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!,l, Mitredacteur: Theodor Drobisch. ^b-»«e«e»t: «MrltLhrNch rvRgv. bet unintgeldlicherNsq srrung in'» Ha»«' Lurch die «önigl. Psst »ierleljLhrlich LS Rg^ Einzelne Nummer« 1 Ngr. Anseratenpretst: Für den Raum eine» gespaltenen Zeller 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile - L Ngr. »«den angenommen: «i« Abend» a,«o»n. ta,» bi« Mittag» 1»Lßr: Marieusdra-e 13. Nuzeig. in dies. Blatte, da» jetzt in U.vvv Exemplare« erscheint» finde» eine ersolgreichr Verbreitung. Druck und Tigrnthmn der Herausgeber: Eiepsch ^ Reichükdt. — Beranttvortlicher Redacteur: Julius Reilhardt. Dresden, dm 20. Januar. — Se. König!. Majestät hat den Brigade-Adjutanten der Jäher-Brigade, Oberleutnant Freiherrn von Holleben, ge nannt Normann, wegen Verwendung desselben im General stabe der Adjutanten-Funktion enthoben und solche dem Ober leutnant von Stieglitz deS 4ten Jäger-Bataillons übertragen, auch den Leutnant Brandt von Lindau des 3ten Neiter-Ne- giments zum Oberleutnant ernannt. — Da» neueste Gesetz- und Verordnungsblatt enthält:, Verordnung, die Ein- und Ausführung des bürgerlichen Ge setzbuches für das Königreich Sachsen betreffend, und Ver ordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betr. — Der zweite Akt des Carnevals, der große Subscrip- tivnS-Maskenball im Linckeschen Bade entrollt heute den Vorhang und Tausende von bunten Gestalten betreten heute Abend die Bühne, welche Herr Restaurateur Gelhorn geschaffen und dekorirt hat für den Frohsinn und die Freude. Der Billetverkauf soll sehr flott gegangen sein und man verspricht sich im Hinblick auf das große Maskenfest vor zwei Jahren auch dießmal großen Genuß, da in verständigster Weise der damals störenden Uebersüllung durch eine beschränkte Billet ausgabe vorgebeugt ist. — Wie man hört, beabsichtigt der Vicepräsident des Ober-Appellationsgericht Herr vr. Thierbach mit Nächstem seine Stelle niederzulegen und sich in den Ruhestand zurück zuziehen. — ^ — Vor einiger Zeit starb hier ein reicher Preuße, .ein Mann von reinster schwarzweißer Farbe, mit Hinterlassung einer jungen Frau, welcher er die Auszahlung verschiedener Legate zur Pflicht machte. Unter Anderen bestimmte er 20,000 Thaler für die Jnvalidenstiftung in Berlin — wobei er sich zugleich darüber, was er unter einem würdigen braven.IN-' validen verstehe, originell mit aussprach —, ferner vermachte er den Unterofficieren und Gemeinen des Husarenregiments, bei dem er früher gestanden, 6000 Thaler und endlich be stimmte er noch, daß, wenn in seinem vielgeliebten Vaterlande die Zeiten von Anno 1813 wiederkehren sollten, seine hinter- laffene Ehefrau verbunden sei,- ihr ganzes geerbtes Vermögen auf dm Altar des preußischen Vaterlandes niederzulegen. Sonderbarer Weise hat nun die preußische Negierung — was nach hiesigen Gesetzen wohl nicht statthaft sein dürfte — die Sicherstellung dieses Vermächtnisses beantragt; es muß dieselbe also eine Wiederkehr jener Zeitperiode für nicht unmöglich halten! (L. N.) —a Oeffentliche Sitzung derStadtverordneten am 18. Januar!*) (Schluß.) Die Reparaturen an der Frauenkirche erfordern, wie wir bereits früher einmal mitge- theilt, einen Kostenaufwand von 19753 Thlr. Es handelt sich nun darum, wie diese Summe zu decken sei. Die Ver fassungsdeputation schlug heute vor: es solle dies durch zwei malige Erhebung einer Parochialanlage im Jahre geschehen. Nach einer kleinen Debatte, in welcher namentlich Stadtv. G. A. Müller die Vertheilung der Parochialanlagen auf 2 Jahre als wünschenswerth bezeichnete, wurde das Deputationsvotum einstimmig angmommen. — Zu der Ausschreibung des 1. Termins der diesjährigen Stadtanlage nach den bisherigen Sätzen unbeschadet der Prüfung des Haushaltplanes gab man seine Zustimmung. — Vor längerer Zeit haben bekanntlich die Stadtverordneten den Antrag an den Stadtrath gerichtet: die Revision der Stadtanlage vom Grundwerthe statt aller drei Jahre künftighin alljährlich vorzunehmm. Natürlich würde dies meist zu Ungunsten der Ansässigen geschehen, da drrm Grundstücke fortwährenden vortheilhaften Nutzungs- fchwankungen unterworfen sind. Heute handelte es sich um die Aufnahme einer bezüglichen Bestimmung in das bisherige Regulativ. Die vereinigte Verfaffungs- und Finanzdeputation hat ein sehr ausführliches, durch Ziffern motivirtes Votum obgegebm, welches im Allgemeinen diese den Ansässigen frei lich nachtheilige, aber ihrer Meinung nach einzig und allein ge rechte Bestimmung im Regulativ befürwortet. Das führte zu einer längeren und lebhaften Debatte, in welcher namentlich Stadtv. Anger I. das Deputationsvotum, welches von fast al len übrigen Rednern vertheidigt wurde, angriff, indem er meinte, den Ansässigen werde durch die von der Deputation befürwortete Regulativsabänderung eine ungerechtfertigte Mehr belastung aufgemaßregelt. Schließlich wurde die Debatte et- * Wir können diesmal nicht umhin, der schauderhaften Beleuch tung auf den Tribünen Erwähnung zu thun. Sin einziges kleines Gasflämmchcn, welches noch dazu in Folge der jetzigen Gascalamilät sehr kümmerlich brannte, sollte die ganze Tribüne, auf welcher sich drei ZeitungSberichterstalter befinden, erleuchten! Da nun diesmal d'N letzteren die Vergünstigung einer besonderen Beleuchtung ihrer Plötze brach Lichter, wie e» vor 14 Tagen der Fall war, nicht gewährt wurde, so kann man sich die unangenehine Situation derselben denke«: halb im Dunkeln ihre Nachschriften besorgen zu müssen. Drum: Licht, mehr Licht! was heftig, als der Vorsitzende dem Stadtverordneten An ger I. das noch einmal erbetene Wort verweigerte, weil er schon dreimal gesprochen; einmal habe er zwar das Wort nur „zur Berichtigung" verlangt, seine Auslassungen aber hätten das Maß einer solchen überschritten. Stadtv. Anger meinte, es seien Debatten vorgekommen, wo von juristischen Mit gliedern das Wort 5 Mal geführt worden sei. Der Vor sitzende: Dann wäre es seine (Angers) Pflicht gewesen, den Vorstand darauf aufmerksam zu machen. Jetzt schließe er die Debatte Das Deputationsvotum wurde gegen 3 Stimmen angenommen. — Eine größere Anzahl von Gegenständen der heutigen Tagesordnung mußte wegen Abwesenheit des Re ferenten ausgesetzt bleiben. Es erfolgte daher nach Erledigung mehrerer Rechnung«- und Petitionsangelegenheiten der Schluß der öffentlichen Sitzung, welche drei Stunden gewährt hatte. Ein die Stadtkrankenhausangelegenheit betreffender Antrag des Herrn Ersatzmann Kretschmqr wurde vom Antragsteller selbst bis auf die nächste Sitzung zurückgezogen, in welcher diese Angelegenheit zur Behandlung und Erledigung kom men wird. — Auf der Tharandterstraße waren vor einiger Zeit einem Kutscher diverse Kleidungsstücke aus der Kutscherstube gestohlen worden. Das Subjekt, das sich damals dort einge schlichen und den Diebstahl erlaubt hat, soll dermalen von der Behörde in der Person eines oft bestraften Cigarrenar beiter ermittelt und verhaftet worden sein. — — Am Hauptportal der katholischen Hoskirche bemerkte man gestern früh einen geschriebenen, mit Kleister angeklebten Zettel, worin der Schreiber, der sich Leopold von Anhalt un terzeichnet, Ansprüche auf fürstliche Geburt geltend macht und von einem bevorstehenden Gottesgericht faselt. Die ganze Schreiberei, in Prosa und Versen, P ziemlich ctzhW und der unbekannte Verfasser hat jedenfalls dabei den ZNS einer Bettelei im Auge gehabt. Selbstverständlich wurde der Zettel bald entfernt. — Im vorigen Jahre sind in Dresden an Verzehrungs gegenständen von auswärts eingebracht worden: u. A. 2,168,690 Pfd. Fleisch (153,093 mehr als 1863), 311 Stück Rinder (55 weniger!), 45,«47 Kälber (2,268 mehr), 8716 Schweine (111 mehr), 34,870 Schöpse (775 weniger). 2296 Rehe (417 mehr), 46,960 Hasen (4769 mehr), 288t Fasanen (417 mehr), 29,645 Rebhühner (4880 mehr), 48,618 Gänse (1427 mehr), 11,806 Enten (68 weniger), 113,756 Hühner (326 mehr), 151,960 Tauben (2689 mehr), 10,108 Faß Doppelbier (158 mehr) und 11,401 Faß Einfaches Bier (227 mehr). — Vorgestern Nachmittag stürzte auf dem Freiberger platz ein sog. ambulanter Kohlenwagen um. Natürlich fielen dadurch die mit Kohlen angesüllten vielen Kästchen aus dem Wagen heraus und entleerten ihren Inhalt auf die Straße. Ein weiterer Schaden kam dabei nicht vor — — Da es nicht selten der Fall ist, daß in den Listen über die Ausloosung von Staatspapieren.Druckfehler bei den Nummern Vorkommen, deren spätere Berichtigungen sehr leicht zu übersehen sind; so ist jedem Besitzer von Staatspapieren wiederholt anzurathen, den Anhang jeder solchen Liste, welcher die Nummern früher ausgeloosten Papiere, deren Werthbe träge nicht zur Zahlung gelangt find, enthält, sorgfältig durchzugehen, um sich von den nachtheiligen Folgen etwaiger Druckfehler, oder des Versehens überhaupt zu schützen. — I. Zweites Theater. Im weiteren Verlauf ihres Gastspiels trat vergangenen Sonntag und Dienstag Fräulein Genöe in „die Zwillinge, oder: Die Dame aus Paris und Schusterjunge" auf. Die Wahl dieses Stücks schien uns weniger glücklich, da die Handlung viele Unwahrscheinlichkei ten enthält, und durch grelle Wirkung sich den Beifall von nur Wenigen errang. Frl. Genöe, welche an diesen Abenden „die Zwillinge" und später noch „die Drillinge" spielte, bot Alles auf, um zu gefallen, konnte dieß aber nur theilweis erreichen. Höchst lobenswert!) wurde sie von Herrn Kiefer, dessen Rolle noch die dankbarste war, unterstützt. Auch Herr Himmel in der kleinen Partie als überspannter Wirth, Herr Stein als Baptist und Herr Weigelt als Nenard gefielen. Wa» die Rolle von Frl. Weihrauch betrifft, so war sie als Kammermädchen dieser genügend, doch verkleidet als Mann, wirkte sie mehr als komisch. Ganz anders als dieses komi sche Charaktergemälde wurde K. v. Holtei's „die weiblichen Drillinge" von dem zahlreich versammelten Publikum ausge nommen, wo Frl. Gen6e als Linchen, Minchen und Tinchen in ihrem Elemente war und vorzüglich als Tinchen Gelegen heit hatte, sich als auSraffinirt weiblichen Bühnenkobold den Beifall des Publikums zu erringen. — — Eine zwar schon dagewefsne, aber immerhin erwäh- nenSwerthe Art und Weise, sich an einem säumigen Schuldner zu revanchiren, bemerkte man dieser Tage in ^dem Schaufenster des Gewölbes eines Leipziger Gewerbtreibendrn. Dort lag nämlich eine nicht quittirte Rechnung aus über Waarm, die einem darin nach Namen und Wohnort genau bezeichnet«» Herrn im Monat December 1861 geliefert worden sind. Be kanntlich ist diese Forderung mit Ende des Jahres 1864 ' verjährt. (L. N.) — Unsere den Leipziger Nachrichten entnommene gestrige Notiz bezüglich des von Sr. Maj dem König angeblich be wirkten Ankaufs des Mosczinsky schen Palais bestätigt sich nach den an competenter Stelle hinüber eingezogeney Erkun digungen nicht. — — Die „L. N." bringen folgenden Satz: Am verwichenen Sonntage fand in der Thomaskirche, an welcher das Amt eines Geistlichen frei geworden, eine Probepredigt statt; sie soll den lebhaften Wunsch nach weiteren derartigen Probe predigten hinterlaffen haben. — Aus Kamenz vom 17. Januar schreibt das „K. W.": Die bei unserm Lessingfest anwesend gewesene Nichte Lesfing'S, Frau Charlotte Guth geb. Lessing in Breslau, ist nach eben eingegangener Nachricht am 15. Januar im 80. Lebensjahre gestorben. — Gestern Morgen ist in Liebethal bei Pirna die HäuS- lerwohnung nebst Scheune der Wittwe Zschaler niedergebrannt. — ) In einer am 14. Januar stattgehabten kleinen Ge richtsverhandlung gegen Opitz in Potschappel soll es nicht shißen 18, sondern nur 8 Tage Gefängniß. — -f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 19. Januar. Wilhelm August Friedrich Julius Klotz.aus Bären fels tritt aus der Gefängnißzelle in den Saal, um sich wegen" des ihm zur Last gelegten Diebstahls zu verantworten. Der Angeklagte ist noch jung, sehr kurz und bündig in seinen Ant worten, aber offen in seinen Geständnissen. Er ist 22 Jahr alt, arbeitete in einer Ziegelei, ist zweimal früher bestraft und zwar wegen Diebstahls Die ganze Sache dreht sich um einen Obstdiebstahl, aber ausgezeichneter Natur. Der Hauptschauplatz ist eine hölzerne Obsthütte unweit Räcknitz. Dieselbe gehört dem heut als Zeuge erschienenen Obstpachter Carl Gottlieb Ermer. Die Räcknitzer Bude Wat von Holz, hatte nur eine einzige Thüre, zu welcher der Schlüssel stets in Händen des Ermer war. Es war Sonntag, daher Niemand in der Bude, letztere war gut verwahrt, ein starkes Vorlegeschloß hing vor der Thüre, dessen Haspe im Innern hakenförmig zurückgebo gen war, so daß es schon einer großen Krastanstrengung be durfte, sie herauszureißen. Aber Klotz brachte das in aller Geschwindigkeit fertig. In der Obsthütte selbst stand ein Dreivierteltragrkorb, in welchem eine Quantität Winterberga mottenbirnen, groß, saftig, wie der Zeuge sagt, lagen. Sie sollten nach Dresden geschafft werden Klotz ergriff ein Stück Holz, steckte es in die Haspe, das Holz brach aber ab. Schließlich soll sie doch seiner bloßen Kraft der Hände nach gegeben haben. Das klingt selbst den Richtern unwahrschein lich; denn der Verletzte erzählt, daß das Brett, in welchem die Haspe gesteckt, gespalten war, so groß muß die Kraft ge wesen sein Als Klotz hineintrat, fand er den schon erwähn ten Tragkorb. Nach Angabe Ermer's sollen 12 Metzen Win terbergamotten darin gewesen sein, die Metze zu 6 alte Gro schen, Klotz sagt, es seien nur 5 Metzen gewesen. Klotz nahm nun den Korb mit seinem Inhalt auf den Rücken und stolzirte ungehindert der Stadt zu, wo er die Birnen für 8 Ngr. verkaufte und zwar an unbekannte Leute. Auch der Korb ist nicht wiedererlangt; den» Klotz, befragt, was er mit dem Korbe gemacht, sagt: „Nu, den haben se gleich ooch behalten!" Und das Alles für 8 Neugroschen! So gesteht er Alles fast umständlich zu. Herr Staatsanwalt Heinze bekundet, daß der objektive Thatbestand durch die Aussage des vereideten Zeugen hinlänglich festgestellt sei. Er beantragt, den Angeklagten wegen Entwendung von 12 und nicht 5 Metzen Birnen zu bestrafen. Zum Schluß wurde Klotz noch vom Vorsitzenden befragt, ob er noch Etwas anzusühren habe zu seiner Ent schuldigung. Da meinte er: „Ich bitte, meine lange Unter suchungshaft mit zur Strafe zu rechnen!" Das Urtel lau tete auf 4 Monate Arbeitshausstrafe mit Bezug auf den Rückfall. Nach Artikel 30 des Strafgesetzbuches ist jedoch in Bezug auf die bereits erlittene Untersuchungshaft ein Monat als verbüßt zu erachten. — Angekündigte Gerichtsverhandlung. Mor gen, den 21. Januar Vormittags 9 Uhr wider die Dienst magd Ottilie Louise Heinrich aus Nieder-Neichenbach wegen Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Gross. Königliche- Hoftheater. /X Dresden, am 19. Jarluar. Es ist von einer Seite her Sitte geworden, von dem Verfalle aller dramatischen Kunst zu sprechen, der nach dem Tode Emil Drvrients wie eine Eündfluth über die Bühne Hereinbrechen werde. Man begräbt dm geliebten Künstler lebendig und hält ihm im Voraus dieLeichen- nrede. Wir wollen nicht davon sprechen, daß dieses Verfahren,