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»»> »ÄAd« «rvckttt»«»- MlMeuRraOk II» für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ßlxzeiae« i. dies. «Litt, »a< jetzt«is.yuv «ktMpl! erscheint, finden «ine erfolfl«tI»rBr^vU««g. Mo. SS. Montall, den 4. April 1864. Dresden, den 4. April. — Zu EhrSn des 60jährigen Dienstjubiläums des Herrn Leihhausbuchhalter Msritz Benisch hatten dessen Cvllegen im Saale der Helbig'schen Restauration vorgestern einen Familien- eckend veranstaltet, zu welchem noch einige Freunde des Jubi lar-geladen waren, um demselben an der Grenze seiner Be- rufsthätigkeit noch ein Blatt in den Kranz der Erinnerung zu flechten. Die Gegenwart alter College» und Freunde über raschte ihn sichtbar freudig. Vom Anfang bis zum Ende offen harte sich eine herzliche Stimmung, die dem greisen Jubilar wohlzuthun, ja zu verjüngen schien. — Schnell'waren die ge selligen Stunden verflossen, doch die Erinnerung an diese wird stet- eine freudige sein. Möge der verehrte Jubilar sich deren noch lange erinnern. — AaS von dem hier lebenden Componisten Johannes Vogt bereits im vorigen Jahr zu Aufführung gebrachte Oratorium: ^Die Auferweckung des Lazarus," welches unlängst auch in Zwickau zur Aufführung kam, erfreute sich am letzten Char- fretag zu Weißenfels einer sehr beifälligen Aufnahme. Es wirkten über hundert Sänger in selbigem mit, während das Orchester, unter Direktion des Herrn Stadtmusikdireetor Lähse aus 36 Personen bestand, indem von Zeitz aus thatkräftige Künstler zur schönen Vollendung des Tonwerkes herbeigekommen Waren. Das Oratorium wird nächstens auch in Plauen zur Aufführung kommen und scheint sich sonach immer mehr Bahn M brechen, was diese- Tonwerk auch mit Recht verdient. —H Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 2. April. Versuchte Brandstiftung ist heut das Fundament zur Anklage und der Angeklagte noch ein sehr junger Mensch, der aber schon zweimal anderweitig wegen desselben Verbrechens in Frage gekommen. Wilhelm Bernhard Hänel ist der Sohn eines noch lebenden Handarbeiters, evangelisch, selbst Handarbeiter, bereits einmal mit 3 Tagen Gefängniß wegen thätlicher Belei digung einer Magd und einmal wieder mit 3 Tagen Arrest wegen Fälschung seines Dienstbuches durch Ausradiren bestraft. Dieses Dienstbuch enthält wegen Unfleiß sehr schlechte Atteste. Er diente an verschiedenen Orten als Arbeitsmann, zuletzt im December 1863 bei dem Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Glade- Witz zu Dittersee. Dort war er aber nur etwa ij Woche, bis zu seiner Festnahtne. Hähne! schlief im Gladewitz'schen Wohn haus« mit dem 20jährigen Dienpknecht Gottlob Wilhelm Kühne in einer Kammer zusammen. Gewöhnlich aßen sie gegen 7 Uhr Abendbrot» und gingen dann gleich zu Bette. Am 15. Debcr. 1863 war Kühne nicht gleich nach dem Abendessen schla fen, sondern zu seinen Eltern gegangen, die ebenfalls in Ditter see wohnen. Er hatte sich eine Pfeife Tabak angesteckt. Hähne! wollte auf den Abtritt gehen, der am Wohnhause selbst ange- bracht ist. ES war nach 7 Uhr. Er erzählt nun weiter: „Als ich nach den Abtritt ging, war nur noch die Gladewitz'sche Familie daheim. Die Frau war im Stall, Vater und Sohn schliefen schon. Ich sah Leute an der Scheune stehen, die Streich» Hölze! anbrannten. HH dachte, das muß der sinecht Kühne sein und ich rief: Nu höre, Du bist wohl verwirrt, wirst Dir doch hier nicht die Pfeife anzünden! Da sprangen die Leute auf einmal zurück in den Hof, der Kettenhund bellte und heulte. Da kam die Gladewitzen heraus, der erzählte ich das, was ich gesehen. Es mußten zwei Kerle sein. Eine kleine Hofthür nach der Dorfgasse zu, war offen. Die Frau weckte ihren Manvj der stand auf, wir suchten Alle im Hofe, fanden aber Nieman den. Der Hund, sehr wachsam, wurde losgelassen. Der Ge- meindeporstand wurde geholt, man suchte wieder, aber ver geben-. Alle gingen nün in's Haus zurück. Auf einmal hör« ich ein Bret Umfallen und sehe zwei Kerle nach dev Hinterthür zuspringen, die blos durch einen hölzernen Vürstecker verrieM War. Mittlerweile hatte der Gemeindevorstand noch 3 Wächter geholt aus dem Dorfe. Da- Suchen ging wieder los, es wur de wieder nichts gefunden. Alle setzten sich nun in die Stube außer mir. Sie tranken nunmehr Kaffee. Dann ging'- wi»» der an's Aufpaffen, die Parteien vertheilten sich in Hof und Garten, ich blieb allein zurück mit einer brennenden Laterne^ weil ich mich fürchtete. Auf einmal brannte es in der Scheune und ich schrie: Feuer! Feuer! — Soweit erzählt Hähnel, das sollen aber, wie der Präsident meint, nur erdachte Erzählungen sein; denn „Kerle" sollen gar nicht durch di« Hinterthü« ent sprungen sein, da hätte man in dem lehmigen Boden, Wohl fremde Fußspuren sehen müssen, da es den ganzen Tag gereg net hatte. ES waren aber keine da. Die alte Eva Rosine Gladewitz war die Erste, die auf den Ruf: „Feuer!" herauS- kam. Cs brannte auch wirklich auf der Scheuentenne aber nur ein Häufchen Stroh. Das Feuer wurde bald gelöscht. Es konnte sehr gefährlich werden ; denn oben lag fest eingepfercht eine Unmasse Gerstenstroh. Der Verdacht muthwilliger Brandstiftung mußte auf Hähnel fallen; denn einerseits erzählte er Tags vorher dem Dienstknecht Kühne, daß er in seinem Leben oft dazu gekommen sei, wenn es wo gebrannt habe. Er sei allemal der Erste beim Feuer ge wesen. Anderseits soll ein gewisser Tetzer, der mit ihm in Haft gesessen, erzählt haben, daß er ihm gestanden, er habe das Feuer angesteckt. Der Tetzer ist aber nicht mehr aufzufinden gewesen. Hähnel leugnet Alles weg, er denkt gar nicht daran, da« Feuer angelegt zu haben, das müssen „die Kerle" gewesen sein. Dir beiden Gladewitz'schen Eheleute machen als Zeugen dem Präsi denten theils durch Schwerhörigkeit, theils durch Begriff-schwach- heit viel zu schaffen, namentlich als die alte Eva Rosina Gla- tvitz, die eigentliche Besitzerin des Gutes befragt wurde, ob sie, da in diesem Falle das Gesetz es zuläßt, den Strafantrag jurücknehmen wolle. Da sie diese Frage schwer begreift, erhält sie 1 Stunde Bedenkzeit. Nachdem sie sich die Dache Üb.'rlegt, erklärt' sie, daß Hähnel ihretwegen nicht bestraft werden solle. Als die vier Zeugen vereidet waren, rief Hähnel mit erbar mungswürdiger, weinerlicher Stimme, indem er von der Anklage bank aus den rechten Arm auf die Gladewitz'schen Eheleute hinstreckte: ,Hhr habt Eure Seele dem Teufel ver schworen!" Der Präsident verwies ihn zur Ruhe. Ein vUgehflM Sytlich»- Gutachten geht dahin, dH HähnMMer-