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Hause beschäftigten fünf Stenographen Gabeksbrrger'scher Schule aufgefordert; hat sich von ihnen aber bis zum 30. September d. I. nicht die genügende Anzahl zu einem Wettkampfe bereit erklärt, und ihren Preisrichter gewählt, so geht die Aufforderung an alle Stenographen der GabelSberger'schen Schule in Deutsch, land. — Gestern Bormittag wurde in hiesiger Stadt von der Polizei ein vor drei Wochen auS der Correctionsanstalt in Hohnstein entwichener Mann aufgegriffen. Derselbe hatte die Zeit seiner Freiheit unter Andern zu dem Diebstahl einer Uhr v-rwendet, die er in einem Dorfe im Plauenschen Grunde rntwend.'t und gestern bei einem hiesigen Handelsmann ver silbert hatte — Für heute sind wieder 50 Mann kranker östreichischer Soldaten hier angesagt, die gegen Mittag hier eintreffen sollen. — Schon wieder ist in diesen Tagen und zwar diesmal auf der N?uegaffe eine Fensterscheibe mittels einer kleinen Blei kugel eingeschossen wo:d.ri. Man vermuthet. daß der Schuß aus einem der in dortiger Nähe gelegenen Gärttn gekommen ist, doch ist es bis jetzt nicht gelungen, darüber etwas Be stimmtes zu rrmitteln. Angesichts d.r vielen früheren Fälle gleicher Art ist der neuerliche Vorfall sicher geeignet, im Pub likum Bcsorgr.iß vor Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu Verbreiten m-d es bleibt nur zu wünschen, daß diejenigen, die derartigen gefährlichen U'sug sich zu Schulden kommen lasten, mit der ganzen Strenge des Ges tzes bestraft werden. — Aus Leipzig schreibt man, daß dem bisherigen Staats, anwalt Gareis in Pnna ne Stelle eines NatheS im Bezirks gericht Leipzig üoertra.M worden sii. — Die N ubauUir, auf Lenen der vor einigen Tagen hier verhaftete Maar rgeselle überall und zwar im Ganzen 17 Röcke zusammen gestohlm hat, msi.-den sich im Canzkigüßch^n, urff der Markgva-'eu- und Wilödrufferstraß-.', auf »er Albrechts-, Ziegel- u -.o Neuegaste, an See, am Markt und aus der Ma- ternistraße. — Aus Waldleim melden di; Chmm. Nuchr.: In der Nacht zum 2 Scp emöer wäre es dem wegen TodLschlags zu 25 Jahrei- Zuchiyaus veutrlheuiea Sträfling Ebert aus Wtl- denfels beinahe ; elungen, zu entspringen. Der Mensch hatte Mittel und Legs gesunden, die Exp.'ditiou des Obecausschers zu erbrechen ru.d sich da mit NeistgUd, sowie mit Kleidungs stücken zu d. rsehen, worauf er die Schild wachen ungehindert passitte. Durch das Thor konnw er nun feeilich nicht; dafür suchte er über das Dach der ÄeamL-nwohnung zu entkommen, bei w/ichem Versuch er jedoch entdecke und nun sein Vor haben vertuet wurde. Als e Auf dem Dache saß, soll auj Bffehl des Anstattödiecciors, wett er der Aufforderung, heral- zukommen, nicht sogleich Folge leistete, nach ihm geschossen worden sein, indessen wurde er nicht gsLrofsin. Es muß aus- falleu. daß cs so gefährlichen Verbrechern so leicht möglich ist, entsplingrn zu können, doppelt ariffallrn, als kaum em halbes Jahr vergangen ist, daß ein Siroflmg in ganz ähnlicher Weise zu entt'ommsu wußte, wie seiner Zeit dre Zeitungen berichteten. Man möchte daraus den Schluß ziehen, daß die Aussicht, die zwar streng doch noch anders ge handhabt werden muß. Die Furcht vor Prüzc! schreckt den nach Freiheit lechzenden Ver brecher nicht vor dem Fluchtversuche zurück und können Prügel nimmer eine Lücke, wenn solche in der Anfstchtsführung über haupt vorhanden Ware, ausfüllen. — Von einem hiesigen Gensdarmen wurde vorgestern Vormittag im Gasthof zur „Stadt Plauen" ein rechtswidrig eingestellter Transport Pulver im Gewicht von sieben Centner entdeckt, der, wie sich später ergab, noch obendrein schlecht verpackt war. Er mußte sofort nach den Pulverhäusern in Friedrichstadt gebracht werden. — Der sttckbritflich verfolgte ehemalige Commerzienrath Bahonne, der sich großer Brmügereim schuldig gemacht, scheint ganz grmüthlich in Brüssel zu leben, denn dort ist er neulich von etlichen Dresdener Bürgern auf öffentlicher Straße und Spaziergängen gesehen worden. — -j- O^ffentUche Gerichtsverhandlung vom 9. Septbr. (Schluß). Der vorletzte Prozeß spielt in Klingenberg bei Tharandt. GS war am 28. Juli 1863, da ließ der Gemeinde vorstand Carl Gottfried Kästner durch einen Beibolen oder Beifrohn den Knaben der Anna Emilie Wahl zu einer ärztlichen Untersuchung hol.n. Welchen Zweck oder Grund die ärztliche Untersuchung hatte, war nicht zu erfahren Das ärgerte die Wahl und sie ging nun sowohl auf der Straße als in der Wohnung des Kästner auf ihn mit Schimpsreden loS, indem sie unter Anderem melkte, der Gemeindevorpand soll krumm und lahm zusammenwachstn. Kästner reichte nun an da- Gericht samt eine Denunciation ein und bekundete darin einer seits die gefallenen Schimpfreden, den Zusammenlauf vieler Menschen auf der Straße, daß die Wahl in sein Haus gekom men, in sein Zimmrr, wo sich seine Frau und sein Dienstmäd chen befunden, daß seine Frau die Wahl hinausgeschoben und das Hofthor verschlossen habe, ja endlich, daß sie auch später roch an demselben Tage im Vorübergehen zum Gemeindevorstand gesagt hake: „Na, dkm will ich schon noch eins auswischen!" Die Beklagte gesteht das Meiste zu, nur das nicht, daß die Frau Kästner ihr Ruhe geboten und sie fortgttviesen habe, auch will sie nichts gesagt haben vom „Auswischcn!" Solche ua- vorsichtige Reden führe sie gar nicht. Die Zeugin Christiane Kästner, die Frau des Klägers, hat Alles bestätigt, was ihr Mann, der Gemeindevorstand denuncirt. Das Dienstmädchen Kästner'S, die Pauline Flade that dasselbe. Anna Emilie Wahl wurde wegen Hausfriedensbruchs und Beleidigung mit Z Wochen Gefängniß bestraft. Gegen dies Erkenntnitz erhob die Wahl Einspruch. Herr Staatsanwalt Held meint ganz kurz: „Da die Königliche Staatsanwaltschaft sich im vorliegenden Falle nicht in der Lage sieht, die Strafe als eine zu hohe anzusehen, so beantragt sie auch die Bestätigung des ersten Bescheides!". Dieser erfolgt. — Die letzte Sache spielt am Gerichtsamt Dip poldiswalde und geht gegen den Hausbesitzer und Bergarbeiter Carl Gotlsiird Kunaih, ziemlich wohlhabend und noch nie in Un tersuchung gewesen. Es betrifft das Ganze wieder eine Un einigkeit, wie sie im Lcben und namentlich im häuslichen Leben nicht selten vorkommt. Dsr Kkwpnermeister Hartmann wohnte im September 1863 im Hanse Kunath's. Elfterer, hatte dem Letzteren schon f.üher einmal Vorbehalten, daß er ihm ein Streichhölzchenl-üchschen von Messing, im Werthe von 25 Pfen nige „gemaust" habe Da kam nun am 25. September 1863 Ku- na:h in die Wohnung Hartmanns, freilich etwas laut und setzte ihn wegen dieser Beschuldigung zur Rede. Der Inhaber der Wohnung forderte ihn auf. hmauszugehen und zwar mit den Worten: »Kunath, hier machst Du tttmn Spectakel!" Der aber entfernte sich nicht sobald. Auch gepackt sollen sie sich ^aben. Kunath giebt Wohl zu, er sei in der Stube Hartmann- gewesen und habe sich nicht gleich auf dessen Aufforderung ent fernt, aber er sei deshalb so lange darin geblieben, weil er dem Klempner die Wohnung kündigen wollte. Der Bergarbeiter Gk'.ßler, der als Zeuge vernommen wurde und in demselben Hause wohnt, konnte mcht viel sagen, er hat blo) „Streit" ge hört. Dis Frau des Hartmann wurde auch vernommen und bestätigt Alles, was ihr Mann geja.tt, namentlich daß Kunath mit lautem Geschrei in's Zimmer gekommen sei. Soweit der Hausfriedensbruch, wegen dessen das Gerichtsamt Dippoldis walde den Kunath mit Gefängnißftrafe in der Dm er von 10 Tagen und Tragung von zwei Dritthsilen der Kosten verur- :heilte. Der Diebstahl, dessen Kunath beschuldigt war, bezieht sich auf ein Streichhölzchenbüchschen im Werthe von 2 Ngr. ü Psg. Hartmann zog gewöhnlich auf den Jahrmarkt nach Frei berg und Kunath manchmal mit, um ihm in der Verkaufsbude zu helfen. Der Klempner vermißte nun einmal am Schluß de- Marktes beim Einräumen in die Kiste das BüchSchen und Ku nath sollte eS gestohlen haben, da Hartmaun eS später bei dem Bergarbeiter Metzler sah und dieser selbst vor Gericht bestätigte, er habe es von Kunath. Dieser leugnet den Diebstahl, giebt zwar den Besitz des BüchSchens zu, weiß aber nichts über den Erwerb zu sagen. „Gemaust" Hab er es nicht! Dippoldis walde sprach ihn dieses Verbrechens ledig, da der Beweis fehle. Gegen beide Erkenntnisse erhob er Einspruch, der Hausfriedens bruch soll gar nicht so arg gewesen sein, er habe bloS wollen den Hartmann die Wohnung kündigen und wegen de- Büchs-