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Mchnst: «glich früh 7 Uhr. Inserate «erden angenommen: bi, «bendsv, Sonn tag» bi, Mittag» IN Uhr: «arienstraße 13. Zehnter Jahrg. WW» Mittwoch, 88. Januar 1868. «t' .1 Löonnemeut: » vierteljährlich LO NgV. bei mientgeldlicherAoq strunz in'« Haus-g Durch die SLnigl. Poh vierteljährlich SS Rg«. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Anzeig. in dies. Blatte, da« jetzt in 11,000 Exemplaren erscheint, finden eine ersolgreiche Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactem: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum eine, gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Ktepslh 6k Rktchardt. — Verantwortlicher Redacteur: JultUS Relchardt. Dresden, dm 25. Januar. — Am 22. d. M. versammelten sich die Mitglieder der Lehrerkonferenz für Schandau und Umgegend in Krippen, dem Herrn Lehrer Liebmann daselbst zu seinem 25jährigen Amts jubiläum die herzlichsten Glückwünsche rc. darzubringen. Zu gleichem Zwecke machte sich auch das Mitglied gedachter Kon ferenz, Herr Lehrer Friedemann in Schmilka in Begleitung seiner Schwester auf den Weg. Ohngefähr 44 Uhr Nach mittag» wurden beide in Herrnskretschen von der Tochter des dasigen Fährmeisters, die mit dem Ueberfahren vertraut ist, glücklich übergesetzt. Während der Rückfahrt verliert die Schif ferin den Staken, will darnach greifen, verliert das Gleich gewicht und — fällt in die hier grade sehr tiefen, eisigen Fluten. Lehrer Friedemann befand sich schon auf dem hohen Eisenbahndamme bei Schöna, Herrnskretschen gegenüber, als mehrere Stimmen „Hilfe, Hilfe!" riefen. Friedemann warf die Oberkleider herunter, und kühn schwang sich der muthige Schwimmer in den eisigen Strom und theilte mit kräftigen Armen eine tüchtige Strecke die Fluten, zunächst das fort eilende Fahrzeug einzuholen. Dies gelang; nun lenkte der selbe den Kahn rasch nach der mehr und mehr Sinkenden und reichte ihr die Schaustange. Das Mädchen besaß noch Geistesgegenwart, sich auf das Ruder zu stützen und so nur hielt sie sich eine Zeit über Wasser, ehe alle ihre Kleider voll- grsogen waren. Friedemann's Kräfte reichten nicht aus, die Verunglückte in die Schluppe zu heben; fortschwimmend hielten sie sich aber fest aneinander bis endlich der Einnehmer Kunath von den Elbhäusern und der Bahnwärter Grahl in einer an dern Schluppe herzugerilt kamen, Friedemann die Rettung zu erleichtern. Gott sei Lob und Dank, das Werk war gelun gen! — Der brave und tapfere Jüngling Friedemann scheint von der Vorsehung zu solchen Diensten ausersehen zu sein. Schon als Knabe von 15 Jahren sprang, er muthig in die etwas angeschwollene Mulde bei Freiberg, einen bereits im Untersinken begriffenen Knaben herauszuziehen. Als Semi narist von 19 Jahren rettete er seine beiden Mitschüler Göpfert und Reichelt, die beim Baden verunglückt waren, nnt eigner Lebensgefahr. Jetzt setzte er wiederum sein Leben daran, die Schifferin zu retten, die ohne ihn wohl kaum noch lebte. — Der unter dem Namen „Siona" hier bestehende Verein für gemischten Gesang hatte vorigen Sonntag in Straffer's Saale zu seinem Stiftungsfeste eine Aufführung veranstaltet, welche den eingeladenen Zuhörern vielfachen Ge nuß bereitete. Das reichhaltige Programm bot geistliche und weltliche Gesänge von älteren und neueren Meistern in fast durchgängig wohlgelungencr Ausführung dar. Unter den Sängerinnen zeichnete sich Fräulein Hübler durch anerken- nungswerthe Leistungen, besonders in der Cantate: „Macht des Gesanges" von Schiller und Nomberg, und unter den Sängern Herr Instituts-Lehrer R. Große durch den vorzüglichen Vortrag einer Arie aus „Paulus" von Men- delssohn-Bartholdi aus. Auch die Ausführung der Chör, zeugte von fleißiger und sorgsamer Einübung. Dem wackern Dirigenten, Herrn Musiklehrer L. Große wurde bei dieser Gelegenheit von Seiten seines dankbaren Vereins ein werth voller Ring als Zeichen der Anerkennung zum Geschenk gemacht. — Wie uns mitgetheilt wird, haben die Herren llr. Benser und Dir. Claus dem blinden Rechenkünstler Chybiorz Gelegen heit geboten, in Dresden noch einmal öffentlich aufzutreten und ist Herr Hotelier Horn in Hotel de Pologne diesem Un ternehmen durch freundliche Ueberlassung seines Saales för dernd entgegen gekommen. Die Plätze werden auf 15, 10 und 5 Ngr. zu stehen kommen. Die Hälfte des Reinertrages hat Herr Chybiorz dem hiesigen Blinden-Jnstitute zugedacht. Wir glauben, daß diese Nachricht besonders vielen Damen interessant sein wird, da, wie uns bekannt, Herr Chybiorz hier noch nicht in Gesellschaften aufgetreten ist, bei denen Damen gegenwärtig waren. Zugleich bietet sich hierbei Ge legenheit, ein Werk der Wohlthätigkeit zu üben. — Morgen findet in Brauns Hotel zur Vorfeier von Mozarts Geburtstag ein Extra-Concert vom Witting'schen Musikchore statt. Außer der Suite Nr. 3 v. Seb. Bach und noch anderen gediegenen Compositionen wird auch eine hier noch nicht gehörte Ouvertüre von Mozart (nach Händel'schen Styl) ferner ein Concert für Oboe v. Händel sowie die prachtvolle und hier ebenfalls wenig gehörte Sinfonie coovor- „ole (Solo für Violine u. Viola) v. Mozart mit zur Auf führung Immen. Bei der großen Beliebtheit der Sinfonie- Concerte des genannten Musikchores, läßt sich eine zahlreiche Theilnahme erwarten. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten den 21. Januar, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: 1 Di- rectorialvortrag aus der Negistrande. 2. Vorträge der Ver- fassungSdeputation über «. den Entwurf einer neuen Local bauordnung; d. das Schleußenbauregulativ vom 23. December 1856 rc.; o. die Forterhebung des Elbbrückrnzolls rc. 3. Vor träge der Finanz-Deputation über 3. die Unterstützung eines invaliden Marstallkutschers; b. die fernere Erhebung der Pa- rochialanlage in der Annenkirchengemeinde; v. die Anlegung einer Gangschleuße vor dem Falkenschlage rc.; ck. eine Grati- ficationsangelegenheit; e. eine veränderte Maaßnahme, bezüg lich der Herstellung der Parkstraße; s. die Verlegung des Düngerexportwagen-Remisenhofs; verschiedene Nechnungs- angelegenheiten. 4. Vorträge der Petitionsdeputation. 5. Vor trag des Vorsitzenden über die Geschäftsthätigkeet der Stadt verordneten im abgelaufenen Jahre. — Vom ersten April dieses Jahres ab soll, wie uns mitgetheilt wird, der auf der Marienbrücke zeither von Wagen, Vieh rc. erhobene Brückenzoll aufgehoben werden und ist dm betreffenden Beamten von der Vorgesetzten Be hörde bereits der Dienst gekündigt worden. — Interessant ist eine statistische Zusammenstellung der Quartiere und Etagen, welche bei der letzten Volkszählung in Dresden als unbewohnt vorgesunden worden sind. Die selben vertheilm sich in den verschiedenen Stadttheilen fol gendermaßen: Mieth-Betrag. Bis zu 30 Thlr. Von 30 bis 60 Thlr. V. 60—100 Thlr. V. 100—150 - V. 150—200 - V. 200-300 - V. 300—100 - V. 400- 500 - V. 500—600 - B. 600-700 - V. 700—800 - V. 800—1000 - V. 1000—1200 - Summa: s. » 4/! 3 1 3 2 15 17 10' 11 10 14 — 1 7 I 5 1 17 2 12 3 1 — 2 1 — 1 1 - 2 1 6 43 30 71 «7. Stobt 8. «,M. 6 45 189 15 — Soeben erschien das Tagebuch des königl. Hofthea ters vom Jahre 1804, Schauspielfreunden gewidmet von den Theaterdienern C. Stein und C. Trützschler. (Dresden, bei I. Zeh.) Dasselbe mthält das gesammte Namensver- zcichniß der Mitglieder des Hoftheaters, der Kapelle, der Beamten und Offizianten; ferner das Verzcichniß der im Jahre 1864 gegebmen Stücke, welche in 394 Vorstellungen und zwar von 230 Schauspielen, 125 Opern, 22 Sing spielen und Posten mit Gesang, 17 Balleten und 2 Concer- ten bestehen. Zum ersten Mal aufgeführt wurden 2 Sing spiele, 10 Dramen und Schauspiele, 14 Lustspiele, 1 Ballet; neu einstudirt 9 Opern und Singspiele, 7 Dramen und Schauspiele, 8 Lustspiele, 2 Posten. Dem Verzcichniß der Gastrollen schließen sich die Beschreibungen der Jubiläen der Herren Räder, Mitterwurzer, Kummer, Tichatscheck, Necrvloge des Maschinenmeister Hänel und des Generalintendanten von Lüttichau an, sowie mehrere andre Notizen. — Dieses kleine Merkchen, welches nunmehr seinen 48. Jahrgang vollendet hat, ist gewiß Vielen, welche im verflossenen Jahre in den Räumen des Hoftheatcrs genußreiche Stunden verlebten, eine willkommene Gabe und es sei hiermit allen Theaterbesuchern bestens empfohlen. — Ein junger unverheiratheter Mann, in besten ziem lich weit von Dresden entfernte Heimath auch die „Dresdner Nachrichten" gelangen, hatte in denselben die Ankündigung von dem auf dem Linckeschen Bade unlängst stattgefundenen Maskenballe gelesen, und da er in seinem Leben einem solchen noch nicht beigewohnt, den Entschluß gefaßt, sich denselben anzusehen. In dem Städtchen, dem er die Ehre hatte als Bürger anzugehören, war ohnehin keine Aussicht vorhanden, daß dort jemals ein Maskenball zu Stande kommen konnte, denn wenn auch die wenigen unverheirathcten Leute, die dort wohnten, schon längst die Jnscenirung eines Maskenballs in Vorschlag gebracht hatten, so waren doch die vcrhciratheten Spießbürger, die sich in der Mehrheit befanden, aus Spar samkeitsrücksichten immer dagegen gewesen und hatten die maskenballlustige jüngere Generation überstimmt. Deshalb machte sich unser Kleinstädter Tags vor dem hiesigen Mas kenball auf den Weg und fuhr nach Dresden. Cr war einer der Ersten, die sich am Abend des Balles auf dem Linckeschen Bade einfanden. Ausgerüstet mit einem prächtigen Costüm als preußischer Husarenrittmeister und mit bedeutender klingen den Münze, mit der er in der freigebigsten Weise um sich warf, konnte es ihm auch nicht fehlen, daß er gar bald die Bekanntschaft einer Dame von solcher Schönheit machte, wie er in seiner Heimath noch nie gesehen hatte. Er tanzte mit ihr, führte sie zur Tafel und schwamm in einem Meere vol ler Entzücken Die Freuden des Weines und EhampsMerS hatten ihn aber nach und nach in einen höchst bedenkliche» Zustand versetzt. Seine holde Schöne drängte deshalb zum Aufbruch, da ohnehin Mitternacht längst vorüber war, und sie ihren lieben Eltern versprochen haben wollte, nicht z» lange auf dem Balle zu bleiben. Ihr Don Juan wollte sie bis an ihre Wohnung begleiten. Da, unterwegs, überfiel ihn die Müdigkeit in einer so unwiderstehlichen Weise, daß er sich nothwendiger Weise einen Augenblick setzen mußte. Er bat nur um einige Minuten Ruhe, und die Dame, die er den verflossenen Abend über nicht eine Secunde verlassen, konnte ihm deshalb die Bitte nicht abschlagen, ihn jetzt nicht zu ver lassen, und neben ihm auf einer Bank in der Promenade Platz zu nehmen. Dafür drückte er ihr freundlich die Hand und — war im nächsten Augenblick eingeschlafen. Gegen Morgen, als der Tag bereits graute, weckte unseren costü-- mirten Krieger ein kalter Frost aus dem Schlafe. Er sich noch auf der Bank, kaum daß er sich erinnern konnte, wie er dahin gekommen. Seine liebenswürdige Begleiterin such ten seine Augen vergebens. Er griff nach seiner Uhr, um nachzusehen, wie spät oder früh es wohl eigentlich sein könne. Sie war verschwunden sammt der Kettel Ein theurer Ball, dachte er bei sich, und beschloß, schnurstracks in seine Heimath zurückzureisen, um dort durch Sparsamkeit seine Finanzen wieder in das Gleichgewicht zu bringen. Aber welcher Schreck befiel ihn, als er in sein Hotel zurückkehrte, und in seinen Taschen auch sein Portemonnaie mit seiner ganzen Baar- schaft vermißte. Jetzt erst fing es bei ihm an fürchterlich M tagen. Er beschloß, nie mehr nach Dresden zu einem Mas kenball zu reisen, und fuhr noch an demselben Tage in sein, Heimath zurück. — In einem Droguengeschäft auf der Annenstraße ent stand gestern Mittag nach 12 eine nicht unbedeutende Explo sion, indem sich eine größere Quantität sogenanntes benga lisches Feuer beim Füllen desselben auf Patronen entzündete. Leider wurde der damit beschäftigte Lehrling entsetzlich beschä digt, indem ihm von der linken Hand einige Finger abge rissen. ein Theil des Armes bedeutend verletzt und ebenso sein Gesicht dermaßen lätirt wurde, daß es an vielen Stel len blutete. Die Scheiben der Ladenthür zerplatzten und Rauch quoll hervor. Der unglückliche Knabe war zunächst in Abwesenheit des Prinzipals ziemlich hilflos, lief auf den Hof an den verschlossenen Brunnen und jammerte schrecklich. Viel Gaffk kamen hinzu, aber nur erst nach längerer Zeit fanden sich Männer, welche hilfeleistend beisprangen, obgleich man ihnen anfänglich an der zunächst gelegenen chirurgischen Stelle in wenig bereitwilliger Weise cntgegenkam. Der her beieilende Prinzipal hat sich des Knaben dann mit größter Wärme angenommen, später wurde der Verwundete nach dem Stadtkrankenhause gebracht. — Am 15. d. M. Nachmittags 3 Uhr brach in dem Wohnhause des Hausbesitzers Knöfel in Niethen Feuer aus und brannte dasselbe total nieder, und da Knöfel, wie die „Sr. New." berichtet, krank daniederlag, wurde wenig geret tet. Wie sich ergeben, hat dessen 6jähriger Sohn am Schweine stalle mit Streichhölzchen gestrichen und dabei liegendes Stroh an- gezündct. — Am 16. d. M. gingen die Jatzkau'schen Eheleute in Pannewitz bei Neschwitz unter Hinterlassung ihrer Kinder auf die Arbeit. Gegen 10 Uhr Vormittags hatte sich die 6jährige Tochter derselben Streichhölzchen vom Topfbrette herunter genommen und damit „gestrichen", sich dabei die Kleider angezündet und so verbrannt, daß sie bereits Nach mittags unter großen Schmerzen den Geist aufgab. — Seine Maaren gut und preiswürdig zu liefern, sollte sich jeder Gewerbrreibende zur Pflicht machen. Ehrlich währt am längsten. Die Wahrheit dieses Sprüchworts fin det aber leider nicht überall Anerkennung. In einem Bäcker laden wurden am Sonntage Kuchenstücken verkauft, die reich lich mit Zucker bestreut zu sc n schienen und Käufer anlockien. Beim Verzehren derselben stellte cs sich heraus, daß die verlockende Weiße Decke nicht aus Zucker, sondern wenigstens zum größten Theile, aus — Mehl bestand. — Wie weit die Dreistigkeit der Bettler sich versteigt, davon giebt nachfolgende wahre Erzählung den handgreiflichen Beweis: Ein solcher Bettler trat mit verbundener Hand, die angeblich sehr schlimm sein sollte, in ein hiesiges Parterre local und bat um eine Gabe. Da man den Zudringling schon näher kannte, ließ man ihn längere Zeit stehen, damit er sich von selbst wegbegebcn möge. Als er endlich merkte, daß alles Warten und Lamentiren nichts helfe, meinte er beim Weggehen: „Hätten Sie mir nur wenigstens 5 Ngr. für meine Zeitversäumniß (!) gegeben." Also auch die Bett ler rechnen auf gewisse Einnahme pro Tag und Stunde. — Vor einiger Zeit theilten wir mehrere Einbruch- und Nachschlüssel-Diebstähle mit, die mit beispielloser Frechheit in zwei hiesigen Hotels und einem hinter der Kreuzkirche gelegenen