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7jk§K 1-7^ IN »Mfl ."M'ck 7t. I Ww«1. «runter Jahrg. Freitag, 16. Oecbr. 1864. cFrscheiut: Lllgltch frth 7 Uhr. A«serate werden angenommen: di« Abend» «.Sonn tag» bi« Mittag» 1L Uhr: Marirnstraste 1». Anreiz, in dies. Blatte, da» jetzt in 10,006 Exemplaren erscheint, finden eine rrsolgreichr Berbrritung- M-nntmeut: «ietteljShrlich A»k bei nnentgeldlicheri srrnng ia's Ha«». Durch die Königl. Psfi vierteljLhrlich 2Ü Agr Strijeliie Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Knscratenpreise: Für den Raum einer gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Ntpfch 6k Nkichardt. — Verantwortlicher Redacteur: IttllUS Reichürdt. Dresden, dm 16. December. — Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg find gestern Morgen 5s Uhr nach Leipzig gereist, um an der auf Connnewitzer städtischem Revier stattfindenden Jagd Theil zu nehmen, und wurden mit dem Abend» 10 Uhr von Leipzig abgehenden Zuge zurückerwartet. — aOeffentliche Sitzung der Stadtverordne ten am 14. December. lieber ein höchst erfreuliches Resultat der vorgestrigen Stadtverordnetenfitzung, betreffend dm Em pfang unserer au» Holstein zurückkehrenden Truppen, haben wir dm Lesern bereit» gestern Bericht erstattet. Wir lasten heute da» Weitere folgm: Bekanntlich ist von einer größeren Anzahl der Besucher des hiesigen Jahrmarktes ein Gesuch an dm Stadlrath gerichtet worden: 1. dm Groffoverkauf künftighin schon Sonntag nach dem Frühgottesdienste zu ge statten, 3. den Detailverkauf bis auf die Mittwoch auszu dehnen, 3. den Fastmmarkt fest auf den Montag nach dem 1. März zu fixiren. Den ersten beiden Punkten des Gesuchs hat der Stadtrath ihre Berechtigung nicht versagen können und ist ihnm beigetreten, nicht aber dem letzten, und zwar deshalb nicht, weil es sich oft ereignen würde, daß der Frei tag vorher ein Bußtag sei. Die Verfassungsdeputation der Stadtverordneten hat sich den Ansichten des Stadtraths an geschloffen und schlägt vor: dem Gesuch der Petenten bis auf den letzten Punkt zu willfahren. Gegen dieses Deputations- gutachtm erhebt sich? zunächst Stadtverordneter Gregor, indem er die vielerlei Uebelstände des Jahrmarktes (Störung des Straßenverkehres, Entweihung des Sonntages, materielle Nachtheile der Gewölbeinhaber u. s. w.) zu schildern sich an gelegen sein läßt und schließlich eine Reorganisation des ge summten Jahrmarkt-Wesens als nothwendig hinstellt. Der Berichterstatter in der Angelegenheit, Herr Stadtverordneter Scheele, erwiedert dem Vorsprecher, die allgemeine und nicht bloß städtisch« Bedeutung der Jahrmärkte hervorhebend. In gleicher Weise sprechen sich die Stadtverordneten Lemke und Krmnbein aus. Das Gutachten der Verfassungsdeputation wird schließlich gegen 3 Stimmm angmommen. — Wie be kanntlich unlängst die Zahl der besoldeten Stadträthe bis auf 10 erhöht worden ist, beschließt heute das Stadtverordneten collegium'auf Vorschlag seiner Verfassungsdeputation, auch die Zahl der unbesoldeten Stadträthe zu erhöhen, und zwar von 12 auf 14. — Die königliche Turnlehrerbildungsanstalt beschließt man von der Grundwerthsanlage, zu der sie bisher verpflichtet gewesen, künftighin zu befreien. — Seitens des Herrn Pastor Koch ist auch an unsere Commun das Gesuch gestellt worden, sich an der Sammlung für die protestantische Kirche zu Eger zu betheiligen. Der Stadtrath war hierzu gewillt und schlug 200 Thlr. als communlichen Beitrag zur Bewilligung vor. Die Finanzdeputation der Stadtverordneten schlägt aber vor, das Gesuch abzulehnen, einmal weil schon durch Veranstaltung einer Hauscollecte Jedem Gelegenheit ge boten worden sei, seinen Beitrag zu geben, dann aber auch unliebsame Eonsequmzen daraus hervorgehen könnten. Das Collegium billigte den Beschluß seiner Deputation. — Der Kinderbrsserungsanstalt werden außer der im Haushaltplane festgesetzten Summe noch 460 Thlr. zu bewilligen beschlossen; ebenso wird dem Pestalozzistift ein weiteres unverzinsliches Darlehn gewährt. — Der Stadtrath hat nun auch die letzten von der Finanzdeputation der Stadtverordneten zum Haus haltplane für das Jahr 1864 gezogenen Erinnerungen be antwortet. Heute erstattet Stadtverordneter 1)r. Stübel über die Antwort des Stadtrathes bezüglich der gerügten Lang samkeit seines Geschäftsganges Bericht. Der Stadtrath meint, vor der Hand in dieser Beziehung nichts thun zu können. Dies weist die Finanzdrputation aber entschieden zurück und theilt ihrerseits einige vorläufige Vorschläge zur Vereinfachung des Geschäftsganges mit. Das Collegium genehmigt das Gut achten der Deputation. — Zur Prüfung des Projektes der Errichtung einer Markthalle und zur Berathung über eine provisorische Vertretung der Parochialgemeinden bis zum Jns- lebentreten einer neuen Kirchenordnung sollten bekanntlich ge mischte Deputationen gewählt werden. Die Wahldeputation schlägt aber dem Collegium vor, diese Wahlen im Collegium, La diese Angelegenheiten von so großer Tragweite seien, erst nach dem Zusammentreten des neuen Collegiums vorzunehmen, womit man sich einverstanden erklärte. — Aus den Vorträgen der Petitions- und Reclamationsdeputation heben wir die Beschlußfassung über das schon mitgetheilte Arnest'sche Gesuch um Entlassung vom Amte des Vorsitzenden hervor, welche beifällig lautete. Herrn Br. Arnest soll außerdem für seine langjährige Verwaltung des Vorsitzendenamtrs (seit 1853) der Dank de» Collegiums zu erkennen gegeben werden. Der öffentlichen Sitzung schloß sich eine geheime an. (Der Ertrag einer zum Besten der heimkehrendrn Truppen im Stadtver- »rdneten-Collegium veranstalteten Sammlung ergab binnen 10 Minutm dm Betrag von 110 Thalern.) — Das Dr. I. schreibt: Vorgestern in dm Abendstunden hat sich hier (und wie wir aus den heute ringegangenen Blät tern ersehen auch in Leipzig, Chemnitz und andern sächsischen Ortm) das beunruhigende Gerücht verbreitet, es habe die von Holstein abrückenden sächsischen Truppen beim Uebersetzen über die Elbe vorgestern früh bei Harburg ein schwerer Un glücksfall betroffen. Wir haben die Freude, mittheilm zu können, daß dieses Gerücht unbegründet ist. Nicht nur daß bis gestern Mittag keine officielle Mittheilung über einen der artigen Unfall hierorts eingetroffen war, so geht uns auch auf eine von uns direct nach Harburg gerichtete telegraphische Anfrage aus zuverlässiger Quelle soeben (Nachm. 4 Uhr'» fol gende Antwort zu: „Harburg, Donnerstag, 15. December, Nachm. (2 Uhr. Von dem bei Ihnen verbreiteten Gerüchte ist kein Wort wahr. Nur durch den Eisgang der Elbe wird der Uebergang der Truppen zeitweilig unterbrochen." — Im zweiten Theater giebt Herr Direktor Nesmüller morgen, den 17- dies., eine Vorstellung, deren Ertrag zum Besten der heimkehrenden Truppen verwendet werden soll. Zur Aufführung gelangen an diesem Abende die beiden Lust spiele: „Eine Braut auf Lieferung" und „Vom Juristentag". — Die neueste Nummer des Correspondenzblattes deutscher Dienstmann-Jnstitute (Organ des unter der Firma: Expreß- Compagnie gegründeten Verbandes) bringt abermals sehr in teressante und anregende Mittheilungen aus 23 Städten und zeigt auch in seiner reichhaltigen Korrespondenz, (u. A. auch aus Petersburg und New-Aork) die bereits die Nr. 194 er reicht, daß alle das Dienstmannwesen, seine Verbesserung und Ausbildung betreffenden Fragen in einer dem Gemeinwohl sicher nur förderlichen Weise behandelt werden. Das Blatt enthält ferner den Tarif der Expreß Compagnie für alle über seeischen Sendungen und einen beachtenswerthen Artikel über die Begründung einer Pensionscaffe für die Dienstmannschaf ten des Verbandes unter Anfügung eines Entwurfs zu dieser Cäffe. , Aus einem zweiten Artikel über denselbm Gegenstand, der der 'Redaction von unbaheintzter Hand zuging, heben wir einige Sätze hervor: „Mit dieser Einrichtung erwerben sich die Dienstmann-Jnstitute ein großes Verdienst um ihre Mann schaft. Ihre Arbeiter werden von nun an nicht nur einm stets auskömmlichen, gegen frühere Verhältnisse oft sogar sehr ansehnlichen Lohn haben für die Zeit, während welcher sie ihre Kräfte dem Institut widmen, — eS wird für sie auch zu der Zeit gesorgt sein, in welcher sie Arm und Fuß nicht mehr zu rühren vermögen. Wir können uns nicht versagen, diesem menschenfreundlichen und die Institute zu einer Segensquelle für den mittellosen, aber braven und soliden Handarbeiter ge staltenden Plane unsere vollste Anerkennung zu zollen. Weiß der Arbeiter, daß er auch dann nicht verlassen ist, wenn ihn Unglück oder Kraftlosigkeit von der Arbeit zurückhält, dann wird ihm das Institut doppelt lieb sein und er wird denen mit Herz und Hand danken, die sich seiner so annehmen. Das Bewußtsein, daß er einmal nicht verstoßen oder ausgewiesen ist, wenn er nicht mehr zu arbeiten vermag, wird ihn in sei nem Dienste treuer und gewissenhafter machen, wird ihn strenger noch auf Ordnung und Nüchternheit achten lernen, und somit im Allgemeinen wohlthätig auf die Moralität der Arbeiter einwirken. Aber auch die Institute selbst werden dabei ge winnen ; sie werden sich noch bessere und tüchtigere Kräfte her anziehen und dadurch gleichfalls einen noch größeren morali schen Halt gewinnen." Cöncert. Die zweite Trio-Soirö-e im Hotel de Saxe am 14. Decbr., gegeben von den Herren Rollfuß (Pianist), Seelmann und Schlick (königl. Kammermusiker) legte wiederum ein sehr ehrendes Zeugniß ab für die vereinigten künstlerischen Bestrebungen der genannten drei Herren. Vorgctragcn wurde Dreierlei: erst das in jugendlicher Simplicität gehaltene rei zende Trio für Clavier, Violine und Cello (in 0-äur, op. 15.) von Mozart, nachher das Duo für Clavier und Violine (in 0-moII op. 30.) von Beethoven, und schließlich das Trio (in Ls-äur op. 100) von Franz Schubert. Zur Charakterisirung dieser 3 Stücke läßt sich etwa Folgendes sagen: Das Mo- zartsche Trio gleicht einer lieblichen, klaren Quelle, an welcher sich der wahre Kenner labt; das Beethovensche Duo einem Strome, der ihn mächtig fortreißt. Das Schubertsche Stück dagegen gemahnt mich wie ein Meer mit zwar reichhaltigen Bildern und mitunter blendenden Erscheinungen; dort wie hier treibt bei lang ausgedehnten Horizonte auch so manches Schöne und Bewundernswürdige hin und her, aber unfern menschlichen Sinnen fehlt die Uebersicht über das Ganze. Armin Früh. — Die Berliner Zeitschrift „Theatralia" schreibt unter dem 15- December 1864. „Im Dresdner zweiten Theater macht die Posse: Viel Vergnügen von Salingrv dem Pu blikum viel Vergnügen, auch sogar dem Herrn v. Neust, der die Vorstellung besuchte und sich höchlich amüsirte. Nun, wenn sie dem die Grillen verscheucht, die ihm Schleswig-Hol stein in den Kopf gesetzt hat, dann muß sie wirklich sehr Vevs gnüglich sein. — Mit welch einem gesunden Menschenschlag das Dorf Rammenau bei Bischofswerda versehen ist, möge daraus her vorgehen, das sämmtlich« 12 junge Mannschaften, welche sich von dort zur dießjährigen Rekrutirung zu pellen hatten, als tüchtig befunden und ausgehoben worden find. — Auf der großen Frohngasse entstand vorgestern gegrA Mitternacht ein bedeutender Skandal, der durch mehrere Herren veranlaßt wurde, die sich dort in dir Haare gerathen waren.' Die Nachtwächter mußten einschreiten und schafften »ndltch di» beiden Rädelsführer nach der Polizei. Wie man hörte, waren dieselben her Direktor einer hiesigen Sängergesellschaft mit seinem Komiker, die an dem fraglichen Abend jedenfalls noch nicht genug concertirt hatten, und deshalb das Concert, freilich in einer etwas anderen als der gewöhnlichen Weise, auf der Straße fortsetzen wollten. ,, — Ein blinder Rechenkünstler. Der blinde Rechen künstler 'Paul Chhbiorz legte wie schon am verflossene» Dienstage in einer Extra-Versammlung des pädagogische» Vereins gestern im Prüfungssaal der Handelslehranstalt vor den versammelten Lehrern und Schülern einige Proben seines staunenswerthen Talents im Kopfrechnen ab. Er ließ zwei 66ziffrige Zahlen an die Wandtafel schreiben und ließ sich solche einmal vorlesen. Hierauf nannte er die beiden Reche» nicht nur vollständig numerisch wieder, sondern addirte sie auch und dictirte die Summe derselben. Was aber am meiste» überraschte, war, daß er anzugeben wußte, welche Zahl ia jeder ihm genannten Stelle der beiden Summanden und der Summe stand. In ähnlicher Weise wurden noch mehrere solcher Rechnungen vorgesührt und sämmtlichen Leistung« wurde der verdiente Beifall gezollt. Schon um der Sache willen wäre es zu wünschen, daß man diesem Manne mehr Aufmerksamkeit schenkte, als es bisher hier geschehen ist, ganz besonders aber möchten wir im Interesse des hilfsbedürftig« Blinden selbst, die Bitte an alle Menschenfreunde richte«^ sich desselben anzunehmen und ihm Gelegenheit zu einigem Ver dienst zu verschaffen. Gerade jetzt, wo bei dem herannahende» Weihnachtsfest ein Jeder Zeit und Geld willig opfert, um Andern Freude zu bereiten, sollte man eine solche Gelegenheit nicht vorübergehen lassen. Möchten ganz besonders die Schulen hiesiger Stadt nicht säumen, noch vor Beginn der Weihnachtsferien, theils ihren Schülern eine lehrreiche Stunde zu verschaffen, theils zu einem edlen Werk ihr Scherflein bri-- zutragen. Die Bescheidenheit und Schüchternheit des Paul Chhbiorz verbietet ihm, sich hervorzudrängen und sein Talent anzupreisen. Man suche ihn daher in seiner Wohnung: Schreibergaffe 8, auf. Dresden, den 14. December 1864. Das Lehrerkollegium der Handelslehranftalt. — Der Schäfer P-autsch i» Rade bei WnmSdorf «« vorige Woche bei seinem Dienstherr» damit beschäftigt, «i»er Kalbe mit Echeidewaffer «me Warze wegzubringm Das Thier schlug hierbei aus, traf die Flasch« mit dem Scheide- Wasser und dieses spritzte ihm in da» Gesicht. Ja dessen Folge wird P, wie man glaubt, das Augenlicht verlieren. — M» 10. d. M. Mittag» wurde der 17 Jahr alte Aufseh r in der HoSP talspinnschule zu St. Jacob zu Z ttau, Namens Qneiser, in seiner Wohnung erhängt angetroffen. — In der Nacht des 10. d. M. brach in dem Wohngebäude de» Stellmacher Richter in Wendischbora Feuer au», in dessen Folge diese» HauS, sowie sämmtliche Gebäude de» Gutsbesitzers Starke da selbst, mit den größten Theile de» Mobiliars, niederbranuten. — An demselben Abend« ward das Wohngebäude deS Gast- Hof- und Bad-B sitzrrS Angermann in Kreischa ein Raub der Flammen. Das Feuer ist zurrst auf dem Oberboden, wo Stroh und Heu sich befunden, wahrgenommen Word«». — Der R.staurateur Hr. Gelhorn auf dem Linckeffchen Bade hat den heimkehrenden Truppe» für die Abende d« nächsten Woche seine Lokalitäten nebst Beleuchtung, Bedien ung rc. zu Aasführung von Concert« gratis zur Verfügung gestellt, wozu einige größere Brauerei« die unentgeldUche Lie ferung von Bier berürwillizst zvgcsagt Hab«. Auch Her« Restaurateur A. Crone, große Frohngasse 3, wird den bei ihm zur Einquartirung kommenden 32 Mann 3 Faß Lager««» widmen, wie er überhaupt auch früher stets seine Mannschaft« gut verpflegte — Falsche füufthälerig« Rot« der Anhalt-Deffauisch« LandeSbank find zum Vorschein gekommen Dieselben solle» jedoch von so mangelhafter Beschaffenheit sein, daß eine Be«- wechs.lung mit dm ächte» Banknoten selbst sür d« Lai» kaum möglich ist. — In Leipzig hat die in dem Hotel z«r Stadt Hamburg als Wirthschafteriu conditionirend« unverehel Bertha Seeg« vorgestern in der Absicht, sich z« vergiften, in Kaffee «Ul» Milch aufgelöst« Phosphor, d« sie höchst wahrschemlich von Streichhölzchen genommen, getrunken.