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Moinernnü: «tetteljähttich S0N^ bei unentgeldlicherL^ strunz in'« HavS. Durch dir Königl. Pos! vierteljährlich W Ngr Einzelne Nu«»«» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum eint« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Singv- sandl" dir Zeit» r Ngr. i Druck und Eigenthum der Herausgeber: tkiepsch äk Ntichardt. — Verantwortlicher Redacteur: ÄUtlUS Neichurdt. 7-1 j Dresden, den 14. Deeember. — Se Majestät der König hat in einer dem bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Seiner Kaiserlichen Majestät von Rußland, wirklichen Ge heimen Rathe v. Kakoschkin ertheilten Partikular-Audienz, dessen Abberufungsschreiben entgegengenommen. — Se. Majestät d»r König und Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz, Prinz Georg und der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar, sowie Se. Durchlaucht, der Fürst Heinrich der 22. von Reuß-Greiz haben sich gestern Morgen H8 Uhr mittelst Extrazuges von hier über Riesa nach Jahnishausen zur Jagd begeben. V>n dort wird der Erbgroßberzog von Weimar und der Fürst von Reuß-Greiz sich nach Leipzig zurückbegeben, woselbst sie bekanntlich studiren. In Begleitung Sr. königl. Majestät und der anderen hohen Herrschaften befanden sich viele distinguirte Personen aus Dresden, die zur Jagd ein geladen waren, u A. bemerkten wir auch Se. Excellenz den Herrn Geheim-Rath von Langenn. — — Ihre Maj. die Königin und die Prinzessinnen Sophie und Antoinette besuchten gestern das Spielwaarenlager von Arras, Seestraße 2, erste Etage. — Am Gcburtssest Sr. Majestät des Königs versammel ten sich der Ges mmt Vorstand und einige Mitglieder des Vereins Ehrenvoll verabschiedeter Militairs zu einer geselli gen Abendunterhaltung im Saale der Tonhalle und feierten im engern Kreise das Fest durch ein gemeinschaftliches Abend- Essen. — 8 Als Vorfeier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs fand am Sonntag in Vraun's Hotel die vom Vor stand des sächsischen Pestalozzi-Vereins veranstaltete musika lisch-deklamatorische Soiree statt, welche auch II. KK. HH. der Kronprinz und Prinz Georg nebst Gemahlinnen mit ihrer Gegenwart kehrten. Das Programm bot des Schönen und Interessanten fast zu viel. Den Anfang machte das Kotzebue'- sche Festspiel: „die Ruinen von Athen" mit Beethovens herr licher Musik, wozu l)r. Lir.dner den verbindenden Text ge dichtet, dessen tiespoetische Worte von der Hofschauspielerin Frl. Ulrich mit künstlerischer Wärme und Begeisterung ge sprochen wurden; die Chöre wurden durch den Chorgesang verein unter Leitung des Musikdirektors Pfrctzschner mit lo- benswerther Reinheit und Sicherheit ausgeführt, ebenso wie der instrumentale Theil vom Witting'schen Musikchor; dasselbe gilt auch von den darauffolgenden, hier noch nicht gehörten Tondichtungen: „die heilige Nacht" von Niels W. Gade und „Neujahrslied" von Fr. Rückert, Musik von R. Schumann (M. G. der nachgelassenen Werke), worin Frau Kapellmeister Krebs und Hr. Hofopernsänger Scharfe die Soli übernommen hatten. Frl Ulrich deklamirte außerdem noch ein Gedicht launigen Inhalts und die talentvolle junge Pianistin Mary Krebs entzückte wieder durch den Vortrag eines Weber'schen Concertstückes für Piano und Orchester und des Lißt'schen Faustwalzers. — Das zweite Theater feierte den Geburtstag des Kö nigs mit einer sehr gelungenen und sehr zahlreich besuchten Vorstellung. Nach dem ein recht poetischer Festgruß in schwungvoller Weise von Herrn Kiefer vorgetragen worden war, kamen zum ersten Male zur Aufführung: 1) „Eine Braut auf Lieferung," Lustspiel in 4 Aufzügen, nach dem Italienischen des Friederici von F. Tietz und 2) „Vom Ju ristentage." Liederspiel in einem Act von A. Langer und D. Kalisch, Musik von Conradi. Beide Stücke zeigten sich sehr wirksam und erlangten den Beifall des Publikums. Insbe sondere zündete dte letztgenannte Piece durch ihren gesunden Humor. Unter den Darstellenden zeichneten sich besonders Frl. Weihrauch und Herr Kiefer aus. Wir können die Wahl dieser Stücke für das Repertoir des zweiten Theaters als eine sehr gelungene bezeichnen. — Die in Bautzen zu Ehren des Geburtstages Sr. Maj. des Königs vorgestern von Herrn Kreisdirector v. No- stitz-Wallwitz veranstaltete Soirve war äußerst glänzend und zahlreich besucht. — Gestern Morgen 1 Uhr ist Se. Excellenz der wirk liche Geheime Rath und bisherige königl. sächsische Bundes- kommissar von Könneritz aus Holstein hier eingetroffen. Mit ihm kam zugleich das Canzleipersonal an, das ihm während seiner Stellung in Holstein beigegeben war. — — Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß vom 1. Mai 1865 das Halten von Nachtigallen mit je ein Thaler besteuert werden soll. Die Sprosser sind dieser Steuer nicht unterworfen. — Die Einquartierungsbehörde macht bekannt, daß die vom 16. d. M. an von Holstein zurückkehrenden Jnfanterie- abtheilungen mit ordonnanzmäßiger Verpflegung hier rin- auartirrt werden sollen. Dieselbe soll im 5., 6. und 7. Luartieramtsbezirke (Pirnaer-, See- und Wilsdruffer Vor stadt), insoweit die in diesen Stadttheilen gelegenen Grund stücke bei der neuerlich stattgrfundenen Einquartierung unbe legt geblieben sind, sowie im 1. «,d 2. Quartieramtsbezirke ^Altstadt) erfolgen. — Mit regem Eifer, nicht selten mit Begeisterung, wird in der Expedition dieses Blattes nachgefragt: ob den aus Schleswig-Holstein heimkehrenden sächsischen Truppen hier in Dresden nicht ein besonderer Empfang zu Theil werden soll. Man fragt nach, ob das edele und hochherzige Bestreben der Leipziger nicht hier Nachahmung finden solle, ob sich nicht aus patriotisch gesinnten Männern unserer Stadt ein Comitö bilden werde, um durch einen öffentlichen Akt am Bahnhof oder sonst geeigneten Ortes dem Gefühl ehrender Anerkennung und Zuneigung einen Ausdruck zu geben. Wir müssen bekennen, daß wir bis jetzt noch Nichts von Dem vernommen haben, was den Character einer öffentlichen Huldigung dieser Art an sich trägt. Hoffentlich aber wird Dresden der Schwester stadt Leipzig nicht nachstehen wollen. In unser» Mauern giebt es ja Tausende von patriotisch gesinnten Männern; es fehlt nur, daß sofort thatkräftig Mehrere von Distinktion zusam men treten und sagen: so soll's werden! Das und Das werde ins Leben gerufen! — Nur Ein Gedanke, nur Eine That, und zux Flamme wird es sich entzünden, was Viele in der Brust genährt. Wir werden dann nicht säumen, rüstig mit Hand an's Werk zu legen; durch die Presse soll es hin ausgetragen und verkündet werden, damit es sich rege, wo noch eine Faser des Herzens für die wahrhafte Sache des Vaterlandes schlägt. — Gestern Mittags trafen hier ein: 2 Officiere und 14 Mann des österreichischen Monturfrlddepots, 5 Pferde und 6 Mann, dem österreichischen Etappen-Commandanten in Ham burg gehörend. Erstere gingen mit hem Mittagszug weiter nach Böhmen, letztere halten hier Nüsttag und gehen morgen weiter. Der in Hamburg stationirt gewesene Etappen-Com- mandant Major Ritter von Mertens traf vorige Nacht hier ein, um morgen seine Reise nach Wien fortzusetzen. — Bei der Militairaushebung im Bezirke der königl. Amtshauptmannschaft Löbau sind von 1255 Mannschaften 72 wegen noch zu erwartender Körperlänge und 42 wegen zeitlicher Untauglichkeit zurückgestellt gewesene Mannschaften mithin zusammen 1369 Mann zur Gestellung gelangt. Von diesen sind 448 tüchtig befunden — davon jedoch nur 205 definitiv an das Militär abgegeben, dahingegen 230. weil sie nur eine Körperlänge von 67" incl. und 7(L excl. hatten, zur Ersatzleistung oder Ergänzung der Armee ausgesetzt, 12 dem Militär nur provisorisch überwiesen und 1 als Ernäh rer seiner hilfsbedürftigen Familie zurückgestellt worden. — In der vorgestr. Ziehung der 1. Classe 67. Landes- Lotterie sielen 10,000 Thlr. auf Nr. 12,821, 5000 Thlr. aus Nr. 1505 (in die Collektion des Hrn. C. Knobloch hier.) 2000 Thlr. auf Nr. 60,602 und 1000 Thlr. auf Nr. 7909 und 38,412. — Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird unser bisher in Holstein stationirtes Militär vom 17. December an hier eintreffen und zwar das 1. Jnfanterie-Bat. und der Bri gadestab Nachm. 4f Uhr, die 12-Pfd. Fuß-Batterie Abends 7 Uhr, das 2. Jnf.-Bat. 8 s Uhr. Am 18. die 6-pfd. gez. Batterie Mittags 1j Uhr, die reitende Batterie Abends 7 Uhr. Am 20. das 13. Inf-Bat. Abends 8t Uhr. Am 21. das 3. Jnf.-Bat. Mittags 1t Uhr, das Pionier-Detasch. und der Divisions-Stab Abends 4t Uhr, die Proviant-Ko lonne Abends 7 Uhr. das Hospital Abends 8 t Uhr. — Einem Privatbriefe aus Holstein entnehmen wir, daß am 15. d. unsere Truppen von Harburg abfahren werden und daß am 17. der erste Zug in Leipzig eintreffen würde. Uebrigcns war die Erbitterung gegen die Preußen unter un seren Truppen in bedenklicher Weise gewachsen und man war entschlossen mit Waffengewalt dem ohne Bundesgenehmigung sich kundgebenden Verdrängungssystem entgegen zu treten. All gemein war unter unsiren Truppen die feste Ueberzeugung, daß im Falle eines Zusammenstoßes mit Preußischen Truppen man sicher auf die Hülfe der dort befindlichen Oesterreichlschen Truppen hätte rechnen können. — 8 Das zur Zeit auf dem Postplatze aufgestellte Na- turalienkabinet von C. A. Platow enthält eine reiche und in teressante Sammlung von Seltenheiten. Besonders werden Liebhaber von alten Münzen überrascht sein, von der Reich haltigkeit der hier ausgestellten Münzsammlung, worunter sich höchst merkwürdige und seltene Exemplare befinden. Nicht weniger interessant sind die Stein Muscheln und die Samm lung ausgestopfter seltener Vögel. Auch ist die vor Kurzem auf dem Belvedere ausgestellt gewesene Julia Pastrana und eine junge Frau vom Botocudenstamme aus Brasilien zu sehen. — Wir möchten vorzugsweise den Schulen den Besuch dieser interessanten Ausstellung empfehlen. — Gestern Vormittag sind vier einem hiesigen Lohn fuhrwerksbesitzer gehörige Pferde durchgegangen, nachdem dien selben auf dem Böhmischen Bahnhof vor einen leeren Möbel wagen gespannt worden waren. Die Pferde sind mit drm Wagen zum Bahnhof hinaus, die Wiener Straße herunter, in die Lüttichaustraße herein «nd in die Sidonienstraße ent laufen, dort aber von mehrere« auf einem Neubau beschäftig ten Arbeitern aufgehaltcn worden. Der Kutscher NamenS Scholz aus Petershain ist beim Durgehen der Pferde von denselben umgerissen, eine kurze Wegstrecke geschleift, darauf überfahren und dadurch so erheblich verletzt worden, daß er auf Anordnung eines hcrbeigerufenen Arztes in das Kran kenhaus gebracht werden mußte. Außerdem wurde einem Aschefuhrmann von seinem Wagen, mit dem er dm durch gehenden Pferden auf der Sidonienstraße begegnete, durch den heftigen Anprall des Möbelwagens ein Hinterrad zerbrochen. — Bei Vogelgesang wurde am Montag vom dasigen Gensd'arm ein Knabe von 15 Jahren arretirt, der bei dem schändlichen Treiben ertappt worden war, wiederholte Male Steine «nd Holzstücken auf die Böhmische Bahn zu legen. — Seit mehreren Tagen trieb sich hier schon wieder ein unbekannter junger Mann herum, der sich hie und da in Schlafstellen einmiethet, alsbald darauf aber: Unter Mitnahme von Kleidungsstücken, die er stahl, von dort wieder verschwand. Vorgestern hat ihn die Polizei endlich aufgegriffen. Er ist ein Schuhmachergesell aus der Altenburger Gegend, der dort gleichfalls schon wegm Diebereien, die er verübte, bestraft worden ist. — — Vorgestern hat sich in hiesiger Stadt ein Beamten unterstützungsverein unter dem Namen Verein zu Rath und That konstituirt. In den Ausschuß wurden u. A. die Herren Generalstaatsanwalt Schwarz, Geheime Justizrath Gebert, Regierunasrath Kvnigsherm gewählt. — Auf der grvßm Kirchgaffr wurde vorgestern Abend ein unbekannter Mann angetroffen, der dort in bewußtlosem Zustande lag und, wie es hieß, von einem Geschirr über, fahren worden sein sollte. Er wurde in die in der Nähe befindliche chirurgische Hilfsstalion gebracht. Dort gelang eS, ihn zum Bewußtsein zu bringen, worauf er seinen Weg nach Hause zu Fuß antreten konnte. — — Die zunehmende Verwendung des Zink zu mancher lei Wirthschaftsgegenständen giebt dem Berliner Polizei-Prä sidium Veranlassung, das Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß diese Verwendung nicht immer gefahrlos ist. Vorzugsweise ist dies der Fall, wenn Zink zu Wasserreser voirs, Waffereimern, Gefäßen zur Aufnahme anderer zum Genuß dienenden Flüssigkeiten, zu Gemäßen und ähnlichen Gegenständen verwendet wird. Dmn die chemische Unter suchung hat nachgewiesen, daß Brunnenwasser, Fluß- und Wasserleitungswasser, salzhaltiges Wasser und andere Flüssig keiten, welche längere Zeit mit Zink in Berührung sind, einen Theil desselben auflösen. Durch den Genuß von Flüssig keiten aber, in denen Zink gelöst ist, wird die menschliche Ge sundheit beschädigt, selbst dann, wenn nur äußerst geringe Biengen, jedoch fortgesetzt in den menschlichen Körper gelangen. Es kann nicht unbemerkt bleiben, daß auch die Löthungen der Zinkgesähe durch ihren Bleigehalt schädlich werden können. Zur Verhütung dieser Gefahren ist es zweckmäßig, entweder Zinkgefäße zu dem bezeichnet«» Behuf ganz zu vermeiden, oder nur solche zu benutzen, welche mit guter Oelfarbe — je doch nicht mit Mennige-, Bleiweiß oder Zinkweißfarben, sondern mit Ockerfarbe oder mit Asphaltlack — gestrichen sind. Bei den Zinkreservoirs aber empfiehlt es sich außer dem, daß die Mündung der Abflußröhre nicht über das Ni veau des Bodens des Reservoirs hervorstehe, damit das Was ser stets vollständig daraus fließen kann. — s Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 13. Dezember. Carl Julius Matthes und Friedrich August Beyer heißen die beiden heutigen Angeklagten, sie sind des Dieb stahls, beziehendlich der Partirerei beschuldigt. Auf dem Ge- , richtstisch liegen nur noch wenige der gestohlenen Sachen, die wiedererlangt worden sind, meist ohne großen Werth Die beiden Angeklagten treten ein. Beide sind jugendliche Gestal ten, aber in der Verbrecherschule schon sehr bewandert; dmn ihr Register über Vorbestrafungen ist ziemlich groß, trotz der Jugend Als Staatsanwalt fungirt Herr Held. Drei Zeu gen sind erschienen, der Wirthfchaftsgehilfe Friedrich Herrmann Opitz aus Weißig bei Großenhain, der Handelsmann DrechSlör von hier, und der Trödelhallenbesitzrr Adam Sodan von hier. Carl Julius Matthes ist erst 19 Jahre alt, treibt nebenbei Musik, sonst ist er eigentlich Handarbeiter. Fünf Vorbestraf ungen sind von ihm bekannt. Im Jahre 1862 erhielt er zweimal wegen Diebstahls Gefängniß, > 863 ebenfalls zweimal und 1864 4 Monat Gefängniß wegen desselben Verbrechen». Beyer ist drei Jahre älter als sein Genosse und zu Stolpe» gebürtig, evangelisch, hat die Ziegeldeckerei erlernt und alS solcher an verschiedenen Orten gearbeitet. Er war auch Sol- - I