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Nr. L86. Neunter Jahrg. Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bis AbendS tt,Sonn tags bis MittagS 12 Uhr: Marienslraße 13. A»;cig. in dies. Blatte, das jetzt in 10MV Exemplaren erscheint, finden eine crsolgreiche Verbreitung. Mittwoch, 12. Octbr. 1864. Taficblatt für Nntcrlialtilüfi und Gcschaftsvcrkchr. Mitred,uit-ur: Theodor Drot'isch. Abonnement: Vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Haus. Durch die Äönigl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Mr. Druck und Eigeurhnin der Herausgeber: Oiepslff ReilhlU'dt. — Verantwortlicher Rcdaeteur: IlltlllS llcicharöl. Dresden, den 12. Oktober. — Se. Maj. dcr König hat dem ärztlichen Direktor bei den vereinigten Landcsanstalten zu Hubertusburg, Medi- cinalrath l)r. Carl Jakob Weigel vom laufenden Monat an die nachgesuchte Entlastung aus dem aktiven Staatsdienste unter huldvoller Anerkennung seiner langjährigen, vorzüglichen Dienstleistung und Aussetzung der gesetzlichen Pension bewil ligt, ferner dem zeitherigen Minister-Residenten zu St. Pe tersburg Legationsrath Hans v. Könneritz die Erlaubnis; er lheilt, den ihm vom Kaiser von Rußland verliehenen Stanis lausorden Ir. Elaste annehmen und tragen zu dürfen, sowie dem Violinisten bei dem Orchester des Gcwandhausconcerts in Leipzig Gottlob Moritz Klengel auf Anlaß des Abschlusses einer 50jährigen verdienstlichen Wirksamkeit bei diesem Kunst- Institute das Ehrenkrcuz des Albrcchtsordens verliehen. — In der vorvergangenen Nacht ist niit dem N Uhr von Leipzig hier eingetroffenen Schnellzuge Ihre Majestät die Königin Marie hier angekommen und hat sich alsbald nach ihrer Ankunft zu Wagen nach ihrem bei Pillnitz gelegenen Weinberg begeben. — Wie wir heute hören, soll wegen Verdachts der Ver übung des hier vorgekommencn großen Einbruch-Diebstahls ein Commis verhaftet sein, der in dem nämlichen Geschäft, das so bedeutend bestohlen worden ist, konditionirt. Von den entwendeten Werthpapieren und Geldsvrten ist aber, wie man uns mittheilt, bis diesen Augenblick, noch kein Stück wieder herbeizuschaffen gewesen. — Bei der gestrigen Lotterieziehung, als den vorletzten Tag, wo das Glücksrad rollt, kamen als Hauptgewinn die 80,000 Thaler mit Nummer 30,523 heraus, wovon zwei Achtel nach Dresden in die Hauptkollektion von Drescher und Comp, fielen, welche die Unterkollekteurs Weickert gr. Schicß- gaste, sowie Grahl auf der Schreibergaste inne hatten. Wie wir hören, spielten das eine Achtel in Vereinigung drei Postbeamte, während das andere sich im Besitz eines Müllers zu St. Mülsen befindet. — Es ist neulich — so schreibt uns Einer unserer Be richterstatter — in ihrem Blatte der Wunsch laut geworden, daß auf dem Theater- oder Schießplatz eine Wartehalle für die Omnisbuspassagiere errichtet werden möchte. Wenn man sich aber die Mühe nimmt und nur 1 Stunde lang am Aus gang der Brücke auf dem Schloßplatz den dortigen Verkehr beobachtet, so entsteht allerdings die Frage, wo dort der Raum herzunehmen sei zum Baue einer Wartehalle. Die Nothwendigkeit einer solchen ist wohl unbestiitten, ließe sich dieselbe aber nicht vereinigen mit dem Hclbig'schen Eta blissement? — Dem zoologischen Garten ist wieder einmal, wenn nicht durch Niederträchtigkeit, so doch durch frevelhafte Dumm heit ein bedauerlicher Verlust zugefügt worden, indem man 9 Eichhörnchen vergiftet fand. Jedenfalls waren ihnen bittere Mandeln gegeben worden. Selbst wenn dies aber nicht aus Bosheit geschah, ist schon der Umstand strafbar, daß über haupt Mandeln gefüttert wurden, denn es soll nur mit dort zu erkaufendem Material gefüttert werden, und Mandeln sind vom dortigen Verkauf — eben der häufig vorkommenden Verwechselungen und Vermischungen wegen — ausdrücklich ausgeschlossen! — Falsche preußische Casten-Anweisungen zu 1 Thaler sind in Magdeburg im Umlauf. Sic tragen das Datum vom 13. Februar 1861. Das Papier ist dem der echten so wohl in Farbe als Qualität ähnlich. Der Druck aber ist höchst unregelmäßig und schmierig, namentlich ist dies milder buntfarbig als Unterdrück ausgeführten Strafandrohung so wie auch mit der äußeren Einfassung der Vorderseite dcr Fall. Die beiden römischen I auf der Vorderseite sind nicht nur schmierig im Druck, sondern auch kürzer als auf den echten Casten-Anweisungen. Auch die beiden in bräunlicher Farbe ausgeführten Mannsköpfe in den untern Feldern der Rückseite sind kleiner als auf den echten. Mit einiger Auf merksamkeit ist eine Täuschung leicht zu vermeiden. — Gestern und heute sind unter dem Vorsitze des Herrn Bischofs Forwerk die katholischen Geistlichen der Erb lande zu einer Conferenz hier versammelt, um die auf dem Felde dcr katholischen Kirche und Schulen der sächsischen Erblande gemachten Wahrnehmungen sich gegenseitig mitzu- Iheilen und durch Berathung das Beste der Kirche und Schule fortgesetzt zu Pflegen. — In allen musikalisch gebildeten Kreisen unserer Stadt ist das Patti-Concert die Spindel, um welche sich der Faden der Unterhaltung dreht, zumal es nicht Carlotta Patti allein ist, sondern das ausgezeichnete Ensemble, wodurch dieß Concert einen Höhepunkt in dcr Kunst gewinnt, wie er unbedingt zu den Seltenheiten gehören dürste. Wie wir hören, sollten eigentlich zwei Concerte, und zwar im Hotel de Saxe stattsinden. Da sich aber in Anbetracht der hohen Spesen der Saal des Hotels als zu klein erwies, so bestimmt sich dcr Unternehmer für den Saal des Linckc'schen Bades, wo aber nur Ein Concert, und zwar zu einem verminderten Eintrittspreis stattsinden soll. Die Billets in drei Elasten zu 2 Thaler», wie zu 1 Thlr. 15 Ngr. und 1 Thlr. dürften Manchen etwas theuer erscheinen; wenn man aber bedenkt, daß ehemals die Eatalani bei ihrem Concert im Hotel de Pologne, wo sie ganz allein sang, sich das Bellet mit einem Dukaten bezahlen ließ, ebenso Paganini nur bei dreifach er höhten Theaterpreiscn spielte, so fällt hier der Vorwurf eines Zuviel unbedingt hinweg. — 8 Eine sehr günstige Aufnahme seiten des Publikums fanden die Produktionen, welche die Familie Stafsord aus London am Montag zum ersten Male in dem Concerte auf dem Linke'schen Bade executirte. Anmuth und Gracie werden nie ihren wohlthucnden Eindruck verfehlen, um wie viel mehr, wenn sie gepaart mit körperlicher Schönheit auftreten. In den Tänzerinnen Frl. Alice und Catharine Stafford finden wir diese drei seltenen Eigenschaften, gehoben durch choreo graphische Fertigkeit, zu einem schönen Ganzen vereinigt, und fanden ihre Leistungen, ebenso wie die der kleinen Emilie, bei dem zahlreichen Publikum den lautesten und entschiedensten Beifall. Wenn der jugendliche William als ein non plus ullrn auf dem Zettel steht, so verdient er diesen Zusatz mit vollem Liecht, denn seine Leistungen, besonders „ltio pulo lau tier" sind in der That stauncnswerth. — Da der Herbst in diesem Jahre in Folge der spä ter,, Frühjahrsfröste und des ganz abnormen Sommers seine Gaben weniger reichlich als sonst spendete, so hielt die Gar- tenbaugcsellschaft ,,b'kora" cs nicht für geeignet, eine größere öffentliche Frucht- und Obst - Ausstellung zu veranstalten. Nichts desto weniger mochte sie von einer kleinen Monats- Ausstellung für ihre Mitglieder und deren Gäste ganz ab- sehen. Was von Früchten aller Art und von Blumen, die von den letzten starken Frösten nicht getödtet waren, noch vor handen, war im ober,, Saale des Belvedere auf der Brühl'schen Terrasse, welchen Herr Marsch,,er dazu freundlichst überlassen hatte, auf einfache, übersichtliche und doch geschmackvolle Art aufgestellt. Wenden wir uns vom Eingänge rechts, so begeg nen wir einer mit den Büsten Sr. Majestät des Königs und der Prinzen des königl. Hauses geschmückten Pflanzen- und Vlumendecoration vom K.- und H.- Gärtner C. G. Petzold, welche die ganze Rückwand des Saales cinnimmt. Dieser Dekoration gegenüber finden wir hinter einem mit künstlich getrockneten Blumen und schönem Obste verschiedener Art ge schmückten Fruchttische die Büste Sr. Majestät des Aller höchstseligen Königs Friedrich August, gleichfalls unter einer Pflanzcngruppe aufgestellt. Auf zwei Reihen Tischen in der Mitte des Saales, sowie an den Seiten sind die verschiedenen aussicllungswürdigen Gegenstände geord net, unter denen wir als besonders preiswürdig bezeich nen von den Aepfeln: Gravensteiner, rothe Hcrbstcalwille, Kaiser Alexander, Pariser Rambaur-Ncinette, geflammter wei ßer Cardinal, Gold-Parmain, Parmain-Neinette, rother Ana nas-Apfel, Windsor-Ncinctte> Grand-Richard, Nothbrauner Francatu, Caßlcr weiße Wachsrcinctte, franz. Edelrcinette, Hilliards gelber Rosmarin, Meißner Eitronenapfel, Pleißncr Rambaur, Wiener Sommcrapfel, Multhaupts-Carmin-Reinctte, Ananas-Reinette, große Caßlcr Reinette re., sowie von den Birnen: Williams bon Llirolien, Kronprinz Ferdinand, grüne Winter Hcrrnbirne, Nouvimu ?oileuu, Kaiser Alexander, Om- sewitzer Schmalzbirne, Pfundbirne, Forcllenbirne. kieurro äo lUoroile. OIuirLeuii, iiuellesse cko ÜIsis, Herbst-Sylvester, Schelmbirne, Colmar Souverain, Schweizer Berge»,ottc, LenelUo I'ear, Marie Louise, Eomlo Eunnl, tlaysons inooin- psratilo, rothe Dechantsbirne, deutsche National-Bcrgamotlc, Ludwig XII., Prinzessin Marianne, weiße Herbstbuttcrbirne rc. Als große Seltenheit in diesem Jahre fanden wir ferner im Freien gezogne Weintrauben und Pfirsiche, letztere größtcn- theils Sämlinge. Auch Gurken, Möhren und Kürbisse von ansehnlicher Größe in Sandboden gebaut, waren neben Kar toffeln ausgestellt, welche nach einer neuen Theorie (vergl. Nr. 165 der Dresdner Nachrichten d I.) erst im Juni ge legt sind und dadurch von dcr Kartoffclkrankhcit befreit blei ben sollen. Wir finden weiter erwähnenswcrth ein Sorti ment von 150 abgeschnittncr Georginen, glücklich dem Froste entrissen; ein schönes Bouquet blühender Rosen, etwas Sel tenes in gegenwärtiger Jahreszeit, mehrere Gruppen Blatt pflanzen und Conifercn, sowie einzelne Schaupflanzen als: irioMis dirla, Cliamaervps k'.ilmell«, .Vitalen speeios», l)u- vickium Isnveanum, vraosens forox striata, tiepentkes laevis, (l^mnostaoliium Versoltnffeltii, EostiisXebrinus. ^cdxrrlntlios Vvrsodulkeltii, sowie einige schöne Petunien-Blumcn. Neben einer Auswahl von Büchern gärtnerischen und botanischen Inhalts auS der Schonig'schen Verlagsanstalt, und verdienst vollen pomologischcn Zeichnungen des Herrn Professor Or^ Ncdzelsky aus Moskau fanden die von kräftigem Wachsthum und guter Eultur zeugenden Zöglinge dcr Vlasewitzer Baum schule, sowie das vom Kaufmann Stenger in Gläsern ausge stellte conservirtc Obst und Gemüse der verschiedensten Art verdiente Anerkennung. An Obst waren im Ganzen ausge stellt 304 Sortimente Aepfel, 398 Sortimente Birnen, 22 Sortimente Pfirsichen, 8 Sortimente Weintrauben, 3 Sorten Pflaumen, 3 Sorten Haselnüsse, 1 Sorte Himbeeren, Apri kosen, Quitte und Wallnuß, und zeichnete sich das vorhandene Obst größtentheils durch gute Cultur und — eine Hauptsache — durch richtige Benennung vortheilhaft aus. Zur Ausstel lung haben beigctragen die Herren: Particulier Schonert, Major v. Abcndroth, Eanzlcirath Schlipalius, Ingenieur Bake, Rcdaeteur Klemm, Kaufmann Stenger, Photograph C. Schwcndlcr, Professor Nedzelsky aus Moskau, Kuchenbuch, Baurik und Münch aus der Nicderlößnitz, Schwibus aus Lauterbach. Gartcninspcctor Krause, Hofgärtner Poscharsky, Stenger, Neuwann auf dem Albrcchtsberg. Lehmann in Mo ritzburg, Baumschulengärtner Würsig und die Kunst-und Han- delsgärtncr C. G. Petzold, Gcbr. Maibier, Tube, B. Richter, Arnold, V. Poscharsky, L. L. Licbig, E. Wagner, Czekalla aus Erfurt und ein Ungenannter. Was auch unter minder günstigen Verhältnissen bei cinmüthigem Zusammenwirken und gutem Willen geleistet werden kann, ist von dcr „Flora" thatsächlich bewiesen worden. — Aus Loschwitz geht uns die Mittheilung zu, daß der dort vor Kurzem verhaftete Pole zwar seiner Haft wieder entlassen, aber dorthin nicht wieder zurückgekehrt, sondern von hier nach der Schweiz abgereist ist. —. Von Bautzen soll mit dem 1. April der Stab der dort garnisonirendcn Bataillone nach Dresden verlegt werden. — Dcr seit den 3. d. Nits, früh vermißte Gutsbesitzer Ernst Lange aus Golzcrn wurde am 6. d. Mts. Mittags in einem gegen 3 Ellen tiefen Wasserloche hinter dem Dorf« todt aufgcsunden. Man vermuthet, daß derselbe auf dem des Nachts 1 Uhr in Döben angetretenen Wege nach Haus« sich verirrt und dabei in das gedachte, in einem 12 Ellen tiefen Steinbruck) befindlichen Wasserloch gestürzt ist. L. wär erst seit zwei Jahren verhcirathet und befand sich in sehr ' günstigen Verhältnissen. — Aus Bischofswerda, 9. Oktober berichtet das Dr. I.: Gestern Nachmittag befand sich dcr Handarbeiter Thomas in Niederneukirch mit seiner Frau und Kindern auf dem Kar toffelfelde und hatte währenddem seinem 11 Jahre alten Sohne den an eine Leine gebundenen Ochsen zum Weiden übergeben. Diese Leine hatte der Knabe um die Hand geschlungen. Plötz lich wird das Thier scheu, rennt vom Felde den Berg hinab nach dein Dorfe zu und schleppt den Knaben hinter sich her. Hierbei ward der Letztere so entsetzlich verletzt, daß er bald darauf den Geist aufgab. — Dcr Augsb. Abdz. schreibt man aus München: Eine aus München datirte und aus der Berl. Natz. in Ihr gest riges Blatt übergangene Notiz über Rich. Wagner bedarf zur Ehre eines Theils der hies. Bevölkerung einiger Berichtigung. Thatsache ist. daß seit dem Erscheinen R. Wagners dahier Leute nicht müde werden, gegen den berühmten Tondichter eine lange Reihe von kleinlichen, nur auf Persönliches abzielcnden Gerüchten in Umlauf zu setzen und daß, wir müssen es leider bekennen, gewisse musikalische Cliquen, die wir auf Verlangen genau bezeichnen werden, sich mit Vorliebe für die Weiter pflanzung dieser Gerüchte thätig erweisen. War es doch schon einmal ausgemachte Sache, Lachncr und Wagner lebten in offener Fehde zu einander und cs sei dem Ersteren sein« Stellung so verleidet, das; er nächstens um seine Pensionirung einkommen werde u. s. w. — R. Wagner ganz ferne stehend und keineswegs ein blinder Verehrer seiner Richtung, kann ich Sic jedoch aufs Bestimmteste versichern, daß die beiden Mei ster — von ihren sich gründlich entgegengesetzten künstlerischen Anschauungen ganz abgesehen — in vollkommen freundlichem Einvernehmen zu einander stehen und sich bei Gelegenheit eine ungcheuchelte Achtung bezeugen; Thatsache ist nicht minder, daß ein vom jungen König ausgcworfencr Bezug hinter der vom Nef. der Natz. beklagten Summe von 4000 fl. beinahe um 3 Vicrtheilc zurücksteht; Thatsache ferner, daß die Bezah lung von Schulden in Wien durch dieselbe hohe Hand einfach eine Tcndenzlügc ist u. s. f. So zeigt es sich an diesem Bei spiele abermals in scharfer, häßlicher Weise, daß Persönlich keiten, die sich durch eigene Arbeiten zu einer über die Mit telmäßigkeit weit emporragcndcn Höhe empvrgeschwungen ha ben, nicht etwa nur in ihrem künstlerischen Streben und Schaffen bekämpft werden; nein, sie genießen dabei das trau rige Vorrecht, sich von der Klatschsucht und Gemeinheit bis in die innersten Verhältnisse ihres Privatlebens ver folgt zu sehen. Ob irgend ein Bewohner München- schön Ursache hatte, über den „von Eitelkeit und lieber-