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«.E Dlenfing, SV. Deek»s.18S4^ 5/ LLotzne«e»j: «letteljährlich roH-k> bei unentgeldlichrr srrung in'» HauS. Durch die Lünigl. Post vierteljährlich SS Mg» Einzeln» Nummer» 1 Ngr. LWch ftslb 7 utzr. Inserate werden «genommen: bi»«bend»S.Svnu- tag« bi» wtittag» 1L «hr: «arienftraße 18. Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile ' r Rgr. Anzeig, in dies. Blatte, dafi jetzt i« 10,OW Exemplare» erscheint, finden tsne erfolgreiche Verbreitung. Mitredacteur: Theodor Drobisch Druck und Eigenthum der Herausgeber: tütepslh Nkikhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JutlUS Ueilhardt. Dresden, dm 20. December. — Se. Majestät der König Hai dem seitherigen kaiserlich russischen außerordentlichen Gesandten und 'bevollmächtigten Minister an allerhöchstihrem Hofe, Wirklichen Geheimen Rath, von Käkoschkine da- Großkreuz de- MbrechtsordenS verliehm und dem Spitzenhändlet G. H. Prinz zu Crottendorf dar Prädikat al- Königlichen Hoflieferanten «rtheilt. — Äe. Maj. der König hät sich gestem Mittag 12 Uhr Mittelst EktrazugeS glich Leipzig begebtn, um, wie es auch vorgestern Mittag hier geschah, die dort aus Schleswig an- aÄommenen Truppen zu inspieirrn. Se. Maj. ist von dort AtendS hierher wieder zurückgekehrt. — .— 1° Ihre Majestät die Königin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie beehrten gestern die Papier handlung von Ftanz Naumann an der Post, sowie das Möbel-Magazin von A. Ttirp«, Marienstr. 24, Mit Aller- höchfiihrcm Besuche und machten daselbst Weihnachtseinkäufe. — Ein« interessante Mittheilung über die Schwierigkei ten, welche der EiHgang der Elbe bei Hamburg unseren bra ves» Truppen bereitete, enthält ein so eben hier eingegangenes Schreiben vom 17. d. M.: Wir liegen jetzt eine Stunde vor Wandsbeck, 2 Stunden vor Hamburg und bleiben auch noch länger liegen, obgleich wir bereits heute Nachmittag (17.) von Harburg abgehen sollten. Die Elbe geht nämlich sehr stark mit Eis, so daß da- Uebersetzgeschäft ziemlich schwierig ist und aller Augenblicke ist etwas an den Fähren defect oder eine derselben ist aufgefahren; wahrscheinlich rufen die Fähr leute alle diese Fälle herbei, denn diese mögen e- wohl satt haben. Gestern und vorgestern konnte nür Infanterie auf einem ganz kleinen requiririen Haychsschiff übrtgesetzt werden und müßte sie alle ihre Bagage zurücklassen. Gott bewahre Ätz nur vor ttntzäi Bivickften «iuf der Wilhelmsinsel, wie es gestern und vorgestern Nacht 2 Schwadronen vom 1. Reiter regiment und eine« Infanterie-Bataillon erging. — Hier ist überall das Gericht verbreitet, de» Verbot- preußischer Seit-, dm Bundestruppen fernerhin Quartiere, Verpflegung, Fvurage zukommen zu lassen. Doch sind wir nicht allein darüber em pört, sondern auch alle unsere Ouartierwirthe und besonders die WandSbecker Bürger, welche meinen, es könnte Niemand ihnen verwehrm, mit seiner Einquartierung Champagner zu trinken. — Es ist barbarisch kalt und geht ein furchtbar starker, kalter Wind Wir ertragen dies »nit stiller Hinge bung. Vor dem WeihnachtSfrst glauben wir nicht bei Euch eintreffm zu können. — Wie wir aus Correspondmzen des Dresdner Jour nals ersehm, sind die heimkehrenden Truppm auch in Leip zig, Chemnitz, Zwickau und Plaum seitm des Publikums enthusiastisch bewillkommt, mit Musik begrüßt und gastlich be- wirthet worden. — Gestern Mittag 12 Uhr kamen von den österreichi schen Truppen aus Holstein Über Berlin hier an: 1 Ober arzt, 37 Kranke, 5 Mann Eskorte, welche sämmtlich im Stadlkrankenhaus unter gebracht und heute weiter befördert werden. Diese Leute gehen in das GarnisonSspital nach The resienstadt ab. Heute j4 Uhr früh treffen aus Böhmm hier ein: 1 Offizier, 33 Mann de- Regiments Khevenhüller Nr. 3^; diese erhalten Frühstück und gehen s7 Uhr weiter nach Berlin, wo sie übernachten. — Wir hören, daß der ganze Fahrplan bezüglich des Von uns Tag und Stundm gemeldeten Eintreffens unserer aus Holstein zurückkehrenden Truppen über den Haufen ge worfen worden ist. Der erschwerte Uebergang der Truppen über die Elbe bei Harburg soll daran Schuld sein. — Der jährlich in der Weihnachtswoche stattfindende Act der Wohlthätigkeit und Menschenliebe, die Bescheerung viel facher Gaben an 376 arme Kinder beiderlei Geschlechts, er gab am vergangenen Sonntag Abends um 5 Uhr im Saale des Gewandhauses einen schönen Beweis von der Sorgfalt, welche unsere Behördm dem edlen Zwecke weihen. Unter den -Vielen Zuschauern, welche sich stets rinfinden, schlägt sicher das Herz in freudiger Erregung, wenn unter den Klängen eines Marsches die sLmmtlichen Kinder den Saal durchschreiten und an den langen mit hellaufleuchtcndm Christbäumen besetzten Tafeln Platz ergreifen. Aller Augen der Kinder glänzen so hell wie die Lichter auf den grünen Tannen und nicht ohne Rührung lauscht die versammelte Menge dem Gesang der Kinder. Die Ansprache an Letztere hatte dießmal Herr Ar- chidiaconus öl. Clauß übernommen und trefflich löste derselbe seine Aufgabe, indem seine Worte aus der Tiefe des Herzens kamen. Nach dem Gesang eines Liedes aus dem Munde der Versammlung sprach ein Knabe recht wacker eine Danksagung für die empfangenen Liebesgaben. — In den vergangenen Tagen ist wieder ein neuer Bubenstreich wahrzunehmen gewesen, der dadurch verübt wurde, daß an mehreren Häusern hiesiger Stadt die Schlüssellöcher der HauSthüren von Außen über Nacht verstopft worden find, so daß die Bewohner am andern Morgen nicht aus ihren Häusern heraus konnten und erst von der Straße aus Hülfe requiriren mußten, um da» Hindermß zu beseitigen. — — Wir werden um Aufnahme des Nachstehenden ersucht: „Geschwindigkeit ist keine Hexerei!"—Es geht Nichts über die Exaktitude, mit welcher die (natürlich dringlichen und eiligen) Depeschen vermittelst der Eisenbahn-Telegraphen- Stationen befördert werden. Gestern Sonntag Mittags 12 Uhr 40 Minuten wurde in Luppe-Dahlen eine solche Depesche aufgegeben, — in weniger als einer Viertelstunde darauf, um 12 Uhr 54 Minuten, kam sie hier in Dresden (Bahnhof) an; — aber schon Nachmittags 1 Uhr 48 Minuten desselben Tages wurde sie dem Boten zur Bestellung an den Adressa ten übergeben, und bereits 2 Uhr 45 Minuten wurde sie die sem Letzteren in seiner Wohnung an der Frauenkirche vom Eisenbahn-Telegraphen-Boten richtig behändigt! — In Betreff de» unbekannten Mannes, der sich vor mehreren Tagen in einem hiesigen Hotel erschossen und gleich zeitig erhängt hat, sollen neuerdings Umstände bekannt ge worden sein, die vermuthen lassen, daß er entweder aus Ber lin gebürtig, oder doch wenigstens dort in der letzten Zeit aufhältlich gewesen ist. Doch hat man seinen Namen bisher noch nicht ermitteln können. — — Wie wir hören ist das dermalige Befinden der bei den Liebesleute, die vor einigen Tagen in einem Gasthof all- hier Hand an sich gelegt, so befriedigend, daß schon in viel leicht 14 Tagen ihre Heilung und Entlassung aus dem Kran kenhause zu. erwarten steht. — In Betreff des vorgestern Morgen im Birkenwäld chen aufgehobenen Erhängten, «fahren wir, daß derselbe ein auf dem Allregäßchen wohnhaft'' gewesener Handarbeiter, Na mens Meyer aus der Gegend von Hartenstein ist, den zwei fellos Nahrungssorgen zum Selbstmord getrieben haben. — Am 13. d. M. hat ein frecher Dieb in die Kirche zu Naustadt gewaltsam eingebrochen und drei innen an die Mauer befestigte blecherne Sammelbüchsen, nachdem er hiervon die Deckel abgesprengt, ihres Inhalts beraubt. (Auf ähnliche Weise wurden die Büchsen am 25. December 1861 beraubt). — Aus Hohenstein, 18 Dec. berichtet das Dr. I: Gestern Abend nach 8 Uhr wurden die Bewohner der hiesigen Stadt durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte im gefährlichsten Stadt- theile des Tuchscheerers Schmidt auf der Neustadt, sodann wurden die Häuser Rassa's, Zinncrt's und Nudolph's er griffen und eingeäschert. Um dem Feuer Einhalt zu thun, wurde das Haus des Webers Pfuhl gänzlich niedergerissen, von drei andern Häusern aber nur der Dachstuhl abgetragen. Durch dieses Brandunglück haben gegen 40 Personen (12 Fa milien) das Obdach verloren. Das Feuer entstand auf dem Boden in der Kammer eines Tischlerlehrlings, in der sich eine ziemliche Parthie Hobelspäne befunden hatte. — Die „Leipziger Nachr." melden unterm 17. December: Ein frecher Milchdiebstahl ist in der vergangenen Nacht in Großzschocher dadurch verübt worden, daß die Kühe in einem dortigen Gute heimlich gemolken worden sind. — „Der wahre Schatz" von Moritz Hehdrich, die gestern von uns beurtheilte dramatische Neuigkeit, wird mit zweckmäßigen Kürzungen, die der Autor sofort nach der ersten Aufführung beschlossen hat, den Mittwoch nach Weihnachten das nächste Mal wiederholt werden. Die originell komische Anlage dieses Stückes, sein Reichthum an acht komischen, treu dem Volksleben abgelauschten Zügen, kann nicht verfehlen, bei der ausgezeichnet sorgfältigen Jnscenirung, die ihm auf unserer Hofbühne zu Theil geworden und für die Herrn von Strantz alles Lob gebührt, und bei dem abgerundeten und lebhaften Ensemble des mitwirkenden Künstlerpersonals, dem Stücke die wohlwollende Theilnahme und Anerkennung des Publikums zu sichern. Aus Leipzig, 13. Dec. berichtet das F. I. Der früher von uns erwähnte Zwiespalt im hiesigen Turnverein ist bei der am 10. d. M. abgehaltenen Jahresversammlung noch stärker hervorgetreten. Die Klagen der Opposition fanden bei dem Turnrath und bei der ihn stützenden Mehrheit kein Gehör, und selbst Verbesserungen, wie die Herabsetzung der Monatsbeiträge von 71 Ngr. auf 5 Ngr., um dem Arbeiter den Beitritt zu erleichtern, fanden kein Gehör. Unter diesen Umständen dürfte sich doch wohl noch ein zweiter Verein bil den. — Dem hiesigen gewerblichen Bildungsverein sind von den Stadtverordneten 500 Thlr. jährlich zur Unterstützung seiner Bildungszwecke zugewcndet worden. — Soeben ist der Jahresbericht der Handels- und Gewerbskammcr zu Plauen für 1862 und 1863 erschienen. Er ist überaus fleißig be arbeitet und macht seinem Verfasser, dem Secretär der Han delskammer, Herrn Moritz Kirbach, alle Ehre. — f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 19. Decbr. Zwei Einspruchsverhandlungen von geringem Inter esse beschäftigen heut die Richter. In der ersten Sache han delt es sich um Diebstahl, Unterschlagung und Partner«, tz« Döhlen arbeitete in einer Fabrik Johann Georg Schmidt, der es auf das Zinn abgesehen hatte, das dort zu verarbeiten war und das er zu schmelzen hatte. Er entwendete von die sem Zinn (oder Zink?) nach und nach einige Quantitäten; «S wurde, weil Verdacht auf ihn fiel, Haussuchung bei ihm ge halten, und der aussuchende Gensdarm fand auch Zinn wirkliche Schmidt gestand auch zu, solches entwendet und an seine El tern zum Verkaufe geschickt zu haben. Verdächtige Briefe be» festigten noch mehr die Beweisgründe, sie werden heute Verb« sen. Sein Bruder Johann Traugott Schmidt, der in Bautzen wohnt, hatte das Zinn, welches Georg an die Eltern gesandt, mit nach Bautzen genommen zum Verkauf. Auch bei ihm wurde Haussuchung gehalten. Er leugnete erst Alles, später gestand er, 27 Pfund Zinn, das der Bruder dm Eltern ge schickt, mit nach Bautzen gmommen zu haben, um e- zu ver kaufen. Um etwa 10 Pfund Zinn wurde noch in natura bei der Haussuchung vorgefunden. Das Urbrigs war an den Handelsmann Kappler in Bautzen verkauft, der es wieder an den dasigen Kupferschmied Welz (Wels?) verkaufte. Der Stadlrath zu Bautzen ließ nun auf geschehene Anzeige dm Johann Traugott Schmidt und den Handelsmann Kappler verhaften. Das mtwendete Zinn soll im Ganzen 8 Thlr. 85 Ngr. Werth gewesen sein. J.T. Schmidt wurde schon im Jahre 1853 wegen Diebstahls und 1860 wegen eines Versuches zur Begünstigung eines Diebstahles mit Gefängniß bestraft. We gen des Zinndirbstahles erhielt er neuerdings 1 Monat u«H 15 Tage Gefängniß mit Rücksicht auf den wiederholten Rück fall. Der Handelsmann Kappler zu Bautzen, der schon sechs mal wegen Partirerei bestraft ist, erhielt diesmal 6 Wochen Gefängniß. Der Kupferschmied Welz zu Bautzen wurde frei- gesprochen wegen Mangels an vollständigem Beweise. Er soll das Zinn von Kappler gekauft haben. Johann Traugott Schmidt erhob Einspruch, weil ihm die Strafe zu hoch er scheint, Kappler legt Berufung ein, weil er gar nicht bestraft sein will. Herr Staatsanwalt Held beantragte die Bestäti gung des erstinstanzlichen Urtels, aus vorigen Gründm. Kapp- lers sechswöchcntliche Gefängnißstrafe bleibt, wie vorher, Trau gott Schmidts Strafe von 1 Monat und 15 Tagen wird auf zweiwöchentliches Gefängniß.herabgesetzt, weil sein Ver gehen nur als Begünstigung zur Unterschlagung angesehen wird. — In der nächste» Sitzung tritt eine schon oft bo» strafte Verbrecherin auf die Anklagebank. Die verehelicht» Christiane Juliane Rentzsch ist zu Sebnitz gebürtig, schon 55 Jahre alt, sehr kränklich und leidmd, Tochter eines verstorbe nen Leinwebers, vermögenslos und seit 1840 mit einem Schuhmacher verheirathet, dem sie elf Kinder gebar und mit dem sie fast im halben Sachsenlande herumwohnte, bis ste endlich sich in Dresden niederließ. Diesmal ist die Rentzsch zweier Diebstähle beschuldigt, die sie in Possendorf und Döltz- schcn begangen. Im August stieg die Rentzsch zu Dresden am Gasthofe zum Trompeterschlöhchen auf den DippoldiS» waldaer Botenwagen und fuhr mit nach Poffendorf, WS sie bei Gastwirth Häbich abstieg. Sie hatte einen Tragkorb ! auf dem Rücken, über den ein grünliches Tuch gespannt war. Kenntlich war die Rentzsch namentlich an ihrer Sprache, ihr«? Kleidung, ihrer körperlichen Haltung und daran, daß sie „keine Crinoline" hatte. Sie blieb dort über Nacht, früh machte sie sich wieder zeitig auf den Weg, soll aber aus dem Bett 3 bis 4 Pfund Federn, das Pfund zu 15 Ngr., herausgenom men und dasselbe wieder mit weißem Zwirn frisch zugenäht haben. Es sind eine Menge Zeugen verhört worden. Di« Rentzsch läugnct aber Alles vollständig weg. Das Stuben mädchen hätte den Diebstahl nicht sobald bemerkt, wenn sie nicht auf den frischgescheucrtcn Dielen „Fedcrmietzeln" hätte liegen sehenj Das kam ihr verdächtig vor, sie untersuchte die Betten und fand zu ihrem Erstaunen, daß ihr Verdacht ein gegründeter war; denn das Deckbett war um ein Bedeutendes leichter geworden. Später soll sie der vcrwittweten Gastwirthin Christiane Frie derike Zimmermann, der Besitzerin des Gasthofes zum „Plau- enschcn Grunde" in Dölzschen ein Unterbett gestohlen haben. In der Woche nach dem Kötzschenbrodaer Vogelschießen kam die Rentzsch dahin und wollte übernachten. Sie sagte, ste müsse nach Kötzschenbroda, weil ihr Mann dort einen Schieß stand habe. Sie hatte wieder den bekannten Tragkorb mit dem grünen Tuche bei sich. Sic wurde in ein Zimmer ge führt, wo die Betten standen. In das eine legte sie sich, in das andere stieg ein alter Müllermeistcr aus der Freiberger > Gegend, der ein wohlhabender Mann und die Woche zweimal ^ in Dölzschen ist. Auf den konnte kein Verdacht kommen. Auch hier ging sie frühzeitig fort, nachdem sie noch vorher Kaffee getrunken. Ten Tragkorb hatte sie bei sich, ob aber was da rin war, als sie aus der Stube kam, das können die Zeugen nicht bekunden, Der Diebstahl wurde entdeckt, als das Dienst mädchen in die Schlafstube kam, um die Betten zu machen