig fortarbeitcn und so Die herzlich willkommen heißen, die nächstens neu in's Collegium eintreten wer den, wie auch ihre Ansichten auseinandergchen mögen. So möge man immer die Ehre und Wohlfahrt der Stadt erstreben, sei es nun im ernsten Kampfe oder in friedlicher Arbeit. Schließlich richtet er Worte des Scheidens an die Wackeren, welche nun aus dem Collegium ausscheiden, Män ner, welche Fleiß, Eifer und Hingebung für das Gemeinwohl so reichlich bethätigt. Bei ihnen werde sich das Wort des Dichters bewähren: die Stätte, die* ein guter Mann betrat, bleibt geheiligt. Im Geiste mögen sie sich stets mit ihren Nachfolgern verbunden glauben." Nach diesen in ergreifender Weise gesprochenen Worten, welche eine tiefe Wirkung nicht verfehlten, stattete Herr Stellvertreter Walther dein Vorsitzen den den Dank für die unter schwierigen Verhältnissen geführte parteilose Leitung des Collegiums aus und forderte alle An wesenden auf, denselben durch Erhebung von ihren Sitzen thatsächlich zu bekunden, was auch einmüthig geschah. Herr Hofrath Ackermann dankte für diesen neuen Beweis des Wohl wollens und erklärte hiermit die letzte Sitzung des Geschäfts jahre« 1864 für geschlossen. — In Sachen der deutschen Schillerstiftung hat der deutsche Schriftstcllerverein zu Leipzig folgende Erklärung ab gegeben: „Angesichts der Vorgänge auf der letzten General versammlung der deutschen Schillerstiftung zu Weimar und der infolgedessen eingetretencn Zerrüttung der Stiftung, hält es der Unterzeichnete deutsche Schriststellerverein zu Leipzig für seine unerläßliche Pflicht, auch seine Stimme abzugeben und öffentlich Zeugniß davon abzulegen, auf welcher Seite er nach seiner, durch unpartheiisches und reifliches Prüfen ge wonnenen Ueberzeugung das Recht findet: Die Schillerstiftung ist unter Mitwirkung der gesammten Nation mit der klar ausgesprochenen Bestimmung ins Leben gerufen worden, wür digen deutschen Schriftstellern oder deren Hinterlassenen in Fällen über sie verhängter schwerer Lebenssorge Hülfe und Beistand zu gewähren. Zu diesem und keinem andern Zwecke ist das Geld von Hunderttausenden gestiftet worden und durch keinen Majoritätsbeschluß kann nach irgend einem Rechte der Welt dieser Zweck, so lange er erfüllbar ist und sich nicht augenscheinlich als gemeinschädlich erweist, verändert, umge deutelt, beschränkt oder erweitert werden. Das Stiftungs- eiacnthum zu anderen Zwecken verwenden, würde ebensoviel heißen, als durch das große Nationalunternehmen der Schiller- lvtteri: unter der heiligen Aegide von unseres Schillers Na men die Lüge in 660,000 Exemplaren in die Welt geschleu dert zu haben. Im Namen des mit Füßen getretenen Rechte« also protestiren wir gegen die von der Majorität der General versammlung beschlossene Einschaltung des Wörtchens „inson derheit", durch welches die Hilssbedürftigkeit als unerläßliche Bedingung zur Gewährung der Ehrengaben bei Seite gescho ben werden soll. Ucbermuth und Frevel ist es, wenn mau wohlerwogene Statuten, unter denen man sich ursprünglich vereinigt hat-r, früher verändern oder beseitigen will, al« man deren Lebensfähigkeit auch nur erprobt hat. Roch ist kein Wechsel des Vorortes eingetreten, noch haben sich kein« Nachtheile eines solchen Wechsels herausgestellt, und schon will man ein Statut beseitigen, nach welchem man aus triftigen Gründen denselben als nothwendig erachtet hatte, denn für den gesammten Schriftstellerstand liegt in dem Wechseln de« Vorortes die Bürgschaft, daß die Schillerstiftung nicht schnö dem Klikenwesen in die Hände fällt. So können wir nicht umhin, dem Gefühle tiefster Entrüstung Ausdruck zu geben, welches uns ergriffen, als wir das ganze Gebühren jener fest geschlossenen Coterie in Erfahrung brachten, die jene Statuten veränderungen durchzusetzen wußte. Mit verletzendem Hohn ist man den Zwcigstiftungen cntgegengetreten. Eine metallo- graphische Corresponvenz, welche man aus Stiftungsmitteln beschaffte, muhte an alle Redaktionen tendenziöse Berichte schicken, um die öffentliche Meinung vorweg einzunehmen; man verschwieg darin sogar die durch den Mund des Prä sidenten mitgetheilte Erklärung des Großherzogs, nach welche« Weimar auf eine Wiederwahl verzichten sollte, eine Erklärung, welche derselbe Präsident unmittelbar vor dem Wahlacte ab leugnete. Durch solche Mittel erstrebt man gute Zwecke nicht. Als Wortführer deutscher Schriftsteller erwarten wir sonach, daß die Zweigstiftungen, welche den Nechtsstandpunkt ver treten, dem Wohle der Stiftung gemäß selbstständig Vorgehen werden. Die Wahrheit und das Recht haben eine zwingende Gewalt, sic können durch Gaukelkünste einen Augenblick ver zerrt und verschleiert, aber nicht dauernd gefälscht werden, and deshalb geben wir uns der Zuversicht hin, daß auch hier Recht Recht bleiben wird. Leipzig, am 14. Januar 1865. Der deutsche Schriststellerverein zu Leipzig l)r. Friedrich Friedrich, Vorsitzender. Carl Cramer, Schriftführer." — Das Kind eines hiesigen Beamten brach vorgestern Abend durch die Eisdecke der im Ostragehege in die Elbe ausmündenden Weißeritz, wurde aber alsbald durch zwei herbei eilende couragirte Knaben herausgezogen und auf's Trockne gebracht. — Eine Bitte, die Niemand nach dem eigentlichen Wort sinn beherzigen wird, findet sich an der Expeditionsthür des Bahnhofgebäudes zu Apolda schriftlich angeschlagen. Sie lau tet: „Man bittet, sich die Füße abzulratzen!" — In einer Wirtschaft an der Kreuzktrche excedirten vorgestern Abend Soldaten. Einer von ihnen soll eine nicht unbedeutende Wunde im Gesicht davongetragen haben. Eine herbeigerusene Militärpatrouille stellte die Ruhe bald wieder her.— — In einem nahegelegenen Dorfe ist ein lustiger Schwank passirt, der so recht an die Gemüthlichkcit der Urgroßväter er innert. Ein dasiger Dorfbewohner saß mit seinen Nachbarn im Wirthshaus. Sie unterhielten sich von Diesem und Jenem. Man kam auch zuletzt auf das Abonniren oder vielmehr „Mithalten" von Tagesblättern und Wochenschriften zu sprechen. Na", sagt der Eine, „wir haben uns Mehrere vereinigt, wir halten den Dorfbarbier vom künftigen Ersten an mit!" DaS hörte der Schmicdemeistcr und sagt: „Na, da möchte ich dabei sein, mein Barbier kommt so nicht immer zur rechten Zeit!" Der dachte nun an einen ganz andern Barbier, an