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«»»n «rvedttton, -»«tentkagr 1», ««Ni 1 Rg». HageökaLt für Unterhaltung und Geschästsverkchr. 5^ Mitrrdacteur: Theodor Drobtsch. »«. LS». Mittwoch, den 18. Mai 1884. ""ÄL'L-'L^L»7L^.7?' Dresden, den 18. Mai. — Ee. Moj der König hat genehmigt, daß der Direktor der TurnlehrerbildungSans'alt allhier, vr. pdil. Moritz Kloß das ihm von Sr Hoheit dem Herzog von Nassau verliehene Ritterkreuz vom Militär- und Civilverdienstorden Adolfs von Nassau annehme und trage. — Nachdem bereis am 14. Mai Se. K. H., der Krön Prinz von hier nach J chnishausen gefahren, begaben sich vor gestern auch Se. K. H. der Prinz Grorg nebst Gemahlin, so wie Ihre k. k. Hoheit die Frau Grobherzogin v. Toscana, und Ihre k. Hoheiten die Prinzessinnen Amalie und Sophie eben dahin. Die höchsten Herrschaften kehrten an demselben Tage, Abends gegen 10 Uhr hierher wieder zurück — Auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn sind am Pfingst Sonnabend Abend zwei Extrazüge mit 51 und 67 Achsen, am Pfingst-Sonntag drei dergleichen mit 53, 60 und 62 Achsen h>er eingetroffen. Von Berlin traf am Pfingst-Sonnabend ein Extrazug mit 85 Achsen, am Sonntag ein Extrazug mit 29 Mhsen hier ein. Die Station Riesa schickte einen Extrazug mit 34 Achsen hierher Von hier aus wurden nach Leipzig am Sonnabend und Sonntag drei Extrazüge mit 59. 53 und 41 Achsen befördert. Rechnet man auf die Achse durchschnittlich 1b Personen, so kann man sich einen ungefähren Begriff von der Menschenmenge machen, mit den die Züge besetzt waren. — Di« schlesische StaatSbahn beförderte am ersten Feier tage früh einen Personenzug mit 3 Loeomotiven, um 10 Uhr sSzor einen mit 4 Lokomotiven, einen Zug, mit welchem allein ei ca 1500 Personen abgingen. Auf der Alberts- und Tharand Freiberger Bahn wurd n hier in Dresden (runde Summe) circa 8700 TageSbilletS gelöst, überhaupt aber circa 15,000 Personen befördert. An der BilletauSgabe der böhmischen Bahn hiersrlbst, welcher vorzugsweise die Dampfschiffe Concurrenz bieten, sind Während dieser beiden Tage ungefähr 5600 Tages- und 1600 gewöhnliche BillrtS gelöst worden, wobei der Zwischen- und Hierherverkehr nicht in Anschlag gebracht ist. Die Dampfschiff« nwlrch, welche sämmtlich stets buchstäblich vollgepfropft waren, beförderten 20 — 22,000 Personen. Namentlich war die Zahl der per Dampfschiff Zurückkehrenden hierher bedeutend. — ». Golden beleuchteten die Strahle» der Sonne am Morgen des Pfingstfestes die Erde und erweckten in aller Ge MÜth Lust und Freude. Denn seit 4 Jahren war es Heuer wieder daS erste Mal, daß das Wetter zum Pfingstfeste sich so freundlich anlüß und dadurch in Tausenden und aber Tausen dest Fremder und Einheimischer die Wanderlust erregte. Wie gewöhnlich war auch diesmal die sächsische Schweiz, jener ewig wunderbare Tempel der Natur, der nie seinen Reiz ver liert, der Sammelpunkt aller stadtmüden und wanderlustigen Pfingstreisenden. Dort herrschte ein rege», munteres Leben! Nach dem Haltepunkt der Dampfschiffe in Dresdm strömten die Menschen seit 5 Uhr Morgens wie nach einem Wallfahrts orte, und um 6 Uhr liefen schon zwei dichtgefüllte Schiffe von Stapel, die sich an dm verschiedenen Punkten der Schweiz entleerten. Ohne Unterlaß folgten ihnen im Laufe des Tage« andere Schiffe nach Die Dampfschiffe erfreuten sich überhaupt . einer kolossalen, fast all'»großen Frequenz So mußten nament. sich am 2. Fnerlsa noch spät Abends Extra-Schiffe von hier . abgehen, um die" aller Orten an veil Ufern der Erlösung harrenden Pfingstreisenden nach Dresden zu befördern. Das Schiff, welches um 6 Uhr von Herrnskretschen herunter fuhr, war so überfüllt, daß am Aufnehmen neun Paffagiere an den üblichen Stationen gar nicht zu denken war. Ja sogar auf dem Radkasten lagen müde Wanderer ausgestreckt, die anderswo keinen Platz finden konnten. Doch nun zur Schweiz selber! Vor allen Dingen müssen wir da bemerken, daß Ww von der oft gefürchteten Ueberfüllung der Schweiz während der Feiertage durchaus nicht asficirt worden sind. Die ParthieM in der Schweiz bieten eine so reiche Auswahl, daß eine Men- schenmaffe, sei sie auch noch so grob, sich wohl vartheilen kann, Freilich trafßman aller Orten Reisekarawanen, Männer, Frauen und Kinder mit dem wie ein Esel bepackten Schwe'zführer an der Spitze, aber das braucht den Naturgenuß nicht zu stören und erhöht die Gemütlichkeit. Der Anblick der Natur erschließt gleichsam das Herz der Menschen untereinander. Da fällt olle« Cermonielle, alle Etiquette in ihr Nichts zusammen, und freund liche Natürlichkeit tritt an ihre Stelle. Da fühlen sich alle Menschen eins, die Natur ist eS, die sie verbindet. Die Mehr zahl der Reisenden waren Fremde, unter denen namentlich die Berliner stark vertreten waren. DaS merkte man an der öfter» Verwechslung des Dativs mit dem Accusativ. Einmal auf der Bastei konnte sich das Dresdner Element mit dem Berliner nicht vertragen. Am ersten Feiertage Mittags kam eS nämlich daselbst zu einem kleinen Krakehl, der anfangs „eklig" werden zu wollen schien, schließlich sich aber in allgemeines Wohlge fallen auflöste. Ein junger Bnliner, Handwerks, hatte man die Veranlassung dazu gegeben. Ein andre- Mal heilten sich auf dem Brande etliche Berliner, wenigstens schienen ÄS solche zu sein, ganz gemüthlrch einm kleinen Waldbrand iy Scene ge- , setzt. Zum Glück wurde da» noch im Entsteht» vWgeeffene Feuer bald bemerkt und gelöscht. Den unbefugten Braechstistem wurden natürlich von allen Seiten die Leviten gelesen. Mer. weiß, was sonst für ein Unglück hätte geschehen können. Luch ein anderer Unfall, von welchem wir Augenzeuge, war», lief glücklich ab. Und das war in der Restauration imiUtteWHer Irunde. Da machte ein Herrchen zum Privatvergnügen Tarn übungen an einem Recke, stürzte aber unglücklicher Weise so auf einen scharfen Stein, daß er stark zu bluten anfing und äst bewußtlos schien. Wenige Stunden darauf wurde astM »er kühne Turner wohl und munter auf der Bastei gesehM Inter den Pfingstreisenden befanden sich Heuer auch auß:rordeW. ^ sich viel Damen, welche alle Strapazen einer Schweizreise muthia mitmachten. Freilich kamen dabei die Crinoliuen zuweilen ftM 1 in's Gedränge. Wenigstens scheint e« uns keine Kleinigkeit^ - mit einem derartigen Hühnergestelle die WolfSschlucht zu passiven. Ja, in der Schweiz kann man sich fügen und fchmiegen