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Mitredacteur: Theodor Drvbisch. Mo. 14V Donnerstag, den 19. Mai 1864. «»zeige» i. dies. Bl«ttr, da» jetzt m Iv.vem Szempl. rrl«etnt, staden eine «fol-retcke «erbrett«nu. Dresden, den 19. Mai. — Se. König!. Majestät hat genehmigt, daß der ordent liche Professor der Rechte an der Universität Leipzig, vr. von Wächter, und der ordentliche Professor der praktischen Staats und Cameralwissenschaften, Hofrath Or. Roscher ebendaselbst, sowie der Direktor des Gymnasiums und der Realschule zu Plquen, vr. pbtl. Dietsch, die ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen Orden, und zwar elfterer den 8t. Stanislausorden I. Classe, Or. Roscher denselben Orden 2. Classe und vr. pliil. Dietsch den St. Annenorden 3. Classe annehmen und tragen. — Die talentvolle junge Tochter unseres Hofkapellmeisters Krebs, die kleine Mary, die wir im vergangenen Winter als Pianistin zu bewundern das Vergnügen hatten, erregt jetzt in London durch ihr Spiel ein wahrhaft außerordentliches Aussehen. Gleich nach ihrem ersten Auftreten, wo sie in einem großen Concert im Krystall-Palast mitgewirkt, ergingen sich die Londoner Zeitungen in vollster Lobpreisung für die jugendliche musikalische Künstlerin, und wurde dieselbe von dem Direktor Gray ferner- Weit auf Monatsdauer für die noch später folgenden Concerte engagirt. Gleicher Beifall wurde auch dem Herrn Concertmeister Laujerbach von hier für sein gediegenes Violinspiel zu Theil, der < im zweiten Concert Sachen von Lipinsky und eine eigene Composition vortrug. , — Die vor einigen Tagen hier eingetroffenen kranken österreichischen Soldaten sind vorgestern Mittag von hier nach Prag abgefahren. < — Ein Herr, der an Kurzsichtigkeit leidet, fiel vorgestern Mittag in einen offenen Wasserschroth, der sich auf dem Fuß, weg der Bautznerstraße befindet. Er fiel auf einen darin be findlichen Arbeiter, der um diese Zeit an den dortigen Vorrich tungen eine Aenderung zu treffen hatte. Der Vorfall hat Kei nem der Betheiligten etwas geschadet. . — Aus Petersburg schreibt man, daß die Abreise der kaiserlichen Majestäten in das Bad Kissingen auf den 7. Juni festgesetzt ist und der Weg wahrscheinlich über Warschau und Dresden genommen werden wird. Da hätten wir denn Ge legenheit, das russische Kaiserpaar in unser» Mauern zu sehen : — Im sogen Birkenwäldchen in Neustadt wurde in der vorvergangenen Nacht ein unbekanntes Frauenzimme» von einem Nachtwächter aufgegriffen, das, nach ihrem Benehmen zu ur- theilen, geistig gestört ist. — Zur Warnung für vorkommende Fälle macht die „Di Versicher. Ztg." folgende Mittheilung: „In einer Ölraffinerie wurde das Spundloch eines leeren, völlig au-gelrockneten Petrc- leumfafseS von circa 130 Quart Inhalt geöffnet, um das Faß mit raffinirtem Nüböl zu füllen. Der Arbeiter wollte sich durch Hineinleuchten mit einer brennenden Lunte überzeugen, ob das Innere des Faßcs rein sei. Es erfolgte aber dabei eine so heftige Explosion, daß die eisernen Reifen zersprengt, Stäbe und Bodenflücke zerrissen, der Arbeiter 3 Schritte weit fortgeschleu- dert «yd viele Fenster zertrümmert wurden. Der Arbeiter hatte ohne Auftrag gehandelt, er war vielmehr streng angewiesen, je des Petroleumfaß, bevor es irgendwie benutzt wird, mit war mem Wasser oder rohem Nüböl zu füllen und in diesem Zu stande einige Tage im Freien liegen zu lassen. Es wurde hier zu bemerkt, daß die beschriebene Vorsicht auch bei abgeschraub ten Gasmessern rc. angewendet werden müsse." — In Kötzschenbroda hat sich am ersten Feiertage ein be urlaubter Soldat mittelst eines Terzerols erschossen, das er sich vorher zu diesem Zwecke gekauft hatte. — Am 10 d. M bestieg bei Zennewitz der Tagearbeiter Werner aus Leisnig seinen Handwagen auf der steil abwärts führenden Chaussee und fuhr den Berg herab. Bei der rasen den Schnelligkeit dreht W. aus Versehen daS Schleifzeus auf, statt mehr zu, schlägt dabei an einen Baum an und verletzte sich dergestalt, daß er Tags darauf starb. -- In Zwickau stürzte am ersten Pfingstfeicrtage auf dem Schwanenteiche der Tapeziergeselle Süß aus SebastianSberg in Böhmen bei einer Gondelfahrt in das Wasser und ertrank. Er hatte trotz Ver bot und ihm zugerufener Warnungen in der Gondel stehend dieselbe in's Schwanken gebracht und dabei das Gleichgewicht verloren. — In Serkowitz hat sich einige Tage vor den Feiertagen eine dortige Einwohnerin aus Schwermuth in das Wasser ge stürzt und ist darin ertrunken. — Raumer, Geschichte der Hohenstaufen, 6. Band, sagt Seite 718: „Der heilige Bernhard schalt die Frauen, daß sie lange und kostbare Fransen und Schleppen hinter sich herzögrn und dicke Staubwolken erregten"; und der Bischof von Terouanne sagte: „Wenn eS, ihr Frauen, eure Bestimmung wäre, die Straßen zu fegen, würde euch die Natur schon ein Mittel an erschaffen haben, womit es füglich geschehen könnte." — Da- war im zwölften Jahrhundert. — Eine neue Art Matratzen wird von eigens zubereiteten Korkabfällen hergestellt, welche letztere sich ganz besonders zum Polstern eignen sollen. Derartige Matratzen sind sehr weich, leicht und dem Mottenfraß nicht aüSgrsetzt. — Aus Leipzig wird beachtet: Am ersten Pfingstfeiertage früh bemerkte man nuf dem alten Friedhofe ein Thier, welche- furchtsam und sehen zwischen den Gräbern umherschlich, beim Herankommen von Menschen aber eiligst davostsprang» Man verfolgte den seltsamen KirchhofSgast und war darüber bald im Klaren, daß e- ein Fuchs sei. Nun entwickelte sich an dem stillen, geweihten Orte eine wilde, verwegene Jagd auf Reimcken; doch keiner der Verfolger wagte sich an da» äußerst wild sich gcberdende Thier, bis ein courageuser Schloffrrlehrling Steine zu Hülfe nahm, durch einen glücklichen Wurf den Fuchs lähmte, ihn darauf an seinem langen Schwänze erfaßte und zum großen Ergötzen und unter lautem Halloh deS Publikum- eiligst daran sortschllppte. Der Fuchs machte zwar die ver zweifeltsten Anstrengungen, sich wieder zu befreien, biß nach seinem Besieger und soll ihm auch einige Wunden an der Hand und dm Arm beigebracht haben; der wackere Junge ließ abeiz