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»«» 1 >«. Tageblatt für Merhllllmg uud Geschäftsverkehr. Milredacte«: Theodor Drobisch. tTo 1«». Dienftaa. den 12. Avril 1864. Dresden, den 13. April. Sei Maj. der König hat den ersten Secretär bei der KrriSdirection zu Leipzig, Referendar Freiherrn v. Seckendorfs, zum Regierungsassessor, den Gensd'annerie-Secretär beim Mini sterium deS Innern, Berndl, den zweiten Secretär bei der KrriSdirection zu Budissin, v. Tümpling, und den Aceessisten bei der KreiSdirection zu Dresden, v. Harttmann, zugleich zu Referendaren bei den genannten Behörden ernannt. — 2*« Königliches Hoftheater. Sonnabend, den 9. April, zum ersten Male: „Helene von Seiglisre", Lustspiel in 4 Acten von Jules Sandeau in der Bearbeitung von W. tdrich. Dies Stück zähst unter die bezüglichsten französischen iguensptrle Es war schon vor etwa 15 Jahren zur Auf führung auf der Hofbühne vorbereitet, mußte aber lvieVw zurück- gelegt Werden, weil Herr Eduard Devrient, dev den Marquis spielen sollte, damals plötzlich nach CarlSruhe berufen wurde. Mit Hinsicht auf die vortreffliche Ausführung dieser Hauptfigur, deS Marquis von Seigliöre, könnte das Stück ein Charakter Geschmack wenig zusagend ist jenes beständige KSpfrechnen, jene» Florettfechten deS Verstandes. Zum Glück -werden ünS aber die beidm Liebenden, um die sich wie gewöhnlich die Jntrißst« bewegt, in einer Situation dargestellt, die neu und reizend genug ist, um uns für die Kopfarbeit zu entschädigen. Daß Bernard, der gekommen ist, fein Erbe von dem Marquis zu »ecla- Miren, durch die Liebe zu Htttnen und ihre ztrtstndlge Erwie derung an seinem Vorhaben gehindert wird» daß er irr dem Schlosse deS Marquis', wo er als Herr austreteN könnte, sich als ein Gast behandeln läßt, an der Seit« HeleNrn» die Tage vertändelt und seiner ursprünglichen Absicht völlig vergißt, bis er, plötzlich zu einem Entschluß gedrängt, keinen andern Ausweg aus diesem zarten Confiict findet, als den Verzicht auf sein Ver mögen und auf den Besitz Helenen-, Verbannung und Armuth — dies Alle- verräth in jedem Zuge den feinfühlenden Franzose«. Recht französisch iß es freilich auch wieder, daß, nachdem da« Schicksal mehrmals M «ölte gischkrgen hat, und der Sieg sich bald auf diese, bald auf jene Seite zu neig« schien, die letzte Entscheidung, gleichsam auf einer Nadelspitze balancirend, vmr einem Akte der Generosität abhängt. Der Sieger giebt, was er gewonnen, freiwillig auf; Raoul, der Verlobt« Helmen'«, legt versöhnt die Hände der Liebend« selbst ineinander. Wie zart und schön dies gedacht sein mag, so wäre eS doch interessan ter, die Liebenden hätten sich selbst geholftn. denn die ganze Jntrigue erscheint nunmehr auf keiner eigentlich realen Basis, nicht auf wirklich streitenden Interessen beruhend. Sie wird zu eine« zwecklosen Spiel de» Scharfsinnes u« der CvWbtnation adelstolzen Marquis au- der Zeit des alten Regime, genuß" süchtig, eitel und unwissend, wie er eine Illustration zu de« bekannten Satze liefert: „sie haben nichts gelernt und nicht« ver gessen." Dabei unterließ er jedoch nicht, den Alten als lm. ben-würdigen Wirth und zärtlichen Vater mit einer aristokrati schen Freiheit, Leichtigkeit und Anmuth deS Betragens au-zpo statt«, die mit jenen Schwächen einigermaßen aussöhnte. Mag wir an einem Künstler von dem Rufe des Herrn Marr M befand«- rühmenswerth anerkennen müssen, ist die- weise Selbsth»- schränkung und Zurückhaltung, mit der er sich in das Emsenchlq einfügt, sich immer als rin Glied dt» Ganzen auffqßt» und niemals den.Raum seiner Mitspieler beschränkt, während man. so manchen Virtuose» den Vorwurf machen must, daß sie allein gelten wollen, sich immer am liebsten isolir« und wohl gar ihre Mitspieler nur als Statisten betracht«, die ihn« das Stichwort geben müsse». Die Gesammt» aufführung de» obm erwähnten Lustspiels konnte nur «m mittelmäßige sein, da dk beidm Rollen, in denen gerade tz« Jntrigue vertreten ist, der Advokat DeStournelleS und di« Baronin vonBaubert, durch Hrn. Meister und Frl. Allrqm nicht ganz zweckmäßig besetzt waren. Herr Meister zumal war durchgehends zu pedantisch und trocken. Herr Dettmer spUte dm Bernard, Herr Jauner dm Raoul. Frl. Ulrich war als Helene von Eeialivre, eine Nolle, die ihren Anlagen und ihrem künstlechchm Wesen durchaus entspricht, sehr fei« und liebenswürdig. . .. 7 . . < , — ch OeffeNtliche Gerichtsverhandlung vqm 11. April. Zum erst« Male hat heut Herr GrrichtSrath Jung- Ni«kl dm BZrfitz. Er führt die Untersuchung gegm «mm Schneidergrsrllm, welcher deS ausgezeichnet« Diebstahls beschul digt ist. Der Angeklagte, Friedrich Traugott Wchlrab«, zu BräunSdorf geboren, handelte bis zu seinem 16. LehenSjahr« mit Galanteriewaaren, dann erlernte er die Schneiderprofesfion, wurde Geselle und wanderte als solcher in Sachse», kam nach Dresden, war aber nur einen Monat hier, dann wurde er ver haftet. Er arbeitete bei Schönborn auf der Brüdergaffe. Mit ihm zusammen Wohute der Strohhutweber Carl Gottlieb Ap pell von hier, welcher auswärts arbeitete, daher dm ganz« Tag nicht zu Hause war. Jeppelt hatte einen Schrank und in diesem mit seinem Bruder, dem 27j»hngm Fleischergesellen Carl Hrimich Jeppelt zusamm«, der in Friedrichstadt beim Fleische»- meist« Müller in Arbeit steht, seine Klemer. Den Schlüssel hatte sein LogiShwSerad b«i,fich. An Anfänge de« März 1884 erhielt Wöhlrabe zwei Mahnbriefe von nicht befriedigten Glä« bigern, er sollte sofort^ gegen 30 Thlr. bezahlen. Aber er hg kein Geld und wußte auch nicht, woher er im AugmWk nehmm sollte. Da trat der Versucher an ihn heran unh qr fotzte ihm. Er nah«! fein« Commodenschlüflel, der nach eini-