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kHvMvk l. j»^ /^Mch«i»t: «Qt«lich früh 7 Uhr. - Inserate werden angenommen; dt-AVend»-.Sonn tag» bis Mittag» 1L Uhr: Marietrstraße 18. Anzeig, in dies. Blatt«, da« jetzt i« 10,000 Exemplaren erscheint» finden »ine ersvlgrriche Verbreitung. Mittwoch, 3. vetbr. 18S4. M I i i ^bonnemmt: Vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung in'S HauS. Durch die Lönigl. Post : vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Tageblatt fiir Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Anseratenpreift: Fiir den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di, Zeile r Rgr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Mepslh -r Neichardk. — Verantwortlicher Redacteur: JullllS Ntichürbt« Dresden, den S- October. — Seine Königliche Majestät hat den Negie- rungSassessor bei der Kreisdirektion zu Leipzig, Bernhard Heinrich Wilhelm Philipp Grünler zum Amtshauptmann für die 4. Amtshauptmannschaft des Leipziger Regierungsbezirks mit dem Wohnsitze zu Döbeln ernannt. — Der am k. sächs. Hofe neu beglaubigte k. preuß. Gesandte von der Schulenburg, Exc., ist, wie wir hören, in diesen Tagen hier eingetroffen und hat die Leitung der ge- landschaftlichen Geschäfte übernommen. — Der zur Vertretung der dießseitigen Negierung für das Königreich Belgien neuernannte Gesandte von Fabrice hat Behufs Ucbernahme seines Postens Dresden nunmehr verlassen und sich nach Brüssel begeben. — Einer der wohltätigsten Vereine in Dresden — der Hilfs-Verein — welcher als wesentlichen Zweck verfolgt: anerkannt würdigen nothleidenden Familien der Stadt Dresden, welche durch Krankheit, teilweise Erwerbunfähigkeit, unzurei chenden Erwerb oder besondere Unglücksfälle unverschuldet in Armuth oder Nothstand gerathen find, materiell und moralisch aufzuhelfen, beabsichtigt auch in diesen Tagen eine Waaren- Lotterie zu veranstalten, deren Gewinne theilweise aus hierzu eingegangenen Geschenken aller Art, theils aus Näh- und Strickarbeiten aus der so rühmlichst anerkannten Arbeitsan stalt des Hilfsvereins bestehen werden. Mit der Lotterie be absichtigt man Verwertung der Waaren-Vorräthe der Ver- rinsarbeitsanstalt zu Beschaffung neuen Arbeitsmaterials für möglichst reichliche Arbeitsgabe an die Vereinsarmen, wo hin gegen der Taxwert von eingegangenen Geschenken insbeson dere dazu bestimmt ist mittelst des aus dieser Anstalt zu ent nehmenden nötigsten Wäsch- und Bekleidungsbedarfs den Vereinspfleglingen eine Weihnachtsfrcude zu machen. Loose ä 5 Ngr. sind an den bereits veröffentlichten durch rothe Ankündigungen erkennbaren Verkaufsstellen zu haben und ver fehlt man nicht dem wohlthätig gesinnten Publikum zur För derung des vorhabenden edlen Zweckes solche ganz besonders zur gütigen Abnahme zu empfehlen. — * — Am 3. October fand nach der gewöhnlichen Unterbrechung, welche während des Sommers immer stattfin det. die erste Sitzung des K. S. Alterthumsvereines im Pmzüchen Palais am Taschenberg wiederum Statt. Es ist rin angesagter Vortrag zwar nicht gehalten worden; jedoch hat der Verein wiederum sehr schätzenwerthe Aequisitionen an alterthümlichen Gegenständen gemacht, welche im Museum im „großen Garten" aufbcwahrt werden; auch sind einige neue Mitglieder ausgenommen und Vorträge von namhaften Gelehrten in Aussicht gestellt worden. — Der Concertsaal des Belvedere bot den Concertbe- suchcrn am Dienstag einen überraschenden Anblick: derselbe war mit mehreren Hundert bunter Wappen, Guirlanden, Büsten u. s. w. festlich geschmückt. Nach Beendigung des Concerts hielt nämlich das königl. stenographische Institut einen feierlichen Actus ab, zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Organisation seiner Verhältnisse. Nachdem die zahlreich erschienene Versammlung Platz genommen — wir erblickten die Geh. Räthe Kohlschütter und Schmalz, den Ober-App.-Nath v. König und den Polizcidirector Schwauß darunter — ergriff der Vorstand des Instituts, geh. Neg.- Rath Hape das Wort, um einen kurzen Abriß der Geschichte deS Instituts zu geben. Von Interesse war dabei vorzüglich, zu vernehmen, daß Prof. Hehde, welcher zugleich sein 25jähriges Dienstjubiläum feierte, mit dem Ritterkreuz des Albrechtsor- dens von Sr. Majestät begnadet worden war, sowie, daß das Institut bisher 2854 Kammersitzungen wortgetr.eu ausgenom men hatte. — Hieran schloß sich ein Souper in dem oberen Saale des Belvedere, wo es an ernsten und heiteren Trink sprüchen und Tafclliedern nicht fehlte. Großes Aussehen er regten einige 20 eingegangene Telegramme, sowie eben soviel Beglückwünschungsschreiben auswärtiger Kunstgenüssen, von denen außer vielen Sachsen auch die Vereine von Mainz und Frankfurt durch besondere Abgeordnete vertreten waren. Ein elegant ausgestatteter Ball hielt die Theilnehmer des Festes bis zum frühen Morgen vereinigt. — Das Denkmal für unfern Landsmann, dem in Zittau geborenen Heinrich Marschner, wird zu Hannover mit Rührigkeit vorbereitet. Obwohl für selbiges im Ganzen nur 3500 Thaler eingegangen sind und auf Nachsendung wenig Hoffnung vorhanden, geht das Comitv an die Ausführung des Planes, da solchem durch den Durchbruch einer dicht am Schauspielhause gelegenen Straße Gelegenheit gegeben wird, einen paffenden Platz zu gewinnen. — a. Die jetzige Umzugszeit und der dadurch hervorge rufene größere Bedarf an Dienstmannschaften hat die Direktion unseres ersten (rothem) Institutes veranlaßt, dieser Tage 30 Mann Soldaten, dir ihr bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden sind, als Dienstmänner einzukleiden. Uebrigens wollen wir hierbei nicht unerwähnt lassen, daß dasselbe Institut zur Zeit nicht weniger als 4 große Möbelwagen besitzt, welche durch ihr schmuckes Aeußere allgemein gefallen. — s. Das neue KreuzschulgebLude wird bereits mit Schiefer gedeckt. Auch ist man schon an mehreren Stellen mit Abtragung des Gerüstes vorgegangen. — Sonnabend den 15. October, Abends halb 8 Uhr, wird im Saale von „Braun's Hotel" unter 'gefälliger Mit wirkung des Fräulein Ottilie Genre, Fräulein Melanie Stein u. s. w. eine theatralische Aufführung »um Besten der von Herrn Hauptmann v. Mecrheimb begründeten Stiftung für verwaiste, hilfsbedürftige Töchter k. sächsischer Staats beamter stattfinden. Die Herren Hofmusikalienhändler Friede!, Schloßstraße, und Hofbuchhändler Burdach, Nasmarinstraße, haben den Billetverkauf gefälligst übernommen. — Vorigen Freitag verunglückte in Leipzig eine jü dische Handelsfrau, Namens Markus, dadurch, daß ihr gan zer Vorrath von sogenanntem Düppeler Freudenseuerpapier auf ihrem Korbe mit Manufactur- und Spielwaaren explo- dirte. Das ganze Gesicht und die Hände verbrannten in schrecklicher Weise; auch die sämmtlichen Maaren und ein Theil der Kleider wurden vernichtet. Am Sonntag begab sich eine Deputation, die die Stammgäste des Plauenschen Hofes entsandten, zu der Verunglückten, die seit vielen Jahren während der Messe im Plauen'schen Hofe als brave Händ lerin ein- und ausging, und überreichten ihr zum jüdischen Neujahrsfeste 40 Thlr., welche die kaufmännischen Stamm gäste gesteuert. — Wir bemerken hierbei, daß durch obenbe- zeichnetes Zündpapier in jüngster Zeit mehrfache bedeutende Verbrennungen stattgefunden und daß mit demselben, nament lich von der Jugend, ein arger Unfug getrieben wird. — Für die Familie der am 26. d. M. beim Nachr- manöver des 8. Jnfanteriebatailltzns plötzlich verstorbenen Markedenterin Ubermann hat Se. Majestät der König 10 Thlr. und Ihre königl. Hoheit Prinzessin Amalie 10 Thlr. der Expedition des Dresdner Journals übergeben. — Dießseits der Friedrichsbrücke wurde vorgestern Abend ein Fußgänger von einer Droschke umgeriffen und überfahren. Der Unfall schien ihm aber einen besonderen Schaden nicht zugefügt zu haben, trotzdem brachte man ihn zu Wagen bis an seine in der innern Stadt gelegene Wohnung. — Wer vorgestern Nachmittag 4 Uhr die Marienbrücke passirte, mußte sich nicht wenig wundern, dort auf einmal drei mit Brettern und Steinen beladene umgcworfene Wagen zu finden, an denen insgesammt die Achsen gebrochen waren. — In Löbau ist in den letztvergangenen Tagen ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt worden, der dort allgemeines Aufsehen erregt. Die Diebe sind mittelst Uebersteigens meh rerer hochgelegenen Zäune und Aufbrechens einer Gewölbe- thüre in ein dortiges buchhändlerisches Geschäft eingedrungen, haben mehrere Pulte gewaltsam eröffnet, und daraus den Betrag von gegen 500 Thlr. entwendet. Der Diebstahl ist bis jetzt noch »»entdeckt. — Eine im sog. englischen Viertel wohnhafte Dame verwahrte in ihrem Schreibsccretair außer anderem Gelde ei nen nicht unbedeutenden Geldbetrag, den sie sich zur Bestrei tung einer bestimmten Ausgabe separat gelegt hatte. Plötzlich war dieses Geld eines Tages verschwunden. Da ihr eine ähnliche Geldsumme schon früher einmal aus dem nämlichen Pulte abhanden gekommen war, so mußte sie nunmehr an einen Diebstahl glauben. Es siel ihr schwer, Jemand aus ihrer Umgebung der Verübung desselben zu verdächtigen. Sie glaubte cs nur mit ehrlichen Leuten zu thun zu haben. Und doch sollte sie sich in dieser guten Meinung getäuscht haben. Eine Näherin, die sie beschäftigte und der sie zu allerletzt ei nen Diebstahl zugetraut, war cs, die sie bestohlen und die ihr, wie sich später ergab, noch verschiedene Wäschstücken u. s. w. entführt hatte. — Ein Zweispänner überfuhr vorgestern nahe beim Blockhause eine arme alte Frau, welche einen Korb auf dem Rücken trug. Das geknickte Mütterchen mußte per Droschke in ihre Wohnung auf die Rhänitzgafse transportirt werden. — Am Montag ist bei Brießnitz ein männlicher Leichnam angeschwommen, kleiner Statur. Die gerichtliche Aufhebung geschah Nachmittags. Wie wir hören, ist der Leichnam gestern durch Angehörige recognoseirt und in ihm ein seit Sonntag vermißter hiesiger Getreidehändler erkannt worden. Sein Be- gräbniß erfolgte gestern Nachmittag auf dem Brießnitzer Kirchhofe. — In Leipzig hat eine Wittwe eine Schenkung ge macht, die auch von den städtischen Behörden angenommen worden ist, wofür ihr des Himmels reichster Segen szu wün schen ist. Sie hat nämlich ihr Haus der Stadt unter der Bedingung geschenkt, daß die darin befindlichen acht Woh nungen an eben so viele bedürftige Wittwen von Leipziger Lehrern zu einem Dritttheil des eigentlichen Miethpreises das Dritttheil ist für Verwaltung und Reparaturen bestimmt - — vermiethet. — Die Lotteriecollection des Herrn Friedrich am Schieß-: Haus hat bei der gestrigen Ziehung einen guten Treffer ge?' macht. Sie empfing auf das mit 20,000 Thalern heraußgp-- kommene Loos Nummer 46,202 zwei Achtel und das Geld kommt in Hände, wo es gewiß als ein reicher Segen er- , scheint. Ein Achtel davon besitzt ein unbemittelter Handwerke : während das Andere einer armen Wittwe zufiel. — Das Witting'sche Musik-Corps beabsichtigt vom> November an in den sächsischen Provinzial-Städten Huar- tettsoireen für Kammermusik zu veranstalten. i — Professor Sofka in Nikolsburg stellt für die nächsten; Monate folgende Wetter-Prognose auf: Der Oktober dürfte: im Ganzen zwar sehr trübe, aber eher trocken als feucht und. nur sehr wenig kühler ausfallen, als im Mittel. Die Wärme > nimmt bis an das Ende fast stetig und nur um die Mitte etwas rascher ab. Der November dürfte schon Fröste und Schneefalle bringen, der December aber im Ganzen sehr feucht und ziemlich warm ausfallen, doch dürften um die Mitte schon scharfe Fröste kommen und erst später Nachlassen. — Am 28. v. M. brannte in der Nähe von Wurzen plötzlich einer der letzten Personenwagen auf der L. Dr. Eisen bahn. Ein unverständiger und unbesonnener Passagier hatte eine brennende Cigarre in den Wagen selbst geworfen, wo sie in eine Spalte fiel, dort liegende brennbare Stoffe ent zündete und endlich das Holzwerk des Wagens selbst ergriff. Glücklicherweise konnte das Fahrpersonal noch rechtzeitig in Kenntniß gesetzt und das Feuer ohne Schaden für Menschen gelöscht werden. — s- Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 3. October. (Schluß.) Herr Staatsanw. Held tritt ein und mit ihm eine des Diebstahls beschuldigte Frau aus der Gegend von Radeberg im ländlichen Costüm. Es ist dies die verehelichte Handarbeitersfrau Johanne Christiane Urban, 33 Jahr alt und schon zweimal wegen Diebstahls bestraft, im Jahre 1853 mit 11 Monaten Arbeitshaus, 1858 mit 6 Wochen Gefäng- niß. Eines Tages kam die 43jährige Christiane Caroline, verehelichte Faulwasser, es war am 6. Mai 1864. nach Dresden auf den Altmarkt zu den ,Kränzelweibern" um Blumen zu verkaufen. Ein ihr gehöriges Kopftuch lag auf der sogenannten Blumenschwinge. Es verschwand und die Urban hatte es gestohlen? Sie machte nunmehr verschiedene Angaben. Bei der Polizei sagte sie, sie hätte aus Versehen das Tuch aus dem Korbe der Faulwasser genommen, vor Gericht erzählte sie, sic hätte es hinter den Rücken der Krän- zelweiber, etwa zwei Ellen weit von ihnen entfernt, auf dem Pflaster gefunden. Wem das Tuch gehöre, darnach hätte sie nicht gefragt. Sie hätte es aufgehoben und sich dann genirt, das Tuch zu zeigen. Nach Verlauf dreier Stunden wurde sie nach dem Tuche gefragt. Das Tuch ist nur auf 8 Ngr; taxirt und dennoch verurtheilte sie das Gericht zu einem Jahr Arbeitshausstrafe und Tragung der Kostm und zwar in Be zug auf ihren wiederholten Rückfall. Sie erhob Einspruch gegen dieses Urtel. Herr Staatsanwalt Held sagt selbst, daß die Verletzte wohl interessante Data über den Vorfall abge ben könnte. Aber Herr Held meint, ihre Aussage vor der Polizei und vor Gericht widersprächen sich. Er halte es für unbedenklich, die Anklage aufrecht erhalten zu können. Sollte aber doch ein Bedenken entgegenstehen, so sei er deshalb doch gegen eine Freisprechung, bezüglich müsse da noch die Ver letzte vorgeladen werden. Herr Advokat Kuntzsch stellt die beiden Fragen auf: „Hat die Klägerin das Tuch verloren?" und: ist es ihr aus dem Korbe genommen worden?" Er versucht zu constatiren, daß sie es verloren, bezüglich, daß es uncrwiesen ist, daß sie es nicht verloren. Er erwähnt noch, daß es doch stark sei, wegen eines Tuches im Werthe von 8 Ngr. eine Mutter von drei unerzogenen Kindern, die seither sogar sechs Jahre seit ihrer letzten Bestrafung unbe scholten gelebt, mit einem Jahre Arbeitshaus zu bestrafen. Er beantragte die Freisprechung der Urban wenigstens wegen Mangel an vollständigem Beweise. Nachdem Herr Held und auch Herr Kuntzsch noch einmal gesprochen, wird die Ver handlung bis auf Weiteres vertagt. Die Faulwasser soll erst vernommen werden. Während dieser Verhandlung war der halbe Altmarkt mit seinen „Kränzelfrauen" auf der Ga-i lerie vertreten. — Bei nächster Verhandlung handelt sich's,' wenn ich recht gehört, um eme thätliche Beleidigung mit der' Hand. Kläger ist die Kellnerin Julie Hedwig Nudoben, Ver-, klagter der Restaurateur Carl Gottfried Agsten von hier. Diese Sitzung fiel aus, weil das Schänkmädchen nicht auf-' zufinden war. — Zum Schluß kommt noch einmal Herr Staatsanwalt Held. Es liegt ein Strafantrag Carl Gott- ! helf Nudolph's vor gegen Carl August Dürsel. Grund der Anklage ist Beleidigung und Hausfriedensbruch. Dürsel war