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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobifch. Mon««nent: VietteijthrNch bei mnntgtldUchnAc» ferung in'« Durch die König!. P»ß vierteljährlich -2 Ä-L Sinzeleie Nummer» 1 Ngr. Inseratespreisr: Für den Raum einer gespaltenen Zette; 1 Ngr. Unter „Tinge- « sandt" die Zeile - Rgr. Täglich fttl- 7 Uhr- Austrste werden angenommen: dl««bendha.so»». tag» hi« Mittags 12 «he: Marieofira»« 18. «nzeig. in dies. Blatte, da« jetzt in 1S»6W Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Druck und Eigeuthum der Herausgeber: Likpslh dl Neichürdt. — Verantwortlicher Redacteur: IttltUS Reichgrdt. Dresden, den io. December. — Ihre König!. Hoheit Prinzessin Georg, beehrte gestern das Spielwaarenlag« von ArraS, Seesttaße Nr. 3, mit höchst- ihrer Gegenwart, um Einkäufe zu machen. — Ueber den vielfach besprochenen Elbbrückenbau bringt die S. Dfz. folgenden Auszug aus dem vom Stadtbauamte erstatteten Berichte, welcher ein bezeichnendes Bild entwirft von dem weitschweifigen Schreibverkehr, welcher in dieser An gelegenheit zwischen der städtischen und Staatsbehörde stattge funden. Bereits unter'm 25. Juli 1859 traten auf Verord nung des Ministeriums die k. Wafserbaudirection und der Stadtrath zu Dresden, letzterer als Mit-Eigenthümer, beziehent lich als Verwalter des das Eigenthum der Brücke innehaben den geistlichen Brückenamtes, zu einer Berathung zusammen, um über die Beseitigung der Steine unter der alten Brücke zu beschließen. Die durch den Herrn Wafferbaudirector Lohse vertretene Ansicht ging davon aus, daß diese Steine im brü ten Bogen, von der Altstadt aus, als dem eigentlichen Fahr bogen, ein durch die Gewalt des Stromes im Laufe der Zeit ausgerissenes ursprünglich zum Schutze der Pfeiler gegen Un- lerwaschung hergestelltes Pflaster seien, - so daß deren Weg schaffung Aufgabe der Stadt Dresden sei. Der Stadtrath, vertreten durch Hrn. Stadtr. Peschel, behauptete jedoch, daß die Vorfrage, ob diese Steine ein integrirender Bestandtheil der Brücke seien, erst erörtert werden müsse und gab dem städtischen Baudirector Eichberg Auftrag hierüber eingehende Untersuchung anzustellen. Eine Androhung Seiten des Finanz ministeriums, die Fahrbahn auf Kosten der Stadt, bez. des Kirchenärars selbst Herstellen zu lasten, vom 5. December 1859, fand in einer ausdrücklichen Verwahrung des Raths gegen die angesonnene Verpflichtung ihre Beantwortung. Im März 1860 ging das Eichberg'sche Gutachten ein ; dasselbe gab zu vörderst eine bauliche Charakteristik der Brücke und äußerte sich neben einer Anzahl andrer ^ Brücke Ottroffmd« Fragen — über das wegzuräumende Steinlager mit voller Bestimmtheit dahin, daß dasselbe der Niederbruch der Bögen bei der am 19. März 1813 vorgenommenen Sprengung des dritten Pfeilers sei. Dafern es beseitigt werden sollte, müsse, abgesehen von einer Reihe anderweiter Vorsichtsmaßregeln, namentlich die Schifffahrt einstweilen verlegt werden. Wäh rend die Wafserbaudirection und der Stadtrath hierüber ver handelten, gab der Herr Bürgermeister Neubert ein rechtliches Gutachten über die Räumungspflicht ab, nach welchem die selbe Sache des Staats, die Schutzarbeiten, wie die Repara turen aber Sache der Stadt seien. In dieser Richtung machte denn auch die Stadt (September 1860) ihre Vor schläge und setzte sich, zu Erlangung der erforderlichen Mittel, inzwischen behufs Forterhebung des Brückenzolles mit der k. Kreisdirrction, als Confistorialbehörde des geistlichen Brücken amtes in Vernehmen. Im April 1861 gelangte die unter ge» wissen Modifikationen ausgesprochene Genehmigung hierzu herab und sofort bat nunmehr der Stadtrath die königl. Wafserbaudirection um Vorkehrungen zur Schiffbarmachung des vierten Bogens. Nachdem längere Zeit verstrichen, zeigte im Juli 1861 der Herr Stadtbaudirector an, es sei ihm seiten der Wafferbautireczion eröffnet worden, daß sie nur die mittlere Eteinschicht, nicht das ganze Steinlager zu entfernen willens sei Selbstverständlich verwahrte sich der Stadtrath gegen die partielle Räumung, die an einen doch so nöthigen Reparatur bau nicht denken ließ; mündliche Verhandlungen im Septbr. 1861 blieben erfolglos, bis im Novbr. 1861 das Finanz ministerium technische Untersuchungen des vierten Bogens zu besten Schiffbarmachung für die Dauer der Ausräumung des dritten Bogens anordnete. Unterdeß kam die andauernde Hochfluth des Jahres 1862, die viele bedeutende anderweite Reparaturen nöthig machte, die in dem interessanten, am 20. Mai 1862 von Eichberg überreichten Befund zusammengestellt sind. Noch im Mai 1862 erbat sich der Stadtrath die Er laubnis zur Forterhebung des Brückenzolls, um die hierzu er forderlichen Gelder zu erlangen und erhielt im September mittelst Ministerial-Verordnung die Antwort: daß der Waster- baudirector Lohse beauftragt sei, sich gutachtlich über das ganze Brückengebäude zu äußern, inzwischen aber die Erhebung zu Deckung der nothwendigsten Arbeiten gestattet sei. Diese Reparaturen wurden denn auch 1863 vorgcnommen. Bereits im Februar brachte nun der Stadtrath die Angelegenheit des dritten Bogens bei der Wafserbaudirection in Erinnerung und erhielt im März 1863 die Antwort, daß nur noch die Be seitigung einiger Pfähle und Steinspitzen und die Ausbag gerung oberhalb der Brücke erforderlich sei, um die Schifffahrt in den vierten Bogen zu verweisen, was Alles im Sommer 1863 vorgenommen werden solle. Der Stadtrath gab in dessen Erwartung ungesäumt Auftrag zu den seinerseits not wendigen Vorbereitungen. Im Juli 1863 zeigte Herr Sich ter- an, daß der, die Schiffbarmachung des vierten Bogen leitende Techniker, Herr Ingenieur Möring, verlange, daß die obengedachten Pfähle tiefer geschnitten würden, und der Stadt- rath ersuchte am 29. Juli 1663 auf Herrn EichbergS Gut achten die Wafserbaudirection, diese Arbeit selbst, für Rech nung der Stadt, vorzunehmen, da ihr alle erforderlichen Mit tel an Ott und Stell« zu Gebote stünden. Mit diesem Schreibe» hatte sich ein Schreiben der Wafserbaudirection ge kreuzt, worin diese amtlich wegen des Tieferschnitte« der Pfähle anfragte. Der Gtechtrath hielt dieses letztere Schrei ben durch sein eignes gleichzeitiges für erledigt, bekam aber, als er am 1. Oktober 1863 nach dem Sachstande sich erkun digte, die unerwartete Antwort, die Wafserbaudirection habe sich statt des Tieferschnittes für das völlige Herausziehen der Pfähle entschieden, wenn der Stadtrath die Kosten tragen wolle! Der Stadtrath «forderte über diese wiederum geän derte Ansicht der Wafserbaudirection noch im Oktober 1863 das Gutachten seines Technikers, der sich, nach vorheriger Un tersuchung, am 12. December 1863 für das Herausziehen, je doch unter gewissen Vorsichtsmaßregeln und Bedingungen aus sprach, Heilte im Juni 1864 dieses Gutachten der Wafferbau direction mit und erhielt im Juli die Antwort: daß die fis kalische Wasserbau-Verwaltung dermalen keinen Anlaß habe, für jenseitige Zwecke thätig zu sein und das Weitere dem Stadtrathe überlaste. Endlich kam im Wege direkter münd lich« Verhandlungen am 15. August 1864 eine Vereinba rung zu Stande, am 13. Oktober war der vierte Bogen fahr bar, so daß die Arbeit am dritten Bogen beginnen konnte. Mit Gottes Hilfe und unter rastlosen Anstrengungen ist sie Anfang December 1864 beendet worden. Die Rückkehr unserer zur Zeit in Holstein befind lichen Truppen in da» Vaterland, wird, wenn auch von die sen selbst, doch nicht von allen sächsischen Militärs mit Freu den begrüßt werden. Denn diese Rückkehr hat entweder die gleichzeitige Rückkehr d« zur Zeit hier anwesenden zwei Ba taillone der Jnfautette-BMade Max in ihre im hohen Ge birge gelegenen Garnisonstävle, Rattmberg und Schuetzberg, wenn nicht gar dm Garnisonwechstl einiger anderen bisher hier garnisonirenden Bataillone ^ zur Folge und daß Dresden als Garnison-Stadt von keinem Militair gern verlassen wird, dürste wohl kaum zu bezweifeln sein. — — In Bezug auf die bevorstehende Rückkehr unserer Truppen aus Holstein hat sich zu Leipzig ein Comite gebil det, an dessen Spitze Herr Bürgermeist« Vr. Koch steht, und der folgenden Aufruf veröffentlicht: ..Wie allgemein bekannt, sind unsere in Holstein stehenden Truppen in die Heimath zu rückberufen und werden demnächst in Leipzig eintreffen. Ist es ihnen auch diesmal nicht vergönnt gewesen, an den Kriegs operationen selbst Theil zu nehmen und konnten sie ihren Muth und ihre Tapferkeit in dieser uns Alle begeisternden deutschen Sache nicht kämpfend erproben, so haben sie sich unter bisweilen peinlichen Verhältnissen als so brave Solda ten gezeigt, daß es keinem Zweifel unterliegt, sie würden im Felde keineswegs zurückgestanden haben gegen Oesterreichs und Preußens Truppen. — Warum sdllte daher der Empfang bei Rückkehr unserer Truppen nicht ein sehr herzlicher sein? — Ist uns doch hinreichend bekannt, welch guten Ruf sich das sächsische Militär durch strenge Disciplin in ganz Holstein erworben hat. — Der Unterzeichnete Comits glaubt daher Leipzigs Bewohner hierdurch auffordern zu dürfen, es durch Zeichnungen von Beiträgen zu ermöglichen, daß bei der Rück kehr unser« braven Truppen denselben ein festlicher Empfang zu Theil und ein heiterer Abend bereitet werde." — Die Rekrutenaushebung liefert bekanntlich den besten Maßstab zur Beurtheilung des Gesundheitszustandes, wie nicht weniger der allgemeinen körperlichen Beschaffenheit der jenigen Altersklasse, die sich unter das Rekrutenmaß zu stellen hat, also 20 Jahre alt ist und läßt auch einen ziemlich siche ren Schluß auf dieselben Verhältnisse vor 20 Jahren zu. In einem so bevölkerten und gewerbereichen Lande, wie Sach sen, ist es natürlich, daß auch d« Einfluß der Beschäftigung auf den Gesundheitszustand bez. die Körperbeschaffenheit je nach den Distrikten, in denen dieses oder jenes Gewerbe aus schließlich betrieben wird, sichtlich hervortreten muß. Man sieht also mit Interesse der Veröffentlichung der Aushebungsre sultate entgegen. — — n. Die Reparatur der Frauenkirche wird vermuthlich nun bald vollendet sein. Seit einigen Tagen hat man be reits den vierten der kleinen Nebcnthürme mit Gerüsten um geben, um die nöthigen Arbeiten daran vorzunehmen. Vor gestern wurde auch wieder ein solch kronenartigcr Stein, wie er bei den anderen Thürmen früher aufgesetzt worden ist, unter nicht geringen Mühewaltungen in die Höhe befördert. — Unsere Elbe ist in d« Gegend von Niedergrund schon so fest zugefroren, daß bneits seit Mittwoch dort leb hafter Verkehr über die Eisdecke zwischen den gegenseitigen Uferbewohnern stattfindet. — Am Mittwoch rauschten zum ersten Male die Kläng. deutschen MännngesangeS im neuerbauten Saale der Central* Halle. Die Germania brachte bei überfülltem Saale „das deutsche Leben", eine d« zeitgemäßesten Dichtungen von Frank mit der herrlichen Composition von Abt, zu Gehör. Es ge hört jetzt zu den Seltenheiten, wenn man in einem Männer- grsangsconcerte vierzehn Nummern ohne Musikbegleitung sin gen hört. Die Sänger lösten ihre Aufgabe unt« der längst bewährten, sicheren Leitung ihres Dirigenten, Herrn M. Uhle, aufs Beste, und überreicher Beifall war der Lohn. Der ver bindende Text wurde vom Herrn Schauspiel« Geh« in edl« Weise wiedergegeben. Heute Mittag wird abermals ein Transport hon ca. 50 Mann krank« österreichisch« Soldaten aus SchleSwiß über Berlin hi« eintreffen. — — DaS Interesse für Nähmaschinen scheint sich imm« durchdringlich« zu gestalten; so besah sich vorgestern Abend eine Dame an den Schaufenstern von August Renn« (Schös sergasse) recht genau die daselbst ausgestellten Nähmaschinen, und zerdrückte bei jener Anschauung mit ihr« im Arme sorg los ruhenden Bierflasche zwei Spiegelscheiben mittlerer Größen — Aus Zwickau schreibt man dem „Dr. I." vom 8. December: Heute Morgen verkündeten Böllerschüsse vom Brük- kenberge der hiesigen Einwohnerschaft, daß in dem Brücken bergschachte — und zwar in ein« Tieft von 2433 Füß — das «ste Kvblenflötz (die schönste Pechkohle) angehauen worden ist. Der Verein besitzt übrigens ein 799 Scheffel 93 Oua- dratruthen großes Areal und wird vorzüglich geleitet; d« «ste Spatenstich zu d« aus dem Beharrlichkeits- und Einig» kritsschachte bestehenden Dopprlschachtanldge ist am 10. Otto» ber 1859 gemacht worden. — -f Oefsentliche Gerichtsverhandlung vom 9» December. Die Nicht« werden heut mit vi« Einspruchsverß Handlungen beschäftigt. In d« ersten steht d« Mühlenbe- fitz« HauSwald aus Kreischa mit sein« Geliebten dem Guts- auszügler Patzig zu Kautzsch gegenüb«. ES handelt sich um dreifache Bchesdigung, das Gericht sprach ab« den Beklagten von einer Beleidigung klagfrei. Im Ganzen sind es nur leichthin auSgestoßene Redensarten in der Erbschänke zu Kautzsch, welche den Grund zur Anklage gegeben haben. Es war am 29. Mai d. I., da kam Hauswald mit sein« Ge liebten Amalie Scheermeffer in die genannte Schänke. ES waren viele Gäste da, Patzig saß auch da und sah den Haus- Wald mit der Scheermeffer eintreten. Da sagte Patzig, daß es Mehrere hören konnten: „Da hat Hauswald seine Bätzß ausgeführt!" Er läugnet es zwar weg, ab« die Zeugen Müller und Urbach (?) haben Alles bekundet und sogar be schworen. Die zweite Beleidigung beruht darin, daß Patzig am selbigen 29. Mai und in derselben Erbschänke den Haus wald vorgeworfen. «sei seinem Bruder durch's Fenster in me Wohnung eingestiegen. Das ist übrigens auch wahr, dlls giebt auch Hauswald zu. Er sagt: „Ja, ich bin eingestiegen, aber in Gegenwatt des Ortsrichters; der Mann war Abends krank in's Bett gegangen und da wollte ich sehen, was « machte, denn er hatte die Thür verschlossen!" Das Gerichts- amt Dippoldiswalda verurtheilte Patzig zu 12 Thlr. Geld buße und Tragung der Kosten, wogegen er Einspruch erhob, aber das Bezirksgericht zu Dresden dachte ebenso, wie das Gerichtsamt zu Dippoldiswalda, es bestätigte das erstinstanz liche Urtel. — In der zweiten Sache handelt es sich um Verleumdung und Beleidigung. Der Gutsbesitzer Schleinitz zu Kleinnaundorf steht der verehelichten Kohlenfuhrmann Jo hanna Klöß aus Zschiedge gegenüber. Sie soll gesagt haben, Schleinitz habe eine Pferdedecke von ihr im Gebrauch, sie wolle den Gensdarm zu ihm schicken. Sie sah nämlich im Herbst 1863 eine gelb und roth gestreifte Decke auf einem Pferde des Schleinitz liegen und behauptete, daß sei die ihriges Sie will sie auf dem Wege vom Windberge nach Dresdm verloren haben. Daß sie ihr rechtmäßiges Eigenthum sei^ documentirt sie dadurch, daß sie erstens dieselbe bei einem ge wissen Herrckann in Dresden gekauft und zweitens, daß sie dieselbe an einem Brandloche wiedererkcnne. Schleinitz wid«4 spricht dem entschieden, er sagt, er habe nie eine Decke ge funden, auch seine Leute nicht. Dasselbe sagt sein Knecht Miersch. Auch ein Zeuge Schulze bekundet, daß der Schlki- nitz im Anfänge des Jahres 1861 eine große Pferdedecke von einem Herumträger gekauft, die er dann in zwei Theile zer rissen habe. Wegen Verleumdung und Beleidigung wurde die Frau Johanna Klöß aus Zschiedge verurtheilt, 4 Thlr. Geld buße zu erlegen und die Kosten zu tragen, wogegen sie Ein spruch erhob, sie will freigesprochen sein. Sie bringt heut einen Zeugen mit, der bekunden soll, daß Schleinitz wirklich einmal eine Pferdedecke gefunden. Der Zeuge Carl Wilhelm Nicht«, ehemaliger Dienstknecht des Schleinitz sagt zu seinem Dienstherrn: „Ja, Sie standen in der Stube an d« Kommode, da hatten Sie eine Pferdedecke in der Hand, zeigten sie und