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Erscheint: Täglich srllh 7 Uhr. Inserate werde» angenommen: bis Abends Ü.Sonn- tags bi» Mittags 12 Ubr. Mariensiraste 13. Anzeig, in dies. Blatt«, da» jetzt in 10,000 Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Abonnement. Vierteljährlich 20 Ngr. bei uncntgeldlicher tzie- serung ilüs Hans. Durch die König!. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Eiepsltj H Relktsllrdt. — Verantwortlicher Redacteur: IlltlUS NeilhtUtbl. Dresden, den 8. Oktober. » — Gestern Nachmittag besuchten IJ. KK. Hoheiten der Prinz Georg und Frau Gemahlin die Victoria Regia. — Am 1. Oktober Morgens ist zu Klipphausen die Ge mahlin des Prinzen Heinrich XV. Reust j. L., Prinzessin Luitgarde, geborene Gräfin zu Stolberg-Wernigerode, von einer Tochter glücklich entbunden worden. — Die Fürsorge der Dampfschifffahrtsdirection für das Publikum bekundet sich auf's Neue dadurch, daß dieselbe an der Neustädter Dampfschifffahrtsstation, unterhalb der Carls- straste eine elegante, in Stein gebaute Wartehalle errichtet. Jedenfalls ist dieses Unternehmen mit Freuden zu begrüßen, indem nunmehr das Publikum, das dort einsteigen will, nicht mehr, wie dies in dem vergangenen regnerischen Sommer be sonders häufig vorkam, gezwungen ist, der schlechten Witterung sich Preis zu geben. — Nachdem der bisherige Organist an der Kreuzkirche, Herr Merkel, als Hoforganist an die katholische Hofkirche be rufen worden ist, hat der Stadtrath den Herrn Musiklehrer Pfretzschner vom Fletcher'schcn Seminar (zcither Organist an der Anncnkirche) zum Organisten an der Kreuzkirche gewählt. — Für die erledigte Stelle an der Anncnkirche ist der zeit- herige Organist der Waisenhauskirche, Herr A. Fischer gewählt und Letzterer durch Herrn Ristmann ersetzt worden. — Der Wilsdruffer Vorstadt, deren Zugänge zu der inneren Stadt bekanntlich sehr beschränkt sind, wird hoffent lich in nächster Zeit ein neuer Verkehrsweg eröffnet werden, welcher namentlich den in Fischersdorf gelegenen Häuser-Com- plex mit der Annenstraste in bequemere Verbindung zu brin gen bestimmt ist. Der Besitzer des sogenannten Jungfern- Palais (jetzt „Stadt Chemnitz") hat nämlich dem Stadtrath sein Grundstück für einen annehmbaren Preis und gegen Ge währung einer mäßigen Leibrente angebotcn und es sind, sicherem Vernehmen nach, beide städtische Collegien auf dieses Angebot Angegangen, so daß jenes Gebäude bereits am I. Oct. in den Besitz der Commun gelangt ist. Hierdurch wird es möglich, eine breite Straße nach Fischersdvrf zu öffnen und dieselbe mit dem zu bebauenden Hofsischgarten in Ver bindung zu setzen. Da, wie schon bemerkt, der Preis des er wordenen Grundstücks ein mäßiger ist und nach dem Abbruche des letzteren an der verbreiterten Straße noch eine Baustelle verbleibt, so ist der Aufwand, welcher der Commun durch diese längst erwünschte Verkchrserleichierung erwächst, nicht all zu bedeutend. Jedenfalls wird aber der Straßendurchbruch nicht eher erfolgen, bis die Bebauung des Hofsischgartens so weit vorgeschritten ist, daß der neuen Verbindungsstraße eine Verlängerung bis zur Palmstraße gesichert erscheint, was im Laufe des nächsten Jahres mit Gewißheit zu erwarten steht. (S. Dsz.) — Zu den größeren Lokalitäten in Dresden gehört be kanntlich auch der Saal des Odeum. Wie man nun in neuerer Zeit bestrebt ist, solchen Räumen besonderen Glanz und Ausschmückung zu geben, so hat denn auch der Besitzer des Odeums nicht gesäumt, den Saal seines Etablissements durchgängig glänzend herzustellcn. Parquetsußboden, Decke und Kronleuchter zeugen von Geschmack und Eleganz. Am vergangenen Donnerstag Abend wurden die neu hergestellten Räume durch Souper und Ball cingeweiht, wobei es nicht an ernsten und heiteren Toasten fehlte. — Vor den Deputaten des Ceniral-Sängcr-Bundes legte am Dwnstag Abend behufs Aufnahme in genannten Bund der neubegründcte Gesangverein „Concordia", aus 30 Sängern bestehend, seine Probe mittelst Vortrages des Liedes „Die Wacht am Rhein" ab. Das Lied ging exact, die Stimmen waren frisch, metallreich, wie man sie so oft gern sucht und leider selten findet. Die „Concordia" wurde so fort einstimmig in den Bund ausgenommen, somit zählt nun der Central-Sängerbund über 200 Glieder. — Gestern ist in hiesiger Stadt ein Gclddicbstahl ver übt worden, wie er nach einer derartigen Größe in Dresden seit langer Zeit und vielleicht noch gar nicht vorgckommcn ist. Plan ist nämlich in den Rachmittagsstunden zwischen 1 und 3 Uhr in ein auf der Rampischcn Straße gelegenes Banquier-Geschäft Angebrochen, und hat daraus mittelst ge waltsamer Eröffnung verschiedener Schränke und Kästen den Betrag von einigen Tausend Thalern, bestehend theils in daarem Gclde, theils und zum größeren Theil in Werth- papieren auf den Namen lautend, entwendet. Der Gcld- fchrank mit den vorzüglichsten Werthpapiercn ist zum Glück nicht erbrochen worden. — Vor einigen Abenden passirten in später nächtlicher Stunde zwei hiesige Kauflcute den Freiberger Platz, als plötz lich ein Unbekannter ihnen in den Weg trat und in der her- ausfordcrnsten Weise einige Groschen Geld verlangte, um sich ein Nachtquartier suchen zu können. Die beiden Kaufleutc waren nicht wenig erschrocken über diese ebenso unangenehme als unverhoffte Begegnung und wußten auf der Stelle nicht, was unter diesen Verhältnissen wohl am Besten zu thun sei. Ehe sie aber zu einem Entschluß kamen, war der Unbekannte auch schon wieder ihren Blicken entschwunden. Jedenfalls hatte er bemerkt, daß in der Ferne noch , andere Leute kamen und diese hatten ihn bestimmt, Reißaus zu nehmen. — Vorgestern Mittag gegen 1 Uhr hatte sich auf der Vautzner Straße ein zahlreiches Publicum um einen dort umgcworfcnen, mit Möbels beladenen Handwagen des II. Diensimann-Jnstituts versammelt. Es dauerte mehrere Stun den che die Möbels wieder transportfähig gemacht wurden. Neben ihrer Beschädigung ist aber noch ferner zu beklagen, daß der Dienstmann, der den Wagen, an dessen einer Seite gehend, vorher begleitet hatte, beim Umwerfen desselben von den Mö bels getroffen und bedeutend verletzt worden ist. Er blutete an mehreren Stellen und mußte per Droschke in seine Woh nung gebracht werden. Das Unglück wäre nicht vorgckom- men, wenn der Wagen nicht zur Ungebühr mit Möbels über laden gewesen. — In einer Familie vermißte man einige Mal Geld, welches auf dem Tische liegen geblieben war; so waren in den jüngsten Tagen von drei Piergroschenstücken und einem Achtgroschenstück, die ebenfalls auf dem Tische lagen, die er- stcren abhanden gekommen, während die Hausfrau im Garten beschäftigt war. Schon lenkte sich der Verdacht auf die Dienst boten. Als aber der Hausherr plötzlich in die Stube tritt, ist eben der Hund beschäftigt, das Achtgroschenstück zu holen; und gar bald findet man nun das früher vermißte Geld unter dem Lager des Hundes. — Nächsten Montag beginnt bei der Dampsschiffahrt der Herbstfahrplan, nach welchem die Dampfschiffe früh 6 Uhr bis Aussig und Leitmeritz. Vormsi'ag 10 Uhr bis Pirna, Nach mittag 1 Uhr bis Schandau un5 3 Uhr bis Puna fahren. Die bisherige Fahrt früh halb 7 Uhr von Dresden nach Niesa und von da Vormittag 11 Uhr zurück nach Dresden ist für dieses Jahr eingestellt, wogegen die Dampsboote von Dresden Vormittags 10 und Abends 5 Uhr nach Meißen und Nachmittags 3 Uhr bis Riesa zum Anschluß an die Chemnitzer und Leipziger Bahnzüge abgchen. Sonach bietet sich Sonntag den !>. des Monats die letzte Gelegenheit dar, mittelst Dampfboot das reizend gelegene Diesbar billig und bequem besuchen zu können, da an diesem Tage zum letzten Male Nachmittag halb 4 Uhr das Dampfboot von Diesbar und Nachmittag 5 Uhr von Meißen nach Dresden zurück fährt. — Im „Leipziger Tageblatt" ist folgende Bekanntmach ung des Raths enthalten: „In neuerer Zeit hat die Unsitte anonymer DenunAationcn sich mehr und mehß gesteigert. So wohl der Unterzeichnete Rath, als dessen einzelne Mitglieder werden von namenlosen Zuschriften fast täglich HAmgesucht. Um diesem Unwesen zu begegnen, finden wir uns zu der öf fentlichen Erklärung veranlaßt, daß wir, wie sich das ganz von selbst verstehen solle, anonymen Zuschriften aller Art ir gendwie welche Folge zu geben grundsätzlich ablehnen müssen So gern wir zur Abhülfe öffentlicher Uebelstände jeder darauf gerichteten Anregung Gehör zu schenken bereit sind, so müssen wir dies doch von der Voraussetzung abhängig machen, daß jede derartige Anzeige von dem Verfasser mit seinem Namen unterzeichnet und, wie cs an sich die Ehrenhaftigkeit verlangt, rückhaltlos vertreten wird." — In Leipzig sah man in vorvergangcner Nacht um halb 1 Uhr plötzlich in der NAchsstraße aus den Fenstern einer zweiten Etage Helle Flammen herausschlagcn. Ein dort wohnhafter fremder Kaufmann hatte unvorsichtiger Weise Pe troleum in die noch brennende Lampe nachgegossen, das Ocl hatte sich in Folge dessen entzündet, die Lampe gesprengt und bald die ganze Stube in Flammen gesetzt»! Durch schnelle Hülfe, namentlich zweier Polizeibcamten, wurde man zwar des Feuers nach kurzer Zeit Herr, aber dem Kaufmann ist durch Zerstörung nicht nur der Möbel, sondern auch seiner Papiere und Waaren (er handelt mit Uhrwerken) An nicht unbedeutender Schaden erwachsen. — Aus Forchhcim bei Lengcseld im Gebirge, 5. Octbr. Die vergangene Nacht hat unsere letzte Freude, die uns unsere Gärten noch gewährten vernichtet; der Frost hat Alles er- tödtet, selbst die Blumen, die äußerlich auf den Fenstcrbretcn der doch schon tüchtig geheizten Stuben standen, sind mit einer Eiskruste überzogen. Wir haben für unsere noch zu feiernden Erntefeste keinen Blumenschmuck mehr. Auf das Reisen der in ungemein reichlicher Fülle prangenden Pflaumen hatten wir ohnehin schon verzichtet, aber nun sind auch die schönen Aepfcl, von denen die Bäume strotzten, total erfroren. Die Kartoffeläcker sind so fest, daß keine Hacke durchgeht. Das meiste Getreide steht noch auf dem Halm, die Aussaat des Winters ist noch weit zurück. Heute hört man nichts als Klagen. — 4 Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 7^ Oktober. Unter Ausschluß der Leffentlichkeit fand die erste Sitzung statt. ES betraf eine Privatantlagesache des Karl Ernst Petasch wider Julius Wilhelm Rchfeld und Genoffen, — Die zweite Sache ist noch einfacher, wie die erste. Es handelt sich hier um eine einfache Beleidigung. Das Gericht sprach die Angeklagte klagfrei und den Kläger verurtheilte es in die Kosten. Die Sache spielt am Gerichtsamt Döhlen, Kläger war Michael Smi, Beklagte Amalie, verehelichte Müller. Das erste Urtel wurde heut bestätigt. — So un interessant, wie die vorhergegangen Verhandlungen, sind die nächsten. Karl Louis Kolbe ist der nächste Angeklagte. Er ist zwar nicht erschienen, aber seine Sache findet dennoch die nöthige Fortsetzung. Er ist der Unterschlagung beschuldigt und zwar der Unterschlagung von 0 Thlrn. und 6 Pfg. Das Urtel lautete au> 0 Wochen Gefängniß und Tragung der Kosten. Dagegen erhob Kolbe Einspruch. Herr Staats anwalt Held erklärte sich mit dem ersten Bescheide nicht ganz einverstanden und meinte, daß der Thatbestand der Unter schlagung gar nicht vorläge. Der Gerichtshof zog sich zurück und verkündete gegen 12 Uhr, daß Kolbe freigcsprochen wird. — Um 11 Uhr kommt das Gerichtsamt Dippoldiswalde an die Reihe. Da ist Friedrich Ehrcgot: Donath angeklagt und zwar wegen Hausfriedensbruch, Widcrsetzung gegen erlaubte Selbsthilfe und Beschädigung fremden Eigcnthums. Die Nacht vom 17. zum 18. April 1804 ist die Zeit, in welcher 4 Bergarbeiter in dem Gasthofe zu Hähnichen „Excesse" ver übt. Da soll es „Schmcißerei" gegeben haben, in die sich der Beschuldigte durchaus nicht verwickelt haben will. Er sagt: „Meine Herren Gerichtsherrn! Ich bin ganz unschuldig und bitte um meinen ehrlichen Namen. Ich habe noch Nie manden um einen Pfennig betrogen, nicht um einen Pfennig gebracht. Mir kann Niemand nischt nachsagcn!" Es sind 4 Angeklagte und Jeder von ihnen wurde wegen obengenan ter Vergehen zu 8 Wochen Gefängnißstrafe und Tragung von je j Kosten verurtheilt, womit sich der Angeklagte Donath nicht beruhigte und Einspruch erhob. Eine Menge Zeugen wurden in der Sache vernommen, unter Andern auch An Nachtwächter, Namens Ziegert. In der ganzen Affaire spie len geballte Fäuste und Auslachereien die Hauptrolle. Herr Staatsanwalt Held beantragte nach kurzer Rede die Bestäti gung des ersten Urtels, welche Seiten des Gerichtshofs auch alsbald erfolgte. — In der letzten Sache liegt An Diebstahl vor, wenn auch ein sehr geringer. Das Gerichtsamt Dippol diswalde hat die Marie Auguste Walter zu 2 Tagen Ge fängniß und zu Tragung der halben Kosten verurtheilt, wo gegen sie Einspruch erhob. Die Walter sah aus der Land straße zwischen Lungwitz und Wittgensdorf 8 Bündchen Rei sig liegen, die der von Lungwitz nach Klein-Scdlitz auswan dernde Gastwirth Schneider verloren hatte Diese 8 Bündel Reisig, von denen jedes nur 15 Pfennige kostet, soll sie auf gehoben und mitgenommen, mithin gestohlen haben. Das erste Erkenntniß wurde bestätigt. — VA Dahlen ist vorgestern Vormittag ein Bahn wärter beim Begegnen zweier Eiscnbahnzügc überfahren und, wie man hört, auf der Stelle gctödtet worden. Neben eigner Unvorsichtigkeit hat jedenfalls der an jenem Morgen stattge» fundcne Nebel mit dazu bcigetragen, das Unglück herbeizuführen. Königliches Theater. — Donnerstag, o. Oktober, wurde zum ersten' Male gegeben: „Pietra", Trauerspiel in 5 Akten von Moscnthal. — Ein so nationaler und verdienstvoller Bühnen- dichter wie Mosenthal darf, so oft er mit einer neuen Schöpfung vor die Oeffentlichkeit tritt, eine besondere Aufmerk samkeit fordern. Seine „Dcborah" ist von deutschen Wandertruppen bis Eanada und bis in die Goldgruben Ca- lifvrniens und Australiens getragen worden. In seinem „Son- ncnwendhof" hat er ein Drama vom edelsten Gehalt ge schaffen und seine „Deutschen Comödianten" sind wenigstens ein ächt volksthümlichcs Schauspiel, das uns in der Figur des treuherzigen Prehauser in fein empfundener Zeichnung, obwohl nur mit wenigen Strichen, eine ächte Künstlernatu«' weit rührender und lebensvoller, als alle die anspruchsvollen Pvrtraits in unseren modischen Künstlerdramen, darstellt; Auch das Trauerspiel „Pietra" hat bedeutende und große Züge aufzuweiscn. Seine Sprache insbesondere ist vornehm und voll poetischer Schönheiten, wenn wir auch den Vorwurf, den Jemand erheb: es sei „viel blutige Phrase" dann, nicht ganz unbegründet fanden. Rachbcgicr und Heroismus der Liebe sind die Haupttricbfedern, die in dem Drama be nutzt und in Confliet gebracht werden Der blutige Kampf der Guelfen und Ghibellinen, in den sich die tragischen Ge schicke vieler Einzelnen verflechten, bildet auch hier den düstern Hintergrund des Gemäldes, und seine Blutspuren führen, gräßlich genug, bis dicht an das Schlafgemach Pietra's, der