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Anforderungen bezüglich der Mathematik an die Abiturienten gestellt wurden, welche wohl nicht in ganz richtigem Verhältniß zu dem gestanden haben dürften, was nach Maßgabe de- er- thellten Unterricht- hätte gefordert werden können. Zum Theil mag dies freilich durch die erhöhten Ansprüche im Altgriechischen bedingt worden sein. Möchten die bezüglich des Unterrichts plan- noch immer unentschieden gebliebenen prine'piellen Contro Versen bald endgiltigen Abschluß finden. — Die durch die genehmigte Vermehrung der hiesigen Turner-Feuerwehr ausgeschriebene Anmeldung weiterer Freiwilliger zum Corps hat am Sonntag den 25. d. ein recht erfreuliche- Resultat geliefert. Eine bedeutende Anzahl junger Männer aus allen Stadttheilen Dresdens (Turner natürlich) hatte sich dazu ringefunden, und die vorgenommenen, mitunter schweren Prü fungen wurden zum großen Theil mit Leichtigkeit gelöst. Möge das junge Institut so weiter schreiten und sich noch vermehren; denn nur dadurch, daß in der Conpagnie aus allen Stadtthei len Mannschaften vertreten sind (welche natürlich nur einem Commando unterstehen müssen), kann und wird jedes ausbrechende Feuer durch die im Bezirk wohnende Mannschaft bis zum Ein treffen der übrigen (allnächtlich von Abends 10 Uhr bis früh 5 Uhr in der Schmelzmühle wachenden) Mannschaft baldigst gedämpft werden. — Gestern traf der Jnspector des Zoologischen Gartens aus Holland und Belgien mit einer Anzahl schöner und in teressanter Thiere ein, von denen besonders ein Dromedar, eine Löwin, ein L ppenbär, ein afrikanisches rothes Schwein, Ga zellen, Stachelschweine, Canadische Gänse genannt seien. — In einer Gastwirthschaft auf der Annenflraße ver schied vorgestern ganz plötzlich ein vormaliger Getreidehändler von hier; Er war bereits im Laufe des Vormittags dort ein gekehrt, und hatte sich, nachdem er das MittagSeffen zu sich genommen, mit dem Kopf auf den Tisch gelegt und sonach eine Stellung angenommen, daß man meinte, er schlafe. Als man ihn aber nach einigen Stunden Wicken wollte, fand man, daß er entschlafen war. Jedenfalls hat ein Schlagfluß seinem Le ben Plötzlich ein Ende ge nacht. — Auf der Eamenzer Straße erregte vor einigen Tagen die polizeiliche Abführung eines 7jährigen Mädchens nicht ge ringes Aufsehen. Wie man sich erzählt, hat dasselbe einem in dem Logis ihres Vaters wohnhaften Onkel nach und nach den Betrag von 48 Thalern aus einer verschlossenen Lade in der Weise entwendet, daß es vor jedesmaliger Ausführung eines dieser Diebstähle die auf der Rückseite der Lade befindlichen ri'ernen Bänder losgeschraubt, bez. nach verübtem Diebstahl wieder zugeschraubt hat. — Ein Schneidergesells von hier, der von seiner Ehefrau getrennt wohnt, drang vorgestern Abend Plötzlich in die auf der Königsbrückerstraße gelegene Wohnung derselben ein, hielt ihr ein Pistol vor die Brust und drohte, sie damit zu erschießen. Die Frau fiel ihm sofort in dem Arm, in dem er das Pistol auf sie gerietet hielt, auch rief ihre zufällig anwesende Schwe ster augenblicklich nach Hüls.', und durch Beide gelang es, den Mann von der Ausführung seiner Drohung zurückzuhalten. .Er nahm hierauf noch zärtlichen Abschied von seiner Frau und seinen Kindern und entfernte sich kurz nachher mit der ausge sprochenen Absicht, daß nunmehr er sich selbst erschießen wolle. Man hörte auch alsbald darauf auf der Straße einen Schuß, allein sich selbst zu erschießen, war dem Schneidergesellen nicht eingefallen, er hatte nur das Pistol abgeschossen. Wegen an« scheinender Geisteskrankheit erfolgte seine Unterbringung im Krankenhaus. — In den herrlichen Räumen deS der Gesellschaft Soeietät gehörigen Hauses, wo man den großen Saal geschmack voll mit Bildern, Fahnen und Blumen decorirt hatte, fand vor gestern Vormittag die HaupKonferenz deS deutschen Sänger bundeS mit dem hiesigen Festausschüsse wegen Einrichtung zur Abhaltung des großen Gesangfestes für 1865 statt. Nachdem Herr Justizrath Mey r aus Stuttgart den Vorsitz übernommen, ergriff Herr Staatsanwalt Held das Wort und sprach im Namen des LokalauSschuffeS über den Standpunkt, von dem die Leitung de-Festes sich Bahn brechen könne, worauf siH die Versammlung dahin erklärte, daß der LokalauSschuß in dieser Angelegenheit womöglich maßgebend und mit freier Hand zu walten, berechtigt sein möge. Nach längerer Debatte wurden folgende Beschlüffe gefaßt. 1) Da- erste BundeSfest des deutschen Sängerbundes wird am -2. Juli 1865 in Dresden gehalten. 2) Dasselbe dauert 3 bis 4 Tage. 3) Zur Theilnahme berufen sind die Mitglieder des deutschen Sängerbundes; außer deuselben die österreichischen am Eintritt in den Bund noch ver hinderten Sängerbünde; Einzelvereine nur, sofern ihnen der Eintritt in einen Bund unmöglich ist; unbeschränkt: die deutschen Sängervereine im Auslände, 4) Der eidgenössische Sängerverein wird zum Feste geladen. 5) Die Einladung zum F.ste geschieht gemeinsam von beiden Ausschüssen. 6) Die gesammte Correspondenz findet Seiten der Ausschüsse mit den Sängerbünden statt, nicht mit den einzelnen Vereinen. 7) Die Sänger treten in Dresden in ihren Sängerbünden vereinigt auf. 8) Jede Fest karte ist mit 1 Thlr. zu lösen, mcl. des Feschestes und Programmes. Fremde Gängerdeputatidnen zahlen keinen Beitrag. 9) und 10) Für die Anme.dung werden feste Termine erlassen. Später sich Meldende zu be- rücksichligen, ist der Festausschuß nicht gehalten. 11) Ehrengäste werden von beiden Ausschüssen gemeinsam zum Feste geladen. Als dieß geschehen, wurde von dem Musikausschuß bei Pvnkt 12 (zu stellende Anträge von der musikalischen Com mission) Bericht erstattet, nach welchem zwei Aufführungen zu j- zwei Theilen stattfinden sollen, wo keine den Raum von zwei Stunden überschreiten darf. Die Tonschöpfungen, die auf das ConcurrenzauSschreiben eingehen und die Herren Abt, Otto und Rietz zu Preisrichtern haben, sollen die Chöre höchsten- 15 Minuten beschäftigen. Bei den Vorträgen sollen sechs Lieder, worunter 2 Volkslieder, in Ausführung kommen. Die Leitung der zwei Aufführungen wurde den Herren Hofcapellmeister Rietz und Krebs aus Dresden, Herbeck avs Wien und Faißt aus Stuttgart anvertraut, wobei erwähnt wurde, daß jedem der Componisten sein Werk selbst zu dirigiren unbenommen bleibe. Hierbei sei erwähnt, daß man die Herren Abt, Otto, Müller und Rietz um besondere Compositionen für das Fest angegangen und aus den ferner eingehenden Tonwerkm vier Stück zur Aus wahl kommen sollen. Man ging hierauf zu folgenden Be schlüssen über: 13) Wettgesang und Preisvertheilung findet nicht statt. Eknzelge« änge von Sängerbünden oder Einzelvereinrn (mit der Minimalzahl von 60 Sängern) sind zugelaffen. 14) Der Gesammtausschuß des deutschen Sängerbundes tritt bei dem Feste in Verbindung mit dem Dresdner Festausschuß in Function. 15) Wo immer möglich, ist außer der Fest- lütte ein Festplatz im Freien, am besten neben der Hütte, herzustellen. 16) Der Empfang der Sänger findet nach Sängerbünden, nicht nach Vereinen, in osficieller Wcise durch beide Ausschüsse statt. 17) Die Ein weihung der Bundessahne des deutschen Sängerbundes wird durch ge meinschaftlichen Gesang, Rede, Uebergabe an den Festausschuß gefeiert. 18) Die Hauptproben sind für die Sänger obligatorisch. 19) ES werden 2 bis 3 Hauptproductionen gehalten 20) In die Festzüge werden die Sänger, abwechselnd in ihre Sängerbünde vereinigt und in die einzelnen Vereine aufgelöst, eingereiht. 21) Die geselligen Unterhaltungen (Ban kett) sind womöglich durch allgemeine Lieder und osficielle Ansprache einzuleiten. 22) Die Mitglieder beider Ausschüsse theilen sich in die Uebcrnahme der Ansprachen. 23) Mit dem Feste ist ein Sängertag des deutschen Sängerbundes (Abgenrdnetenversammlung) verbunden. 24) Der offleielle Schluß de» Festes ist die Uebergabe der Bundesfahne an den neugewählten geschäflsführenden Ausschuß des deutschen Sänger bundes. Nachdem man nun im Laufe deS Vormittags die geschäft liche Angelegenheit in bester Form geschlichtet, vereinigte die gesammten Mitglieder des Ausschusses ein, von der Dresdener Liedertafel veranstaltetes Festmahl in selbigen Räumen, wo Wort und Lied alle Herzen erhoben und zur Heiterkeit stimm ten. Später begab sich in vier Omnibussen die Gesellschaft nach dem Albcrtsbahnhof, um von dort aus pr. Bahn dem reizend gelegenen Städtchen Tharandt einen Besuch abzustatten. Dort angelangt, begrüßte der Tharandter Sängerverein die Gäste mit Sang und Wort und der Weg begann in den herrlichen Buchenhain, genannt die „heiligen Hallen." Hier, in den majestätischen Laubgewölben, hier, in der herrlichen schönen Natur, wo da- Herz aufgeht beim Anblick des Wunderbaren der Schöpfung, verlebte man einige wahr haft heitere Stunden. Die Gastfreundschaft der Tharandter Sänger hatten hier für einen kleinen Imbiß und zur Kühlung deS Durst, s freundlich gesorgt. Die Retourfahrt nach Dresden geschah in vier Omnibussen und ein großer Theil der Gäste begab sich noch auf das Lincke'sche Bad, wo an jenem Abend dar Fest der Fahnenweihe von beiten der Gesellschaft Stradella