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Nr. 84. Zehnter Jahrg. . , «Srschnnt: «glich früh 7 Uh». Inserate weideu angenommen: bieSbend-S.a»««-' tag« bi« Mittag« ir Uhr: «arienstra-e 18. rliqeig. in dies. Blatt«, da« jetzt in U,OW Errmplarr« erscheint, finden eine ersolgreichr Brrbrritnng. Dienstag, L4. Jannar 1865. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. /öounnnent: BietteljLhrltch 20Ngr. bei mientgeldttcher La serung in'» Han«. Durch die Königs Pdfl vierteljährlich -2 Ng«. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile ' 2 Ngr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Llepsch Hl Nellhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JullUS Rellhürdt. Dresden, den 24. Januar. — Mittels allerhöchster Resolution vom 1. December vorigen Jahres hat Se. Majestät der König nachstehende Be förderungen im diplomatischen Dienste beschlossen und zwar: zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei der Deutschen Bundesversammlung, sowie bei den Höfen von CarlSruhe, Cassel und Darmstadt den seitherigen Minister- residenten an den Höfen von München und Stuttgart, Kam- «erherrn und Legationsrath Adolf v. Bose, unter Ernennung zum Geheimenrath; — zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am König!. Baierischen und König!. Würtembergischen Hofe den seitherigen Ministerresidenten zu St. Petersburg Legationsrath Hans von Könnritz unter Ernennung zum Geh Legationsrathe;—zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Kaiserlich Russischen Hofe den seitherigen Ministerresidenten an den Höfen in Brüssel und im Haag, Legationsrath Grafen Richard v. Könneritz; — zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königlich Belgischen und Königlich Niederländischen Hofe den vormaligen Gesandten am Königlich Spanischen Hofe Kammerherrn Oswald v. Fabrice Zugleich hat Se Majestät den Legationssecretair bei der Königlichen Bundestags-Ge- sandtschaft Rudolf Le Maistre zum Legationsrath ernannt. — Se. König!. Majestät hat dem Gerichtsschöppen Karl Christian Heinze in Weißig aus Anlaß seines fünfzigjährigen Amtsjubiläums in Anerkennung seiner guten Führung die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber verliehen, so wie den bei den Reiter-Regimentern angestcllten Auditeuren, bisher zweiter Clafse, Rang und Abzeichnung der Auditeure erster Elaste ;— Hauptmanns - Rang, — dem Festungs- Auditeur, bisher dritter Elaste, Rang und Abzeichnung der -bisherigen Auditeure zweiter Elaste- Oberleutnants-Rang — und den bei den Kriegsgerichten angestellten Actuaren den Eharacter als Auditeure dritter Elaste mit Leutnants-Rang und Abzeichnung ertheilt. — Der Stadtrath veröffentlicht in einer vorgestern erschie nenen Bekanntmachung das Ergebniß der auf die Mittheilung des Herrn Professors vr. Wigard in der am 4. Januar d. I. pattgefundenen öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten über angeblich schlechte Behandlung einer Kranken im Stadtkran kenhause angestellten Erörterungen. Es find nach Ausweis der Acte» über den bezüglichen Vorfall befragt und abgehört worden: die verw. Frau Rößner selbst, — dieselbe Kranke, welche die gerügte schlechte Behandlung erfahren haben soll —, deren zeitherige Aufwärterin, Pflegerin und Begleiterin bei ihrer Aufnahme im Stadtkrankenhause, Frau Lange, ferner die drei Krankenwärterinnen Klinger, Lerche und Steiger, der Krankenwärter Thomschke, weiter die Handarbeiterin Frau Halm, welche mit der verw. Rößner im Stadtkrankenhause in einer und derselben Stube gelegen, der Maurer Herr Schulze, der Schneidermeister Herr Ament, die Oberkrankenwärterin Frau Wetzel, der Anstaltsinspector Herr Henke, sowie die As sistenzärzte der Anstalt, Herr vr. Richter und Herr Ilr. Nabe, und außerdem sind von den Oberärzten, Herrn geheimen Me- dicinalrath vr. Walther und Herrn Professor vr. Zeis, schriftliche Auslastungen zu den Acten g langt. Schließlich aber ist dem Herrn Professor vr. Wigard selbst, unter Vorlegung der Acten, das Ergebniß dieser Erörterungen mitgrtheilt worden, wor auf derselbe erklärt hat, daß er in Bezug auf den fraglichen fpeciellen Vorgang etwas '.Weiteres nicht mitzutheilen habe. Nach den angestellten Erörterungen beruht Das, was Herr Professor vr. Wigard in der eingangsgedachten Sitzung der Stadtverordneten über den fraglichen Vorgang angegeben hat, zunächst und hauptsächlich auf einer demselben bei Gelegenheit emeS Krankenbesuches im Laufe des Gesprächs gemachten Mit theilung des Maurers Schulze, dessen Wissenschaft aber ledig lich auf einer,,flüchtigen Erzählung" der verehel. Lange bei einem ihm von dieser gemachten,. „nur einige Minuten" dauernden gelegentlichen Besuche. Es ist demnach die verehel Lange als die einzige Ursprungsquelle der vorerwähnten Angaben anzu sehen. Nach den angestellten Erörterungen erscheinen nun aber weiter die ausgesprochenen Beschuldigungen schlechter Behandlung der verw. Rößner sämmtlich als «»gegründet, was in der Bekannt machung des Raths ausführlich nachgewiesen wird. Schließlich be merkt der Stadtrath, daß er infolge der nach einem, in Nr. 5 der heu rigen „Dresdner Nachrichten" befindlichen Referate über die ein gangserwähnte öffentliche Sitzung der Stadtverordneten von Hrn. Professorvr. WigardgethanenAeußerung: daß ihm, als Arzt, schon öfters Klagen zu Gehör gekommen seien, daß die Kranken in der Nacht keinen „„Mucks"" thun dürfen, damit nicht ein Krankenwärter oder eine Krankenwärterin aufgeschreckt werde," Herrn Professor vr. Wigard bereits am 7. d. M. veranlaßt bez. ersucht hat, das Thatsächliche dieser Klagen, namentlich von wem, über wen und wann solche geführt worden? ihm schleunigst schriftlich oder mündlich mittheilen zu wollen, der selbe aber bis heute dem Rathe in dieser Hinsicht etwas nicht mitgrtheilt hat. Mch den dargestellten Ergebnissen der Erörte rung glaubt der Rath sich der zuversichtlichen Erwartung hin geben zu können, daß der in Rede stehende Vorgang keinen Anlaß bieten werde, das Vertrauen, welches dem Stadtkran kenhause, durch dessen anerkannt gute Einrichtungen, durch seine vortreffliche ärztliche Oberleitung und durch das pflicht getreue Verhalten Aller, welche dermalen in demselben zu wirken berufen sind, zeither und in immer sich steigerndem Grade zu Thell geworden ist, irgend welche Minderung nicht erleiden werde." — Um unter dem Namen „Sächsischer Gauverband" eine Vereinigung der Arbeitervereine Sachsens zu erzielen, kamen im Anfänge des Monats December vorigen Jahres in Chem nitz Vertreter von dm in den Städten Altenburg, Chemnitz, Crimmitzschau, Dresden, Großenhain, Leipzig und Zwickau befindlichen Arbeitervereinen zusammen und von denselben wurde der Beschluß gefaßt, den Sächsischen Gauverband zu errichten. Der Vorstand des gewerblichen Vildungsvereins zu Leipzig wurde beauftragt, die ministerielle Genehmigung zu dieser Vereinigung auf Grund des in beregter Zusammen kunft angenommenen „Verband-Statuts" nachzusuchen. Auf das deshalb beim König!. Ministerium des Innern eingc- reichte Gesuch, ist eine abfällige Bescheidung erfolgt. — I. Zweites Theater. Sonnabend den 21. Jan. wurden im zweiten Theater außer der Wiederholung des französischen „Folichonctte" zwei neu einstudirte Stücke, das Blmn'sche Lustspiel „Rosine, oder: Ein geborgter Liebhaber" und die Jakobson'sche Posse „Bei Master und Brod", sowie zum ersten und hoffentlich auch zum letzten Male „Liebe kann nicht Alles" gegeben. Was dieses mletzt genannte Stück be trifft. so thut man bester, es mit Stillschweigen zu übergehen; der Inhalt ist geradezu arznselig. Als Gegensatz zu diesem, nach dem Französischen bearbeiteten Machwerke erschien uns, gleich wie einem schon dem Tode des Verdurstens nahen Pil ger in der Wüste eine lebensfrische Oase erscheinen mag, die Darstellung von Folichonctte, Rosine und Bei Wasser und Brod, in welchen Fräulein Genee brillirte. Außer Fräulein A. Huth standen ihr noch Herr Schröder durch verständige Auffassung ihrer Rollen zur Seite, während von einigen der Herren Mitspieler zu bemerken ist, daß sehr schlecht memorirt worden war. Herr Kiefer als Peter in „Rosine" hätte diese Rolle etwas weniger plump darstellen können. Großen Applaus erntete Fräulein Genee als Elise v. Malfaisant, dieser höhern Unschuld aus der Töchterschule, die von einer solchen Soubrette, wie die Gastin gespielt, unbedingt gefallen muß. — Es sei hierbei noch bemerkt, daß heute Abend Fräulein Genee in den zuletzt erwähnten drei Rollen wieder auftreten wird, welchen Angely's „Jugend muß auStoben" vorausgeht. — Concert. Sonnabend den 21. Januar gab der hiesige Tonkünstler-Verein seinen zweiten Productionsabend und brachte in demselben wiederum Interessantes und Beleh rendes zum Vortrage: voran ein Streichquartett von L Che rubim (Nr. 2 e-äiir), das äußerst sauber gespielt wurde von den Herren Medefind, Müller, Schleising und Karasowski. Dies Werk, das hört man schon, ist aus einer guten Feder geflossen, die sich darauf versteht, die musikalischen Gesetze der klassischen Zeit auf moderne Wünsche und Freiheiten in eigen- thümlicher Weise auszudehnen. Wenn dies Streben Cheru- bini's einerseits im höchsten Grade Beachtung verdient, so ist doch andrerseits das Resultat desselben kein entsprechendes. Die letztere Hälfte des Quartetts ist bei weitem die bessere, doch das Ganze macht trotz allen sonstigen Vorzügen einen rhapsodischen und kalten Eindruck, etwa wie eine Winterland schaft. Das zweite Stück war die Schumann'schc Sonate für Clavier (op. 22 6-mo»), die Herr Rollfuß recht wacker spielte. Diese Sonate gehört dem jugendlichen Schaffcnsdrangc des Componistcn noch zu sehr an, und es giebt wenig Clavier- sonaten, in welcher sich die Gedanken in so auffallender Hast einander jagen und förmlich Hetzen, wie cs in dieser hier ge schieht Nur aus der allgemeinen Zerrissenheit des Zeitge schmacks läßt sich der Umstand erklären, daß das Publikum den unruhigen Standpunkt, den dieses Musikstück in allen seinen Theilen hcrvorruft, billigt und sogar noch durch Beifall gutheißt. Dieser unruhige Standpunkt ist gerade der aller- verkehrteste, er läßt den Zuhörer in der That selbst nicht zum wirklichen Genüsse einzelner schöner Gedanken kommen, die die Sonate hat. Ist dagegen nicht die Serenade in v-clur für Solovioline, 2 Violinen, Viola, Baß, 2 Oboen, 2 Hörner und 2 Trompeten, die Mozart 18 Jahre alt com- ponirte, ein wahrer Blumengarten, der den süßesten Duft in alle Herzen haucht? Hier nimmt der Zuhörer einen voll kommen ruhigen Standpunkt ein, wirklichen Schönheiten tze- genüber. Warum? Hier handelt es sich um Gebilde, die wohlangelegt und mit dem rechten Fachgeschick in ihren ein zelnen verständlichen Gruppen gerade so in Tönen ausgeführt sind, wie jedes gebildete Menschenherz auch fühlen kann, wenn gleich nicht immer in Tönen. Dankbar, sehr dankbar muß man dem Tonkünstler-Vercin sein für die Vorführung solcher Sachen, für welche sonst in der Oeffentlichkeit fast gar kein Platz wäre. Die Serenade wurde prachtvoll gespielt. Die Solovioline, die Mozart bei seinen Serenaden gewöhnlich selbst zu vertreten pflegte, wurde von Herrn Seelmann in einer Weise gehandhabt, die das ihm gespendete Lob und den rau schenden Beifall vollkommen verdiente. Armin Früh. — Auf dem Exercierplatz haben am vergangenen Sonn abend zwei junge Leute, in deren Begleitung sich eine Frauens person befunden, einen dortigen Schildwachposten insultirt und sich nachträglich der Arretur mit Erfolg widersetzt. Es soll aber gelungen sein, die fraglichen Subjecte, die sämmtlich übel beleumundet sind, nachträglich zu ermitteln. — — Dem Vernehmen nach werden die sächsischen Semi« nare gegenwärtig einer Jnspection unterzogen, an welcher von Leipziger Pädagogen die Herren Prof. vr. Masius und Dir. Bulnheim theilnehmen, und welche den Zweck haben soll, die auf der letzten sächsischen Lehrerversammlung zu Chemnitz zur Sprache gebrachten Mängel der sächsischen Seminarordnung einer sorgfältigen Untersuchung zu unterwerfen. — Ein Bewohner der kleinen Ziegelgaffe hat sich gestern Vormittag in dem einen Arme eine Ader — aber nicht die Pulsader — geöffnet, um sich damit angeblich die Gicht zu vertreiben, von der er in den: fraglichen Arme geplagt war. Er behauptet, daß ihm diese Curmethode, die glücklicher Weise noch rechtzeitig entdeckt wurde, wirklich geholfen habe.— — lieber die Motive zu dem Selbstmordversuche Gutz- kow's melden die „Hess. Bl." aus Weimar noch Folgendes: „Die Mißhelligkeiten mit dem Vorstand der Schillerstistung, namentlich eine Anklage, die Gutzkow gegen Dingelstedt er hoben und später wieder zurückgenommen hatte, versetzten jenen in die fürchterlichste Aufregung. In dieser heftig erregten Gemüthsstimmung erfuhr er, daß sein Sohn gegen sein aus drückliches Verbot in Bremen auf die Bühne gegangen war. Er reiste augenblicklich dahin ab, wurde aber von seinem eige nen Kinde nicht vorgelaffen und mußte unverrichteter Sache wieder abreisen. Dieser Vorfall steigerte seine Aufregung auf das Höchste, und in dieser Stimmung muß er den Gedanken zur Selbstentleibung gefaßt haben "j — Diejenigen Herren Schuldirektoren, welche etwa noch gesonnen sind, ihren Schülern den blinden Rechnenmeister Chybiorz vorzuführen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß derselbe nur noch diese Woche in Dresden verweilen wird. (Seine Wohnung ist Schreibergaffe Nr. 8.) — Am Sonntag den 22. Januar traf aus dm Elb- herzogthümern ein Transport österreichischer Militärs hier ein, bestehend aus 1 Offizier, 82 Mann und 2 Fleischhauern. Diese gingen nach eingenommenem Mittagsmahle nach Prag weiter. — Bei der am Freitag und Sonnabend von II. KK. HH. dem Kronprinzen Albert und Prinz Georg, dem Groß herzog von Toscana. Prinz Gustav Wasa, dem Fürsten von Reuß-Greiz und dem Erbgroßherzog von Weimar auf Ehren berger Revier bei Leipzig abgehaltenen Jagd sind 74 Stück Wild, darunter 2 Füchse und 2 Fasanen, erlegt worden. — Ein voreiliger Frühlingsbote zeigte sich am Sonntag in der Radeberger Haide; ein Schmetterling, munterer Citronen- vogcl, der uns gestern von einer dortigen Landbewohnerin als interessantes Curiosum in das Redactionslocal gebracht wurde. — Vor einigen Tagen hatte Einsender Gelegenheit, in der Gesellschaft „Typographia" einem Vortrage des Sprach lehrers Herrn F. E. Drechsler über die Gabelsberger'sche Stenographie beizuwohnen. Derselbe gab trotz der Kürze der Zeit eine gedrängte Uebersicht des Wesens der Stenographie und ging die verschiedenen Nedetheile in Beispielen durch, welche er an der Tafel anschaulich machte. Nach seiner Lehr weise (die er auch in einem praktischen Lchrbuche für Volks schulen und zum Selbstunterrichte niedergelegt hat) beginnt man mit dem Artikel, lernt die Buchstaben in mehreren Ab theilungen unter Bildung von Sätze'' kennen, sodann die Hilfszeitwörter mit dazwischen eingeordneter Vocalbezcichnung, die Sigel, die zusammengesetzten und Sylbenconsonanzen re. — Die Anwesenden folgten den: Vorträge mit Aufmerksam keit und gaben nach dessen Beendigung vielseitig die Absicht kund, einen Cursus nach dieser Methode vollständig durchzu machen, welche so zu sagen frisch in's Zeug geht und die sonst übliche Langweiligkeit vermeidet. - Vereine, deren Mit glieder einen Uebcrblick über das Gabelsberger'sche System zu erhalten wünschen, würden sicher diesen Zweck erreichen, wenn sie sich an Herrn Drechsler wendeten. — Der Unbekannte, der vor einigen Tagen bei Uebigaü todt aus der Elbe gezogen wurde, ist als der Privatus Ihle recognoscirt worden. I. wohnte auf dem Bischofsweg, war