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für Unierhaltimg «uh Geschäftsverkehr. Mitredaetmr: Theodor Lrobisch j. »ies, «latte,»««jetzt i« 10.0VV M«. LSb Montag, den 2. Mai IM. Dresden, den s. Mai. Das Gerücht von einer beabsichtigten Zusammenkunft des Königs Wilhelm mit Kaiser Franz Joseph tritt mit größerer Bestimmtheit auf. Man bezeichnet als Ort der Zusammenkunft BreSlau oder Dresden. — Die Dresd. Th. Z. berichtet: Folge beabsichtigten Neubaues eines Sommertheaters in der Neustadt hatte sich der Besitzer des Theaters in« Großen Garten zu einer Verpachtung desselben an Herrn Direktor Nesmüller erklärt, doch scheiterten die gepflogenen Unterhandlungen an den, von Seiten des Herrn Serbe gestellten übermäßigen Bedingungen. — Gestern Morgen passirten 6 östreichische Soldaten nebst einem Arzte, von Prag kommend, unsere Stadt. Sie reisten nach Schleswig, um von dort verwundete Oestreicher ab zuholen. — Auf dem Bahnhof Röderau ist vorgestern eine Loco Motive nebst einigen Packwagen den Schienen entgleist. Ein Unglück ist dadurch nicht herbeigeführt, und der Vorfall wahr scheinlich durch falsche Weichenstellung veranlaßt worden. — Der in Schleswig schwer verwundete und in dänische Gefangenschaft gerathene tapfere östreichische Oberleutnant Graf Czernin, traf gestern von dort hier ein und reiste in Be gleitung seines Vaters, der ihn abgeholt, von hier nach Wien. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 30 April. Wiederum ist es jenes lange Papier, das im Geschäfts leben Wechsel genannt wird, das schon so manchen Erdenbür ger auf die Anklagebank geführt und welches heute nochmals, leider nicht den letzten, einen jungen Mann vor den Ge.ichts- hof bringt, der aber aus diesem Chaos, denn das ist die ganze Sache, glücklich sich wieder herausfindet. Carl Herrmann Fick ler ist dieser junge Mann, der unbefangen vor die Richter hin tritt und seine Sache ebenso unbefangen vertheidigt. nchmerei verwickelte ihn, wie das bei solchen Geschäften ist, wo Credit mit Credit wechselt, in Wechselallianeen, die er mit Stein händlern re. einging Fickler ist 36 Jahre alt, verhenathet und noch ganz in strafrechlicher Hinsicht unbescholten. Es handelt sich bei der Sache um den Verkauf eines Wechsels in der Höhe von etwa 67 Thalern und diese 67 Thaler sollen der Grund sein, daß der Angeklagte der Unterschlagung beschuldigt wurde. Die Sache ist aber so unklar und blieb auch so unklar, daß der H rc Vertheidiger, Advokat vr. Schaffrath mir selbst nach dem Schluß der Hauptverhandlung versicherte, die Sache werde auch unklar bleiben. Fickler's Angaben erschienen allerdings schwan kend, aber glaubwürdig, noch weit schwankender aber erschienen die'Aussagen der beiden erschienenen Zeugen, so daß sich der Prozeß Fickler's zu seinem Gunsten wendete; denn einerseits be antragte Herr vr. Schaffrath die vollständige Freisprechung seines Klienten, ja er ging sogar im Laufe der heutigen Haujfl- bcHandlung soweit, daß er erklärte: „Meine Herren Richter!, die.ganze Sache ist mir selbst so dunkel und unklar, daß, wen» sie sich nicht bald anders herausstellt, ich die Zurückverweisung jn die Voruntersuchung beantragen muß!" Anderseits aber schien auch Herr Staatsanwalt Heinze der Meinung des Herrn Ver- theidigerS zu sein; denn er stellte Alles dem Urtheil des hohen Gerichtshofes anheim und der Gerichtshof erklärte um 1 Ähr Mittags, daß der Bauunternehmer Carl Herrmann Fickler von Radebrrg klag- und kostenfrei zu sprechen sei. — Die Erzeugnisse der Photographie gipfeln sich immer piehr auf einen künstlerischen Standpunkt, es erscheinen Gebilde Welche dir strengsten Anforderungen zur Anerkennung zwinge« pnd mehre Photographen in Dresden rechtfertigen dar hier Ge sagte in vollkommenster Art Eine besondere Anerkennnng fin den jetzt die Photographien welche Herr Albus liefert, dessen Al lier sich unter der Firma: „Röhr und Comp." auf der Amalienstraße Nr. 22 befindet. Eine eigene Tonstiwmung, frei von allen Härten, dabei Characterauffassung des Urbildes, kenn zeichnet die Portraits die aus dem Atelier des Herrn AlbuS hervorgehen, der vorzüglich auch den Stellungen und Anord nungen während dek Sitzung große Sorgfalt widmet. — Die Volksposse. Als wir neulich mit dem Dampf wagen von Meißen nach Dresden zurückkehrten, setzten sich eilig etliche Landleute auf einer Zwischenflation mit in das Coupe und gar bald tvmde uns der Zweck ihrer kleinen Reise bekannt. Sie wollten nach Dresden in'S Theater, sie wollten Räder'- „Flick und Flock" sehen, von dem Michel und Hans-Görge ein so großes Rühmens gemacht. Gar Viele in den Ortschaf ten wären deshalb „nach Dräsen gemacht", und sie mußten nun auch hin, um das „Ding" in der Komödie zu sehen. Da ird's aber schwer halten, ein Billet zu bekommen! ließ sich iner der Mitfahrenden vernehmen, höchstens noch Parquet, zweiter Rang oder Parterreloge. — So? sagte der Dörfler. Von^Jch wollt' eigentlich nur ein Ächtgroschenstückel d'ran spendiren, einen . . . einem Bekenntniß stiegen seltsame Gedanken in uns auf. Eines Heils aber freuten wir uns, daß auch Landleute Sinn und Empfäng lichkeit für Theatergenüfse hegten, die ihnen doch Heuer zu stehen kommen, wenn man noch das Fahrgeld mit in Anschlag bringt. Sodann aber der Zudrang nicht nur vom Volke, son dern vom Publikum überhaupt, wenn im Theater Possen ge geben werden. Bei dem gegenwärtig kränkelnden Zustande de- deutschen Theaters ist es nichts Befremdendes, wenn die VolkS- wsse sich weit mehr Gönner zu erwerben vermag, als das sinne Lustspiel. Viele unserer Theaterdichter, denen es an dem erforderlichen Talent gebricht, Gebilde aus der wirklichen Welt äuschend in ihre Dramen hineinzuzaubern, benutzen den Hang des Volker zum Uebrrnatürlichen. Der Reiz des Wunderbaren Profession ist er Maurergesell, das gesellschaftliche, sowie das 'S soll mir aber, wenn alle Stränge reißen, nicht auf ei Geschäftsleben nennt ihn Bauunternehmer und diese Bauunter- Gulden oder einen Thaler ankommen! — Nach solch' eü mrd ihnen zum dierisiharen Genius, ihnen die Gunst ihres Publikums zuz»tsichern, das sich auch weit lieber dem Spiele