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ht» Mittag« ir Uhr angeno«-^ «e« in der ErpedMo«: Marienstraßt 1». rr «gr. «u»rlnrNm»< »m» 1 RU. v,wv Berbreitunj für Unterhaltung «O GeschWverkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mo^ SIS Dienstag, den 2. August 1864. Dresden, den 3. August. — Se. Majestät der König hat dem Ober--Trompeter Friedrich Eduard Wolffram, aus Anlaß seines fünfzigjährigen Dienfijubiläums, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Se. Maj. der König und Ihre königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin haben gestern der Kunstausstellung auf der Brühl'schen Terrasse einen Besuch gewidmet. — <F Königliches Hoftheater. Sonntag, den 31 August: „Wallensteins Tod." Trauerspiel in sechs Aufzügen von Schiller. Wallenflein: Herr Lehselb vom großherzoglichen Theater zu Weimar als Gast. Ehe wir heute unsere kritische Besprechung beginnen, können wir, als unversöhnlicher Feind alle« Falschen und jeder ungerechten Anmaßung, unseren Un willen nicht zurückhalten über das Gebahren einiger Dresdener Kritiker, die offenbar Falsches und Unwahres in ihren Berichten über Sehfelds Darstellung des König Lear einzustreuen — wir wissen nicht durch wessen Einfluß? — sich veranlaßt gefunden haben. ES muß dies um so mehr Wunder nehmen, als Erner dieser Herren, wir wir mit eigenen Augen gesehen, bereits nach dem zweiten Act das Theater verlassen, dennoch aber über den Verlauf der ganzen Vorstellung berichtet hat. Lehfeld's Name hat in der.Thraterwelt, besonders in Darstellung Shakespeare' scher Charaktere, einen mehr als gewöhnlichen Nus. Die ersten Vertreter der Kritik, wie Gutzkow, A. Stahr, Bodenstedt, Ulric und Dingelstedt, haben in umfänglichen Besprechungen sein großes Talent anerkannt; es haben Hackländer, Gottschall, so wie die Professoren E. Eckart in Carlsruhe und Cuno Fischer in Stutt gart seine Leistungen auf das rühmlichste erwähnt, und, wo solche Zeugnisse reden, kann solch Phrasenthum, wie das ange deutle, nur lächerlich erscheinen. Kritik ist eine Erfahrung» Wissenschaft, und wir glauben in ihr kein Neuling zu sein, denn wir sahen die Darstellung des Wallenstein von Anschütz bereits am 13. August 1833 auf dem hiesigen Hoftheater und gaben schon damals in jugendlicher Begeisterung einen Bericht in HerloßsohnS Zeitschrift: ,der Comet." Jetzt, nach Verlauf von 31 Jahren, wo wir unterdessen mehr als ein Dutzend Dar steller des Wallenstein gesehen, ergreifen wir abermals -die Feder, um über Otto Lehfeld zu berichten, der am Sonntag diese Rolle, eine der schwierigsten Aufgaben für die Schauspielkunst, zur vollgültigen Lösung brachte. Ziehen wir vorerst eine kleine Parallele mit Dawison, den wir zu vorktzt gesehen. Dawison, abgesehen von seinen sonstigen großen Verdiensten, war in den heftigen Scenen oft sehr schwach, oft psychologisch unwahr; er opferte dem momentanen Effect häufig Natur und Wahrheit. Wie anders bei Lehfeld. Durchaus nicht da- Bild eines ge wöhnlichen Feldhauptmanns. In dem Charakter des Wallen, stein sind zwei scheinbar widerstreitende Elemente vereinigt: erstens: die nach außen strebende Kraft eines herrschbegierigen Geiste-, der in seinen nächsten Zwecken gar sehr dem Irdischen angehvrt, und der zu dem Glück nicht sagen kann: Gehl ich KM W nichts - und,w;M; tzir iss "" "" Tontemplation eines GemütheS, da» den tiefen Zusammenhang ahnet, in dem die Welt der Erscheinungen mit der des Glau ben» oder der übersinnlichen steht. Diese beiden sich hier s» innig durchdringenden Eigenschaften in ihrer eigenthümlichen Mischung dem Zuschauer und Hörer zu versinnlichen, diese schwierige Aufgabe der Darstellung gelang unserm Gast vors trefflich. Er stellte uns den poetischen Wallenstein des Dichter in treuen Zügen vor Augen, und zwar mit erhabene» künstlerischer Ruhe, denn einem Wallenstein kann es nicht «infallen, wie eS oft Dawison that, zornmuthig aufzutretrn, außer wo er seiner Macht diejenige entgegrntreten steht, die er bisher als gehorsames Werkzeug seine» Willens gelenkt hatte. Wo es darauf ankam, den kühnen mächtigen Feldherr«, den großen Kriegsfürsten, den Mann mit der keck umgreifenden GemüthSart darzustellen, war der Gast ebenso am Platz wie da, wo er mit Freunden in trauter Unterredung den Ton biederer deutscher Herzlichkeit walten läßt. Gegen Wrangel, der feine Diplomat, tn der Unterredung mit Max, der liebende väter liche Freund. Unverkennbar war hier sein Spiel auf tiefe- Studium der Seele und ihrer Wirkungen nach außen gegrün det. Wie schön drückte er das unerschütterlich feste Vertrauen des Astrologen auf die Sterne aus, besonders in der Erzäh lung seines Traumes: „Es giebt im Menschenleben Augen blicke." — Die Worte: „Und Roß und Reiter sah ich niematt wieder!" polterten andere Darsteller immer im Ton der Po saunen von Jericho hervor; Herr Lehfeld aber recitirte diese Stelle, die den Grund von Wallensteins unseliger Verblendung enthält, mit tiefem gehaltenem Ton. So und nicht ander muß sie gesprochen werden, denn sie ist kein Ergebniß der Freude und des Schmerzes, sondern Wallenstein will durch jene Worte seinen Glauben bewähren, „der auf tiefste Wissenschaft sich gründet", und indem er dieß thut, über dringt ihn di« dunkle geheimnißvolle Welt mit allen ihren Schauern. Hier schweigt jeder Affeet, und das erquickliche Bewußtsein der Ver bindung mit überirdischen Gewalten ertheilt seine Orakel mit dem ruhigen, inhaltschwerem Tone geistiger Ueberlegenheit. So dann die tief eindringenden Worte, wodurch Wallenstein den Max zum Bleiben zu bewegen sucht, wie namentlich auch im, letzten Akt wußte Herr Lehfeld die Liebe zum Max, durch dt« nach Schillers Absicht der Charakter des Wallenstein veredelter und idealifirter erscheint, mit zarten Farben zu malen. In mi mischer und plastischer Hinsicht bot der verehrte Gast noch viel fach glückliche Momente, und wurde auch dießmal durch mehr- fachen Hervorruf ausgezeichnet. Gehen wir jetzt zu einigen an dern Darstellern über. Herr Porth (Octavio Piccolomini), mit Hervorruf beehrt, stand nebst Herrn Winzer (Buttler), dem Vast würdig zur Seite. Gleiches von Herrn Dettmer (Max) zu sagen, sind wir leider nicht im Stande. Sein Obrist von inem kaiserl Eürrasfierregiment, obgleich das Elegische sich urch seinen Character zieht, glich vielfach einem Junker, de» o eben das Cadettenhaus verlassen hat. — Sodann der Oberst Kustav Mangel, A M A-WSWr. der hsll/ehrnde MM.