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-kr. 318. Remter Jahrg. Sonntag, 13. RovVr. 1864. Mcheinl: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bis Abends Ü^Tonn- rags bis Mittags 12 Uhr: Marienflraße 18. Anzeig, in dies. Blatte, das jetzt in 1VM0 Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung and Geschäftsverkehr. Mitrcdacteur: Theodor Drobisch. Monnement: Vierteljährlich 20 Na?., bei uncntgeldlicher Li^- serung in's HanS. Durch die Königl. Po^ vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. 'Ä Druck und Eigenthum der Herausgeber: Mkpslh 6k Neilhardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Nelchürdt. Dresden, den 13. November: — Unter reger Theilnahme und hoher Begeisterung für die würdige Sache, fand gestern die Jubelfeier der Dres dener Kunstakademie statt, jener Anstalt, die den Kreislauf eines Jahrhunderts vollbracht und im Bereich der Malerkunst sich ein Denkmal ihres Wirkens gestiftet, das den Zoll der höchsten Achtung und Verehrung wachruft. Das Akademie gebäude auf der Terrasse war zu diesem Zwecke mit Laub gewinden, Fahnen in sächsischen Farben und einer weithin wehenden deutschen Flagge geschmückt und die Feierlichkeit ging im Doublettensaal vor sich, wo im Hintergrund ein Orchester angebracht war, dessen Umgebung exotische Ge wächse sowie die Büsten der sächsischen Regenten zierten. An den Wänden prangten die mit Blumen umrankten Por- traite der Stifter der Akademie während im Halbkreis sich die Tribüne für die Redner erhob. Zu Seiten derselben hatte der akademische Rath und Vertreter der Kunst Platz ergriffen, während dicht vor der Tribüne Se. Majestät der König, sowie II. kk. HH. der Kronprinz und Prinz Georg verweilten. In unmittelbarer Nähe sah man die Minister und die Spitzen der Behörden. Vielfach eingeladene Gäste, Künstler und Akademisten ver vollständigten das Auditorium, welches nun den Klängen einer vom Hofcapellmeister Rietz componirten Ouvertüre lauschte, an die sich eine Cantate von Julius Hübner, componirt von Rietz, anschloß, wo die k. musikalische Capelle und die Dreißig'sche Singakademie sich in Thätigkeit befand und die Soloparthien von den Damen Alvsleben und Valdamus, sowie von den Herren Eichberger und Degele zur Ausführung kamen. Hierauf hielt der Herr Professor Hettner die Festrede, welche in allen ihren Theilen den Stempel des Geistes an sich trug und in Klarheit ein Lebensbild der Academie entrollte. Nach dieser Festrede proclamirte Herr Geh. Rath Kohlschütter im Namen des akademischen Raths das Namensverzeichniß Derjenigen, welche zu Ehrenmitgliedern der Akademie ernannt worden sind. Es sind dies folgende, auf der hiesigen Akademie ge bildete Künstler: aus der Klasse der Architekten: die Herren Karl Eberhardt, Ernst Giese und Bernhard Schreiber (sämmtlich in Dresden); aus der Klaffe der Bildhauer: die Herren Johannes Schilling, Gustav Kietz und Adolph Donn- dorf (sämmtich in Dresden); aus der Klaffe der Maler: die Herren Siegwald Dahl (Paris), Theodor Große (Leipzig), Karl Lasch (Düsseldorf), Eduard Leonhardi (Loschwitz), Erwin » Oehme und Johannes Zumpe (beide in Dresden); aus der Klaffe der Kupferstecher: die Herren Gustav Planer und und Theodor Langer (beide in Dresden). Am Schluffe der Rede, welche der Herr Staatminister v. Beust an die Ver sammlung richtete, machte derselbe die Eröffnung, daß der akademische Nach unter Heutigem aufgefordert worder sei, Vorschläge zu machen, um dem Bedürfnisse der Herstellung von Künstlerateliers zu genügen, daß ferner der akademische Rath gleichfalls veranlaßt worden sei, wegen Wiederbesetzung der seit dem Ausscheiden des Professors Vendemann unerle digt gebliebenen Stelle sein Gutachten abzugeben, ferner daß Se. Majestät der König geruht hätten, Se. königliche Hoheit den Prinzen Georg zum Curator der Kunstakademie zu er nennen. Nachdem Se. Ercellenz weiter eröffnet hatte, daß Se. Maj. der König dem früheren Mitglieds der hiesigen Akademie und gegenwärtigen Direktor der k. Akademie zu Düffeldorf, Professor Bendemann, das Comthurkreuz 2. Klaffe vom Albrechtorden verliehen habe, knüpfte derselbe hieran die Mitthcilung, daß Se. Majestät auch einigen verdienten Mit gliedern des hiesigen akademischen Nathes Auszeichnungen zu gedacht und forderte diese Herren auf, vor Se. Majestät zu Irrten und dieselben in Empfang zu nehmen. Se. Majestät der König überreichte mit Worten huldvoller Anerkennung den Betreffenden sodann eigenhändig die Ordensinsignien und zwar: dem Professor Julius Hübner das Comthurkreuz 2. Klaffe vom Albrechtsorden, dem Galeriedirekter Professor Vr. Schnorr von Carolsfeld das Comthurkreuz 1. Klaffe vom Albrechtsorden und den Professoren Heine und Ludwig Richter das Ritterkreuz vom Albrechtorden. (Professor vr. Hähnel, welcher abwesend war. hat das Ritterkreuz vom Ver dienstorden erhalten) Professor vr. HübrM gab gegen Se. Majestät namens der Vorgenannten den Gefühlen des Dan kes für diese Auszeichnungen ehrerbietigst Ausdruck, begrüßte sodann Namens der Akademie den ernannten hohen Curator derselben und schloß seine Rede mit einem Hoch auf Se. Ma jestät den König und das königliche Haus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Ein vom Kapellmeister Rietz componirter Schlußchor beendete die Feier, während am gestrigen Abende ein sollennes Souper einen großen Kreis Kunstgenossen vereinigte. — Hür die im Jahre 1865 zur Geltung gelangenden Paßkartyr ist die blaßrothe Farbe gewählt worden. — Der Rückmarsch der alliirten Armee aus Jütland und Schleswig beginnt mit dem 15. d. M. Nach den bis jetzt getroffenen Anordnungen werden sämmtliche Truppen ihren Weg über Berlin einschlagen, und dürften diese Durch märsche bei einer Truppenmenge von etwa 60 bis 70,000 Mann voraussichtlich vier Wochen in Anspruch nehmen. — Unter den hier bestehenden Gesellschaften, welche bei ihren Zusammenkünften von Zeit zu Zeit theatralischen Auf führungen huldigen, nimmt die Gesellschaft „Heiterkeit" jeden falls einen anerkennungswerthen Standpunkt ein, wie sich dieß vorgestern abermals auf dem Belvedere der Brühl'schen Terrasse erwies. Man verstieg sich diesmal gar zur Aufführnng einer Operette: „der Liebestrank, oder die Kunst geliebt zu werden", wo die Herren Eschler und Altmann ihre Rollen mit Geschick durchführten. Im vorhergegangenen ersten Theil, wo Gesang und Deklamation stattfand, excellirte der Violinvirtuos, Herr Heinemann durch den Vortrag einer David'schen, höchst schwierigen Composition. — Wie nöthig die größte Vorsicht und Wachsamkeit allen Denen ist, welche Geld oder Werthsachen bei sich führen, geht wieder aus einem recht betrübenden Falle hervor, der in der letzten Tagen auf der Gerbergasse vorgekommen ist. Eine arme Lehrerswittwe hatte die Summe von 35 Thlr. — die eben erhobene halbjährige Pension für sie selbst und noch eine andere Wittwe — sorgfältig in einer Ledertasche ver wahrt und ging damit am Hellen Mittage nur zwei Häuser weit von ihrer Wohnung fort, um der Freundin das Ihrige einzuhändigen, als plötzlich die Tasche mit dem Gelds spur los verschwunden war. Bis jetzt sind leider alle Nachfor schungen, Anzeigen und Aufforderungen an einen etwaigen ehrlichen Finder, dem 5 Thlr. Belohnung versprochen sind, vergeblich gewiesen. l — Herr Bischof Forwerk feiert am nächsten Montag den 14. d M. sein 25jähriges Jubiläum der ihm von dem Bischof Mauermann ertheilten Priesterweihe. — Die Ende vorigen Jahres vom Reichsfreiherrn Herrn Adolf von Maltzan zu Wartenburg und Penzlin ge gründete Stiftung, wornach die Zinsen von 500 Thlr. zur einen Hälfte am jedesmaligen Geburtstage Sr. Majestät des Königs Johann, zur andern Hälfte am jedesmaligen Ge burtstage Ihrer Majestät der Königin Amalie Auguste an Arme der hiesigen israelitischen Neligionsgcmeinde vertheilt werden sollen, ist am heutigen Tage zum ersten Male in's Leben getreten, und haben acht Personen, sämmtlich hohe Siebziger, einige angehende Achtziger, je 20 Ngr. erhalten, während vierzehn andere Personen 10 Ngr. erhielten. — Dem Vernehmen nach nimmt die von unserer Re gierung zur Erbauung einer protestantischen Kirche und Gründung einer Schule zu Eger in Böhmen bewilligte Haus- collecte hier in Dresden einen sehr erfreulichen Fortgang und ist nur dringend zu wünschrn, daß Angesichts der bevor stehenden Festzeit und der auf dieselbe stattfindenden mancher lei mildthätigen Sammlungen die Betheiligung an der ge dachten Collecte eine möglichst allgemeine bleiben möge. Wiederholt weisen wir darauf hin, daß die im vorigen Jahre gegründete, 250 Seelen zählende protestantische Gemeinde Eger dem großen Theil nach aus sächsischen Staatsangehö rigen besteht und daß mit Eröffnung der bereits seit länger als Jahresfrist im Baue begriffenen Königlich Sächsischen Staatsbahn Herlasgrün-Eger Hierselbst und in Franzensbad zwei sächsische Eisenbahn- Post- und Telegraphenämter in's Leben treten, deren Beamten und Bedienstete hinsichtlich der Befriedigung ihrer confessionelleu Bedürfnisse der Gemeinde Eger angehören werden, gewiß Veranlassung genug, der frag lichen Hauscollecte alle Unterstützung zu Theil werden zu lassen. Endlich sei noch bemerkt, daß die Collecte keinen Aufschub erleidet, da dieselbe hoher Anordnung gemäß bis 1. März nächsten Jahres im ganzen Königreich vollzogen sein muß. — Den Bewohnern eines Hauses in Antonstadt fiel eS vor einigen Tagen auf, daß eine Mitbewohnerin, die dort ein separates Logis inne hat, ihrer sonstigen Gewohnheit zuwider gar nicht zum Vorschein kam. Man wußte, daß dieselbe in ihrem Logis anwesend war, und, da sie trotz wiederholten Klopfens an ihre Vorhausthüre, dieselbe nicht öffnete, so schöpfte man Verdacht, daß ihr irgend ein Unglück passirt sein müsse. Man holte deshalb die Behörde herbei, dieselbe ließ das Logis öffnen und man traf die Bewohnerin in völ lig bewußtlosem Zustande im Bette liegend an. Jedenfalls war sie von einem Schlagfluß getroffen worden. Man brachte sie in die Diaconifsen-Anstalt. — — Wie uns mitgetheilt wird, ist der Wagenaufschreiber Jährig, der vor einigen Tagen das Unglück hatte, auf dem hiesigen Leipzig-Dresdner Bahnhof überfahren zu werden, in Folge der hierdurch erhaltenen Verletzungen im Krankenhause verstorben. — — Herr Karafiat, Verleger des Oettinger'schcn Romans „Gräfin Kielmannsegge und Kaiser Napoleon Buonaparte", macht im Leipziger Börsenblatte bekannt, daß in seinem Ber lage demnächst eine französische Uebersetzung dieses Romans erscheinen wird. Gleichzeitig wird in Prag auf eine Ueber- tragung ins Böhmische vorbereitet. — Vor der auf der Annenstraße gelegenen Hofmühle hielt vorgestern gegen Abend ein mit Betten beladener Wagen, als plötzlich das demselben vorgespannte Pferd durchging und sammt dem Wagen bis an die Zwingerstraße lief. Hier rannte es mit der Wagendeichsel an eine Mauer an und da durch gelang es, das Pferd zum Stehen zu bringen. — — Im Zoologischen Garten wurde gestern ein afrikani sches Mähnenschaf geboren. — Wie wir auch in Berliner Blättern von dort lesen, ebenso ist auch in Dresden die in Leipzig vegetirende kunst technische neue Erfindung, Farbendruck auf Porzellan zu über tragen, längst bekannt und wird in verschiedenen Malereien bereits seit längerer Zeit ausgeführt. Das besonders hierzu präparirte, mit einer Gummimaffe überzogene Papier, auf welchem sich der Farbendruck befindet, wird auf das Porzellan geklebt und dies in den Ofen gesetzt. Während durch die Hitze das Papier allmälig verzehrt wird, vereinigt sich der Druck mit dem Porzellan. Die Zeichnungen sind korrekter und die Farben viel lebhafter als bei den direct auf dem Porzellan gemalten Blumen, Verzierungen u. s. w. In Dresden beschäftigt sich schon seit längerer Zeit damit ein Lithograph Pauli und die Erfindung ist schon der Schrecken der Porzellanmaler geworden. — Aus Radeburg wird im „Echo" ein Beispiel jugend licher Rohheit und Herzeusverderbtheit berichtet, welches dort unlängst ein noch nicht 7 jähriger Knabe verübte. Allein in einer Stube anwesend, verstümmelte derselbe ein Nothkehlchen auf so grausame Weise, daß er dem armen Thierchen zuerst die Besuchen abschnitt, den Kopf mit einer Gabel durchstach und dann erst durch Abschneiden desselben den Tod des ge marterten Vögelchens herbeiführte. Auch eine im Zimmer be findliche Puppenstube hat dieser Knabe muthwilligerweise an gezündet, wobei aber weiterer Schaden glücklicherweise nicht vorgekommen ist. — Vorgestern Nachmittag verunglückte auf dem Bahnhof in Dahlen, ein 60 Jahre alter Handarbeiter. Derselbe stürzte von einem dort haltenden Lowry, von dem er Sand abwarf, herunter, gcrieth unter dessen Räder und wurde von ihm überfahren. Er gab kaum eine Stunde darauf seinen Geist auf. — — Vorgestern Mittag brach bei dem Hausbesitzer und Bergarbeiter Haufe in Rippien Feuer aus und brannte das Dach des Wohnhauses gänzlich nieder, sowie auch die obern Wände etwas zerstört wurden. Ein 4jähriges Kind, welches die verehelichte Haufe unterm Dach ins Bett gelegt, soll einige Streichhölzchen aufgefunden, damit gespielt und dadurch das Bett sowie das Dach in Brand gesetzt haben. — In Bezug auf die in Nr. 316 referirte Einspruchs verhandlung vom 11. d. M. in Sachen gegen Hrn. Jänicke und Gen. ersucht uns der Herr Vertheidigcr Advokat Lehmann um Berichtigung einiger auf irrthümlicher Auffassung des Akteninhaltes wie des Sachverhältnisses beruhender Angaben. Es handle sich um kein „sogenanntes Brautpaar", da die damaligen Brautleute „mit einander jetzt" verehelicht sind. Ferner: das Kleid sei weder abgeholt, noch danach geschickt worden, auch habe Jänicke nicht ^ der Kosten tragen sollen. — In Leipzig ist die Blum-Feier verboten worden. — Am 9. d. M. wurde der Hausauszügler Schmidt in Loschwitz an einer Säule in seiner Wohnung erhängt auf gefunden. S. liebte geistige Getränke, hatte aber keine Mittel mehr, sich diese zu beschaffen. — In der Nacht des gedachten Tages ist in Oberjohnsbach eine dem dasigen Gutsbesitzer Büttner gehörige und ungefähr 10 Minuten vom Gute ent fernt aufgesetzte Flachs-Feime, welche mit 260 Thlrn. ver sichert war, in Feuer aufgcgangen. — An demselben Tage Abends brach an der nördlichen Seite der Scheune des Guts besitzers Paulick in Sannewitz ein Schadenfeuer aus, welches in kurzer Zeit Scheune. Schuppen. Wohnhaus und Stallge- bäude einäscherte. Allgemein wird Brandstiftung vermuthet. — Tags darauf ereignete sich in der Müller'schcn Flachs spinnerei zu Hirschfclde das Unglück, daß der dort beschäftigte, 14 Jahr alte Wilibald Fritzsche aus Spittelgrund in Böhmen durch den in der Spinnerei angebrachten „Fahrzug" so am Kopfe verletzt wurde, daß er augenblicklich den Geist aufgab. - Tags vorher Abends ward in Riesa einem Bahnarbeiter welcher dem Vernehmen nach von einem im Gange befind lichen Wagen fiel, die rechte Hand abgefahren. — In Dahlen fiel am 11. d. M. ebenfalls ein Bahnarbeiter so unglücklich vom einem Wagen, daß ihm die rechte Hand und das linke Bein zermalmt wurde. '4