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Nr. LSS. Neunter Jahrg. Freitag» 21. Octbr. 1864. . Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werd^i angenommen: bisAbendsv,Sonn tags bis Mittags 12 Uhr: Marienfiraße 13. Anzeig. in dies. Blatte» das jetzt in 10,000 Exemplare» erscheint, finden eine crsolgrciche Lerbreitung. Abonnement: Vierteljährlich SO Ngr. bei uncntgeldlichcr Lie serung in'S Haue. Durch die ÄLnigl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Stummer» l Ngr. Tagcdlatt für Uutcrhaltnnß und GcschWvcrkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ilikpfch 4t Neilhardt. — Verantwortlicher Rcdacteur: JutlUS Neilhüldt. Dresden, den 21. Oktober. — Der am 25. Juli d. I. hier verstorbene Particulier Herr Johann Gottlob Voigt hat auch der .Freischule zu Nach und Thal" ein Legat von 300 Thlr.» zahlbar ein Jahr nach seinem Tode» ausgesetzt; cs hat jedoch die hinterlassene Witwe, Frau Eleonore Voigt, geb. Hübner, dieses Legat schon jetzt der Kasse des Vereins eingezahlt. — Vorgestern begannen di« Wintcrsitzungcn des Gewerbe vereins. Nachdem der Vorsitzende in üblicher Weise die Ver sammlung begrüßt und seine Wünsche und Hoffnungen, soweit sie sich auf den Verein beziehen, ausgesprochen hatte, wurden 7 neue Mitglieder ausgenommen, 20 angemeldet. Eine Auktion eingegangener Gewinne verlief in allgemeiner Heiterkeit und zum Vorthcil der Kasse. Der Sekretär des Vereins hatte bis Ostern dem Verwaltungsrathe des Spar- und Vorschuß- Vereins angehört und sich nach dem jetzigen Stande des ge dachten Vereins genauer erkundigt, um öfteren Anfragen auch genügen zu können. Er theilte mit, wie der Verein durch die ihn betroffenen Krisen alle schädliche Elemente ausgeschie den habe, wie er dabei die Ursachen seiner Krankheit habe kennen lernen und sich nun bemühe, dieselben künftig zu ver meiden. Der Verein sei zwar noch nicht ganz gesund; aber er sei doch Neconvalescent und leide nur noch an Schwäche. Diese zu heben, damit der Verein wieder zum Vor theil der Gewerbetreibenden wirken könne, sei Ehren sache unserer Gewerbetreibenden. Wenn cs Jemand auch nicht wagen wollte, dem Vereine als Mitglied bei- zutrcten, so könne er doch wenigstens seine flüssigen Gelder dort niedcrlegen. Keiner der Spareinleger habe trotz der furchtbaren Krisen auch nur einen Pfennig cingebüßt. Komme man dem Vereine wieder mit Vertrauen entgegen, so könne er auch wieder den augenblicklich Bedrängten in genügender Weise beistehen. Und selbst für die Mitglieder seien jetzt bessere Aussichten; denn von den bereits abgeschriebenen Posten seien 25,000 Thlr. dem Vereine wieder gerettet, indem sie mit sicheren Bürgschaften versehen worden seien. Der Verwaltungsaufwand sei von l 1,000 Thlr. jährlich auf 4500 Thlr. reduzirt worden und nach und nach würden auch die auf Hypotheken ausgeliehenen Summen flüssig gemacht werden können. Bedauerlich sei es, daß in Folge der frühe ren Streitigkeiten bedeutende Summen noch in gerichtlicher Verwahrung lägen, die dem Institute sogleich auf die Beine helfen würden, wenn sie ausgezahlt würden. Man erwarte viel von der in nahe Aussicht gestellten Bestätigung der Sta tuten und Verleihung der Korporationsrechte. Nach einer ausgestellten Berechnung bleibt den Cpareinlegern noch eine Mehrgarantie von ca. 120,000 Thlrn. und ist vom 1. Jan. bis 30. Septbr. ein Reingewinn von 3400 Thlr. erzielt wonden, letzterer trotzdem, daß nur kleine Posten ausgeliehcn werden konnten. Der Berichterstatter schließt mit der noch maligen Aufforderung, ein so nothwcndiges und so nützliches Institut mit allen Kräften stützen und heben zu helfen. Es wurde hierauf über die zahlreichen Eingänge berichtet, die sich in solche für den Verein überhaupt, in Geschenke für den Hausbau und in Geschenke für die Gewerbeschule theilten. Jene Eingänge legten ein deutliches Zeugniß von dem An sehen ab, welches der Verein auch außerhalb Sachsen, ja auch außerhalb Europa genießt, denn auch die amerikanische Ne gierung hatte werthvollc Sendungen gemacht. Da Herr Mne moniker Maucrsbergcr als Gast in der Versammlung weilte, so wurde er ersucht, einige Proben von der Kraft der Mne monik zu zeigen. Er that das in überraschendster Weise, indem er die Ludolph'sche Zahl bis zur 141. Stelle berechnet, vorwärts, rückwärts und in einzelnen auseinanderliegenden Gruppen wiedergab und ebenso die Zahlen 2*", 2*m re. aus dem Gedächtnisse unverweilt mittheiltc. Herr Maucrsbergcr wird dieser Tage in einem öffentlichen Vortrage das Wesen der Gcdächtnißkunst klarstellen und zugleich zeigen, was bei Kindern mit derselben zu erreichen ist. Herr Hofkunsttischler Türpe hatte eine Suite Gegenstände aus Marmor aufgestellt. Herr Direktor Clauß gab die nöthigen Erklärungen dazu. Der Scrpcntinstein findet sich an verschiedenen Punkten der Erde, in Sachsen z. V. bei Waldheim und bei Zöblitz. Nur an letzterem Orte wird er verarbeitet. Er findet sich daselbst in einer eigenthiimlichcn Vruchwcichheit, die es möglich macht, ihn zu schneiden und zu drehen. Mit der Zeit erhärtet er mehr und mehr. Bis zum Jahre 1861 wurde die Scrpen- tinwaarenfabrikation von 40 zu einer Innung vereinigten Meistern nebst 15 Gesellen und io Lehrlingen betrieben. Jene Innung war die einzige, auf welche der Wanderzwang keine Anwendung hatte, weil, wie gesagt, an keinem anderen Orte der Erde Serpentin gedrechselt wurde. Das Areal, auf welchem der Stein bergmännisch gewonnen wurde, ge hörte der Stadt und die Meister hatten für das Abbauen einen „ZinS" zu entrichten. Der Abbau geschah aber keines wegs rationell, ebenso waren die gefertigten, säst nur kleine ren Gegenstände, dem Geschmacke der Jetztzeit nicht entspre chend. Dominosteine, Wärmsteine, Handwärmer, Neibschalen, Leuchter und Schreibzeuge waren fast die einzigen Produkte. Seit 1862 sind aber die Brüche in die Hände einer Ham burger Gesellschaft übergegangen, welche den Abbau auf ratio nelle Weise betreibt. Es werden Stücke bis zu 80 Ctrn. gewonnen. Größere Gegenstände im neuesten Geschmack wer den in Menge hergestellt. Säulen, Parguets, Simse, Grab steine, Grabkränze, Kamine, Vasen, Dosen re. Besonders schön sind die Mosaikarbeiten, zu denen sich die verschieden nüancirten Steine vortrefflich eignen. Allgemeines Aufsehen erregte eine derartig gearbeitete Tischplatte, sowie eine Tabak büchse und eine Mosaikvase. Die Fabrikation wird jetzt mit den nöthigen Schneide- und Drehmaschinen vorgenommen und beschäftigt 157 Menschen. Das Hauptlager für Dresden ist bei Herrn Hoskunsttischler Türpe auf der Marienstraße, an dessen Schaufenster fortwährend Serpentinsteinwaaren ausge stellt sind. In einer entstehenden Debatte sprach man sich sehr gegen den ebenso unpassenden, als unwissenschaftlichen Namen „Serpentinmarmor" aus. Es ist kein Marmor, kein Kalk-, sondern ein Tallstein. Von der ungemeinen Dauerhaftigkeit dieses Materials zeugen Grabplatten, welche vor dem Freiberger Dome seit Jahrhunderten liegen und die sich weit besser gehalten haben, als alle anderen Steine in der Nähe. (Schluß morgen). — Wie dringend nothwendiz die längst projectirte Ver breiterung des Environweges von der Wiener Straße bis an die Bürgerwiese ist, zeigte vorgestern Mittag wieder das Zu sammenprallen einer herrschaftlichen Equipage mit einer Droschke, welche letztere auf einem den Weg noch mehr verengenden Echmutzhaufen sitzen blieb. DaS hierdurch scheu gewordene Pferd galoppirte quer über die Straße den Anlagen z«, wo eine Schaar Kinder sich im Sonnenscheine tummelte, und nur der Geschicklichkeit des resoluten Kutschers war es zu danken, daß weiteres Unglück vermieden wurde und die Fahrgäste m.t dem Schreck daoon kamen. Die an der Ausbiegung des Weges nach dem großen Garten zu stehenden Bäum- hätten längst entfernt werden sollen; in oer jetzigen Breite kann der Weg dort einmal nicht bleiben. — Auf einem hinter dem böhmischen Bahnhof befind lichen Bau ist vorgestern der auf der Königsbrücker Straße wohnhafte Handarbeiter Heinzc von dem Einsturz einer Erd wand getroffen worden, so daß er dadurch einen Beinbruch erlitten hat. — — Gestern wurde eine kleine Schrift von 1)r. Schcve unter dem Titel: „Die Phrenologie und die Gartenlaube. Eine Fälschungsgeschichte, erlebt und erzählt vou Gustav Scheve. Verlag von H. Schöpff", gerichtlich mit Beschlag be legt. Die Sache soll mit einer Widerlegung Bock's in Scheve's Nciscbildern Zusammenhängen. — Vor einigen Tagen trat eine Frau aus dem Hause Nr. 5 auf der Marktgasse heraus, als sie plötzlich von einer kleinen Bleikugel in's Gesicht getroffen wurde. Die Verletzung, die sie dadurch erhalten, ist glücklicher Weise nur unbedeutend, immerhin aber war die Gefahr, der sie sich ausgcsetzt befand, ganz erheblich, da die Kugel sie nur zu leicht am Auge oder an den Schläfen treffen konnte. Es scheint die Kugel aus einem Nachbarhause abgeschossen worden zu sein, und es bleibt nur zu wünschen, daß es gelingen möchte, den bisher unbe kannten Schützen zu ermitteln, damit er, wie ihm gebührt, recht ordentlich abgestraft werde und Andere sich daran ein warnendes Beispiel nehmen, damit endlich einmal diesem Un fuge ein Ende gemacht wird. — — Am 15. d. M. Abends brannte wahrscheinlich in Folge boshafter Brandlegung die außerhalb des Dorfes auf- gebaute Wächterhütte des Gutsbesitzer Porzig in Scifcriitz nieder. — An demselben Tage Nachmittags fiel die Ehefrau des Hofmeisters Walther auf dem Vorwerke Oberreußen von der Emporscheune auf die Tenne und brach hierbei den Hals, in Folge dessen sie einige Stunden darauf den Geist aufgab. — Am 17. d. M Abends schwamm an dem rechten Mul denufer bei Grubnitz der Leichnam eines unbekannten Mannes I halte von einer Stunde verliehen die Majestäten den Festvrl, um nach Weesenstein zurückzulehren. — Gestern am 18. Oktober feierte der Gewerbeverein zu Pirna sein 25jähriges Stiftungsfest in den Räumen des Hotel zum Forsthause durch Nedeactus, Festessen und Ball. — Es wurde in diesen Blättern vor unlängst berichtet, daß sich im Großen Garten oft ein Mann bewegt, der dort promenirendcn Damen beim Begegnen seinen Stock Vorhalle, und sie dadurch sowie den Ruf, „Halt" incommodirte. Da rüber, daß er sich gegen dieselben noch anderer Insulten schul dig gemacht, ist nichts bekannt geworden. Wie wir verneh men, ist der fragliche Mann geisteskrank und die Behörde hat deshalb die nöthigen Schritte eingcleitct, um Wiederholungen ' der oben gedachten Art hinkünftig zu verhindern. — — Beim Zurückstoßen des leeren Zittauer Personenzuges in das Maschinenbaus wurde in Löbau am 17. October der 67 Jahre alte Bahnarbeiter Nötschke aus Alt-Löbau, welcher den Zuruf seiner Mitarbeiter überhört hatte, vom Zuge um geworfen, so daß die ganze Wagenreihe über ihn hinwegging. Glücklicherweise siel er der Länge nach zwischen d'e Schienen und kam daher mit einer allerdings nicht unbedeutenden Kopfhautvcrlctzung davon, welche Streifung jedenfalls durch den Aschekastcn der Locomotive erfolgt ist. — Die Entwickelung unsers Eisenbahnwesens, wie es durch die letzten Bewilligungen der Ständekammern zu immer größeren Dimensionen anwächst, dürfte es rechtfertigen, wenn wir aus Vorschläge aufmerksam machen, wie sie in jüngster Zeit aus einer Commission in Frankreich hervorgegangen, die aus Beamten des Ressorts der öffentlichen Arbeiten und Ver tretern der Eisenbahngesellschasten zusammengesetzt war. Sind auch die Verhältnisse Frankreichs von unfern deutschen in vielfacher Beziehung verschieden, so dürste es dennoch von In teresse sein, diejenigen Einrichtungen hervorzuheben» welche speciell das reisende Publikum berühren. — Nach neueren , Instructionen haben einige Gesellschaften Frankreichs auch in ; den Wagen dritter Classe besondere Abtheilungen für allein- , reisende Frauen eingerichtet und der französische Minister > wünscht, daß diese von dem Anstand und der Humanität gleich dringend empfohlene Maßregel bald allgemein einge- , führt werde. In Bezug auf die im gesetzgebenden Körper wie ; im Publikum lebhaft discutirte Frage wegen der Schnelligkeit , der Personenbeförderung hat sich die Commission gutachtlich dahin ausgesprochen, das; auf den Hauptlinien die Geschwin- , digkeit der Eilzüge soviel wie möglich bis 8 deutsch» i Meilen wirklicher Fahrt in der Stunde erreiche, soweit nicht ! etwa die Stcigungsverhältnisse einzelner Bahnen eine solche 1 Schnelligkeit ausschließcn. Die gewöhnlichen dreiclassigen Pcrsonenzüge, welche die ganze Bahnstrecke durchlaufen, sollen eine Geschwindigkeit von mindestens 5 ^ Meilen in der Stunde erreichen und ebenso soll ans möglichste Fahrbeschleunigung auch für die Reisenden aus den Cvrrespondcnzzügcn durch entsprechende (Regelung der Anschlüsse der Zweigbahnen Be dacht genommen werden. Nicht minder beantragt die Com mission eine größere Beschleunigung der Fahr-, beziehungsweise Abkürzung der Lieferzeit für Fabrilerzeugnisse und Gegenstände der primu muleiiu von einem höheren gewöhnlichen Werths und zwar durch Erhöhung der Geschwindigkeit von 125 auf 200 Kilometer (26^ Meilen) in 24 Stunden. Die Commis sion befürwortet ferner die Zulassung von Personen zu den Güterzügen. Das französische Ministerium erkennt dies als zweckmäßig an und ist der Ansicht, daß die Fahrpreise für Benutzung der Gütcrzügc niedriger als bei den Personenzügen zu normiren seien. — Als eine Frage der Humanität, welche die Gesellschaften nicht aus den Augen verlieren dürfen, wird die Heizung der Wagen, die bequemere Einrichtung der Bänke und Nücklehncn auch in den Wagen dritter Elaste und die Herstellung von Watcr-Closcts in den Zügen der besonderen Erwägung empfohlen. In Bezug auf die Tarife giebt die Commission zu erwägen: ob nicht das Personenfahrgeld, be sonders der dritten Wagcnclasse, so zu normiren sein möchte, daß der Meilensatz sich in dem Maße verringert, wie die Ent fernung sich vergrößert und vb nicht der Tarif für Rohpro dukte, wenn der Transport in großen Massen erfolgt, zu er- an, welcher nur erst kurze Zeit im Wasser gelegen zu haben mäßigen sei. Endlich wird die Aufmerksamkeit der Verwal- schien. Der Unbekannte mochte in den 70. Jahren stehen, tungen auf das Verhältnis; bezüglich der Gestellung von wie er in die Fluthen gekommen, ist nicht ermittelt. Wagen Seitens der Versender hingelenkt, in welchem ein Weg — Aus Pirna schreibt man uns: Zu dem Referat, die fünfzigjährige Jubelfeier unseres Waisenhauses zu Pirna be treffend, ist ncch die Mittheilung zu machen, daß in den Nach- mittagsstundcn des Festtages Se. Majestät der König Johann nebst Familie und Gefolge von Weesenstein kommend, das Waisenhaus mit seinem Besuche beehrte und die Kinder ge rade in ihrem Festjubel überraschte. Der anwesende Turn- zur besten Lösung der Schwierigkeiten wegen des periodischen WagcnmangelS auf den Eisenbahnen gefunden werden könne. Hinsichtlich der Entschädigungsleistung für versäumte Liefer frist, sowie der Haftverbindlichkeit bei Gelegenheit eines, ge meinschaftlich von mehreren Eisenbahnen bewirkten Transports werden Nennen vorgeschlagcn, die denjenigen ähnlich sind, welche nach den Bestimmungen des deutschen Vercinsreglements lehrer L. Schmidt ließ sogleich von den Kindern eine Probe- schon zur Anwendung kommen, turnen ausführen, über welches sich die höchsten und hohen — f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 20. Herrschaften belobend auSsprachen. Nach einem Ausent- Oktober. Earl Gottlob Göpfert, aus Weigmannsdors bei