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r gessllschaft hat aus freiem Antriebe in anerkennen-tverthefler Weise dem Commando bereit- 10 Thaler zu diesem oben ge- dachtem Fond überwiesen; möge dessen Beispiel und dieser Wink die Veranlassung sein, daß dem zahlreiche Beiträge von Gönnern und Freunden der Turnerfeuerwehr baldigst hinzugefügt werden. — 8> Während „Flora" am vergangenen Freitag eine Exkursion nach Altfranken unternommen hatte, folgte derselben bereits Tags darauf eine zweite nach Blasewitz, um da- daselbst zum erstenmale hier blühende Lsr<toonmim xigsnteum zu be trachten. Beide Exkursionen waren vom Wetter begünstigt und erfreuten sich daher reger Theilnahme. Im gut unterhaltenen Graf Luckner'schen Garten, in welchem man eine reizende Aus sicht auf einen großen Theil des ElbthaleS und der sächsischen Schweiz genießt, entfalteten sich die Rosen erst zur Blüthe, er» freute der schattige Lindengang, imponirten besonders Ileracleum pslmalam und c^tisns purpureiu. Mit dankenswerther Libera lität war der Gesellschaft auch der Zutritt in das Schloß ge stattet, in dem sich Gegenstände von großem realen und hiflo- rischem Werthe befinden. So unter Andern in der Schloßkap.'lle rin Erucifix von Albrecht Dürer, in dem Gemäldesalon Pracht- volle Gemälde älterer Meister, in der Rüstkammer eine Rüstung Franz I. von Frankreich, mehrere dergl. von sächsischen Fürsten, ein Degen Napoleons I., ein Spinnrad der Philippine Welser us f; in dem Naturalienkabinet eine größere Anzahl interessanter Präparate. — In Blasewitz wurden zunächst dir Handelsgärt- »ereien der Herren Helbig und Arnold besucht. In ersterer wird die Anzucht von Rhododendrons, Camellien und besonders Azaleen in ausgedehntem Maße betrieben, während da- Auge des Gartenfreundes sich an dem reich entwickelten Rosenflor er freuen kann. Waren auch in demselben die neuesten Einfüh- rungen weniger vertreten, so erfreute er doch durch die Fülle und Menge reichblühender und dankbarer, wenn auch älterer Sorten. Das Arnold'sche Etablissement ist besonders Baum schule und umfaßt Obstbäume aller Art, Laubhölzer, Coniseren in reichster Auswahl, sowie ein Rosensortimcnt von nahe an 100 Sorten. Besonders hervorzuheben ist, daß die auf Sand boden cultivirtm Erzeugnisse ber Blasewitzer Baumschule in jedem Boden gut fortkommen, weil sie vorzüglich gut bewurzelt sind. — Der nahe an der Elbe gelegene Garten des Herrn Apotheker Schneider erfreut ebenso durch seine anmuthige Lage, den Lvsch- witzer Nebenhügeln gegenüber, als durch geschmackvolle Anlage der einzelnen Gruppen und Parthieen und reichsten, das Auge entzückenden Blumenflor. Das in demselben zum erstenmale hier blühende Ogrctoerinum ßigsoleum ist ein überaus prächtiges Milium, das bei Mannshöhe ebenso durch Schönheit als aroma tischen Dust der Blüthen imponirt. Schade, daß die Wärme der letzten Tage die Blüthe desselben sehr schnell entwickelt und vollendet hat, so daß wir Gartenfreunde, welchen es noch nicht vergönnt war, dasselbe im Schneider','chen Garten in Augenschein zu nehmen, im Voraus auf ein zweites Exemplar aufmerksam machen, das sich im Garten Sr. k. Hoheit des Prinz Georg soeben zur reichsten Blüthe entwickelt. Flora wird zu diesem Zwecke nächsten Dienstag den so eben genannten Garten noch mals besuchen und hieran eine Besichtigung der neuen Schreiber schen Nosenplantagen nahe an der böhmischen Bahn knüpfen. — Schon mehrfach wurde von gewissen Individuen das Manöver vorgenommcn, hier und da ein Quartier zu beziehen, wo sie dann sofort Gelegenheit nahmen, einen Diebstahl auSzu- führen. Gleicher Sache befleißigte sich in unserer Stadt der Handarbeiter Bachmann der in 9 bis 12 Fällen obiger Art eine Wohnung bezog, nicht bezahlte und die entwendeten Sachen zu Gelds machte, das er dann verjubelte. Jetzt aber ist er von ber Polizei arretirt worden, wobei sich ergab, daß es dasselbe ' Subjekt sei, welches im Namen der Familie des verunglückten Lackirer Peschel in der Neustadt gebettelt hatte. — Ja vergangener Nacht geschah auf dem Altmarkt ein Menschmauflauf, weil sich ein Turner nicht der Weisung eine« Oberwächters fügen wollte, der ihm Ruhe gebot. Der Ruhe störer berief sich auf ein vermeintliches Nicht, nach welchem heut die Turner die Festpolizei bildeten und ein Wächter ihm deshalb Nichts zu sagen habe. Als Anstalten zur Festnehmung geschahen, entzog er sich der Flucht, wa- ihm später noch ein mal gelungen sein soll, als er sich eine- gleichen Vergehen- schuldig gemacht hatte. — Gestern schon ist nachfolgendes Gedicht nebst einem Briefe an den Kladderadatsch von einem in letzter Nummer d. Bl. vielfach erwähnten dresdner Arzt, der leicht zu errathen ist, abgegangen. Da die Verse kaum im Kladderadatsch gedruckt werden dürften, glaubten wir sie wenigstens dem sächsischen Leserkreise nicht vorenthalten zu dürfen: Kladderadatsch I In Deinen Spalten Mit Namen mich gedruckt zu sehn,' Ich HLtt's für möglich nie gehalten Müßt ich's nicht Schwarz auf Weiß jetzt seh'n. Wohl rief ich, ahnend mit Cassandern, Al« man beim Fest mir jauchzte zu: .Zu früh nicht jubelt, glaubt, die Andern Die lassen doch nicht mich in Ruh". Gewiß der Nachbar duldet nimmcr Daß irgend wer pisopoockerirt Der hat jedweden Ruhmes Schimmer In Ewigkeit s i ch reservirt. Kladderadatsch ist im Besitze Von Äll und Jedem was nur Geist Und er allein hat's Recht, daß Witze Er über All und Jedes reißt Der hat die itze, witze, plttze Die Jedermann schon so belacht, Die haben die diversen Witze Ihm freilich kinderleicht gemacht. Warum nun, Bester, weiterschweifen. Da D ir das Beste stets so nah? Du brauchst ja nichts als zuzugreifen, Denn Einen hast du immer da. Der Wissenschaften Metropole Pflegt ja so manches edle Kraut, Das von dem Scheitel bis zur Sohle So ganz und gar für Dich gebaut. TS heißt den Ruhm dem Lande kürzen, Die Ehr' der lieben Vaterstadt, Will man da noch mit Fremdem würzen, Wo man so viel im Hause hat? Du hast ja deine Boitzenborge Von Wantrup den und Dummerwitz, Was machst du dir nach auswärts Sorge ILei solchem heimischen Besitz! Ich fühl' mich unter solchen Größen Ach, so unendlich winzig klein, Du könntest wirklich mich erlösen Für fernerhin von solcher Pein. Daneben möchte ich fast schwören: Ihr werdet nächstens Dinge sehn, Bei denen Sehen Euch und Hören Und Witz und Alles wird vergehn! Liegt denn so was wie Katzenjammer Dir in den Gliedern nicht schon längst, Wen» Du an Eure nächste Kammer, Wenn du dir Vis mark drinnen denkst? Die Herren werden schwerlich spaßen, Besonders nicht der Herr von Roon Denn der verstand schon längst, zu blasen Im allerhöchsten Kammerton. Ich fürchte sehr, von Kriegesehrc Habt leider Ihr zu reichlich schon,. Sie minirte, wenn cs mehr »och wäre Ganz Eure Constitution. Und die, meint Ihr, sei uns gebrochen? Bei uns noch steht sie stark und fest; Doch habe ich etwa« gerochen Was ziemlich für Euch fürchten läßt. Doch nun Ade du liebe Hütte Des guten braven Onkel Dohm *) Ich sag' dir leicht Ade, und schütte Was du mir thalst in Lelhe's Strom. Ich danke dir für deine Witze. Ich heile mich homövpaih'sch, Man bricht am leichtesten dem Witz die Spitze Durch ähnlichen Kladderadatsch. *) Hauptredacteur des Kladderadatsch.