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ckiiiiilnn rill ^rfchnnt: «glich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: di, Abend»«,«onn- tag» bi» Mittag» r 1L Uhr: Marienstraße »13. t-N .Ili. . > i 1 n« 'k .s» Dienstag, 17. Jamrar 1865. :ii tum I Anzeig, in dies. Blatte, da» jetzt in 11,600 Exemplaren erscheint, finden eine ersolgreiche Verbreitung. Tageblatt für Untcrhaltimg mb Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Fkouuemmt: «irneljährlich LO Nge. bei mientg,Micher Aa>« serung in'« Han». Durch die «önigl.Pafl vierteljährlich -S Rg» Einzelne Nummern /, 1 Ngr. !!1 Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile r Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Dlkpsch H Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JutlUS Nktchordt. Dresden, den 17. Januar. — Se. Majestät der König hat dem außerordentlichen Mitgliede der Kreisdirection zu DrrSden, geheimen Regierungs- rathe v. Oppell, den Charakter als geheimer Rath beigelegt. — Se. k. k. H. der Großherzog Ferdinand IV. von Toscana ist gestern Nachmittag von Brandeis hier eingetroffen und im Königlichen Residenzschlofft abgetreten. — Gestirn Vormittag 11 Uhr fanden in der hiesigen katholischen Hofkirche die feierlichen Exequien für weiland Ihre k. ki Hoheit die verw. Frau Großherzogin Marie von Tos cana statt. In der üblichen Weise war der im Schiffe der Kirche ausgestellte Katafalk mit der Erzherzoginkrone, dem k. sächsischen und dem großherzoglich toScanischen Wappen, sowie dem Namenszuge Ihrer k. k. Hoheit geschmückt, ebenso auch waren die Emporen (schwarz drapirt) geziert. Ihre Majestä ten sowie fämmtliche Glieder der königlichen Familie wohnten in tiefster Trauer dem vom Bischof Forwerk unter Assistenz von neun Geistlschen celebrirten Traueramte bei. An dem ' feierlichen Acte nahmen auch zahlreiche Vertreter des diploma tischen Corps sowie sonstige Celebritäten Theil; ebenso hatte sich die Einwohnerschaft Dresdens zu diesem Trauergottesdienste in großer Menge eingefunden. (D. I.) — Wie wir hören ist die bisher verschobene Gratula tionscour am königl. Hofe auf den 2. Februar und die Ver mählung Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Sophie mit Sr königl. Hoheit dem Prinzen Theodor in Bayern auf den 4. Februar anberaumt: Am 5. Februar findet Theater psrö statt. Es soll dabei die Oper „Feensee" zur Aufführung gelangen. — Se. Excellenz Herr wirk. Geh. Rath uyd Kreis- director v. Könnerrtz hak gestern die Leitung der ^Geschäfte in der hiesigen KreiSdWhtivir wieder üdersiöiMkn. — Die Kunde von einem höchst betrübenden Ereigniß erschütterte nicht nur am gestrigen Tage hiesige literarische Kreise, sondern auch Alle, die Antheil an einer Geistesgröße nahmen, welche die Achtung und Verehrung der ganzen ge bildeten Welt für sich hat. Gleichzeitig und übereinstimmend mit mehreren, dem Frankfurter Journal zugegangenen Briefen, bringt der Wetterauer Bote aus Friedberg vom 14. Januar folgende entsetzliche Nachricht: „Heute Nacht machte ein gestern Abend hier angekommener Fremder im Hotel Trapp einen Selbstmordversuch, indem er sich mit einem Dolche am Hals und den Armen die Adern durchschnitt und mehrere Stiche versetzte. Auf seinen Hilferuf wurde die Thüre seines Zim mers geöffnet, man fand ihn im Blute schwimmend auf dem Fußboden liegend, aber noch bei Bewußtsein; er gab als Grund seiner Thal an, er sei ohne Freunde und wolle seinen Feinden aus dem Wege gehen. Er wurde in das hiesige Hospital ge bracht und soll Hoffnung zu seiner Wiederherstellung vorhan den sein. Die angestellten Ermittelungen scheinen leider als gewiß herauszustellen, daß der Unglückliche der be rühmte Schriftsteller Or. Karl Gutzkow ist." — In einem Briefe an das „Fr. I." aus Friedberg vom 14. Jan. heißt es: „Unsere Stadt ist heute in Aufregung versetzt worden durch ein tragisches Ereigniß, von dem ich Ihnen Nachricht zu geben mich beeile. Es traf nämlich gestern Abend in einem hiesigen Hotel ein Fremder hier ein, der alsbald auf sein Zimmer sich zurückzuziehen wünschte. Heute Morgen gegen 5 Uhr vernahm man aus dem Zimmer dieses Herrn ängst liches Hilferufen, und als man dorthin eilte, fand man den Fremden in seinem Blute liegend. Er hatte sich mehrere Schnitte am Halse und an beidm Armen und verschiedene Stiche in den Unterleib beigebracht. Nachdem ärztliche Hilfe alsbald zur Stelle war, verbrachte man dm tödtlich Verletzten sofort in das städtische Hospital, um ihm die nöthige Pflege angedeihen zu lasten."' In Dresden, wo Gutzkow lange Jahre gelebt und segensreich gewirkt, verbreitete sich die Nachricht mit Blitzesschnelle. Noch zweifelte man an der Wahrheit, weil etliche Freunde Gutzkow's beschlossen, sofort nach Weimar zu telegraphiren. Wie die Constitutionelle Zeitung noch vor Schluß ihres Blattes be richtet, ist vom Sohne Gutzkows die traurige Rückantwort er folgt, daß sich der Vorfall leider bestätige. Nach einem zweiten Briefe an das Fr. Journ. sollen die Wunden nicht lebensgefährlich sein und als Grund der Geistesstörung werden Andeutungen gemacht, die auf Weimar zurückfallen. — Heute giebt Frl. Gense eine Reihe allerliebster Vlüetten, von denen wir als Glanzrollen nur „Lisette Hilf!" und , kolicbonellv SU dal ä« l'apvr," nennen. Letzteres ist der Anziehungspunkt für die ganze elegante Welt Dresdens^ —- Unsere vorgestrige Bemerkung über die vom Dr. I. mitgetheilte preuß. Thronrede ist dahin zu vervollständigen, daß auch die „Sonst. Zta." die vetr. Depesche gleichzeitig mit- getheilt hat, wie denn überhaupt die genannten Zeitungen die Depeschen des' Wolffschen BüreauS bekanntlich auf gemeinsame Kosten beziehen; — Bei der Ueberhebung, deren wir jetzt nur zu oft in Preußen begegnen, mag folgender Bericht der „Danz. Zeit." als niederschlagendes Pulver dienen: „Am 11. November ist zu Schweppeln bei Memel der dortige Volksschullehrer Schwarz gestorben. Er war der Sohn eines Eigenkäthners aus Klein- Alexen, Kreis Labiau, hatte seine Ausbildung im Seminar zu Preußisch-Eylau erhalten und sich ein glänzendes Zeugniß er worben. Zuerst im Kreise Labiau angestellt, heirathete er hier die Wittwe seines Vorgängers mit vier Kindern. Diese hat er als braver Stiefvater erzogen, eine Tochter auch, als sie sich verheirathete, ausgestattet. Vi r eigene Kinder kamen dazu, das jüugste ist 2j Jahr alt, und nun ist er, nicht 40 Jahre alt, im blühendstm Mannesalter, wie man zu sagen Pflegt, gestorben — unhöflicher ausgedrückt: verhungert. Er hatte nach 20 Jahren Dienstzeit 48 Thalcr Jahresgehalt, eine Kalende von 28 Scheffeln Getreide und ein Stückchen Land, dessen Ertrag kaum die Bearbeitungskosten deckte. Häufigen Mißernten ausgesetzt, war auch die diesjährige Kartoffel-Ernte schon schlecht genug; nun erfroren ihm »och die wenigen gesunden Kartoffeln, die er, vom Schmutz gereinigt, zum Trocknen auf den Hof geschüt tet hatte. Brod und Licht schaffte in den letzten Tagen ein mitleidiger Nachbar; wäre er im Finstern geblieben, die Seinigen hätten nicht einmal den letzten scheidenden Blick aus den brechenden Augen erhalten — auch der war Beüelgabc. Als die Leiche aus dem Bett genommen wurde, fand sich kein Laken, um sie zu bedecken, «in Hemde für den Todten war eben so wenig vorhanden. Die Wittwe und die 4 Kin der waren all« fast nackt, in einem Zustande, der es unmöglich machte, daß sie nur das Haus verlassen konnten; die Frau trug einen Rock des Verstorbene».Atz stM, jetzt an der Unterleibtentzündung darnieder, a« ihrem Auskommen wird gezweifelt Geklagt halt« der Mann bei Lebzeiten nie." — Es hat sich in der Neuzeit eine rechte Unsitte unter einigen jungen Leuten ein geschlichen, die schon mehrmals in Rohheiten und Gemeinheiten ausgeartet ist. Wir meinen das ungebührliche Zischen, Pfeifen, Stampfen mit den Füßen, Rücken mit den Stühlen, Zusammenschlagen der Bierkrügel rc. in öffentlichen Concertlokalen oder auch bei Vorträgen, wie wir schon oft im Lincke'schen Bade zu bemerken Gelegenheit hatten. Es fragt sich nun: Braucht sich das übrige Publikum solche Rohheiten und gesuchtes auffälliges Nenommiren gefallen zu lassen? oder würde es nötigenfalls Schutz bei der Be hörde finden? — Eine zweite Unsitte ist das Mitbringen von Hunden in Concertlokalen, welche ebenfalls nur stören und, wie wir erst jüngst wieder gesehen haben, den Damen die Kleider beschmutzen. Dank Herrn Marschner auf der Brühl- schen Terrasse, daß er dieses Uebel schon längst beseitigt hat; möchte es überall Nachahmung finden. — 4 Ein eigenthümlicher Vorfall ereignete sich am Sonn abend früh auf der Eisenbahnhaltestelle Nieder-Sedlitz an der böhmischen Bahn. Bekanntlich wüthete zu jener Zeit ein be deutender Sturm, der auch in Dresden den Fensterscheiben stark den Krieg erklärt hatte. Am Bahnwärterhäuschen Nr. 15 hatte der betreffende Beamte das Zeichen mit dem optischen Telegraphen gegeben, daß der um 9 Uhr früh von Dresden abgehende Bodenbacher Localzug im Anrücken sei. Gerade als der genannte Zug eintraf, brach der Sturm die ganze Tele graphenstange um. — Vor der alten Elbbrücke auf der Altstädter Seite spielte vorgestern Nachmittag eine Scene, die natürlich nicht verfehlte, ein zahlreiches Publikum heranzuziehen. Ein Ehe mann, den seine Gattin seit dem frühen Morgen jenes Tages unerlaubter Weise zum Strohwittwer gemacht haben sollte, lauerte der Ungetreuen am angegebenen Orte auf und empfing sie, als sie eben in einem Omnibus in Begleitung eines Herrn dort ankam ' Nach einigen, selbstverständlich nicht grade ver bindlichen Redensarten machte er ihr mit mehreren kräftigen Handbewegungen den Standpunkt darüber klar, was sie unter ehelicher Treue und den Pflichten e ner braven Gattin und Hausfrau eigentlich zu verstehen habe. Ein mit Blut ge tränkter Thränenstrom ergoß sich über das Antlitz der schein bar reuigen Sünderin. Dabei faßte der Gatte Beruhigung und Beide wandelten darauf selbander in ihre Wohnung. — Man findet nicht leicht in großen Städten einen so allgemein regen Sinn für Musik, als in Dresden; allein in Einem Zweige dieser Kunst zeigt sich hier eine Lücke: es fehlt bei uns in Privatkreiscn an Orgelspielern. Mangel des In strumentes ist gewiß die alleinige Ursache; denn der Gottes dienst eignet sich allerdings nicht zur Uebung und Ausbildung in diesem Fache. In England, wo Familien ein Haus allein zu bewohnen pflegen, findet man nicht selten Orgeln als Pri vateigenthum, allein bei uns würden Hausbewohner dagegen Einspruch erheben, wenn Mitbewohner ein so mächtiges In strument in Bewegung setzen wollten. — Daher ist das Unter nehmen des Herrn Hoforgelbauers Jehmlich (Neuegasse 34) zeitgemäß, das Fehlende zu ersetzen. Derselbe hat, um die Nachbarschaft nicht zu stören, einen Saal in seinem Garten erbaut und in demselben ein vortreffliches Werk von 17 Stimmen und 2 Manualen errichtet. Das kunstliebende Pu blikum findet zu jeder Stunde des Tages den wohleingerich teten Saal geheizt, des Abends Beleuchtung, ja sogar einen Balkentreter. Besonders dürfte es der Damenwelt erwünscht erscheinen, daß sie endlich Gelegenheit findet, ganz ungestört und ungesehen das Schwerste der Instrumente betreiben zu können. Um jegliche Rücksicht für Damen im Auge zu be halten, werden die Balken von einer Frau getreten.' Die Kosten für Benutzung der Orgel, incl. Licht und Balkentreten, sind so niedrig gestellt, daß auch ganz Unbemittelte nicht ab geschreckt werden. Dank Herrn Jehmlich, daß er unter großen Opfern einem Bedürfnisse der Kunst abgeholfen! Wir halten uns verpflichtet, auf den nicht geringen Gewinn der Kunst freunde hiermit aufmerksam zu machen. — Bezüglich des neulichen Renconters im großen Gar» ten erfährt man, daß der Herr, der aus einem Wagen her aus nach dem Pferde eines Reiters geschlagen und dafür von Letzterem seinen Zahlaus erhalten habe, ein in Göttingen studirender Curländer gewesen sein soll, der sich damals be suchsweise in Dresden aufhielt, auch die Person des Rei ters ist nicht mehr unbekannt. — - — Auf der Bautzner Straße entspann sich vorgestern Vormittag ein hitziger Kampf zwischen einem Droschkenkutscher und zwei Landbewohnern. Derselbe wurde mit der Putsche und Stöcken ausgekämpst, und hatte, wie wir hörten, Carin seine Veranlassung, daß der Kutscher die biedern Landleute geschlagen, weil sie ihm beim Begegnen auf der Straße nicht schnell genug ausgewichen Ware». — Laut einer Anzeige in den Budisfiner Nachrichten werden auf der Schülergasse Nr. 1 in Bautzen Harzer Cana- rienhähne verkauft, die nicht nur Nachtigallenschlag, soüdern auch den „wundervollen Patti-Triller" schlagen. — Also Ca- narienhähne schon den „Patti-Triller" und noch dazu in der Schülergaffe. Bautzen macht sich! — Im Schillerschlößchen wurden vorgestern Abend die Gäste in einen gelinden Schrecken versetzt, als Plötzlich, wahr scheinlich durch Luftdruck, 3 Scheiben des Oberlichtes mit einem dumpfen Knall hinausplatzten und zersplitterten. Ueber die Ursache dieses Vorfalles war allgemeines Kopfzerbrechen und die anwesenden Physiker wußten keinen andern Grund als den Druck der Atmosphäre anzugeben. — Der am 20. d. M. in den Räumen des Lincke'schen Bades arrangirte Masken-Ball scheint ganz besondere Dimen sionen anzunehmen. Um die bei früheren derartigen Festen störende Ueberfüllung thunlichst zu vermeiden, werden die Speise- und übrigen Nestaurationslocalitäten in den besonders dazu errichteten Anbau verlegt und ist zu erwarten, daß Herr Gelhorn dem mit den Freuden des Fasching so wenig be kannten Dresdnern im Allgemeinen etwas Außergewöhnliches bieten wird. Besondere Rücksicht ist auch auf eine comfor- table Garderobe genommen worden, deren Mangelhaftigkeit bei so großem Andrange früher oft zu Unzulässigkeiten Anlaß gab. Zu dem Ende hat Herr Gelhorn mit dem 1. Dienstmann-Jn- stitut ein Abkommen getroffen und ihm die Besorgung der damit verbundenen Geschäfte übergeben. — Ziehung 2. Classe 67. Landes-Lotterie: 12VVV Thlr. Nr. 5« 937 (bei Herrn C. Knobeloch in Dresden aus der Hauptcollection des Herrn G. E. Heydemann in Bautzen); «OOS Thlr. Nr. 27663; 3VVV Hhlr Nr. 35442; » Ivo« Thlr. Nr. 22663, 77365; , «vv Thlr. Nr. 811, 17749, 21233, 25532, 28056, 3Ü820, 50921, 55543, 57343, 58594, 61750, 62410, 71472, 73562, 78748; ü SV« Thlr. 172, 42 9, 6972, 11288, 17473. 22413, 22153, 24083, 24863, 27879, 28353, 288^8, 31249, 34826, 38540, 38606, 46517, 49363, 50151, 50181, 54748, 55030, 55608, 61586, 68581, 70519, 71234, 72350, 75874, '.9532. — f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 16. Januar. Zum Anfang der Woche vier Einspruchsverhand lungen, von denen die erste in einem bei Kauscha liegenden Stembruche spielt, den der hiesige Steinmctzmeister Gebhardt gepachtet hat. Es handelt sib um Felddiebstahl und zwar, wie ihn das Strafgesetzbuch bezeichnet?, „Felddiebstahl nach Sonnenuntergang." Die Hauptpersonen im Proceß sind dir Steinbrecher Wilhelm Heinrich Jäppelt, Johann Traugott Schnabel und Andreas Winkler. Auf einem nahen Felde waren Kartoffeln, auch Kraut gestohlen worden und zwar absichtlich aus der Mitte herausgerissen. Der Verdacht des Besitzers fiel auf die Steinbrecher. Er zeigte es dem be treffen Gmsdarmen an und dieser begab sich am 26. Septbr. I>64 in den Steinbruch und revidirte dort alle Löcher. Seine Aussuchung war auch nicht ohne Erfolg. ' Er fdnd einen halben Scheffel Kartoffeln vergraben, ebenso auch noch