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Rr. 8-8. Neunter Jabra. ^-s«n> Täglich früh 7 uv- Anserate werden «ngensmme«: bis «bendSS,Sonn tags bis Mittag» 1L USr: Marienflraße 18. Bieneljiihrlich 20 Ngr. bei uncntgeldlicker Lir» serung in's HauS. Durch die König!. Post dierleijährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L «gr- Auzeig. in dies. Blatte, das jetzt in 10,000 Exemplare» erscheint, finden eine er,olgreiche Berbreitung. Mitredacteur: Theodor Drobrsö). Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ä'iepsch 4t Neikhardt. — Beramwortlicher Redacteur: JultUS Neichordl. Dresden, den 19. Oktober. — Se. Majestät der König hat dem Generalkonsul für die Rheinprovinz und Westphalen, Albert Oppenheim zu Cöln, das Ritterkreuz des Albrechtsordens verliehen. — Eine Bekanntmachung des Stadtrathes zu Altenberg betreffs der bevorstehenden Wahl neuer Stadtverordneten ent hält am Schluffe die Bemerkung, daß jeder unentschuldigt ausblribende Wahlmann ,10 Neugroschen Buße" zur Armen kasse zu zahlen habe. Dieses Verfahren des Altenberger Stadtrathes hat einen „Offenen Protest" vieler dortiger Bür ger hervorgerufen. — Die Räume des zweiten Theaters haben nunmehr in aller Wahrheit einen neuen Anstrich erhalten. Sie sollen dem Publikum künftigen 20. d. M. auf's Neue eröffnet wer den. Das Ganze ist jetzt so eingerichtet, daß selbst das feinste Publikum gern dort verweilen wird. Auch die Beleuchtung, das Entree, die Restauration ist verschönert und vervollstän digt worden. — Eine seltene Feier fand am Montag den 17. d. in unserer Nachbarstadt Pirna statt, indem vor 50 Jahren das dasige Waisenhaus gegründet wurde Im Jahre 1815 war es, als durch brittische Freigebigkeit und vaterländische Unter stützung diese Wohlthätigkeitsanstalt eröffnet wurde. In der Anstalt sind jetzt 77 Zöglinge, darunter 46 Knaben und 31 Mädchen untcrgebracht, überhaupt sind seit Eröffnung dersel ben 700 Waisenkinder erzogen worden. Um 10 Uhr Vor mittags bewegte sich der Festzug vom alten Waisenhause, wel ches damals gemiethet worden war, unter Vortritt eines Mu sikchores, dem die Lehrer der Anstalt mit den Knaben folgten, wel chen sich eine Anzahl Zöglinge des Soldatenknabeninstituts zu Struppen angeschlossen hatte, begleitet von den Direktorial- Mitgliedern und den Spitzen der Behörden, nach dem Betsaale des Frauenhospitals, wo nach allgemeinem Gesang Herr Kirchenrath Ilr. May die Festrede hielt. Nach Beendigung derselben zog man, die Mädchen eingeschlosscn, nach dem fest lich decorirten Waisenhause; dort angelangt wurde der Zug vom Herrn Amtshauptmann Graf von Holtzendorff mit herz lichen Worten empfangen, worauf Herr Archidiaconus Eger eine Ansprache an die Kinder hielt und die Erinnerungs- Medaillen an dieselben vertheilen ließ. Die Stadtgcmeinde Pirna überreichte durch Herrn Vürgermstr. Pienitz dem Vor stände des Waisenhauses ein Festgeschenk, bestehend in zwei trefflichen Portraits (König Johann und Königin Amalia), auch Herr Anstaltsdirector Braun aus Struppen übergab ei nen goldenen Lorbeerkranz und die malerisch ausgeführte An sicht der Anstalt Struppen. Gegen 1 Uhr nahmen die Fest- theilnehmcr und geladenen Gäste ein Diner im Gasthause zum Adler ein. Den Waisenkindern wurde eine Festfreude bereitet, indem ihnen Braten und Kuchen, und in den Nachmittags stunden bei allerhand Spiesen besondere Ergötzlichkeiten verab reicht wurden. Die Gedenk-Medaille ist ton Bronce, in der Größe eines Guldcnstücks, auf der Vorderseite ein Engel, eine Waise beschützend, mit der Umschrift: „Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf." Die Rück seite enthält die Worte „Waisenversorgungsanstalt des Meiß ner Kreises zu Pirna 1814 und 50jährige Jubel-Feier den 17. Oktober 1864. — Jetzt sieht man hier fortwährend kleine Postwagen mit einem Pferde bespannt probeweise die Straßen durchfahren, welche dazu bestimmt sind, bei der wahrscheinlich am 1. No vember rintretenden Errichtung der neuen Filialpostanstalten (7—8) als Vermittler zwischen diesen und dem Hauptpostamt zu dienen und die Briefpakete rc. hin- und zurückzufahrcn. Demzufolge hat die Posthalterci an 30 Pferde mehr anschaf- fen, dem entsprechend auch Postillonen anstellen müssen und ist deren Personal- und Pferdebestand wieder so hoch, als vor Erbauung der Eisenbahnen. Aber auch bei den andern Bran chen der Postämter tritt eine starke Erhöhung des Personals ein; es werden ca. 32 Briefträger, ebensoviel Postpackcr rc. und auch etliche Sekretäre wegen der Filialposten mehr ge braucht. Das Personal bei unserm Hofpostamt verdoppelt sich sonach bald. — Ueber die demnächstigen Dislokationen der säch sischen Brigade wird aus Altona berichtet: das erste Jn- fanteriebataillon verläßt am 17. d. M. Preetz und bezieht Cantonnement in Neumünster mit dem Stab und 3 Compag nien; eine Compagnie belegt Tungendorf, Brachenfeld. Tas dorf, Husberg und Bönebüttel. Das zweite Jnfantriebatail- lon verläßt am 17 d. Ncumünstcr und bezieht am 20. d. mit Stab und zwei Compagnien in Oldenburg und zwei Compagnien in Heiligenhafen Cantonnement. Das dritte Jnfantcricbataillon giebt am 17. d. Dl. Lütjenburg und Ge gend auf, belegt dafür Preetz mit Pohnstorf und Seevirs- torf mit Stab und 3 Compagnien, und Kühren, Löptin, Wilhelminenhof, Depenau, Bundhorst und Wohlstorff. Das 13. Jnfanteriebataillon verläßt das Cantonnement Heiligen hafen und Oldenburg am 17. d. und nimmt am 18. Ouar- tier: Stab und drei Compagnien in Neustadt, eine Compag nie in Ahrensböck, Borghorst, Spechserholz und Holstendorf. Das erste Jägerbatailkvn marschirt am 17. d. aus Neustadt und Gegend und rückt am 18 in Segeberg ein. Das vierte Jägerbataillon geht am 17-svon Segeberg und bezieht am 18. mit Stab und 1^ Compagnien in Plön, eine halbe Com pagnie in Wittmoldt, Gustorf, Eichhorst. Tramm, Trent mit Trenthorst und zwei Compagnien in Lütjenburg Quartier. Die 12pfündige Granatkanonenfußbatterie, welche seither in und bei Rehmten cantonirt, gehl am 17. d. nach Neumünster. Die Opsündigc gezogene Batterie verläßt Ahrensböck und be zieht Quartier in Seedorf, Berlin, Schlamerstorf, Blomnoth, Hornstorf, event. auch Grönwohldt. Die 12pfündige reitende Batterie, bisher in Großenaspe, nimmt am 18. d. in Born- hoved, Ruhwinkel, Schönböcken, Nenswühren, event. auch Al tenrode Cantonnement. Die Munitionscolonne, seither in Struckdorf, geht am 17. von dort und belegt am 18. Gro- ßcnaspe, Bostedt und Lehndorf. Die Pionnierabtheilung, seit her im Gute Rethwisch, verläßt diese Oertlichkeit am 17. d. und bezieht am 18. in Wensin, Nahldorff und Marder Quartier. — j Die große Ziegelgasse ist nunmehr in aller Wahr heit zur Jammer- und Seufzerstraße herabgesunken; denn dort sinkt seit 8 Tagen Mensch und Vieh bis an die Kniekehle in den tiefsten Schlamm. Es wäre nun wahrlich bald an der Zeit, die daneben liegenden geklopften Steine aufzuwerfen, damit die armen Pferde endlich einmal aus ihrer Qual be freit würden. Die einander gegenüber Wohnenden können gar nicht miteinander persönlich verkehren, sie müssen erst ei nen Umweg um die ganze Stadt machen, um sich zu sprechen. Die Thierquälerei hat dort ihren höchsten Gipfel erreicht. Sollte das noch lange dauern'? — f Für Liebhaber von Denkwürdigkeiten entspringt auf der Landhausstraße eine ergiebige Quelle. Im dasigen Schaufenster des Glasermeisters Julius Schmidt liegen Brief beschwerer von diversen Steinqualitäten aus, auf denen wirk liche Kugeln aus dem schleswig-holsteinschen Kriege angebracht sind. Die Devise steht allemal darauf, z. B. Düppel 1864 oder Alfen 1864. — Ein sogenannter Dresdner Dandy befand sich vor einigen Tagen bei einer seit Kurzem hier wohnhaften fremden Dame, für die er sich besonders interessierte. Nun war er aber nicht der alleinige Verehrer seiner Schönen und sein Unstern wollte, daß noch während seiner Anwesenheit bei ihr ein ihm fremder Herr unangemeldet in die Stube eintrat, der mehr Recht auf die Dame zu haben schien, als er. Denn kaum hatte der Eingetretene unfern unschuldigen Dandy er blickt, als er wüthend auf ihn eindrang und ihn beim Kra gen packte. Jetzt ging nun in der Stube ein Ringeltanz im Viervierteltakt los, wo die Fäuste des Fremden durchaus nicht als brodloser Arbeiter erschienen. Inmitten von diesem Puff spiel guckte denn der Tänzer wider Willen sehnsüchtig nach der Thürklinke, wahrscheinlich denkend: ach, wenn Du wärst mein eigen! bis es ihm gelang, die Flucht zu ergreifen Wäh rend der Paukerei hatte sich die Dame in ihre inneren Gemächer zurückgezogen, da sie jedenfalls hier überflüssig war. Unver bürgten Schiffernachrichten zufolge, befindet sich dermalen diese Angelegenheit im Stadium diplomatischer Verhandlungen. — Der Jndspendance beige entnehmen wir folgenden Brief aus Dresden, betreffend die angeblichen loschwitzer Ent hüllungen in der polnischen Sache, dessen Zuverlässigkeit wir natürlich dahingestellt sein lassen müssen: „Es scheint, daß nichts so sehr die 'drei bei der polnischen Sache betheiligten Mächte in Bewegung gesetzt hat als die in Loschwitz gemachte Entdeckung einer geheimen Druckerei und solcher Aktenstücke, durch welche sehr angesehene Persönlichkeiten in den Staaten der drei Regierungen bloßgestcllt werden. Die Verzweigungen erstrecken sich bis nach Dresden; die drei Negierungen haben sich an die unserigc gewendet, welche bis zu einem gewissen Punkte die Hand geboten hat zu Untersuchungen hier im Lande. Allein als jene Negierungen die Auslieferung der für gewisse ihrer Unterthancn so compromittirenden Aktenstücke ver langten, scheiterten sie an der Weigerung des Hrn. v. Bcust, der eben damals von seiner Reise zurückgckehrt war. Dar auf haben sie mit einer identischen Note gedroht, Hr. v. Bcust aber hat die Vertreter Sachscus an den drei Höfen beauftragt, auf der Stelle zu erklären, daß, wenn man sich einen solchen Schritt gegen eine unabhängige Macht erlaubte, diese nicht al lein nicht nachgebcn, sondern an die öffentliche Meinung von Europa appelliren und bei dieser laute Beschwerde über das Verfahren der drei Mächte führen würde. Mein Gewährs mann fügt hinzu: „Die drei Mächte hätten daraus den Rück zug angetreten." Der Correspondent der Jndependancc bclge fügt von sich aus die Bemerkung hinzu: Wenn alles das sich so verhält — und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln — so hat sich Baron v. Neust um Sachsen und um die öf fentliche Meinung Deutschlands verdient gemacht. — Neuestes Gesangbuch. Es ist Pflicht der Presse, auf ein seit kurzem erschienenes neues Gesangbuch aufmerksam zu machen, welches unter dem bescheidenen Titel: „Evange lischer Berg- und Hausaltar. Gesangbuch für Grube und Haus" in der Gerlach'schen Buchdruckerei in Freiberg erschie nen und für den billigen Preis von 7j Ngr. zu habm ist. c Die Vorrede nennt als Sammler und Herausgeber den auch als lyrischen Dichter und asketischen Schriftsteller bekannten und als Lehrer hochverdienten ttr. Adolf Prölß in Freiberg In 370 Gesängen giebt das kleine Werk, das sich jedem ge bildeten Familienkreise auch als Erbauungsbuch empfiehlt, aus den verschiedenen Jahrhunderten von Luther bis auf un sere Tage Gutes und Vorzügliches, wie es sich dem sachkun digen und geschmackvollen Sammler in reicher Maaße zur Auswahl darbot. Nirgends hat Geschmackloses, Gemeines : oder Anstößiges Aufnahme gefunden. Selbst in der Form sind diese Lieder abgerundet, und soweit nöthig, den Ansprü chen der Zeit entsprechend vom Herausgeber modcrnisirt wor den, ohne daß ihr tiefer religiöser Gehalt eine Abschwächung dadurch erlitten hätte. Wir nehmen diese kleine, aber schöne Liedersammlung als Vorboten einer gewiß nothwendig gewor denen größeren Sammlung für den Gebrauch der protestanti schen Kirche überhaupt, die zunächst auch hier den Beruf hat, sich kn, nivekui der Zeit zu erhalten. Als ein solcher Vor läufer der Zukunft sei sie denn auch der aufmerksamen Be achtung aller unserer Leser warm empfohlen, welche überhaupt das Bedürfniß häuslicher Erbauung empfinden. Ihre Er wartungen, so fern sie nur sonst protestantisch kirchliche An sprüche nicht überschreiten, werden sicherlich nicht getäuscht werden. — Der Commis aus dem am 7. Oktober so bedeutend bestohlenen Banquicr Geschäft, dessen fortdauernde? Hast wir gestern noch meldeten, ist, wie wir erfahren, im Laufe des gestrigen Nachmittag seiner Hast wieder entlassen worden. — Gestern Mittag sind abermals 50 Mann kranke österreichische Soldaten aus Schleswig hier eingetroffen und bis zu ihrer morgen stattfindenden Abreise von hier im Kran- kcnhause untergebracht worden. — — Auf dem Postplatzc wurde vorgestern Abend gegen 7 Uhr ein Kohlenfuhrmann angetroffen, der dort in bewußt losem Zustande neben seinem Handwagen ausgestreckt dalag. Zwei Dienstleute schafften ihn von dort weg und brachten ihn in die in dortiger Nähe befindliche Polizeiwache, woselbst er sich alsbald darauf wieder so weit erholte, daß er seinen Verrichtungen weiter nachgehen konnte. — — Nachdem, ein gegangenen officiellen "Nachrichten zu folge, im Königreiche Böhmen — im Bezirke Jungbunzlau — die Rinderpest neuerdings wieder ausgebrochcn ist, so findet sich das Ministerium des Innern veranlaßt, den Eintrieb und die Einfuhr von Rindvieh jeder Art und von Schafen aus Böhmen lqzrgs der Grenze des diesseitigen Regierungsbezirks Bui issin bis auf weiteres zu untersagen. — Die „Oberlaus. Dorfztg." schreibt: In Berthelsdorf bei Neustadt schlachtete vor Kurzem der Fleischer Protze eine kranke Kuh, bald darauf bekam derselbe am Gesicht eine schmerzhafte Stelle, infolge dessen Gesicht und Kopf bedeutend anschwoll. Die Geschwulst theiltc sich schnell dem ganze Ober körper mit, so daß nach wenig Tagen ein schmerzvoller Tod erfolgte. Man glaubt, daß durch Berührung krankhafter Theile des geschlachteten Stück Viehes eme Ansteckung statt gefunden hat, und mahnt daher dieser höchst traurige Fall zur äußersten Vorsicht bei dem Umgänge mit krankem Viehe. — Angckündigte Gerichtsverhandlung. Mor gen den 20. d M. Vormittags 9 Ubr: wider Carl Gottlob Göpfert aus Wcigmannsdorf wegen Diebstahls. Vorsitzender Gerichtsrath Einert. Tagesgefckichte. Glog au. Die „Schl. Ztg." ergänzt ihre Mittheilung ' über den Glogauer Skandal, indem sic das eine der dabei belheiligtcn Mädchen als die Tochter eines angescbenen Kauf manns bezeichnet. Dasselbe sei bisher durchaus unbescholtenen Rufes gewesen, was von der Genossin desselben, die unter den: Spitznamen einer Comtesse de S . . . . f aufgeführt wird, nicht bemerkt ist. Das Gerücht will sich mit Kohlen dampf, als der Ursache des Unglücks, nicht beruhigen lassen, sondern spricht von Opium oder noch schlimmeren Dingen. 6 bis 8 Offiziere sollen in die schmutzige Affaire verwickelt kein. — Der hier erscheinende „Nicdcrschlesische Anzeiger" vom I I Oktober enthält heute folgende Annonce: Meine heißgeliebte Tochter Agnes ist mir am 6. Oktober todt in das Haus gebracht worden, ohne daß ich bis jetzt habe er fahren können, wie und welchen Todes sie eigentlich ver-