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Sonntag, 11. Decke. 18-4 oirscheilü: Täglich srtch 7 Uhr. Anserale werden angenrmmen: bis Abend» 8,Sonn tag» bis Mittag» 1L Uhr: Marienstraste 18. An,eig in dies, Blatte, da« jetzt in 10.VVU Exemplare« erscheint, finden eine ersolgrriche Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Msnnement: Vierteljährlich LONge. bei unentgeldlicher ferung in'« Hau». Durch die König!. Pos! vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. , Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: lüikpsch -k Rktlhardt. — Veraniwortlicher Redacteur: Julius Rkichardt. Dresden, den II. December. — Se. Maj. der König hat Allerhöchstseinem Leibarzte, geheimen Rathe vr. Carus, auf Anlaß des von ihm im Laufe vorigen Monats begangenen 50jährigen Jubiläums als Staats diener das Großkreuz vom Albrechtsorden verliehen und den zum Großherzoglich Badenschen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an Allerhöchstseinem Hofe er nannten Freiherrn von Edelshcim in einer Particular-Audienz empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben angenommen. — Allerhöchster Anordnung zu Folge wird wegen er folgten Ablebens Ihrer Hoheit der verwitweten Frau Mark- gräfin Elisabeth von Baden am Königlichen Hofe eine Trauer auf zwei Wochen, vom II. bis mit 24. dieses Monats, an gelegt. — Das große Galanteriewaaren-Magazin von Herr mann, Seestraße, erfreute sich gestern des Besuchs II. Maj. der Königinnen Amalia und Maria und II. KK. HH. der Kronprinzessin, der Prinzessinnen Georg und Sophia. Die hohen Herrschaften machten namhafte Einkäufe. — Der Empfang der heimkehrenden sächs. Truppen ist in Leipzig folgendermaßen projectirt: Falls die Truppen zur Abendzeit eintreffen, ist Veranstaltung getroffen worden, sie vom Bahnhofe aus mit Fackeln in ihre Quartiere zu geleiten, und hat man deshalb an den Turnverein eine Aufforderung ergehen lassen, um die Fackelträger aus seiner Mitte zu stel len. Am nächstfolgenden oder an einem der nächstfolgenden Tage vor der Beurlaubung der Mannschaften findet, wie man vermuthet, eine Revue derselben vor Sr. Maj. dem Könige statt und an diesem Tage soll alsdann in den Räumlichkeiten des Schützenhauses die festliche Bewirthung der beiden Ba- tMone erfolgen, Da» Mahl wird in Suppe. RindfleifchpM» Braten bestehen und jeder Theilnehmer dazu eine Flasche Wein erhalten. Dem Festmahl soll sich Abends ein Ball an schließen, bei welchem Bier ack libitum verzapft werden wird. — Concert. Dienstag, den 8. d. M. gab Herr Con- eertmeister Lauterbach im Verein mit den Herren Hüllweck, Göhring und Grützmacher, Mitgliedern der k. Kapelle, die 2. Soiree für Kammermusik im Saale des Hotel de Saxe. DaS ganz vorzüglich gut eingespielte Ensemble ler genannten Herren findet stets eine zahlreich vertretene Kunstkennerschast beisammen, welche die dargebotencn musikalischen Genüsse dankbar würdigt. Diesmal hörte man 2 Streichquartette und ein Streichtrio Die erstem 2 Quartette betreffend, von de nen das eine (lls-äur) von Mozart, das andere von einem dem Vernehmen nach im südlichen Rußland auf dunkle Weise umgekommenen jungen deutschen Musiker Namens Adolph Köttlitz herrührt, bin ich freilich in der unangenehmen Lage, an meine vorgestrigen Jeremiaden über einen andern neuern Tonsetzer anknüpfen zu müssen. In demselben Grade, wie in dem herrlichen Mozart schen Quartette Gedankenreichthum und Gedankenschönheit, Melodienfluß und feingefühltes, scharfbe grenztes künstlerisches Maß enthalten ist, in eben demselben Grade liegt in dem Köttlitz'schen Stücke Gedankenarmuth, Monotonie und unzusammenhängendcs Stück- und Flickwerk. Der erste Satz mit einigen bescheidenen Imitationen ist noch nothdürftig zusammengehalten, dagegen stirbt man in den fol genden Andante-Sätzen zweimal vor Langweile, einmal um durch ein zwischengeschobenes l.vxxi«ro ümtaslieo mit Piquan- terieen wieder zum Leben aufgeschreckt zu werden und ein zweites Mal, wahrscheinlich um gegen das Fegefeuer des Schlußsatzes, eines Agitato, das sich in seinem Nichts selber durchbohrt, so unempfindlich zu sein, wie ein Todter. Wie ein erquickender Luftstrahl auf Kohlendämpfe, so folgte nun «ins von den 3 höchst liebenswürdigen, reizvollen Streichtrios Beethovens für Violine, Bratsche und Cello, ein ächtes Kunst werk, in welchem wieder Alles zu finden ist, was sein muß. Wie meisterhaft spielten die Herren Lauterbach und Grütz macher, aber wie unvergleichlich schön wirkte auch das Brat- schenspiel des Herrn Göhring, dessen Kunst sonst im Quartett- fpirle sich immer in den Mittelstimmen verbirgt! — Dank, besonders Dank den Herren allen sür die Wahl dieses köst lichen Trios. Möchten die geehrten Herren nicht bald ein zweites derartiges folgen lasten? Armin Früh. — Auf die zur Vorfeier des Gcburtsfestes Sr. Majestät des Königs heut in Braun's Hotel unter Mitwirkung ausge zeichneter künstlerischer Kräfte stattfindende musikalisch-deklama torische Soiree machen wir besonders aufmerksam und bemerken noch: daß Billets Vormittags II bis 1 Uhr im Stadtwai senhause parterre rechts, zu haben sind. — f Am 9. December wurden 3 Glocken im Gewichte Kon 70 34 und 19 Centn» in der königlichen Stückgießerei Hierselbst bei Herrn Glockengießermeister Große für die St. Ullrich- und Levinkirche zu Magdeburg übernommen. Zur Beurtheilung der Töne waren Herr Hofkapellmeister Krebs Kon hier, Herr Musikdirektor Mühlig, Herr Präsident von Gerhardt und die Kirchencommistäre Plath und Kühn aus Magdeburg erschienen. Die Glocken stehen im reinsten Drei« klang «, eis und e. Da die Harmonie der Glocken eine so schöne, sowie die äußere Ausstattung eine höchst gelungene ge nannt werden kann, so verdient ein solches Werk, das dm bewährten Meister Dresdens ehrt, die vollste Anerkennung. Mögen diese Glocken, die im lieben Vaterlande gegossen sind, von den fernen Thürmen Magdeburgs den Frieden verkün den, dessen die Welt mit ihrm Schmerzen in der Jetztzeit so sehr bedarf. — Einen unerwarteten Tod fand an vergangener Mitt woch der Schirrmeister Traugott Förster, welcher bei dem Herrn Oberforstmeister auf dem Fasangarkn zu Moritzburg in Diensten stand. Von Eisenberg kommend, will er des Nachts den bereits zugefrorenm sogenannten Großteich nach dem Leuchtthurm zu überschreiten und ahnte nicht, daß in der Nähe des Thurmes noch ein großer Fleck offen war, der eine Tiefe von wenigstens fünf Ellen hat. Hier ist er hineinge stürzt und man würde ihn gar nicht dort gesucht habm, wenn man nicht Tags darauf auf dem Eis an dieser Stelle seine Mütze gefunden hätte. Der Unglückliche befaß allgemein den Ruf eines geachteten Mannes. — In der Wohnung einer hier aufhältlichen Dienstper son erschien vor einigen Tagen rin ihr bis dahin gänzlich unbekannter Mann, der sich für einen Handwerker aus einem in der Nähe gelegenen Dorfe ausgab. Er bezog sich auf ein Dienstgesuch, das sie veröffentlicht hatte, und wurde auch bald mit ihr einig, daß sie in seinen Dienst eintreten und diesen auch sofort antreten soile. Er versprach nach einigen Stunden zurückzukehren und sie von hier gleich mit in seine Behausung nehmen zu wollen. In der Zwischenzeit äußerte Fr. hier einige Geschäftsgänge chchorgen zu müssen. Plötzlich bemerkte er, daß er sein Portemonaie zu Hause vergessen habe und da er sich hierüber höchst ärgerlich zeigte, weil er zur Besorgung eines bestimmten Geschäfts einige Thaler nöthig brauche, so war sein neues Dienstmädchen gern erbötig, ihm 2 Thlr. zu leihen, die er mit Dank annahm Wir brauchen wohl nicht erst zu erwähnen, daß der noble Dienstherr sich in der Wohnung des armen Mädchens nicht wieder sehen ließ, und als letzteres am anderen Tage sich endlich auf den Weg gemacht, ihn in seiner Behausung aufzusuchen, wurde ihr, was sie schon Tags zuvor gefürchtet, nunmehr vollständig klar, daß sie betrogen sei. Sie fand zwar einen Handwerker des Namens, den der Schwindler angenommen, in dem be treffenden Dorfe, allein er war mit diesem weder identisch, noch hatte er irgend Jemand den Auftrag zur Ermiethung eines Dienstboten gegeben. — In der Parterrewohnung des Uhrmacher Verthold im Hintergebäude des Hauses Nr. 30 aus der Marienstraße ist gestern Morgen nach 3 Uhr Feuer ausgebrochcn und da durch ein Kleiderschrank und ein Schrcibsecretär nebst dem darin befindlichen Inhalt verbrannt. Das Feuer hat auch an den Stubendielen, der Decke und an den Thürgcwändcn nicht unbedeutenden Schaden angerichtet. Ueber seine Ent stehungsursache ist etwas Verläßliches bisher nicht bekannt geworden. Soviel uns mitgetheilt wurde, ist das Feuer durch den Beschädigten selbst und seinen Stiefsohn, einen hiesigen Realschü ler, der mit ihm in einer an das fragliche Wohnzimmer anstoßen den Kammer geschlafen, zuerst entdeckt worden. Der eindrin- gcnde Rauch hatte sie aus dem Schlafe geweckt, infolge dessen sie aus einem Fenster der Kammer hinaus auf den Hof ge sprungen und Feuerlgrm gemacht hatten. Durch die herbci- gerufene Löschmannschaft ist das Feuer bald bewältigt wor den. Der dem Berthold zugcfügte Schaden an Kleidern und Uhren, die sich im verbrannten Schreibsecretär befunden, ist nicht unbedeutend. Zum Glück soll er dieselben versichert ge habt haben. Es hätte leicht ein größeres Unglück entstehen können, da nicht nur in demselben Parterre die Lack-, Oel- farben- und Firnißnicderlage von Peuckert und Hessel, son dern auch in demselben Hose die gleiche Niederlage der Firma Becker's Wittwe sich befindet. — Vorgestern Abend als den 9. d. M., Abends 8 Uhr suchte eine Frau durch einen Sprung von dem Brückenstege der Dampffähre ihren Tod in den kalten Fluthen der Elbe. Durch Hilferuf ihrer Tochter, welche Wohl ihr Vorhaben ge merkt, kamen einige Soldaten herzu, welche einen sogenannten Eishaken fanden und sich dessen zur Rettung der unglück lichen Frau bedienten. Noch lebend wurde selbige durch ihre Retter in die Wohnung ihrer Tochter, Wasserstraße Nr. 3, getragen. — Vorgestern wurde in einem Hause der Gerbergassc ein M«nn in demselben Augenblicke festgenommcn, als er im Begriff war, einer eingefangenen Katze die Gurgel zu durch- schneiden. Ein gleiches Manöver hatte er schon vorher mit einer Katze vorgenommcn, wahrscheinlich ging sein Trachten nach Katzenfellen. Tagesgefchicht«. Wien, 4. December. lieber eine Emeute der Sträf linge in Stein, welche dieser Tage daselbst stattgcfundcn, mel det die ..Corr. Figlowsly": „Bei 200 Sträflinge in Stein hatten schon seit längerer Zeit den Plan gefaßt, einmal einen „großen Streich", wie sie sich ausdrückteu, auszuführen. — Am 25. v. I., als bei 200 Sträflinge in den Werkstätten versammelt waren, gab eine unbedeutende Ursache das Signal zum Ausbruche. Um 10j Uhr Vormittags trat ein Aufseher mit dem Essen in den Saal. Als die Sträflinge bemerkten, daß es abermals Kraut war, welches ihnen erst kürzlich vor gesetzt wurde, fingen Einige laut zu murren an. „Wir wob — Unter ungeheurer Theilnahme wurde in Chemnitz am 7. d. der Proceß gegen den ehemaligen Salzverwalter Melzer und dessen Sohn und Expedienten Frodor Melzer verhandelt^ M. der Vater ist 62 Jahre alt und 46 Jahre für den Staat beschäftigt gewesen. Seit dem 27. Juni 1838. wo er als Salzverwalter daselbst eintrat, galt er als ein so zuverlässiger und pflichttreuer Beamter, daß in dem langen Zeiträume bi- zum August 1864 nur ein einziges Mal (!!!) eine Revision stattfand, im Jahre 1857, und auch diese erstreckte sich nur (!!!) auf die Casse, nicht zugleich auf eine Prüfung der vor handenen, sehr bedeutenden Salzvorräthe, Nachgiebigkeit und Schwäche gegen seine zwei Söhne, die ihm viel Geld kosteten und von denen der eine ihm später als Expedient zur Seite stand, führten den Unglücklichen seit 1856 zu fortwährenden Unterschlagungen, die sich von 130 Thlrn. (im Jahre 1856- nach und nach bis auf 9284 Thlr. steigerten und allein 1864-' in nicht ganz 8 Monaten 1980 Thlr. betrugen. Davon ist nur eine Summe von etwas über 4000 Thlr. gedeckt. Na türlich haben zur Verhüllung der Unterschlagungen auch fort gesetzte Fälschungen stattgefunden. Staatsanwalt Stöckel rich tete seine Anklage gegen den Vater auf Fälschung und Ver untreuung in der Höhe von 6085 Thlr. 24 Ngr., gegen Melzer den Sohn auf Beihülfe, denn dieser habe Anfangs einen Roman zu spielen versucht, indem er ein offenes Be- kenntniß abgelegt und sich einer Unterschlagung von 12 bis 1800 Thlr. angeklagt habe, von welcher sein Vater nicht- wisse, er habe aber nach einigen Tagen widerrufen, als er die Erfolglosigkeit davon eingesehen hatte. Derselbe sei un zweifelhaft bemüht gewesen, durch seine Thätigkeit die Unter schlagungen seines Vaters verbergen zu Helsen, damit sie bei einer Revision nicht entdeckt würden. Er habe auch von der Lage seine» Vaters Kenntniß gehabt und dieser ihm selbst ge sagt, daß in seiner Casse ein Defeet sei. Als Vertheidiger sungirten Adv. Ludwig und Adv. Ed. Müller. Das Erkennt» niß lautete für Melzer seo. auf 8 Jahre Zuchthaus und für dessen Sohn auf 1 Jahr 6 Monate Arbeitshaus. (C. Z.) — Die in der hiesigen Residenzstadt ihrem Abschluffe entgegengehcnde Hauscollekte für die Prot. Gemeinde Eger in Böhmen hat bis heute einen Ertrag von 1140 Thalern ge liefert und dürfte die Summe von 1500 Thaler um so siche rer erreichen, als ein großer Theil der Neustadt noch abzu sammeln ist und die Theilnahme aller Stände nach wie vor nichts zu wünschen übrig läßt. So betheiligten sich an der Collecte in diesen Tagen die Kreuzschule mit 7 Thlr. 5 Ngr. vom Lehrercollegium und 29 Thlr. 1 Ngr. 6 Pfg von den Schülern, das Hillwig'sche Knaben-Jnstitut mit 5 Thlr. und — eine höchst erfreuliche Erscheinung! — die Kellner der hiesigen Hotels mit 6 Thlr., gesammelt auf ihrem am 8. d. Mts. in der Meinhold'schen Restauration abgehaltenen Jahres balle. Wie wir hören, sind auch an den öffentlichen und privaten Lehranstalten Sammlungen bereits eingeleitet oder werden demnächst eingeleitet werden, worüber wir spätere Mittheilungen uns Vorbehalten. — Wochen-Nepertoir des Königlichen Hof- thcaters; Montag: Ein Sommernachtstraum. — Diens tag: Der Oheim. I)r. Löwe: Herr Emil Devrient. — Mitt woch: Die rothe Kappe. — Donnerstag: Don Carlos. Marq. v. Posa: Herr Emil Devrient. — Freitag: Die weiße Dame. Sonnabend: Z. E. Der wahre Schatz. Ländliches Charakter- gemälde in 3 A. von Moritz Heydrich. — Sonntag: 6osi lsn tiitte. — Montag: N. e. Ein Lustspiel. Bergheim: Hr. Emil Devrient, — Angekün di g.te Gerichtsverhandlungen. Mor gen, den 12. d M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr wider den Handarbeiter Joh. Gottl. Lindn» von hier. 10 Uhr: wider Friedr. Arthur Buchwald. 10? Privatanklags. Christian Friedrich Münch wider Johann Andreas Junker allhicr. 111 Uhr: Gerichtsamt Dippoldiswalde, Privatanklags. des Stubcnmaler Major wider den Stubenmaler Götting daselbst. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. Den 13. Vormittags 9 Uhr wider den Handarbeiter Carl Julius Matthes und Friedr. August Beyer wegen Diebstahl bez. Partircrei. Vorsitz.: Gerichtsr. Ebert.