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8-Smi» L»ry, «ME. 7^ ^ '>, >' -- . W»M«M »WÜPiSet. »S NM? MÜch «^8«». E'*** MMl 1 MAU Tageblatt für UuterhaltuW mH. Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ' /.- -->r 1L1 Moxtaa, den S». M-i 1864. "M Dresden, den 30. Mai. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 28 Mai. Eine größere Hauptverhandlung findet heut statt, die 2 Vertheidiger und 8 Zeugen erfordert; denn eS fungiren drei Angeklagte: der ehemaligen Bäcker auS Crumbach bei Willsdruff Albert Moritz Tätzner, seine Frau, Amalie Henriette Tätzner und Oswald Jacob Ludwig Petzold. Die Anklage lautet auf Betrug. Vor den Tätznerschen Eheleuten sitzt als Vertheidiger Herr Advocat Hendel, vor Petzold sitzt Herr Advocat Feodor Kuntzsch. Petzold ist 47 Jahre alt, römisch-katholischer Religion, zu Dresden geboren, Sohn eines bereits verstorbenen Posamen- tirS. Nach seiner Confirmation erlernte er die Korbmacherpro fesston, wurde Meister, blieb die- 12 Jahre lang. Später wurde er D licateffen- und Fischwaarenhändler, dann Pfandverleiher und Agent, was er jetzt noch ist. Einmal war er auch und «zwar bis zum 14. August 1862 Casfirer des Allgemeinen Handels, und Sterbekassen. Vereins. Tätzner ist 89 Jahre alt, evangelisch, der Sohn eines noch lebenden Grundbesitzers. Zu erst erlernte er die Bäckerprofcsfion, wurde Meister, blieb e» aber nicht lange, sondern trieb dann andere Geschäfte. Im Jahre 1H48 verheirathete er sich mit seiner heut Mitangeklagten Ehefrau. Er ist zur Zeit noch Besitzer eines Grundstückes in Dresden, auf der Schönbrunner Straße und eines dergleichen in Coschütz. Vor 5 oder 6 Jahren wurde er einmal wegen Diebstahls mit 13 Tagen Gefängniß bestraft. Seine Frau Amalie Henriette ist 38 Jahre alt, evangelisch, Tochter eines Schiffers. Erst diente sie bei Leuten und heirathetete dann den Tätzner. Sie war früher Besitzerin der Bergschänke in Strup pen. Wegen Beleidigung und Körperverletzung — sie will ein mal ein Dienstmädchen geschlagen haben — ist sie schon mit einigen Tagen G.fängniß bestraft. Petzold kennt die Tätzner schen Eheleute nicht seit kurzer Zeit. Ein gewisser Hennig kam im Hochsommer 1862 zu chm und fragte, ob er nicht einen Pächter für das Grundstück der Tätznerschen Eheleute in Neu stadt wisse? Er fand bald einen in der Person des Restau rateur Jlzig. Mit ihm und dessen Frau ging er nun eines schönes Tage- nach Struppen, um das Grundstück zu besichtigen. Da soll Petzold geäußert haben, er sei Generalbevollmächtigter de- Tätzner, mit diesem hätten sie also nichts weiter zu thun. Zuerst war die Schänke an einen gewissen Romöerg verpach tet, dieser Kontrakt löste sich aber auf und so hatte sich Tätz ner an Hennig gewendet, der ihm den Jlzig zuwendete. In „Stadt Aussigs ging das Geschäft los. Die ganze Stube war voll Gäste, da war auch Jlzig, Hennig und ein Expedient Pfotenhauer dabei. Die Frau Tätzner war nicht mit. Die Parteien wurden einig, der Pachtkontrakt wurde, eS war am 19. August 1862, bald abgeschlossen. Zuerst wurden 150 Thlr. als Pachtsumme festgestellt, das war dem Jlzig zu theuer und so machte sich'« mit 125 Thlr., obgleich im schriftlichen Kon trakt, der heute vorliegt und vorgezeigt wird, die Zahl 225 p«ht. Jlzig will den Tätzner grbetea haben, zum Schein 225 zu Min«, n habe Trauer und da wolle xr sichVetz machen. Der Kontrakt sollte zuerst auf 1 Jahr lanten, später wurden 3 Jahre stipulirt, weil Jlzig es wollte. Er war aber nicht lange Pächter der Bergschänke zu Neustruppen. WaS kommen mußte, kam, die 1800 Thlr. der ersten Hypothek konn» ten nicht bezahlt werden und am 28. November 1862 geschah die nothwendige Subhastation. Jlzig mußte das Grundstück verlassen und erhielt das pränumerando gezahlte Pachtgeld, daS er doch zurückerhalten mußte, nicht wieder heraus. Der Herr Vorsitzende hält dem Tätzner vor, daß es den Anschein habe, daß er den Kontrakt mit Jlzig blos deshalb abgeschlossen habe, um sich baares Geld zu verschaffen; denn am 13. August 1862 geschah der Kaufabschluß und schon am Ende desselben Monat- »hielt er und seine Frau die gerichtliche Auflage, Geld zu schaffen und die Hypothek zu bezahlen, widrigenfalls die Sub- haflation von Gerichtswegen erfolgen würde. „I Gott" — meint er — „das wäre eine sonderbare Geschichte, das ist mir nicht eingefallen, ich war überhaupt in jener Zeit immer ärger lich und nicht recht um den Kopf — ich weiß nicht mehr viel davon!" Befragt, warum er denn dem Jlzig die pränumerando gezahlten Pachtgelder nicht zurückgegeben, da er doch wußte, daß das Grundstück zur notwendigen Subhastation kam, sagt er: „Ja, er ist gar nicht mehr zu mir gekommen, ich habe ihn nicht wieder gesehen. Im Uebrigen habe ich die Mittel, Er« satz zu leisten und will auch das Geld ersetzen, nur jetzt nicht!" Der 47jährige Restaurateur Johann Jlzig giebt Ausschluß übe« die ganze historische Seite des langen Prozesses. Hauptsächlich schon wird das noch hervorgehoben, daß in den fraglichen Restaurationen und Weinwirthschaften nicht erst der Kontrakt fabricirt, sond'rn von dem Expedienten Pfotenhaue, schon schriftlich angefertigt unterm Arm gleich mit gebracht wurde. Er selbst will von der Zahl 215 im Pachtkontrakt nicht» wissen, das habe Petzold gewollt, damit, wenn ein Käuf e käme, die Pachtsumme groß erscheine und derselbe mehr zahle. Daß bei einer etwa erfolgenden Subhastation er, Jlzig, gewillt gewe sen sei, das Grundstück zu erstehen, sei nicht wahr. Schon zwei Tage nach Jlzig« Einzuge kamen di, Leute im Orte und erzählten von der bevorstehenden Subhastation und der gekündigten Hypothek. Der Zeuge Hennig, 33 Jahre alt, früher Restaurateur, zuletzt Kellner bei Felßner am Altmarkt, giebt Auskunft über die ge pflogenen Verhandlungen, so weit er e- weiß. Sr meint, ge nau könne er sich nicht mehr entsinnen, er sei ja zu lange her. Er erinnert sich dunkel an die Punctationen in „Stadt Aussig" auf der Echuhmachergaffe, ebenso an die Contractfabrikationm in der Weinhandlung auf der Wilsdrufferstraße. Er behauptet bestimmt, daß er der Frau Jlzig erzählt, beim Abschluß de» Kauspactes, daß eine Hypothek gekündigt sei; denn er wußte eS. Jlzig weiß kein Wort davon, er will weder von Kündigung einer Hypothek, noch von einer etwaigm Subhastation etwas gehört haben. Herr Staatsanwalt Held spricht nunmehr ein ernstlich Wort zu Jlzig und meint: ,^Jch bitte, sein Sie nun endlich etwa- munter in Ihren Aussagen!" Und endlich k«n g doch heraus, daß rr von einem bevorstHrnderf i