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Mt. 14« rzuX , 777« ^rscheiut.- ^,- «kglich früh 7 Uhr.- Inserate wrrden angenommen: bi« Abend««,«on». tag« bi» Mittag» 1L Uhr: Marienflraße 18. 'K - I»! /l»! An;eig. in dies Blatte, da« jetzt in 11.00« Exemplare«, erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. '1 Sonnabend, 14. Januar 1868. Fbonnement: VierteljLhrlich ro Ngkb bei uncntgeldlicherNtz« serung in'» Han«. Durch die Ki!mgl.P«sl »ietteljSbrlich 22 Rgr. Einzelne Nummer» t Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drolnsch.' Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Dikpsch A Ncilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JulkNS Nellhardt. Dresden, den 1^. Januar. — Se. König!. Majestät hat dem Fabrikbesitzer Georg Bodemrr das Ritterkreuz deS Verdienstordens verliehen nnd genehmigt, daß der Professor vr. Ml. Julius Fürst, 1>«ctor pudlions der aramäischen und talmudischen Sprache an der Universität Leipzig, den ihm von Sr. Majestät dem Könige von Preußen verliehenen Kronen-Orden vierter Klaffe annehme und trage. — Die Vorarbeiten des engern Festausschusses für das erste deutsche Bundessängerfest nehmen unter ihrer vorzüglichen Oberleitung eine immer festere Gestalt an. In der vor gestrigen Sitzung hat die definitive Feststellung des Programms in folgender Weise stattgefunden: l. Tag. 1) „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" (a Oapolla), 2) „Festgesang an die Künstler" von Mendelssohn, 3) „Mag auch die Liebe weinen" von Schneider, 4) „Der 24. Psalm" von Julius Otto. 5) „Gesang im Grünen" von Faißt in Stuttgart, 6) „Das deutsche Schwert" von Schuppert in Kassel, 7) „Deutsches Völkergebet" von Abt in Braunschweig, 8) » „Zu Straßburg auf der Schanz'", d. „Es geht bei gedämpfter Trommel Schall, zwei Volkslieder, 9) „Wo möcht ich sein?" von Zöllner, 10) „Sänger-Grüße" von I. G^ Müller in Dresden, 11) „Lie desfreiheit" von Lachner. — li. Tag. 1) „Hymnus" von Herrmann Mohr in Berlin, 2) „Nacht" von Schubert, 3) „Geisterschlacht" vom Organist Kretzschmer in Dresden, 4) „Wanderers Nachtlied" von Rrißig,r, ü) „Auf der Kirchweih bei Schwyz" von Retz in Hildesheim, 6) „Rauscht, ihr deut schen Eichen" von Tschirch in Gera, 7) „Ehre sei Gott" von Hauptmann, 8) a. „Mein Herzlein," ü. „Der Mai ist gekom men", zwei Volkslieder, 9) „Thürmerlied" von van Eyken in Elberfeld, 10) „Kapelle von Kreutzer (in L-ffur), 11) „Schwert lied" von Weber, 12) „Io Deom" vom HofkapellmeHer Rietz. — Das vorstehende Programm für beide Tage bietet die jenige Schattirung, welche das Concert selbst zu einem höchst interessanten zu machen verspricht. Neu in demselben sind Nr. 4, 5, 6, 7 und 10 des l. Tages und Nr. 1, 3, 5, 6, 9 und 12 des II. Tages. Mit großer Spannung geschah in vorgestriger Sitzung nachträglich die Eröffnung des Mottos zu dem nun in das Programm aufgenommenen Hymnus aus Berlin, und sie wurde nicht vermindert, als man einen Allen unbekannten Namen, den eines Herrn Hermann Mohr in Berlin fand. — Das nächste Interesse wendet sich nun na türlich der Festhalle zu. Mehrere Zeichnungen und Gut achten werden in nächster Sitzung vom Bauausschuß vorgelegt werden. Von einem hiesigen bekannten Ingenieur ist, wie man hört, der geniale und großartige Vorschlag gemacht wor den, das Kettrnbrückensystem als Trägerin des Daches in Anwendung zu bringen. Man stelle sich demgemäß vor: in einem Saale zu stehen, der genau so groß ist wie der Antonsplatz, der Länge und Breite nach, und so hoch als ein vierstöckiges Haus, und in diesem Riesensaale ist nicht eine einzige Säule selbst die zwei, 16 Ellen breiten, auf den bei den Längensritrn laufenden Galerien stehen frei; denn das Ganze wird von ca. 30 Drathseilen von außen getragen und gehalten. Ob diese neue, geistreiche Idee mit der Anforderung an architektonische Schönheit (die man von einem Festgebäude mit Recht zu fordern hat), mit den Gesetzen der Akustik sich vereinigen lassen wird, das wird zunächst der Gegenstand ein gehendster Berathungen in den combinirten Sitzungen zwischen dem Bau-, dem Musik- und Finanzausschüsse im Schooße des engern Festausschusses sein. (D. I.) — Der hiesige pädagogische Verein, der die bei weitem größte Zahl der an den öffentlichen und Privatschulen Dresdens angestellten Lehrer zu seinen Mitgliedern zählt, voll endet zum nächsten 30. Januar bereits sein 32. Lebensjahr. Das alle Jahre in solenner Weise begangene Stiftungsfest wurde diesmal bereits am vorgestrigen Tage, den 12. Januar, dem Geburtstage des großen Volks- und Kinderfreundes Heinrich Pestalozzi in Brauns Hotel begangen und gewann diese Feier durch die Wahl dieses Tages eine doppelt festliche Bedeutung. Die Feier bestand zunächst in einem Actus, der um 5 Uhr begann und durch die Anwesenheit hervorragender Persönlichkeiten, als den Spitzen der königlichen und städti schen Behörden — wir nennen Se. Excellenz den Herrn Mi nister des Cultus und öffentlichen Unterrichts, die Herren Geheimrath 0. Hübel, Geheimrath Präsident 0. v. Langen», Geh. Kirchenrath 0. Gilbert, Geh. Kirchenrath Hofprediger k>- Käuffer, Kirchen- und Schulrath Mey, Superintendent l). Kohlschütter, RegierungSrath König-Heim, Oberbürgermeister Psotenhauer, Stadtrath Gehe. Stadtverordneten-Vorsteher Hofrach Ackermann — ausgezeichnet wurde. Unter den An wesenden befanden sich noch mehrere Geistliche der Stadt, sonstige Freunde der Schule und der Lehrer und eine größere Anzahl Lehrer aus den umliegenden Ortschaften, selbst aus Pirna, sowie sich auf den Tribünen eine Anzahl Lehrerinnen eingefunden hatten. Ein vom Vereinsmitglied LanSky gedich teter Choral leitete die Feier ein. worauf Bezirksschuldirector Jäkel den Festvortrag hielt. Der Festredner gab zunächst eine gedrängte Uebersicht von dem äußeren Lebensgange des großen Pädagogen, dem die Feier vorzugsweise gewidmet war, sowie eine umständlichere Darlegung seiner der Bildung und Erziehung gerade der Armen im Volke geltenden ganz einzige» Bestrebungen und schilderte dabei die Grundsätze seiner humanistischen Thätigkeit. Das Hauptaugen merk richtete der Vortragende sodann auf die allgemeine Volkserziehung unserer Zeit, indem er betrachtend bei den Fortschritten und Errungenschaften, welche die Gegenwart in dem Werke der Erziehung unleugbar aufzuweisen hat, stehen blieb und dabei die von verschiedenen Seiten erhobenen An klagen zurückwies. Den größten Accent aber legte der Redner auf die noch in vielfacher Weise hervortretenden Mängel d:r Erziehung dks Heranwachsenden Geschlechts in unserer Zeit, wobei insbesondere wieder die häuslichen und socialen Ver hältnisse scharf sondirend beleuchtet wurden, indem er „die Schule im Geiste Pestalozzi's" zum Maßstab nahm. Ernste, bedeutungsvolle, schwerwiegende Worte, an die Lehrer selbst gerichtet, endigten den von der zahlreichen Versammlnng mit ungetheilter Aufmerksamkeit vernommenen Vortrag, der in einer der nächsten Nummern der Sächsischen Schulzeitung der größeren Oeffcntlichkeit übergeben werden wird. — Unter Leitung des Jnstitutslchrers Beckert erfolgte von Vereinsmitgliedern in ge lungenster Weise der Vortrag eines Psalms (Composition von Schnabel), worauf der erste Vereinsvorfitzendc, Seminarober lehrer Neinicke, die vom Verein am heutigen Tage ernannten Ehrenmitglieder, unter Hervorhebung ihrer Verdienste um das Schulwesen und um den Lehrerstand im Allgemeinen oder um den pädagogischen Verein im Blonderen, verkündigte. Es waren bieS deb Bürgermeister Müller in Chemnitz und der Bürgerschüldirector Sseliger in Bautzen, welch Letzterem das prachtvoll ausgestattete Diplom persönlich überreicht werden konnte. — Den Schluß der geistigen Feier bildete ein Quartett mit eingelegtem Choral, wacker vorgetragen von den Seminaristen zu Friedrichstadt unter Leitung des Componisten, des Cantors und Musikdirektors Sch urig. Composition und Text — letzterer von A. Lansky — ver einigten sich zu einem schönen, wirkungsvollen, Herz und Ge- müth ergreifenden Ganzen und riefen später wiederholt den Wunsch wach, dieses Opus durch den Druck der gcsammten Lehrerwelt, von der es bei verschiedenen Gelegenheiten, vor zugsweise bei Hauptconserenzen, benutzt werden würde, darge boten zu sehen. —. Dem Festactus folgte um 7 Uhr in dem selben Raume ein sehr zahlreich besuchtes Festmahl, dem meh rere der eingangs erwähnten Celebritäten ihre persönliche Theilnahme schenkten und das durch geistreiche Trinksprüche und ernste und heitere Lieder Gäste und Vereinsmitglieder bis lange nach Mitternacht in der herzlichsten Weise zusammen hielt. Die Trennung erfolgte mit dem Bekenntniß, daß die verlebten Stunden in mehrfacher Beziehung erhebend, erfri schend und belebend gewesen seien und mit dem Wunsche auf ferneres glückliches Zusammenstehen und Zusammengehen. — Nach einer mehrwöchentlichen Pause sind neuerdings die Verhandlungen über die Wasserversorgung Dresdens im Stadtraths-Collegium wieder ausgenommen worden, und es steht daher mit Sicherheit zu erwarten, daß in allernächster Zeit mindestens die Principfrage, wie und auf welche Weise Dresden künftighin mit Wasser versorgt werden soll, einer definitiven Entscheidung entgegengeführt wird. Unter solchen Umständen ist es von Interesse, zu erfahren, daß die städtische Wasserleitungs-Deputation in ihrem an den Stadtrath erstat teten Berichte sich in der Hauptsache fast einstimmig dem Gutachten des Ingenieur Fölsch, welcher die Wasserentnahme aus der Elbe empfiehlt, angeschloffen und nur einzelne Ab änderungen und Modifikationen des ausgestellten Planes vor geschlagen hat. Von diesen Abänderungen besteht die ein schneidendste und wichtigste darin, daß die Deputation die Ausführung zwei getrennter Stammanlagen auf dem rechten und linken Elbufer (bei der Saloppe und oberhalb Blasewitz) nicht für empfehlenswcrth erachtet, sondern sich für die Ver sorgung von ganz Dresden aus einer Central-Anlage am rechten Elbufer und für die Ueberführung der Röhrenleitungcn nach dem linken Ufer mittelst der schon längst projectirtcn und nunmehr in Angriff zu nehmenden dritten Elbbrücke aus spricht. Der Hauptantrag der mchrerwähnten Deputation geht somit dahin: „Ein neues, aus der Elbe zu speisendes, für alle Theile der Stadt berechnetes Wasserwerk herzustellen, das Wasser vor dem Grundstücke, „die Saloppe" genannt, aus der Elbe mittelst Dampfmaschinen nach, in der fiskalischen Waldung gelegenen, Bassins zu heben und nach erfolgter Filtration der Neu- und Antonstadt sowohl, wie den auf dem linken User gelegenen Stadttheilen, und zwar den letzteren vermittelst einer auf Gemeindekosten in der Verlängerung der Glacisstraße zu erbauenden dritten Brücke zuführm zu lassen, das dazu erforderliche Anlagekapital aber, nach dessen genauerer Quantificirung durch specielle Anschläge, mittelst städtischer Anleihe zu beschaffen." Findet dieser Antrag, wie zu hoffen, in der Mitte des Stadtraths-Collegiums Annahme, so wird die vorliegende Angelegenheit sofort den Stadtverord neten zur weiteren Entschließung vorgelegt werden. (S. Dfz.) — Von den sechs Preisliedern zum deutschen Sänger- feste sind vier mit Instrumentalbegleitung und zwei ohne solche; in ersteren hat Hoforganist Schupvert aus Cassel, in letzteren vr. Faißt den ersten Preis. Bei der Weihe de» BundeSbanners sollen zwei Lieder, eines vom Vater Meth- feffel (aus dem Jahre 1813) und eines von V. E. Becker (Verfasser des „Kirchleins" und „Frisch ganze Compagnie") in Würzburg gesungen werden. Franz Abt hat ein von Müller von der Werra eigens zu diesem Zwecke gedichtete» „Deutsches Völkergebet" componirt, und zwar bei seinem Aufenthalt als Preisrichter in Dresden, am 5. dieses Mo nats. Es soll diese Composition die bekannte Leipziger October- festcomposition an Feuer, Schwung und instrumentaler Großartig keit noch übertreffen. Die Dichtnng zu der Preiscomposition „Die Geistcrschlacht" des hiesigen Hoforganisten Kretschmer ist ebenfalls von einem unserer Mitbürger, dem als Dichter wohlbekannten Herrn Hermann Waldow. — Gestern Vormittag kamen auf der Seestraße zwei - kleine Knaben unter das Pferd einer vorüberfahrendey Droschke. Nur durch die Entschlossenheit eines hinzuspringen den Mannes, wie man hört des Herrn I. Schanz, wurde größeres Unglück verhütet. Derselbe hielt das Pferd auf und andere Personen konnten dann die Kinder, unverletzt, unter den Hufen des Pferdes hervorziehen. — Laut Bericht hat die Stiftung für Waisen und Witt- wen kgl. Sächsischer Staatsbeamter bereits ein verzinsliche» Kapital von siebe« hundert Thäler angesammelt, gewiß ei» sehr erfreuliches Resultat, wenn man bedenkt, daß die Idee zu dieser Schöpfung erst vor kurzen Monden ins Leben ge führt wurde. Da indeß bis jetzt nur die Residenz Dresden die pekuniären Zuflüsse bei Gelegmheit von Vorlesungen, Bällen und theatralischen Aufführungen genährt hat, so wäre es im Interesse der Stiftung, welche für das gesammte Sach senland Gutes wirken will, wünschenswerth, wenn auch in der Provinz einiges Interesse an diesem patriotisch-humanen Werke sich kund gäbe Fast in jedem größeren Ort befinden sich ja doch Kapazitäten, welche sich geeignet und wohl auch geneigt finden lassen würden, das Arrangement von Festivi täten in die Hand zu nehmen, deren pekuniärer Ertrag zin senspendend dereinst die Schmerzensthränen von Waisen und Wittwen trocknen wird. — I. Durch das Gastspiel des Frl. O Genve und die Wiederholungen des „Viel Vergnügen", sind die Räume des Zweiten Theaters allabendlich zum großen Theil von einem gewählten Publikum gefüllt. Außer in der gern gesehenen Posse „Wie toll" und in „Folichonette" bietet Frl. Genee ein reichhaltiges Programm und sind vorzüglich die zum Theil eigens für sie geschriebenen Soloscherze diejenigen Rollen, worin sie sich in ihrem eigentlichen Fahrwasser be findet. Das am 10. dieses gegebene Lustspiel „Ein Auto graph" oder „Wie ein Kammermädchen lesen lernt," war ein, wenngleich durch das naive Spiel der Gastin noch etwas be lebtes, sonst aber mattes, seine französische Tendenz in keiner Weise verleugnendes Stück. Das Sujet dazu ist ein arm seliges «nd keineswegs befriedigend In dem Lustspiele „Großmütterchen und Enkel", in welchem Frl. Genöe vor gestern und gestern Abend spielte, excellirte sie vorzüglich durch die charakterfeste Durchführung ihrer entgegengesetzten Rollen und wurde durch vielfachen, wiederholten Hervorruf ausgezeichnet. Ebenso war das Zusammenspiel der übrigen Mitwirkenden ein entsprechendes und ist besonders Herr Himmel darin zu loben. — Durch mehrere Blätter ist die Mitthcilung gelaufen, daß der Mann, der sich im vorigen Monate in einem hiesigen Hotel erschoß und gleichzeitig erhängte, mit einem NechnungS- rath aus Berlin, Namens Grimm, identisch sein soll. Die selbe ist aber nicht richtig. Zwar bestätigt es sich, daß der zuletzt gedachte Rechnungsrath um die nämliche Zeit, wo je ner Unbekannte sich hier getödtet, aus Berlin verschwunden und bisher auch nirgends ausfindig zu machen gewesen ist. Allein in der Photographie des Grimm, die aus Berlin hier her gesendet wurde, hat man den hiesigen Selbstmörder nicht erkannt. Derselbe ist und scheint nach wie vor unbekannt bleiben zu sollen. — — Am 11. d. M. Nachts enstand in Thiemendorf bei Oederan in der Baumwollspinnerei von Hadetz u. Weigel Feuer, infolge dessen Vis früh 4 Uhr diese Spinnerei (mit circa 2000 Spindeln) bis auf die Grundmauern nieder- - brannte. Die Sntstehungsursache ist unbekannt.