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Beilage zu Nr. 271 der Dresdner Nachrichten. Dienstag, den 27. September 1864 Feuilleton. *. Freiwilliger Hungertod. Der Soldat, welcher in Schnei demühl bei Bromberg einen Unteroffizier auf der Straße ermordet hat, soll dieser Tage, nachdem er beharrlich die Zusichnahme von Speise und Trank verweigert und auch die Energie gehabt hat, sich der gewaltsamen Ginflößung von Nahrungsmitteln zu widersetzen, den freiwuligen Hun gertod gestorben sein. Es ist zwar schon sehr häufig von Gefangenen versucht worden, sich in dieser Weise zu tödten, aber die Kraft, den Ver such durchzuführen, hat selten einer gehabt. * Mit der Vergiftung des Brunnenwassers in Berlin durch ausströ mende- Leuchtgas, wovon soviel Geschrei gemacht, ist es, nach einer Er klärung der städtischen Erleuchtungsdeputation, nichts. Demnach hätte sich bei verschiedenen Untersuchungen des Wassers aus Privatbrunnen, welches angeblich durch einströmendrs Leuchtgas verschlechtert sein sollte, in den meisten Fällen mit Bestimmtheit herausgestellt, daß das Wasser nicht durch Leuchtgas, sondern durch Flüssigkeiten aus nahe belegenen Senk- und Dünggruben, welche, mit den durch Verwesung organischer Sub stanzen erzeugten Gasen geschwängert, in die Brunncnkessel gedrungen waren, verschlechtert worden ist. * Schon wieder hat sich in Heidelberg ein Student, P. W., stuä. viril., in Folge eines Würselduells erschossen. Ern hinterlafiener Brief giebt darüber näheren Aufschluß. Sein Gegner ist noch unbekannt. Es herrscht die allgemeinste Indignation über diesen wiederholt vorge kommenen Unfug. * Ein junger Kaufmann in einer Dorstadt zu Wien legte jüngst während einiger Tage m das Schaufenster seines Derkaufslocals einen geschrie benen Zettel, aus welchem die Worte standen: „Der Besitzer dieses Ge schäft- wünscht sich mit einem braven Mädchen oder einer jungen Wittwe ^u verehelichen. Vermögen ist nicht erforderlich!" — Der Laden des ;ungen Heirathscandidaten soll seitdem nicht leer von Käuferinnen ge wesen sein. * Die „K. Z." brachte in einer ihrer letzten Nummern folgendes Inserat: „Ein großer silberner Suppen-Borlegelöffel, stammend aus dem Wagen Napoleon'- I., der bet Gemappe, nach der Schlacht bei Belle- Alliance, am 18. Juni 1815, den Preußen als Beute zuficl, soll ver kauft werden. Der Löffel trägt oben am Stiel das Wappen der Bour bonen, von Emblemen umgeben „die drei Lilien im Felde", darüber die Königskr.ne, darunter das Kreuz der Ehrenlegion. An den Stiel nach unt.n sind jene drei Zeichen, die man auf allem Napoleonischen Silber jener Zeitpoche findet: a: ?. k. I. — d: der gallische Hahn — o: der Kopf Napoleon l. Die in Besitz dieses historischen Werthstücks zu kommen wünschen, mögen unter Chiffre ,,N. v. I. 122" ihre Franco-Offerten an die Expedition dieser Zeitung einsenden. Beim Ankauf wird durch einen Rechts-Anwalt der nöthige Nachweis geliefert und für die Echtheit der Abstammung Bürge geleistet werden. Es sei jedoch bemerkt, daß 400 Pfd. Sterling bereits für jenes historische Werthstück geboten wurden." * Aus dem Lager von Chalons wird der ^,K. Z." geschrieben: Mar schall Mac Mahon, ein ernster, grauer, nicht sehr vollbättigerHerr, com- mandirte das Manöver. Der Kaiser, mit der Dekoration der Ehrenlegion und den Kriegs-Medaillen des Emprie allein geschmückt, sieht nicht- weniger als elend au-; wir haben ihn beständig aus nächster Nähe betrachtet Er Ähnelt den meisten Bädern durchaus nicht; er hat weder eine zu starke Gestalt, noch trug erden so viel übertrieben dargestellt gesteiften Schnurr bart. Vor ihm ritt jeder Zeit der kaiserliche Prinz auf eiinm Pony- Falben, neben seinem Stallmeister Bachon. Wenn der Kaiser spricht, hat sein Lächeln, und er scheint es dann stet- zu besitzen, so ernst er während des Schweigens aussieht, etwas außerordentlich Gewinnendes und Freund liches. Den Prinzen Humbert. eine, wenn auch junge und entschlossen blickende, sehr zarte, aber eben nicht schöne Persönlichkeit, winkte der Kaistr wiederholentlich näher an seine Sette. Er sieht sehr braun aus. Die Begleiter des Prinzen, General Revel und Oberst Sonnaz, dürfen beson ders darunter zn nennen sein, sind dagegen noch ziemlich junge, ange nehme Erscheinungen. Der Prinz Napoleon hat in der That viel Aehn- lichkrit mit seinem großen Urbilde, aber er ist jedenfalls letzt schon bedeutend stärker, als Jener jemals gewesen. Außer den preußischen waren in der Cortdge eben nicht viele sremdherrliche Offiziere zu finden, desto mehr Türken, Aegypter, Griechen, überall auf dem Felde einzeln oder rn Grup pen zersteut. Als der Kaiser auf dem Berge sich befand, setzte er sich auf einen Stein nieder und ließ von Pionieren, denen der kleine Prinz bei ihrer Arbeit sehr wißbegierig zuschaute, Sitze aus Faschinen fertigen. Die vorüberrückenden Regimenter riefen laut Vivo l'Lmpereur! Der Kaiser nahm den Hut ab und nickte herab zu ihnen. Als Alles dort passirt war, setzte er sich wieder zu Pferde und folgte dem Fortgange de- Gefechts. Den kleinen Prinzen schickte er zur Cantinivre seines Regi ments, sich dort zu erfrischen, was von Seiten drs Publicum- mit neuem, lautem Vivo I' Lmperour! ausgenommen wurde. Uebrigens hat dasselbe unglaublich freien Zutritt mitten und in die Action hinein — selbstver ständlich hält es den vom Kaiser gewählten Platz für den besten und drängt also 8ans ßsnv, d. h. rauchend, schwatzend, trinkend, dicht bis zu ihm heran. * Die polnischen Damen sind jetzt weit davon entfernt, durch Klei dung oder kirchliche Gesänge zu demonstriren; nichlsdestoweniger aber find sie gerade der Gegenstand der gehässigen Verfolgungen uud werden gerade sie als Mittel zu Geldpressungen benutzt. Obgleich es ziemlich bekannt ist, daß die Trauerkieldung verboten ist, und jede Polin den völlig schwarzen Anzug zu vermeiden sucht, so ereignet es sich doch häufig noch in den kleinen Städten der Provinz, daß Damen arretirt werden, die nur etwas Schwarzes, als z. B. eine Feder, oder Knöpfe, oder ein schwarze- Bändchen an sich haben, und daß sie dann einer hohen Geldstrafe ver fallen. So kam folgender Fall vor Kurzem in der Stadt Lodz, wenige Meilen von der Grenze, vor, wo zwei junge Mädchen einer Parade de- russlschen Militärs aus den Fenstern ihres Hauses zusahen. Ein russi scher Off zier bemerkte die jungen Damen und ihren Anzug, der aus bnnten Battiströcken mit weißer Blouse bestand, in welchen ein schwarze- Bändchen als Verzierung der weißen Stickerei eingezogen war. Dieser Umstand wurde sogleich zum Vorwände einer Geiderpressung genommen, und wenige Minuten darauf erschien ein russischer Soldat in jener Be hausung mit einem schriftlichen Befehle seines Vorgesetzten, daß der Be wohner jenes Hauses sofort für drei Damen, die mit schwarzen Bändern eine Demonstration gegen die Russen versucht hätte»», eine Geldstrafe von 75 Rubeln zu erlegen hätten. Obgleich der Eigenthümer behauptete, baß sich eine dritte Dame gar nicht am Fenster gezeigt hätte, so bestand doch der Soldat auf der sofortigen Erlegung der verlangten Summe, widrigen falls nach einer halben Stunde das Doppelte und Dreifache erhoben werden würde. Der Familienvater, nur zu wohl wissend, daß solche Drohu gen nicht leere Worte sind, beeilte sich, die Summe von 75 Ru beln so rasch als möglich zu zahlen. SO 8r«L L»88L8«I»V LllvLT stehen zum Verkauf auf HH «»Line E^»«»L8«l8 in verschiedenen Farben, desgleichen LvL8vI»Si>»<lvi» in großer Auswahl. «ksselrviL, 8trün»pkv und 8oeL«i» in Wolle Baum wolle und wattirt, wollne gestrickte Socken ä Paar von 6 Ngr. an: 8I»»^1s, Vüelnvr und UlsULlkviR in sehr großer Auswahl empfiehlt zu gauz billigen Preisen «üb Strumpswirkermeister, Casernenstraße Nr. 17 pari., sowie in meiner Bude aus dem Nenstädter Markt. 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