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lr. SSS. Neunter Jahrg. Mittwoch, 21. Decbr. II Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate , «xrdcu augenommen: R«»bendSS,Sonn tag» bi« Mittag» ir Uhr: Martenftraße 18. '.c :r - '«nreig. in dies Blatte, 1'>a» jetzt ta 1H,üvv ! Exemplaren erscheint, s'finden eine erfolgreiche Verbreitung. /Lonnement: vierteljährlich 2» Ngr. bei uncntgeldlicherAe.; strunz in'« HauS. Durch die Künigl. Psfl vierteljährlich 22 Ngr. Einzeln« Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. jn Druck und Eigenthum der Herausgeber: Nepsch 4t Nellhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neilhardt. ,, ! Dretde«, de» 21. Deeember. - — Se. Maj. der König, und II. KK. HH. der Kron prinz und der Prinz Georg sind gestern Nachmittag 2 Uhr Wieder von Leipzig hier eingetroffen. — Gestern Vormittag 10 Uhr ist Herr Staatsminister Von Brust von hier nach Leipzig abgerrist. Seine Rückkehr dp» dort nach Lvr«sden wurde entweder gestern Abend oder heute Vormittag erwartet. — ,, — Von de» aus Holstein zurückkehrenden Truppen ist die reitend» Batten« (welche vorgestern Abend erwartet wurde) erst gestern früh f6 Uhr hier angekommen, nach eingenomme nen Frühstück j irn Leipziger Bahnhofe auf der Verbindungsbahn Uhr nach der. schlesischen Bahn gebracht worden und auf dieser nach ihrem Garnisonorte Radeberg abgegangen. — Vorgestern Abend bot der große Gartenteich einen Ebenso belebten als schönen Anblick, insofern die hier leben den Engländer und Amerikaner, welche flotte Schlittschuhläufer find, sich daselbst ein Rendez-vous gegeben und bei dem Er tönen munterer Tänze und Märsche von Seiten eines enga- girten MusikchorS,. auf der glatten Eisbahn ihr Vergnügen hatten. Auch zahlreich versammelte junge Damen, Töchter Albions und Amerikas, welche entweder selbst Schlittschuh fuhren oder in Stuhlschlitte» über das Eis sausten, und von ungefähr ein halbhundrrt Fackelträgern ins beste Licht gestellt wurden, fehlten nicht als dazugehöriger Thril am Vergnügen. Bengalische Flammen, Feuerwerk, sowie Erfrischungen aus der Konditorei botm noch extra Unterbrechungen bei diesem am 19. Deeember auf der Eisbahn arrangirten dal ckampötrv. — In einem hiesigen Uhrenladen erschien gestern Vor mittag ein unbekannter Mann, ließ sich zur Einsichtnahme verschiedene Taschenuhren vorlegen und entfernte sich endlich, ohne eine Stück derselben gekauft -u hab«n. Rach f^»e» Ent fernung bemerkte der Inhaber des Geschäfts, daß mit dem Weggang des Fremden auch eine goldene Ancreuhr im Werthe von 25 Thlrn. verschwunden, die derselbe unstreitig entwen det hatte. Leider wurde diese Entdeckung erst dann gemacht, als der Fremde längst über alle Berge war. — An der Kreuzkirche fand in der vorvektzangenen Nacht eine ebenso bedeutende als lang andauernde Störung der nächtlichen Ruhe statt. Dieselbe wurde, wie wir gehört, von einem Mann veranlaßt, der vorher in einer dort gelegenen Restauration Karte gespielt, über dem Spiel aber mit seinen Mitspielern in Zank und Streit gerathcn und deshalb end lich von diesen an die Luft gesetzt worden war. Natürlich wollte er sich hierbei nicht sofort beruhigen, bis er durch Hin- zugekommene eines Bessern belehrt wurde. — In den süßen Räumen von Jordan und Timäus am Palaisplatz präsentirt sich jetzt eine höchst charakteristische Fi gur, ein Knecht Ruprechl mit der Ruthe, in Gnomengestalt, eine gefangene Eidechse nachschleppend, eine colossale, mehrere Centner wiegende Chocoladenfigur, die täglich eine große Zu schauermenge an das Schaufenster lockt. Dieselbe Figur ist auch eo wivwtors sehr fein zu haben. Aus derselben Fabrik wurde auch dieser Tage ein Chocoladen-Prachtstück der preu ßische Adler in Lebensgröße, 4 Centner schwer, und die le bensgroße Figur de» „alten Fritz" nach Berlin in das dortige Filial-Geschäft tranSportirt. ' — Der von Herrn Hoforgrlbauer Jehmlich, Neuegasse 34, erbaute Orgelsaal, in dessen Räumen durch Aufstellung eines trefflichen Werks vom Unternehmer für Lernende und Liebhaber erhebenden Orgelspieler bestens gesorgt ist, wird, Wie wir aus eigner Anschauung bemerkt, immer noch nicht genug benutzt. ES würde zu bedauern sein, wenn Herr Jehmlich in Folge dessen genöthigt wäre, sein treffliches Un ternehmen eingehen zu lassen. Möge diese Notiz eine erneuerte Aufmunterung zur Benutzung des Orgelsaales sein. — Es ist in diesem Blatte bereits auf den jetzt hier Weilenden Rechenkünstler Paul Chhbiorz, aufmerksam gemacht worden. Mit vollem Rechte verdient dieses außerordentliche staunenswerth« Talent die Beachtung des Publikums; nicht minder fordert die hilflose Lage des bedrängten, des Augen lichts beraubten Mannes, daß man ihm Gelegenheit zu Ver dienst verschaffe. Nachdem er in einigen Schulen Proben sei nes Talents abgelegt hat, ist er in den letzten Tagen auch in Privatkreisen aufgetreten. Ueberall wurde ihm die vollste Anerkennung seines seltenen Gedächtnisses und seiner Fertig keit im Kopfrechnen zu Theil. Mit Freuden haben wir ver nommen, daß mehrere Aufforderungen von Schulen, sowie von Privatzirkeln an ihn ergangen sind, in den nächsten Tagen seine Rechenkunst zu zeigen. Möchte sich der talentvolle und bescheidene blinde Künstler mehr und mehr einer allgemeinen Anerkennung erfreuen, damit auch ihm das Weihnachtsfest ein Fest der Freude werde, ihm, dem es in seinem Leben niemals vergönnt war, den Weihnachtsbaum in seinem Lichterglanze strechlen zu sehen. — Am Sonntag Abend starb plötzlich in Folge eines Schlagflussrs der hier seit Jahren lebende treffliche Landschafts maler Sparmann in dem Alter von 61 Jahren. Geboren zu Meißen, hielt er sich in den zwanziger Jahren in der Schweiz auf, w» er dem jetzigen Kaiser Napoleon Unterricht im Zeichnen und Malen ertheilte. Der jetzige Herrscher von Frankreich erinnerte sich im Jahre 1849, als Sparmann in Paris war, sehr wohl seines ehemaligen Lehrers, bestimmte den Ankauf eines größmt Wldes von Sparmann und verlieh ihm später eine jährliche Pension von tausend Francs. — Dieser Tage sind 24 Sträflinge in zwei Omnibus wagen von Hubertusburg nach der neum Strafanstalt Schloß Hoheneck bei Stollberg übergesiedelt. Eine gleiche Parthie soll bald Nachfolgen. — Die Schildwache im Postgebäude arretirte gestern Mittag einen Mann daselbst, welcher sich mit Redensarten gegen dieselbe vergangen hatte. Der Jnculpat wurde mit 2 Mann und 1 Vicecorporal nach der Hauptwache transporürt. — Die Eisdecke der Elbe ist jetzt auch zwischen Strand und Rathen und von Wehlen bis Vogelgesang fest und voll ständig gangbar. — Aus Mülsen St. Jakob, 18. Dec. berichtet das Dr. I Am 13. d. M. Abends war die Ehefrau des Strumpfwirkers K. in Ortmannsdorf nebst ihrer, noch die Schule besuchenden Tochter allein in ihrem Hause. Als nun plötzlich in der Oberstube Tritte hörbar wurden, begab sie sich nach derselben und gewahrte hier sofort zwei Männer, die ihr entgegen kamen. Der eine derselben versetzte ihr mit einem Knittel einen so heftigen Schlag auf den Kopf und stieß sie außer dem noch dermaßen mit der Faust vor die Brust, daß sie rücklings die Treppe herunterstürzte. An dieser wurde die Frau, welche erst Nach einigen Stunden wieder zum Bewußt sein kam, aufgefunden. Außer einige« Wäschstücken rc. wur den in der Wohnung noch 5 Thlr. an Geld vermißt. Die beiden Verbrecher sind zur Zeit noch unentdeckt. — Hohenfichte bei Schellenberg, den 18-Decbr. Heute bewegte sich ein langer Leichenzug von hier nach der Stadt; jes wurde ein in der Hauschild'schen Fabrik zu Hohen fichte verunglückter Expedient begraben. AnderMittwochfrüh gegen 7 Uhr vermißte man ihn, man suchte, fand aber nirgends eine Spur, wohl aber fand man eine Fallthüre über der zweiten Turbine, die stets zugehalten wurde, offen stehend. Da der selbe möglicherweise nach dem Stande des Wassers über der Turbine gesehen haben konnte, so v rmuthete man, daß er da hineingefallen sei. Das Werk wurde zum Stehen gebracht, man stieg hinunter und fand die Leiche. Die angestellten Rettungsversuche blieben ohne Erfolg. Es befinden sich beim Gange des Werkes über der Turbine circa 10 Ellen Wasser, welches durch das ein- und durch die Turbine ausströmende Wasser, sowie auch durch die Drehung der Turbine selbst in starker Aufregung erhalten wird, so daß, wer dahineingefallen ist, verloren ist und wäre es der beste Schwimmer. Der Un glückliche war allgemein geachtet und hinterläßt eine junge Wittwe, mit der er seit einiger Zeit in bester und glücklich ster Ehe lebte. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag 9 Uhr wider den Handarbeiter Carl Ernst Scholze aus Reichenau bei Zittau und den Dienstknecht Carl Friedrich Wilhelm Scheeler aus Cunnersdorf bei Görlitz wegen ausge zeichneten Diebstahls. Vorsitz. Gerichtsr. Jungnickel. 11 IHr: wider den Schornsteinfegergesellen Carl Gottlieb Peschke aus Mittel-Sohland wegen Diebstahls. Vorsitz. Gerichtsr. Leonhardi. Nachmittags 5 Uhr unter Ausschluß der Oeffentlichkeit Ter min zur Abfassung und Bekanntmachung anderweiten Erkennt nisses in der Untersuchung des Schneider Carl Friedrich Wil helm Tromm wegen Hinterziehung der Hülfsvollstreckung, Vor sitzender Gerichtsr. Glöckner. — Den 22. d. M. Vormittags 9 Uhr: wider Johanne Christiane Wilhelmine Reichte wegen Diebstahls. Vorsitzender Gerichtsrath Glöckner. Lagesgeschichte. Hof, Dienstag, 20. Decbr., Nachmittags 2 Uhr. Die Züge 12, 13 und 14 der aus Holstein zurückkehrcnden königl. sächsischen Truppen sind pünktlich hier eingetroffen und abgc- gangen. (Der erstere führt nach dem Fahrplane 1j Schwa dronen Reiterei nach Leipzig, die andern beiden gehen mit Munitionscolonne nach Dresden.) Dagegen hat sich Zug 15 (welcher laut gestriger Meldung den Armcebrigadestab und den Artilleriestab nach Dresden bringen sollte) um 1j Stunden verspätigt. Der Armeebrigadestab ist mit demselben nicht cin- getroffen. Die Vertreter, der Stadt Hof erwarten die Generale v. Hake und v. Schimpfs zu besonders herzlicher Begrüßung. (Dr. Journ.) Eisenach, 16. Dec. Die drei ersten für den heutigen Tag bestimmten Transporte der k. sächsischen Truppen aus Holstein sind, wenngleich sehr verspätet, heute hier nngekom- men. Die sie commandirenden Officiere wurden von einem Adjutanten unseres Großherzogs und einem des Herzog» von Meiningen begrüßt. Der Stab wird von unserem Großherzog in Person empfangen werden. Anerkannt muß die Fürsorge von Seiten der k. sächsischen Negierung hinsichtlich der Be kleidung der Truppen werden, indem außer feldmäßiger Win terkleidung jedem Soldaten vor ihrem Abmarsch aus Holstein noch eine wollene Decke verabreicht worden ist, die in der That jedem derselben bei der heute Nacht plötzlich eingelrete- nen strengen Kälte (10 Grad R.) sehr zu statten kömmt. Hamburg, 18. Deeember. (H. C.) Da am Freitag die hannöverschen Fähren das k. sächsische Militär des Treibeises und niedrigen Wasserstandes wegen uicht befördern konnten, so sah sich das k. sächsische Obercommando genöthigt, um die sich immer mehr auf der Wilhelmsburg anhäufenden Truppen, welche von der hiesigen Dampffähre dorthin befördert wurden, nach Harburg überzuführen, die Harburger Dampfschiffe „Courier" und „Primus", so wie auch das Schleppdampf schiff „Lorenz" zu enzagiren; diesen drei Schiffen, denen noch mehrere Kähne Hülfe leisteten, gelang es denn auch, wen» auch nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten, das Militär nebst Pferden glücklich überzuführen. Nur ein Dampfschiff, welches Cavalerie an Bord hatte, blieb Abends 3—4 Stundm im Eise stecken, später gelang es jedoch dem Capitän, seine». Transport bei Harburg zu landen. Der Transport der 4. Compagnie des 3! Bataillons, so wie der halben Schwadron muß te da auf der Fahrt eine große, vom feststehenden Eise sich losge löste Eisscholle unter die Fähre gerathen war, von der selbige nicht wieder herunter kommen konnte, aufgegeben werden, und mußten beide Theile wieder zur Stadt zurückkehren, wo die Jnfan.erie für eine Nacht in dem Logirhause für Aus wanderer des Herrn Martens am Theerhofs, die Cavalerie in hiesigen Reit- und Kutscherställen untergebracht wurde. Rach sehr vielen Anstrengungen gelang es dem Commandeur an der Fähranstalt und seinen Leuten, das Eis unter der Fähre zu entfernen und selbige wieder in Thätigkeit zu setzen. Heute, Sonntag den 16., wurden zum Schluffe noch befördert: 2 Hospitäler und der Stab der ganzen Division: 300 Mann, 260 Pferde und 60 Fuhrwerke. Nachmittag 1 Uhr ward der Gmeralmajor v. Schimpfs nebst Begleitung und etwa» später der Generalleutnant v. Hake befördert. Wie aus Dirschau mitgetheilt wird, sind in dem 1 Meile von dort gelegenen Dorfe Baren dt sechs Menschen von der Trichinenkrankheit betroffen. Zwei von ihnen liegen schwer darnieder, die anderen haben zwar große Schmerzen, scheinen jedoch nicht lebensgefährlich erkrankt zu sein. Die Krankheitserschcinungen sind ziemlich in die Augen springend und eine Verwechselung mit anderen Krankheiten nicht gut möglich. Das Schweinefleisch, welches die Erkrankten gegessen, ist von dem dieselben behandelnden Arzt, Herrn vr. Hiller, mikroskopisch untersucht und darin massenhafte Bündel von Trichinen vorgefunden. Briefe eines Dresdener Flaneurs oder: . . „HanS Dampf in allen Gaffen." tt. Ist das ein Weihnachtstrubel! Ueberall Rührigkeit und Wandern auf Straßen und Plätzen, um dem bevorstehenden Feste die Opfer der Liebe und Freundschaft zu bringen. In solchen Stunden wird das Ohr weniger den Klängen der Conccrte geliehen, wenig gelesen; nur dießmal ist die Auf merksamkeit ganz vorzüglich auf einen Roman gelenkt, der be sonders in hohen Kreisen begehrt wird. Es ist dieß Carl Maria Oettinger's neuester Vierbändiger Roman: „Die Grä fin Kielmannsegge und Kaiser Napoleon l." Da kommen hastigen Schrittes Lakaien, Chaisenträger und Dienstmänner in die Leihbibliotheken und verlangen die „Grä fin Kielmannsegge". Trotzdem, daß viele dieser Anstalten von diesem Roman zehn bis zwölf Exemplare angeschafft haben, ist dennoch keines zu haben, wie die Hofdame oder eine Persönlichkeit mit dem Kammerherrenschlüssel auch begie rig darauf wartet. In England und Frankreich schafft sich eine Dame von Stande ein neues Litcratur-Erzeugniß, vor züglich im Bereiche des Romanes, gleich selbst an; sie ver schmäht es, auf dem Toilettentisch ihres Boudoirs ein Buch zu sehen, das aus der Leihbibliothek schon in viclfächen Hän den gewesen. So weit ist cs freilich in Deutschland noch nicht gekommen. — Oettinger's Roman enthält vorzüglich in den ersten Bänden Geheimnisse am sächsischen Hofe unter der Regierung Friedrich August des Gerechten, die einer Zeit an- gchörcn, die leider manchmal noch die gute alte Zeit genannt wird. Welch ein Verfahren z. B. mit dem Marchese Agdolo, der ohne Verhör, Untersuchung und Urtel länger denn zwan zig Jahre unter schwerer Pein in einem Kerker auf der Festung Königstein fcstgehalten wird. — Wie gesagt, wir