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rs-lich frßh 7'Uhr. Inserate »erbe» avgenkmmen: bis Abend-S,Sonn- tag» bi» Mittag» 1L Uhr: «arienflraße L». Auzcig. m dies. Blatte, da» setzt in 18,008 Exemplare« erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Sonnabend, 17. Deebr. Monnemem: Viertels Lhelich 20 Np", bei unentgeldlicherLK» sernng in'« Haus. Durch die Nönigl. Pop vierteljährlich 22 Ng, Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: i Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Modisch Druck und Eigenthum der Herausgeber: Mensch H Nttchardt. — Verantwortlicher Redacteur: IttliUS Neichürdt Dresden, den 17. Dreember. — Se. Maj. der König hat dem General-Intendanten der Armee, Generalmajor v. Zeschau, die erbetene Entlassung aus Mlerbvchstseinen Kriegsdiensten, mit der gesetzlichen Pen sion und der Erlaubniß, die Uniform der Generalität fort zu tragen, in Gnaden bewilligt und demselben hierbei in Aner kennung dessen langer und sehr vorzüglicher Dienstleistung das Comthurkreuz S. Classe des Verdienstordens hukdreichst ver liehen. Demnächst hat Se. Maj. den zeitherigen Assistenten des General-Intendanten, Oberstleutaant v. Löben, — unter Beförderung »um Obersten — zum General-Intendanten, und den Wirthschafts-Ches des Gardereiter-Regiments, Major Frei herr»» v. Friesen, zum Ministerialrath und Assistenten des General-Intendanten ernannt, die Versetzung des Wirthschafts- Chefs des 3. Reiter-Regiments, Rittmeisters v. Wolffersdorf, als solcher zum Gardereiter-Negimente genehmigt, sowie den Rittmeister v. Stranskh des 3. Reiter-Regiments zum Wirth- schaftS-Chef dieses Regiments ernannt. —- Se. König!. Maj. hat dem Pfarrer zu Wermsdorf, II. Karl August Pietzsch, aus Anlaß seines 50jährigen Amts jubiläums das Ritterkreuz des Verdienstordens und dem k. k. östr. Foldmarschallleutnant Frhrn. v. Gablenz das Großkreuz des Militär-Sct.-Heinrichs-Ordens verliehen. — In Bezug auf die Spenden für die zurückkehrenden Truppen erfahren wir, daß zu den von dem Stadtverordneten collegium bewilligten 1000 Thlrn. außer den von den Herren Stadtverordneten gespendeten 110 Thlr. 15 Ngr., bis gestern Abend circa 600 Thlr. an die Stadthauptkaffe gelangt waren. Wegen eines herzlichen Empfangs am Bahnhofe seiten der Ein- und Umwohner Dresdens verweisen wir auf den heuti gen Aufruf an die Bewohner Dresdens und geben uns der Hoffnung hin, daß die wohlgemeinte Aufforderung recht güten Erfolg haben, möge. — Bekanntlich herrscht eine Meinungsdifferenz darüber, ob der Selbstmord eine Folge großer Feigheit oder eines be sonderen Muthes sei. Für Letztere Ansicht spricht ein vor gestern Abend in Dresden vorgekommener Fall. Denn der ganze Vorgang, den wir erzählen wollen, zeigt von einer be dachtsamen ruhigen Ueberlegung und entschlossenen Durchfüh rung des gefaßten Entschlusses. In einem hiesigen Hotel kommt um Mitternacht ein Fremder mittelst Droschke an, ver langt ein großes, schönes Zimmer, bestimme gleichzeitig, daß er am andern Morgen 8 Uhr sein Zimmer geheizt haben wolle und bereitet das Dienstpersonal gleichzeitig darauf vor, daß tr am andern Morgen Besuch erhalten werde. Der erste dienstbare Geist, der am andern Morgen das Fremdenzimmer betritt, ist der Hausknecht des Hotels. Dieser ist nicht wenig erschrocken, als er den Fremden in aufrechter Stellung im Bette, nach seiner Meinung stehend, aber nur noch mit halbem Kopfe versehen, und das Bett und dessen nächste Umgebung über und über mit Blut überdeckt findet. Nähere Untersuchung ergiebt, daß sich der Unglückliche mit einem Terzerol, vermuth- lich mit Wasser geladen, in den Kopf geschossen, vor dem Abfeuern des Schusses aber sich eine an einem Nagel in der Wand befestigte Schlinge um den Hals gelegt und dadurch sein Umfallen verhindert hatte. Zweifellos ergiebt sich hier aus, daß der Selbstmörder in Vorbedacht für den Fall, daß der Schuß die beabsichtigte Wirkung versagen möchte, den Strick als unfehlbares Tödtungsmittel noch zu Hülfe genom men hatte. Die Bedachtsamkeit mit der der Selbstmörder zu Werke gegangen, hat sich aber nicht blos auf die beschriebene Ausführung der Tödtung beschränkt, die das erste Erkennungsinal, das Gesicht, vollständig zerstört hat, sondern es hat derselbe auch alle Merkmale an seinen Kleidern, ja sogar die Etiketten in einzelnm Stücken, insbesondere in seinem Hut entfernt und vernichtet, so daß augenblicklich auch jeder Anhalt zur Con- statirung der Persönlichkeit fehlt. Nur sein Taschentuch trägt die Buchstaben (U. 6.) Die Entfernung dieser Buchstabe»» aus Versehen läßt sich nach dem übrigen Vorgänge nicht an nehmen. — Ueber das Resultat der Jagd im Konnewitzer Holze bei Leipzig, an welcher, wie schon erwähnt II. kk. HH. der Kron prinz und Prinz Georg Theil nahmen wird dem „Tgbl." mitgetheilt, daß in Summa 95 Rehe und 17 Hasen erlegt worden sind. — Gestern Mittag gegen 12 Uhr wurde plötzlich die Umgebung der Frauenkirche durch den srappirenden Ruf „die Frauenkirche brennt" in Allarm gesetzt und wirklich schlugen auf dem an dem einen Eckthurme angebrachten Gerüste die hohen Flammen auf. Man sah sehr rasch Arbeiter nach der Feuerstelle eilen. Es ergab sich aber, daß das Feuer eigent lich nur von einem hellbrenncndcn, allerdings wohl unbedacht samer Weise mit großen Stücken Holz angesüllten Kohlentopf herrührte. Natürlich wurde die Flamme sofort beseitigt. Ein Schaden ist nicht entstanden. — — In den letzten Tagen sind zu wiederholten Malen Fälle vorgekommen, in welchen Dienstboten ganz ohne Grund oder doch aus einem Grunde, den man im gewöhnlichen Leben einen vom Zaune gebrochenen nennt, von ihren Dienstherr schaften jetzt, also kurz vor Weihnachten, ihres Dienstes ent lassen worden sind. Man sollte wüklich kaum glauben, daß cs in der That Herrschaften giebt, welche sich das ganze Jahr über einen Dienstboten, der vielleicht für 18 bis 20 Thlr. Lohn und einem Weihnachtsgeschenke von 8 oder 10 Thlrn. engagirt ist, halten und denselben dann entweder durch Auf kündigung Mitte Decembers oder unter irgend welchem Vor wände, der ja sehr leicht gefunden werden kann, wenn inan auf ein derartiges Verfahren ausgeht, kurz vor Weihnachten wegschicken lediglich deswegen, um dem armen Dienstboten das versprochene Weihnachtsgeschenk zu entziehen, und doch ist dem so. Im Interesse der dienenden Classe, und dieser gehört doch wohl Niemand aus eigenem Antriebe, sondern durch miß liche Verhältnisse gedrängt an, erlauben wir uns auf die Unbilligkeit eines solchen Gebahrens aufmerksam zu machen. — Vor einigen Tagen kam es in Antonstadt zwischen einem Vermiether und Abmiether deshalb zu einem Streit, weil Erstcrer den Letzteren an die Bezahlung rückständigen Miethzinses gemahnt hatte. Nicht allein, daß der Abmiether, ein dem Trünke ergebener Hausschlächter, drohte, er werde Alles erstechen, was ihm zu nahe komme, führte er auch seine Drohung alsbald insofern aus, als er ein großes Fleischer messer herbei holte, mit demselben auf den Vermiether hinein ging und Letzteren, der ihm das Messer aus der Hand zu winden suchte, nicht unbedeutend an der linken Hand ver wundete. Durch sofort herbeigeholte Gensdarmerie wurde der Thäter verhaftet. Obgleich diese Körperverletzung nur zu den leichten zu rechnen ist, so dürste die dafür zu erkennende Strafe doch insofern eine nicht geringe werden, als Art. 169 des St.-G.-B. festsrtzt, daß in Fällen, wo eine bestimmte Ab sicht nicht anzunehmen, der Thäter jedoch eines gefährlichen Instrumentes sich bedient hat, dex Richter bei leichten Körper verletzungen und selbst wenn gar keine Verletzung erfolgt ist, auf Arbeitshaus bis zu zwei Jahren erkennen kann. — — Nach dem soben ausgegebenen Berichte der Actien- Bierbrauerei zum Feldschlößchen erhalten die Actionäre in die sem Jahre 10 Procent Dividende. Man schreibt diesen er sprießlichen Fortgang des Unternehmens zu», großen Theil der Umsicht des jetzigen Direktoriums und der praktischen technischen Leitung zu. — In Meißen hielt am 3. d. im Gasthofe zur „Sonne" der Landwirthschaftliche Kreisverein zu Dresden seine Haupt versammlung ab, welche die Herren Kreisdirektor v. Oppell, Geh. Regieruugsrath Neuning, Medicinalrath Haubner, Kam merherr v. Miltitz und d«r dasige Bürgermeister mit ihrer Gegenwart beehrten. Es waren wohl an 400 Mitglieder und Gäste erschienen. Rittergutsbesitzer Schneider auf Gönns dorf begrüßte die Versammlung als Präsident, er gab den Rechenschaftsbericht, nach welchem der Dresdner Kreisverein 51 Zweigvereine init 28 0 Mitgliedern zählt. Die Kasse desselben schloß mit einem erfreulichen Plus, trotz der ver schiedenen Unterstützungen zu Zwecken der Landescultur. In einem gediegenen Vortrag verbreitete sich sodann Herr Medi cinalrath Haubner über die Rinderpest; er schilderte diese schreckliche Seuche, die von 100 Stück Vieh kaum 2-3 übrig lasse, gab als einziges Rettungsmittel das Tödten des Viehs mittelst der Keule und das Absperren des Gehöftes an und verbreitete sich sodann über die Nachtheile, welche „Keule und Sperre" mit sich führen. Herr Steiger aus Löthaiu gab interessante Winke über die Aufzucht von Nutzthieren, Geh. Regieruugsrath Neuning, dessen Wirksamkeit als Regierungs- Vertreter die allgemeinste Anerkennung fand, über Drainage, Hosratb Stöckhardt entwickelte seine bekannte Stickstofftheorie. Ein interessantes Intermezzo bot der Gutsbesitzer Müller aus Nischwitz, welcher eine Theilung des Fonds unter die kleinen Bauern verlangte, welchen Nseierung und Stände zur Unterstützung der Landwirthschaft bewilligt haben. Für sich verlangte er „als Deutscher" 50 Thlr., da er seine san digen Felder nicht mit bloßem Kuhmist düngen könne. Der Unwille über sein Gebühren wurde noch gesteigert, als der Vorsitzende erzählte, daß diesem selben Müller aus der Pri vatkasse des Kreisvereins 10 Thlr. für eine Melioration seiner Wiesenkultur gewährt seien. Grollend entfernte sich der Biedermann. Roch manche interessante Frage kam zur Besprechung. Hierai«f ging man zur Tafel über, bei welcher unter vielen trefflichen Reden auch ein Spruch des bekannten Landtagsabgeordneten und Rittergutsbesitzer Mehnert allge meinen Beifall und Heiterkeit bcrvorrief: daß er im Vergleich zu den Meißner Oeconomcn von Natur etwas vernachlässigt sei. — Die Arrangements des Festes hatte Herr Oeconomie- Oberkommissar Siegel aus Dresden mit gewohntem Geschick veranstaltet. — Am 15. früh halb 6 Uhr ist der beurlaubte Soldat Kurtzreuther aus Eisenberg auf der Chaussee von Moritzburg nach Dresden im Reichenberger Communwalde von zwei un bekannten, mit kurzen Nöcken bekleidet gewesenen Mannsper sonen überfallen, am Halse durch zwei Schnitte verwundet und sodann seiner Baarschaft von 5 Thlr. beraubt worden. — Am 12. d. Nachmittag gegen 4 Uhr wurde von der Ehefrau des Gastwirths Sippe aus Untertriebcl bei Oelsnitz im Chausseegräbcn zwischen Lauterbach und Untertriebel im Walde die Ehefrau des Gutsbesitzers Schalter aus Untertriebel im Blute liegend aufgefunden und nach Hause gebracht, wo die Unglückliche Abends in der 8. Stunde an den Wunden, die ihr mit einem an Ort und Stelle aufgefundenen starken Knüp pel beigebracht worden waren, verstarb. Die ermordete Schalter, Mutter von 4 Kindern, von denen das jüngste sJahr alt ist, war Mittags nach Oelsnitz gegangen und hatte von den mit genommenen I Thlr. 5 Ngr. verschiedene Colonialwaaren ge kauft, die ihr der bis jetzt noch unbekannte Mörder geraubt hat. — Der Verkauf gerösteter Maronen findet bei jetziger kalter Witterung lebhaften Anklang. Jetzt hat sich auch ein oranger Dienstmann mit fliegendem Kochheerd auf dem Reu markt postirt und seine warmen Früchre finden lebhaften Absatz. — s Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 16. Deccmber. Einige Einspruchsverhandlungen stehen heut auf der Tagesordnung. Die erste wurde schon früher einmal vertagt, da erst neue Erörterungen angestellt werden sollten. Es handelt sich um eine sehr geringfügige Sache, um eine sogenannte Entwendung von Windeln, die auf einem Wäsch trockenplatze lagen. Amalie Auguste Pauline Walther ist die Angeschuldigte, die noch keine Vorbestrafungen erhalten. DaS Gericht verurtheilte die Walther wegen Diebstahls zu 2 Ta gen Gefängniß und Tragung der Kosten, wogegen sie Ein spruch erhob, sie will leine Windeln entwendet haben, sie be streitet alle Angaben der Vorletzten, Namens Katzer. Sie giebt wohl die Möglichkeit zu, ohne Wissen, aus Versehen vom Trockenplatz in der Eile der Katzer gehörige Windeln mit eingepackt zu haben, da bei der Aehnlichkeit der Objekte eine solche Verwechslung Vorkommen könne Der Werth der abhanden gekommenen Sachen ist von der Verletzten auf 32 Ngr. angegeben. Auch der hinzugezogene Sachverständige glarrbt an eine naheliegende Möglichkeit des Verwechselns. Die Verletzte hat ihre Aussage beschworen. Herr Staatsan walt Held beantragt heute die Freisprechung der Angeschuldig ten, die auch nach kurzer Zeit erfolgte. — Noch einfacher ist die nächste Sache. Der Schubmachergesell Heinrich Weigelt, noch unbestraft. 20 Jahre alt und in Treetschendorf heiinaths- angchörig, ist beschuldigt, seinem Nebengesellen Carl Gottlob Weigelt aus einem offenstehenden Arbeitskästchen, das sich in der Werkstelle befand, einen sächsischen neuen Silberthaler, ein baumwollenes Taschentuch im Werlhe von 5 Ngr. und eine Bürste im Werthe von 4 Ngr. entwendet zu haben. Von der Anschuldigung, die Bürste gestohlen zu haben, wurde er klagfrei gesprochen, aber wegen Entwendung der übrigen Gegenstände erhielt Weigelt voin Gerichtsamte Dippoldiswalde» 8 Tage Gefängniß und Tragung der Kosten auferlegt. Er hat zumeist das Ermähiite zugestanden. Gegen das Urtel erster Instanz erhob er Einspruch, die Strafe ist ihin zu hoch. Die Königliche Staatsanwaltschaft beantragte ganz kurz die Be stätigung des ersten Erkenntnisses, welchem Anträge auch nach kurzer Berathung einfach stattgegeben wurde. — Johann Christian Schröder von hier beschließt den heutigen Gerichts tag. Wiederum ist cS Diebstahl, der vorliegt. Der Ange klagte ist schon oft wegen Eigenthumsvergehcn bestraft und zwar zweimal mit Gefängniß, zweimal mit Arbeitshaus. Dies mal hat er sogar wegen eines neuen Diebstahls ein Jahr Zuchthaus erhalten. Schröder, der nicht in Haft sich befindet, erscheint heut selbst zun» Termin. Schröder ist Hausmann und am 16. August 1812 zu Wcißig bei Dresden geboren. Er wird beschuldigt, ün Juli dieses Jahres dem hiesigen Kunst- gärtncr Pctzold aus seiner Kuustgärtnerei Blumen in größeren Quantitäten gestohlen zu haben, besonders werden dahin 15 Stück Rosen, 50 Stück Blumenzwiebeln und andere Ge wächse gerechnet, das Ganze wird einen Werth von etwa 26 bis 27 Thaler haben Schröder gesteht fast Alles zu, nur schwankt er in seiner Angabe über den Diebstahl der 50 Stück Blumenzwiebeln. Herr Staatsanwalt Held ist der Meinung, das 'Erkenntnis; heut zu Gunsten des Schröder zu re- formircn, da die entwendeten Sachen als Gartenerzeugnisse anzuschcn seien. Das Urtel wurde auch insofern gemildert, als das Jahr Zuchthaus in ebensolanges Arbeitsbaus ver wandelt wurde. Tagesgefchicht« Dresden, 15. Deccmber. Wohl dem — selig muß man ihn Preisen — der gegenwärtig nicht Zeitungen lesen