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haben diesen Roman mit der gtößten Spannung von Seite zu Seite verfolgt und können uns nicht verhehlen, daß dem Verfasser bei Abfassung desselben ganz besondere Unterlagen und wichtige Documente müssen zu Gebote gestanden Haben. Nur Einer wird diesen Roman nicht lesen, indem der Mann einer Bettler-Idylle obliegt, die freilich etwas von der eines Swift und Gay abweichen dürfte. ES ist jener Bettler auS der Oppelvorstadt, der täglich auf zwei Stocke gestützt, das Mitleid der Vorübergehenden in Anspruch nimmt und sein Geschäft gewöhnlich zuerst in der Köüigsbrücker Straße eröffnet. Wenn nicht Alles -trügt, ist er ein großer Meister in der Verstcllungskunst und das Geschäft muß ihm doch Etwas abwerfen, denn wenn der Abend naht und er seinen Eassenabschluß gemacht, dann fährt er mit dem Omnibus nach Hause. — Shakespeare sagt: „Setze den Bettler auf ein Pferd und er wird reiten!" vielleicht geschieht das bei solcher Bettler-Industrie auch noch, wenn, wie hier eine Verstellungskunst geübt wird, von der noch berühmte MenschendarstcUer wie Emil Dcvrient und Bogumil Dawison lernen könnten. Apropos! der Letzte dieser Mimen, der von Dresden mit einer Jahrespension von 500 Thlrn. geschieden; da drängt ^ich die Frage auf: Was ist Bogumil Dawison Werth? Diese Frage wird vollkommen gelöst durch den Buchhändler Moritz Schäfer zu Leipzig, Jnselstraße Nr. ll. — „Moritz, Du bist ein großer Mann!" Durch Dich allein ist es uns > est klar geworden, was Dresden an seinem Dawison verloren hat. Unter dem Titel: „Autographischer Verkehr," yat Obgenannter ein Vcrzcichniß verkäuflicher und zum An kauf gesuchter Autographen, Documente, historische Schriftstücke u. s. w. erscheinen lassen, welches Verzeichnis! sich jährlich drei bis vier Mal wiederholen soll. — In dieser Liste verkäuf licher Handschriften, in dieser Berufs- und Gcistestaxe ist zu ersehen, daß Dawison doppelt und dreifach höher geschätzt wird als Könige, Fürsten und Feldherrn, er wiegt nicht sel ten vier „berühmte" Dichter, Staatsmänner, Naturforscher, Maler und Geschichtsschreiber auf. Gleich oben, rechts auf der zweiten Seite steht: „Ein Brief von Bogumil Dawison, Schauspieler, Dresden 185 t (interessant) Preis: zwanzig Neu groschen." ,. Dieß hätte der „große Feldherr" Leopold von Dessau, genannt der „alte Dcssauer, erfahren sollen, des sen Handschrift nur mit 12 Neugroschen angesetzl ist. Mit Dawison um den Preis zu ringen, würde selbst dem französischen Marsckall Ney und dem König!, polnischen und sächsischen Generalfeldmarschall, Johann Adolf, Herzog von Sachsen-Wcißenfcls schwer werden, denn Erster» stellt nur 1<1 und der Letztere 15 Neugroschen in s Feld. Ebenso ergeht es Ludwig Ticck und C. G. Earus, »Leibarzt des Königs von Sachsen", die im Autographenprcis- Wettlauf mit Bogumil Dawison um eine Fünf- und Vier- zehnneugroschen-Länge Zurückbleiben. „Ungleich vcrtheilet sind des Lebens Güter." Eine Handschrift von dem Dichter Ju lius Hammer aus dem Jahre 1858, wo er in Leipzig lebte, erfreuet sich des Preises von 12 Ngr. Julius Hammer, der Gründer der Schillerstiftung, während eine Handschrift der Großfürstin von Rußland, Großherzogin von Weimar es nur auf 8 Neugroschcn bringt. Sodann die andern Dichter, Kanzclredner und Satyriker. Um Dawisons Glcichschätzung zu gewinnen, müssen Richard Ross, Friedrich Kind ünd Marezcll ein Bündnis; machen und da noch sechs Neugroschcn fehlen, sich zuletzt noch mit Prinz Heinrich Reuß dem 07. (jüngere Linie Schleiz) verbinden, damit die große Finanzfrage in Ordnung kommt. — Die Hand schrift des Prinzen Heinrich Reuß nur sechs Neugroschen und für ein Autograph von Dawison zwanzig Silbergro- groschen; das könnte in der That zu Conflicten führen. Ein Gastspiel auf dem Hoftheater zu Gera, oder Schleiz-Greiz- Lobenstein, würde ich an Dawisons Stelle unter keiner Be dingung annehmen, denn im Eours der öffentlichen Meinung gleich 1t Neugroschcn höher als Nr Souvrain, das ist be denklich. Aber — es kommt noch anders; man blicke nur auf die vierte Seite. Maximilian, Ehursürst von Bayern — 10 Ngr. Victoria, Kronprinzessin von Preußen — 10 Ngr. Wilhelm König von Preußen lo Ngr. und — hört! kört! Hieronymus Napoleon, König von Westphalen — 10 Ngr. — Also Dawison doppelt so viel als der König von Preußen und der König von Wcitphalen. Wenn nur der Dresdner Hostheatcr-Direc-tion nicht die Augen aufgchen, dann weiß ich's nicht! Der vergiftete Pfefferkuchen. Eine Weihnachtswanderungs-Novelle. < Fortsetzung.) Otto hatte sich, wie wir gesehen, schon nach dem photo graphischen Atelier begeben; auch Marie war mit ihrer Mutter ausgegangen, zunächst um in dem Wäschgeschäft von Prölß f. Söhne, Schloßstraße, Hotel de Pologne, noch einige Ballen Leinwand und Damastgedecke einzukaufen, während sich der Pastor Wagner in die Kleiderhalle Eoncord ia, an der Kreuzkirche, verfügt hatte, da er dort sich für das nächste Jahr mit hinreichender Herrcn-Garderobe gut, billig und modern zu versehen gedachte. Woldemar schleuderte deshalb unmuthig die Straßen auf und ab, kaufte sich bei C. A. Hübert, Marienstraße und Antonsplatz Nr. 1, ein Paar dicke Gummi schuhe, um sich bei dem kühlen Wetter nicht zu erkälten — da fiel ihm ein: wie wäre es, wenn du heute der Angebeteten eine poetische Huldigung zukommen ließest? Schnell besorgte er sich in der kgl. Hofbuchhandlung von Herrmann Bur- dach, Ecke der Galerie- und Frauenstraßc, einige Goldschnitt bände von Classikern, ohne lange unter den Prächtig aufge bauten Schätzen der modernen Literatur zu wählen, begab sich nach Hause, las dort ein Stündchen lang die süßen erotischen Verse, prägte sich den Tonfall derselben ein und gedachte nun mit diesen fremden Fedem seine eigne geringe poetische Be gabung zu decken. Es entstand nun, indein er, wenn ihm der eine Vers nicht paßte, denselben mit einem andern vertauschte, wie bei Aug. Morgenstern, Amalienstraße Nr. 3, ei» Seiden-Hut, wenn « nicht Mßt, sofort umgrtauscht wird, in den Zwingeranlagen folgend» Gedicht: Du bist so zart wie Eröpe von Bussius, Dein Herz ein unbeschrieben Blatt von Baumann Und Send' ich zu Dir süßen LiebeSgruß, * Gleichst Du dem rosa Briefpapier von Naumann. Dein Kuß muß süß sein, wie bei Julius Hahn*) Macronen, Leb- und Pfefferkuchen; Nie sah ich Schultern, die den Tarlatan Von August Nenner so mit Grazie trugen. O Ocstreichs Frühlingsknospe! Wärst Du mein — Ich säh nicht auf die Mitgift Deines Geldes! Ich hüllt' auch so Dich in ein Brautkleid ein, In's schönste, gern, von Müggenbutg-Barteldes. Dein Athem dünkt mich den Parfümen gleich, Die ich gerochen bei Camillo Coxen, Stimm' Preußen — ich — mit dir, mein Oesterreich, Dann. Sächsischer Freier, will ich Dich schon boxen! Da Woldemar aber zufällig nicht bei den Papierhand lungen von Baumann und Sendig und von Paumann vorüberging, sondern bei der von Leopold O. BSchler, am See Nr 3, so kaufte er sich dort einen feinen gepreßten Brief bogen mit Goldschnitt, vertraute ihm das jüngste Kind seiner poetischen Muse an und schrieb darunter: OesrreichS Jungfrau, „Marie Wagner" in Hochachtung und Liebe gewidmet von Julius Woldemar Schweppke. kgl. preußischem Gymna siasten (Oben SreAnda). 1864. Er beschloß, diese liebliche Dichtung, die er außerdem noch anonym in einer Zeitschrift seiner Vaterstadt veröffentlichen wollte, Marien vor Tische unter das Couvert zu legen. Daß sie nach Durchlesung dieser Verse ihm unbedingt bewundernd anhängcn mußte, das glaubte er so sicher, wie man in Wahr heit darauf rechnen kann, nie naß zu werden, wenn man mit einem dauerhaften, billigen, mit schönem Griffe versehenen Regenschirm von W. Ziegenbein, Badergasse Nr. 31, aus geht. Nie hätte er sich träumen lassen, daß er je von Marien einen Korb bekommen könnte und wenn er auch so zierlich ge wesen wäre, wie die feinsten Handkörbchen von C. Winter, Casernenstraße Nr. 2 Nun ging er zum Nendez-vous, wozu man Volland's Wirtschaft im zoologischen Garten bestimmt hatte. Alle unsre Bekannten stellten sich von ihren Geschäftsgängen pünktlich, wie die Uhren von Theodor Winter, Nr. 5 große Schicß- gaffc, ein. Obwohl sie unangemeldet kamen und nicht erst eine Visitenkarte, vielleicht von der netten Sorte Herrmann Andr ich's, Münzgasse Nr. 12, hinausgeschickt hatten, richtete doch Herr Volland in kurzer Zeit ein aus vielen Gängm bestehendes, aber trotzdem billiges lablo ck'twle ter. Woldemar hätte sich gern an Mariens Seite gesetzt, allein Otto wußte dich durch geschicktes Manövriren zu verhüten, wie in den Petroleumlampen von F. Emil Türcke, Frebergcr Straße Nr. 2, jede Gefahr durch die sinnreiche Construction abgewen det wird. Doch gelang es wenigstens Woldemar, vis-«-vi5 von Marien Platz zu nehmen und ihr von da aus unbemerkt die „sinnige Gabe", so nannte er seine Verse bei sich, unter das Couvert zu schieben, wie man einen zierlichen Schildkrot- kamm von Theodor Bücking, Schöffergaffe Nr. 2, halb und halb in einem wohlfrisirtcn Ehignon von Springer, Marienstraße, verbirgt. Als Mari: ihre Serviette vom Teller wegnabm, erblickte sie die Verse; in dem Glauben, sie rührten von Otto her, verbarg sie dieselben rasch in ihr zierlich ge flochtenes, allerliebst ausgelegtes Arbeitskörbchen, das ihr heute die liebe Mama von dem reich assortirten Korbwaarcnlager von H. Sch urig, Nr. 45 Wilsdruffer Straße, ausgewählt hatte. Woldemar triumphirte, wie in der Modewaarcnhand- lung auf der Moritzstraße Nr. 18, 1.. die mit zierlichen Mustern übersäetcn schwarzseidenen Roben den Sieg davon tragen über die einfarbigen Stoffe. Otto hingegen wurde etwas ärgerlich; doch stellte bald der vorzügliche Wein von Ger lach, Moritzstraße Nr. 22, die gute Laune wieder her. Man war eben daran, einige delicate Knackmandeln und Ma- lagawcintraubcn als Dessert zu verzehren, die für den aller dings unwahrscheinlichen Fall, daß bei Volland keine zum Nachtisch aufgctragen würden, die alles bedenkende Frau Pastor Wagner von Karl Fiedler, Schloßstraße Nr.. 11, mitge nommen hatte, da hielt Otto den Zeitpunkt für geeignet, seine verblümte Werbung anzubringen, er zog seine Photographie hervor. — (Zorlsktzunz folg!.) * Eine Erbschafts-Geschichte. Der „Elberf. Ztg." wird geschrieben: „Remagen ist durch eine Erbschafts-Affaire in ungewöhnliche, man kann Wohl sagen heitere Aufregung versetzt. Bei dem Wirthe N. . . n Hierselbst wohnte in einer bescheidenen Dachstube seit langen Jahren ein cmeritirtcr Geist licher, dessen Finanzen dürftig genug sein mußten, denn er gab täglich selten mehr als zwei Groschen für seines Leibes und Lebens Nothdurft aus. Sein Wirth, ein grundguter, ehrlicher Mann, pflegte ihn um Gotteswillen, der alte, sehr verdiente Herr De. O. behandelte ihn nicht bloß unentgeltlich, sondern bezahlte ihm auch noch die Medicamente aus eigener Tasche. Im vorigen Jahre findet sich eine dem armen Geist lichen anvcrwandte Familie in V . . . t, die sich des Alten seines traurigen Anzuges wegen aber nicht wohl freuen kann, bis sie ihn einen neuen Nock nebst Weste rc. anzunehmen ge beten hat. „Lieber Mann, wie könnte ich mir einen Nock kau fen. da ich nicht einmal das tägliche Brod habe!" So hatte er gesprochen, und als nun die neuen Kleider eintrafen, sagte er zu dem Briesboten: „Lieber Mann, wie kann ich das theure Postgeld bezahlen, da ich nicht einmal das tägliche Brod habe! Siehe doch zu. lieber Mann, daß gute Leute Dir da» Postgcld geben." Dieß geschah denn auch» und nun trug er 1 Königebrücker D.'raßr, TonUlorei. di« neuen Kleider mit viel vckl^ ^dHher> fühlet yr sich aber einer Abend» „bekränkt I und als Herr N. ihn anderen Morgen» aufsuchte, lag er todt auf seinem harte« Lager. Die Verwandtet» in B. wurden benachrichtigt, mein ten aber, die Gemeinde Möge den Ulten bestatten» sie hätten wohl genug für den Sonderling gethan, und wünschten auf die Erbschaft, wohl nur die neuen Kleider rc. und einige alte Gebetbücher, zu verzichten. Der Meinung war Herr N. nicht. Er stellte dem Neffen vor, einiges Geldwerte müsse der Herr Pastor doch hinterlaffen haben, er sei doch so gar arg spar sam gewesen. So bestellte also der Herr Vetter Grab und Sarg, und als zu leherem der Schreiner das Maß nahm und ein elendes Nachtcommodchen bei Seite geschoben werden muhte, vermochte der Herr Vetter allein daS nicht. Der Schreiner half, auch Herr Sk. mußte helfen. Jetzt gelang es, jetzt war man aber auch neugierig, wodurch das alte Möbelstück so schwer gemacht sei; man öffnet und findet in harte» Stücken 8000 Thlr. Gut! Nun wird aber zunächst weiter geforscht, und in dem Brerier findet man in kreuzförmigen Einschnitten soviel Friedrichsdor, daß wieder die Summe von 8000 Thlrn. herausgercchnet wird. Sehr gut. Aber nicht genug. Es wird weiter geforscht und in einem schmierigen Papier- Convolut finden sich 3^ pCt. StaatSanlehen im Betrage von 12,000 Thlrn., so daß also die Erbschaft, die beinahe unserer Stadt zu Gute gekommen wäre, rund und nett 28,000 Thlr. beträgt/' .. * Was in Berlin alles passirt! Da suchte kürzlich eine „Dame mit bedeutendem Vermögen" auf dem nicht mehr un gewöhnlichen Wege des JntelligenzblatteS einen adeligem Herr« zum Ehegespons ; ein solcher fand sich denn auch alsbald ; mÄi sah sich, gefiel sich, — und das Geschäft Mar gemacht, oder mit anderen Worten: die Ehe wurde durch priesterlichen Se- ge" geschloffen So weit Wäre nun alle» recht gut und iN schönster Ordnung ; aber die Sache hat denn doch noch eintff kleinen oder vielmehr großen Haken. Die Dame mit dem be deutenden Vermögen hatte nämlich, schon ehe sie den adeligen Bräutigam suchte, ein vertrautes Berhältniß, deren „Gegen stand" ihr zwar die Ehe versprochen hatte, jedoch unter d»t Bedingung, daß sie sich vorher einen adeligen Namen ver schaffe. Und daraufhin erschien denn die Annonce im Jn- telligenzblatt. Der adelige Bräutigam — einer sehr bekann ten, altadeligen Familie angehörig — mußte sich nun ver pflichten, spätestens vier Wochen nach der Hochzeit eine Ehe scheidungsklage anzustrengen, wodurch die „Dame mit dem be deutenden Vermögen" ihre Freiheit wieder erlangte, um dank dem Anbeter ihre adelige Hand reichen zu können. Für seilte Mühwaltung und Auslagen sollte er gleich nach Vollziehung des notariellen Actes 500 Thlr und nach der Trauung noch mals 500 Thlr. erhalten; gleichwohl erhielt er aber vor der Hochzeit in verschiedenen Raten nur dre Summe von etwa 200 Thalern Kurz und gut, der Vertrag und die Ehe wurde geschloffen. Der nnn „gnädigen Frau" mußte es aber wohl nicht paffen, vier Wochen mit ihrem Strohmanne in der Ehe zu leben, denn sie hatte noch vor der Hochzeit die sämmtlichen Schulden ihres zukünftigen Ehegatten an sich zu bringen gewußt, und siehe da — kaum auS der Kirche z«- rückgekehrt, erschien der Exekutor, um den glücklichen Ehe gatten nach „Villa Sanftleben" abzuführen Darauf hatte der junge Ehemann denn doch wohl nicht gerechne», und sein liebeglühendeL'Herz sann auf Rache. Als nun seine theure Ehehälfte erschien, um ihn an sein Versprechen betreffs der Ehescheidungsklage zu mahnen, überhäufte er sie mit den zärt lichsten Liebkosungen und bat sie. ihn doch recht bald der Freiheit und dem noch nicht einmal angetretenen Ehestande zurückzugeben, er wolle der zärtlichste Gatte sein und auch niemals mehr an Scheidung denken, denn sicher habe sie nur auS Furcht, ihn wieder zu verlieren, ihm ein so sicheres Asyl verschafft. Auch den Prediger, welcher mit dem von der Frau beantragten Sühneversuch beauftragt war, bestürmte er mit Bitten, ihm doch recht bald zu seinem ehelichen Glücke zu ver helfen. Plan darf also wohl gespannt sein, wie sich diese Ehestandsgeschichte weiter entwickeln wird. * Ein historischer Zwerg. Unlängst starb in Paris, wie „Galignani's Messenger" berichtet, der Zwerg Nichebourg, welcher, obgleich nicht so berühmt wie „General Tom Thumb," eine historische Persönlichkeit war. Der nur 60 Centimetrr große Nichebourg kam in seinem sechszehnten Lebensjahr in daS HauS der Herzogin von Orleans, der Mutter Ludwig Philipp». Da ward er oft zur Versendung von Depeschen benutzt, in dem man ihn als Kind ankleidete und ihm wichtige Staats papiere in die Kleider steckte. So ward er zum Verkehr zwischen Paris und den Emigrirten gebraucht; denn keinem auch noch so argwöhnischen Sansculotten fiel ein, eine KindeS- magd mit einem Kind auf den Armen anzuhalten Die letzten 30 Jahre wohnte er in Paris in dem abgelegensten Theil des Faubourg St. Germain. Er hatte eine krankhafte Scheu, im Publikum zu erscheinen, und soll während jener langen Zeit keinen Fuß über die Schwelle seines Hauses gesetzt haben. Von der Familie Orleans genoß er eine Pension von 3000 Francs und erreichte das hohe Alter von 92 Jahren. * P aris, 7. December. Am letzten Montag ließ die, besonders in der elegant-galanten Welt sehr bekannte Schau spielerin Juliette Beau ihre Möbel und einen Theil ihres Schmuckes öffentlich versteigern. Die Pracht der zum Ver kauf gekommenen Gegenstände überstieg alles, was man bi scht bei solchen Gelegenheiten gesehen. Unter den Schmuck sachen, welche zum Verkauf kamen, denen man aber nicht an sah, ob sie französischen, englischen, russischen, türkischen, deut schen oder italienischen Ursprungs waren, befand sich ein Bracelet mit 56 Perlen, daS zu 1025 Franken losgeschlagen wurde. Ein andres wurde mit 2550, eine Broche mit 24S0, ein Halsband, aus 197 Perlen bestehend, mit 9000, ein zwei tes mit 8600, rin Paar Ohrringe mit 18,000 und ein ande re» Paar mit 21,550 Franken, und ein Diadem au« Dia manten mit 50,050 Franken bezahlt. Eine große Anzahl Juweliere sowie viele Herren au» der großen Welt wohnt« de« Verkaufe an.