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VitNtljlhrlich A»«Ar. bei unentgrldlicher Lie ferung in'« Ha»«. Durch die König!. Pap vierteljährlich 22 Ng» Einzelne Nummern l Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. ' Unterhaltung und Mitredacteur: Theodor Drobisch Erscheint: rhltch früh 7 Uhr. Inserate »erde» ang-»,mmen: bi« Abends«,Tonn- tag» bis Mittags 12 Uhr: Maricnfiraße IS. Anzeig. in dies. Blatte, da« jetzt in IV.OVÜ Exemplare« erscheint, finden eine erfolgreiche Brrbreitung- Druck und Cigenthum der Herausgeber: Mepsch H Netchardt. - Verantwortlicher Redacteur: ÄUtiUS Neichardt. Dresden, den 19. December. — Z« einiger Vervollständigung der in Nr. 352 dieses Blattes enthaltenen Mittheilung über die am 3. d. Mts. in Meißen abgehaltenen Hauptversammlung des landwirthschaft- lichen Kreisvereins zu Dresden ist zu bemerken, daß Herr Hofrath llr. Stöckhardt nicht, wie berichtet wird, „seine be kannte Stickstofftheorie entwickelt hat," vielmehr in einem sehr lehrreichen, wie interessanten Vortrage auf den wohlthätigen Einfluß der technischen Nebengewerbe des Landwirths, auf dessen Viehzucht «nd Ackerbau verwies. — Außerdem hielt der Herr Bezirksthierarzt Schlegel einen gemeinnützigen Vor trag über die sogenannte Bräune der Schweine, und wurden mehrere allgemein interessante Fragen von den Herren Ober- Commiffar Münzner aus Freiberg, Klopfer-Schänitz und Feil- genhauer-Jkowitz eingeleitet. — Das über diese Hauptver sammlung aufgenommene Protokoll, welches die Zweigvereine im Abdrucke erhalten, wird über die Vorträge und Verhand lungen nähere Auskunft ertheilen. — Außer den schon ge nannten Herren erfreuten die Versammlung noch durch ihre Anwesenheit: Herr Hofrath Gerichtsamtmann vr. Springer und die Vorsitzenden der landwirthschaftlichen Kreisvcreine für das Königlich Sächsische Markgrafthum Oberlausitz und im Erzgebirge, Herr Graf zur Lippe auf Döberlitz und Herr Mehnert auf Klösterlein — Herr Amtshauptmann von Egidy war durch Dienstgeschäfte vom Erscheinen abgehalten. — — Aus Hamburg berichtet die „Reform:" Die Elbe kommt bereits zum Stehen und es wird, wenn die Kälte so' anhält, sich jedenfalls im Laufe der nächsten Tage hier bei Hamburg schon eine feste Eisdecke bilden. Die Dampffähre am Grasbrook ist bisjetzt noch in Thätigkcit, vermag aber nur mit Anstrengung sich durch das Treibeis zu arbeiten, die Harburger Fähre dagegen ist wegen des durch den anhalten den scharfen Ostwind herbeigeWchrten niedrigen Wasserstandes auf den Sand gerathen und mittlerweile eingefroren, so daß die Beförderung per Dampffähre über Wilhelmsburg nach Harburg augenblicklich gehemmt ist. Sehr ungelegen kommt dies den k. sächsischen Truppen^auf ihrem Heimmarsch^ denn während die halbe Brigade sich bereits auf dem linken Elb ufer befindet, vermag die andere Hälfte, namentlich die Ca- vallerie, Artillerie und Bagage nicht zu folgen und ein Rei terregiment, welches gestern Morgen zum Uebersetzen bereit stand, sah sich deshalb genöthigt Kehrt zu machen und in und bei Wandsbeck bis weiter wieder Quartier zu nehmen. Ebenso mußte auch die Baggage eines bereits übergesetzten Regiments hier Zurückbleiben und der Abmarsch der übrigen Truppen- theile einstweilen sistirt werden. — Ein einem edlen Zwecke geweihtes Unternehmen schien beklagrnswerther Weise durch die neueren politischen Vor gänge in das Meer der Vergessenheit gerathen zu sollen. Zu unserer Freude sehen wir aber, daß die Unternehmer nicht verzagten, und die günstigere Gestaltung der äußeren Ver hältnisse benutzend, dieses Unternehmen demnächst zur Aus führung bringen wollen. Wir meinen den Ball in Brauns Hotel zum Besten eines Fonds für Wittwen und Waisen sächsischer Staatsbeamten, welcher am 9. December stattfinden sollte, aus im Eingänge gedachten Gründen vertagt wurde und nun auf Mittwoch, den 28. December anberaumt worden ist. Bei dem hohen Werthe, zu dessen Besten dieser Ball stattfinden soll, dürfte man eigentlich gar nicht zweifeln, daß eine außerordentliche Theilnahme daran sich kund geben werde, und wenn sich hier und da Zweifel dagegen laut gemacht haben, so glauben wir doch, daß der Erfolg sie Lügen strafen wird. Erinnere man sich nur an die Zahl hochbesoldeter Be amteter in Dresden (svozu der Militärstand ein bedeutendes Contingent stellt) und deren Besten ja das Unternehmen aus schließlich gilt, sowie an die nicht minder große Zahl mit dem Beamtenstande befreundeter und vermögender Familien, so bleibt kein Zweifel an einem günstigen Erfolge übrig! — Wie wir vernehmen, hat die Gemahlin des Hrn. Theater- director Nesmüller die Concession zur Errichtung eines Kinder- theaters, resp. Kinder-Theaterschule von dem Hohen Ministe rium des Innern nach vorhergehendem Vernehmen mit dem Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichtes nun definitiv erhalten. Sonach würden wir Gelegenheit haben, vielleicht schon in nächster Zeit einige Komödien, für Kinder geschrieben und von solchen aufgeführt zu sehen. Wir sahen solche Darstellungen be reits in Wien, Hamburg und Berlin, wo besonders zu diesemZweck von Görncr verfaßte Theaterstücke ungemeinen Anklang fan den und jeden Abend ein zahlreiches Publikum in das Haus lockten, wo namentlich Kinder in Begleitung ihrer Eltern und Erzieher den Hauptthcil der Zuhörer bildeten. Man kann in der That nichts Schöneres und Reizenderes sehen, als solche Heine gewandte Darsteller, zumal die Stücke neben der Nai vität, Lust und Heiterkeit eine moralische Tendenz haben. In Dresden dürfte, wenigstens als öffentliches Schauspiel, die Sache neu sein und wenn nicht Alles trügt, dürften über kurz oder lang finstere Misanthropen austauchen, die von sol chen Dingen Nichts tvjssen wollen, zumal sie überhaupt The ater und Concerte für eitele Weltlust halten. Wenn sie doch die Thränen der Freude und Rührung gesehen hätten, die in Wien über die Nosenwangen der Jugend, wie über die ge bleichten Wangen des Alters bei solchen Darstellungen ge flossen. Einem Kinde eine Freude zu bereiten, ist eine der schönsten Aufgaben des Lebens und wie uns in Wien der Direktor einer Schulanstalt erzählte, wäre der Geist derjeni gen Kinder, welche dem Unternehmen ihre Theilnahme gewid met, erst recht geweckt und belebt worden. Frühere Blödig keit und Schüchternheit, ungelenkiges Wesen, hätten sie ob legen und Höflichkeit, wie feine Lebensart sich aneignen ge lernt. Ebenso wurde den, Leitern und Lenkern dieser Dar stellungen mehr als ein Mal von Vätern und Müttern reger Dank abgeftattet, daß sie ihren Kindern Gelegenheit zu etwas Besserem geboten als müßiges Herumtreiben im Haus oder auf der Straße. — Erwarten wir also mit Vertrauen und Freude diese Kindervorstellungen zu deren Erreichung Frau Nesmüller sich seit Monaten unendliche Mühe gegeben und in Betreff neuer Garderobcnstückc schwere pecuniüre Opfer ge bracht hat. Das dazu trefflich eingerichtete Theater befindet sich höchst geschmackvoll auf der Landhausstraße Nr. 7 zweite Etage im Hinterhause, das frühere Tschütterschc Tanzlocal, ehemalige alte Post. — Das traurige Bild eines abgeschnittenen Erhängten, bot sich gestern Morgen den Passanten des Hainweges in der Neustadt dar. Ein Mann in den 40ger Jahren, anscheinend dem Arbeiterstande angehörig, aber ordentlich und anständig gekleidet, lag entseelt in dem an genannten Weg kleinen an stoßenden Garten-Gehöfte, die Polizei hielt Wache bis zur gerichtlichen Aufhebung des bis dahin noch gänzlich unbekann ten Leichnams. — Das hohe Kriegsministerium hat in den schmeichelhaf ten Worten Herrn Direktor Nesmüller auf vorheriges An suchen die Erlaubniß ertheilt, in den Tagen von Montag den 19. bis mit Freitag den 23. d. M. täglich 250 Billets, so wohl Parquet, erster und zweiter Rang für die heimkehreuden Truppen an das Gouvernement zur Vertheilung abliefern zu dürfen. Das Nepertoir für die ganze Woche bleibt: Viel Vergnügen. Mögen nun die heimkehrenden Landessöhne sich in dem geschmackvollen Zweiten Theater recht weidlich aus lachen. Herr Director Nesmüller bürgt für: Viel Ver gnügen. — Unter den neuesten Gesellschaftsspielen zur Unterhal tung für die reifere Jugend, so wie Erwachsene, treten dieß- mal besonders zwei hervor, die zu Leipzig im Verlag von Moritz Ruhl erschienen und zu Dresden bei H. Schöpff auf der Moritzstraße Nr. 8 zu haben sind. Das erste ist das Studentenspiel, eine äußerst gemüthliche Darstellung aus der heitern Zeit des Universitatslebens. Es ist in studentischen Formen behandelt, dabei aber für Jedermann verständlich und leicht zu spielen, indem die nöthige Anweisung jedesmal auf den Spielbilletten steht. Das Spiel führt uns das Studen tenleben von der Immatrikulation bis zum Examen vor und ist dabei eine gut durchdachte und durchgeführte Unterhaltung. Das Ganze mit 8 fein colorirten Darstellungen aus dem Stu dentenleben und 32 Studenten-Portraits in brillantem Car ton kostet nur 20 Ngr. Das zweite dieser Spielebetitelt sich: „Die Kegelbahn auf dem Tische. Selbiges führt uns bei dem gemüthlichen Keglervölkchcn ein, lehrt uns die Ausdrücke und bietet, so einfach wie das Ding aussicht, eine immer interes sante Unterhaltung. Es lassen sich damit spielgerccht nicht nur alle ortsübliche Kegclspiele damit durchführen, sondern cs sind auch in der beigegebenen Spielanweisung eine Anzahl Kcgelspiele noch besonders angegeben. Neue brillante Kegel figurcn, Würfel und Nummerbillets in ebenfalls brillanten: Carton 15 Ngr. — Ein neuer Beweis liegt vor, wie leicht gegebener Credit zur Schleuderei und diese zum Ruin führt, gleichzeitig auch, wie oft billig gestellte „Schleuderpreise" doch nur auf Kosten anderer solider Menschen, Fabrikanten und Grossisten — gehen. Am Neumarkte sollte vorgestern ein Geschäft ge schlossen werden, welches seinen Verpflichtungen nicht Nach kommen konnte, für dessen Passiva die Gläubiger aber doch lieber 25 Proc. sogleich genommen hätten, wenn man sie ihnen angeboten uud garantirt hätte. Man denke sich, welchen Ver lust, welch leichter Credit hier vorlag und welcher Schaden andern reellen Geschäftsleuten damit zugesügt wird. — — Die Bevölkerung der S adt Löbau hat gegen die Zählung im Jahre 1801 um nahezu 13^ zugcnommen. denn während dieselbe 1861 nur 4153 betrug, hat die diesjährige Zählung das Resultat von 5027 und zwar 2531 männliche und 2196 weibliche, mithin 574 Seelen mehr ergeben. Königliches Theater. — 11. Am Sonnabend, den 17. Dec., zum ersten Male: Der wahre Schatz von Moritz Heydrich, die Musik von Niccius. Der Verfasser nennt das Stück ein Charakterge mälde. Es ist ihm hauptsächlich um eine Charakterschilderung zu thun gewesen und eine solche ist ihm auch glücklich gelungen. Nur glauben wir, daß er sich als Dramatiker dabei nicht recht auf seinen Vortheil verstanden und die Anforderungen, welche die Bühne stellt, nicht hinreichend gewürdigt hat. Man konnte erfahren, wie überaus wichtig für das Bühnenstück eine lebendig und stetig fortschreitende Handlung ist; denn in diesem Punkte fehlte eS eben, und daher kam es besonders, daß das Stück nicht an dauernd zu fesseln vermochte, viel weniger, als manches andere, das in Wahrheit und Lebendigkeit der Charakterschilderung weit hinter ihm zurücksteht. Das Stück geht zu sehr ins Breite. Wir glauben bestimmt, daß es nicht ohne gute Wir kung sein würde, wenn sich der Verf. zu einigen energischen Kürzungen entschließen könnte, wenn er die ohnehin nicht sehr reiche Handlung mehr ins Enge zusammenziehen und vor Allem die langathmigen Couplets auf ein geringeres Maaß beschränken, eines oder zwei aber am liebsten ganz streichen wollte. - Der Hauptcharakter des Stücks erinnert an den Geizigen Moliöres. Die individuellen Züge desselben machen ihn aber zu einer Figur, die neben jenem als eine originelle Erfindung gelten muß. Die merkwürdige Leidenschaft eines Geizes, von dem sich schwer sagen läßt, inwiefern er egoistischer Natur ist, weil er gar nicht das eigene Wohlbefinden zum Zwecke hat, sondern fast ausschließlich in der seltsamen Lust am Besitze als sol chem zu bestehen scheint, ist hier entschieden ins Komische ge wendet, was bei Möllere keineswegs der Fall ist Der alte Korbmacher Jacob ist so gutmüthig und beschränkt, daß wir über seine leidenschaftliche Neigung zu dem Goldtopf eben nur lachen können, sie provocirt nicht im mindesten die moralische Schätzung, sie macht den Alten nur verdreht und confus und ist eben darum rein komisch. Anders ist es bei Moliöre, der mit seinem Geizigen durchaus keine blos komische Wirkung beab sichtigt. Dem allen Jacob läßt sich daher die Originalität nicht absprechen und der Verfasser hat, indem er den Geiz als ein blos komisches Motiv zu verwerthen wußte, gewiß einen ganz glücklichen Griff gethan. Einige zu sehr ans Pos senhafte streifende Züge hätte er sich wohl ersparen können. Die plötzliche Bekehrung des Alten am Schluß ist nicht hinreichend motivirt. Was die Darstellung betrifft, so spielte Herr Näder die Rolle des Jacob sicher zur vollkommensten Zufriedenheit des bei der Ausführung wahrscheinlich gegenwärtigen Verfassers. Auch die übrigen Darsteller nahmen sich ihrer Rollen mit vielem Eifer an. Das Arrangement der Scenen war sehr geschickt und sorgfältig. * Wie aus der alten römischen Geschichte Jedermann bekannt, haben Gänse durch ihr Schreien einmal das Capitol gerettet. Das Verdienst, welches sie sich dadurch um das alte Rom erworben haben, ist unbestritten und wird den Gänsen unvergessen bleiben. Wenn man eine Gänse-Geschichte näher " ins Auge faßt, welche sich vor einigen Wochen am Gesund brunnen in Berlin zutrug und gestern Gegenstand einer ge richtlichen Verhandlung war, so wird man zu der.Ar- muthung hingedrängt, daß die obige der Geschichte angehvrige Thatsache nicht nur im Gedächtniß der Menschen fortlebt, sondern, daß sie im Wege der Schnatter-Tradition auch yn- 1er dem Gänsegeschlccht selbst fortgerrbt hat und so auch vis auf unsere heutigen Gänse gekommen ist, da selbige in kri tischen Lagen auch heute noch ihr durchdringendes Geschrei ertönen lassen, sei es auch nur, um sich selbst, und nicht rin Capitol zu retten. Jene Geschichte ist folgende: Ein Schlos- sergekell Wiehl verspürte Appetit auf einen Gänsebraten, denn er liebt es, die „Saison mitzumachen." In seinem Budget war nun aber dec Ausgabeposten „Gänsebraten" nicht vor hergesehen und eine außerordentliche Anleihe zur Abhilfe die ses Mangels verbot sich von selbst, da es ihm an allem Cre dit fehlte. Woher also eine Gans nehmen und sie nicht ! stehlen? Aber warum denn dieses nicht? Tönte doch dem leckrigen Schlosser täglich, wenn er an dem Gehöft des Gärt ner Krassow in der Badstrabe vorüberging, dutzendstimmiges Gänsegeschnatter entgegen. Er erwog bei sich, daß es nur eines Ucberkletterns des Hofzaunes bei finstrer Abendstunde und dann eines kühnen Griffes in den Gänsestall bedurfte, um das Ziel seiner Wünsche zu erreichen. Gedacht, gethan. 0 Eines Abends schwang er sich lautlos ^ibcr jenen Zaun Und si war mit einem Satze am Stall, in den er, da er unver schlossen war, chnc Schwierigkeit gelangte. Er ergriff die erste beste gefiederte Unglückliche, die ihm unter die Finger kam und begann ihr den Hals umzudrehen, um sie stumm.zu machen, denn er hatte sich wohl überlegt, daß er, wenn er das Thier lebendig mitnähme, durch dessen Geschrei verrathen werden könnte. Nun läßt sich aber notorisch Niemand den