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— Bor wenigen Tagen wmde der ehemalige Gartrnarbeiler bei Dawison, der wegen Mordes zum Tode verurtheilte Joseph Schönfelder, in einer Droschke und in Begleitung de» Gefäng- nißinspectorS Hempel zur Superintendentur gefahren, weil seine Frau die Scheidung beantragt hatte. Wir wissen nicht, wie dieser erste Termin ausgefallen ist, jedenfalls zu Gunsten der Frau, da schon Zuchthausstrafe allein Grund genug zur Schei dung ist. — Besondere Anerkennung verdient das vorgestrige Pro gramm des vom Musikdirektor Puffhold geleiteten Belvedere- ConcerteS durch genußreiche Abwechslung. Der blinde Pianist Max Funger (Schüler deS Tröstler'schen Conservatoriums) er- warb sich durch den Vortrag eines Concert-Allegro's und des Wellenwalzers (Op. 48) von Jean Vogt, so wie eine- Trio's von Mendelssohn und noch einiger Nummern den Beifall acht barer Mufikkenner. DeS zahlreichen Publikums aufmunternde Theilnahme lohnte dem jungen Künstler. Zugleich sei einer Pflicht Genüge gethan, seines Lehrers, deS in weiteren Kreisen als Componist des Oratoriums „Lazarus" geachteten Musik direktors, Herrn Jean Vogt zu gedenken. Sein ausgezeichnetes Lehrtalent förderte den jungen Künstler binnen Kurzem so, daß wir einer höheren künstlerischen Reise desselben entgegen sehen können. — Die in Leipzig erscheinende polnische Zeitung „Djczyzna- bringt in ihrer 23. Nr. folgenden Artikel: „Der „Dziennik powszechny" (das offizielle russische Blatt in Warschau) tritt in seiner 116. Nr. mit einer Denunciation gegen uns auf! . Wahrlich eine Denunciation müssen wir es nennen — denn nichts Anderes konnte das russische Organ gegen uns Vorbringen als den Verdacht, wir könnten gefährlich werden für Preußen, Oesterreich und — Sachsen. .. . Rußland aber wird gar nicht erwähnt — dennoch werden der sächsischen Regierung bittre Vorwürfe gemacht, daß sie uns duldet — und man will darin sogar einen Mißbrauch des Rechts und ein aufs Spiel setzen der eignen Würde erblicken.. . Genanntes Organ strengt sich an, uns einer Beleidigung gegen Frankreichs Beherrscher zu beschuldigen, so wie andre Vorwürfe der Art zu erdichten. — Was sollen wir dem „Dziennik" auf All dieses ant worten? — Daß im Augenblicke, wo wir es unternahmen, ein Blatt zur Vertheidigung der heiligen Rechte einer geknechteten und gemordeten Nation herauszugeben, wir im Voraus gewußt haben, wie sehr Rußland und der „Dziennik powszechny" all' ihr Ansehen und alle ihre Lügen benutzen werden, die gast, freundliche, liberale und rechtliche Regierung Sachsens mit hin einzuziehen in das Verbrechen: die Wahrheit, Rechtlichkeit und Unschuld zu verfolgen. — Wohl wußten wir, daß Verläum- dung und Denunciation, die einzigen Waffen, die unser Feind so geschickt zu handhaben versteht, auf uns gerichtet sind. Wohl wußten wir, daß dieser Feind uns bedrohen und Sachsen mit uns schrecken will, um ein Organ, das die in Polen täglich verübten Gräuel berichtet, zu beseitigen. — Wir wußten alles dieses — und dennoch gründeten wir, im festen Glauben an eine Gerechtigkeit, ein Blatt, das jetzt gerade dem unglücklichen Lande um so nöthiger ist. — Unsere Zuversicht, daß die säch sische Regierung, unter deren Schirme wir augenblicklich stehen, gemeinen Denunciationen und elenden Vorwürfen ihr Ohr ver schließen wird, kann nicht getäuscht werden, eben so wenig wie das Vertrauen, das wir einer Regierung, bekannt durch ihre Gerechtigkeit nicht nur dem eignen Volke, sondern auch dem übrigen Europa, schenkten. — Sollte aber die Verläumdung auch hier uns schaden, so werden wir auch dann, Angesichts der in Polen täglich verübten Gräuel, nicht zum Verstummen gebracht werden." Feuilleton. * Am SS. Mai um 7 Uhr früh wurde auf der Kleinen Scheitniger« Straße in Breslau elN Act ausgeführt, welcher gewiß noch nicht vorae- kommen sein dürfte, nämlich: die Niederreißung eines sogenannten Schwm- delbaueS durch die Feuerwehr, da sowohl von Seiten der kal. Regierung und des Polizeipräsidiums, als auch des Magistrats durch die betref. senden Bau-Eommissionen und von Sachverständigen festgestellt worden, daß da« im Bau begriffene Hau« für die Sicherheit der etwaigen spä-- terrn Bewohner keine Garantie leiste. * Seit langen Jahren hat in Berlin der Theaterbillethändler-Schwinbel nicht so geblüht, wie bei dem jetzigen Niemanuschen Gastspiel» an der königlichen Oper. An der Tasse findet Abends gar kein Billetverkauf statt und zwar aus dem einfachen Grunde weil schon am Morgen das ganze Haus bis auf den letzten Platz ausverkauft ist. Nur vor der Thür find noch Billets zu haben. Zu welchen Plätzen aber oft und zu welchen Preisen, mag man aus nachstebender Thalsache entnehmen. Am Freitag war ein Fremder im Hütet de Brandebourg angekommen. Als er hörte, daß Niemann sang, wünschte er ein Billet, das man ihm im Hötel nicht mehr zu beschaffen im Stande war. Man weist ihn an die Händler > vor dem Opernhause und er ist so glücklich, noch eins zu bekommen! Freilich kostete es den exorbitanten Preis von 3»/» Thalern. Die» hätte nun noch sein mögen, da. man die Depensen auf Reisen nickt so hoch anschlägt. Für da- Billet aber, dessen Tassenprei« nur 22'/» Sgr. beträgt, bekam der Herr einen Platz in einer jener Ecklogen zweiten Ranges, von denen aus man, sofern Einen das Glück nicht ganz vorn an die Brüstung ge langen läßt, so gut wie gar nichts sieht. Und der Fremde fand nur noch den allerhintersten Platz dieser Hinterloge unbesetzt. Für 3'/, Thal» nicht einmal die Bühne sehen zu können ist gewiß verdrießlich. — Di« königliche Theater-Jntendanz hat selbst offlciell erklärt, daß sie fich von der Unmöglichkeit der Beseitigung dieses Handels in Folge de» Mißlingens sämmtlicher versuchter Gcgenoperationen vollständig überzeut hat. * Afrika«Rcisende. Die ,.D. Mg. Ztg." meldet die betrü bende Nachricht von dem Tode der kühnen Reisenden Frau Tinne und de« braven Schubert (eines geborenen Leipziger«.) Beide erlagen dem mörderischen afrikanischen Klima > während fie die Spuren de« vr. Eduard Vogel zu entdecken bemüht waren. * Im wunderschönen Monat Mai, wo alle Knospen sprangen, Da habe frierend ich aufs neu zu Heizen angefangen. Im wunderschönen Monat Mai) als alle Vögel sangen, Bin ich in Ueberröcken zwei und einem Pelz gegangen. * Madame Garcia. In Brüssel starb dieser Tage im Alter von 82 Jahren die Witlwe deS berühmten GesanglebrerS Garcia. Sie war die Mutter der Malibran und der Biardot-Garcia. Der ehemalige Statthalter ia der Schweiz, der Landvogt Geßler, ließ dereinst in Schwyz und Uri eine Stange aufsteütn, worauf Er einen Hut steckte, damit demselben jeder Vorüber gehende durch Lüftung der Kopfbedeckung seinen Respect bezeige. Alle lüfteten die Mütze, nur nicht der bekannte Bogenschütze Wilhelm Teil, bekannt durch da« Motto: „Durch diese hohle Gasse muß er kommen!" Eine Stange ähnlicher Art stehd auf dem Pirnaische» Platz, dicht vor dem Hause deS Pianosorte fabrikanten Rönisch, welche die Inschrift trägt: „Die Verun reinigung dieses Platzes ist bei Strafe verboten. Der Rath der K Residenzstadt Dresden." Natürlich respeetiren Viele dieß Mandat. Wenn aber so sanft der Sand der Himmelsuhr nach Westen rinnt, wenn eS heißt: „Willkommen, o seliger Abend!" dann kommen sehr oft mehrere solche moderne Wilhelm Teils angesaust, die in vorgebeugter Stellung eine beißende Perfifflage an diesem Pfahle loslaflen, wenn auch gerade nicht in fließenden Versen, aber dennoch immer nach der Melodie: „Ich hör' ein Bächlein rauschen!" In solchen dringenden Momenten müssen alle Evastöchter, die vielleicht am Fenster etwas frische Luft schöpfen wollen, sofort einen Lenophontischen Rückzug nehmen, wenn nicht ihr Zartgefühl auf eine harte Probe gesetzt werden soll. Deshalb hinweg mit diesem Zwing-Uri, der außerdem noch ganz erklecklich die Einfahrt in da» Hau- hemmt. > Hinweg mit dieser Stange, Beleget sie mit Bann, Die an dem PLrn'schen Platze Man seh' n und riechen kann Viele, viele Anwohner. Soeben erschien ünd ist durch alle BuchhändltintzÄt zu 3 Ngr. zu erlangen: - ' ' " ^ Nr. 18. des „Naturarzt" mit der Fortsetzung des diesen Winter im hiesigen hydro-diätetischen Verein gehaltenen Vorttags über die „Behandlung der männlichen Ge schlechtskrankheiten vom Standpunkt der Na- turhettkunde aus." Türk'sche Buchhandlung Wilsdrufferstraße 39. Die Electro-magnet. Heilanstalt von «r. H. Hammer, für Gichtleidende, Unterl-ibskrankß, Nervenübel der "<14.«'« «.1.8, WP MÄ», ss, > - . i. ..... .. . i,I ^ . . i k