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ladung «ach Prag folge«, um dort in mehrere« groß« M>W aufführungen als bekannter Virtuos auf der Lrompetine «nt- zutvkken. Die Beliebtheit diese- geschickten und dabei so an spruchslosen Musiker- wird ihm gewiß auch heute viele Zu hörer zuführen. — j-Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 30. März. Die erste Person, die nach dem Hochfeste auf die An klagebank tritt, ist eine Hebamme. Amalie Therese Blietsch, ge bürtig aus Hohenstein, Tochter eine- Goldarbeiters, ist 31 Jahre alt, unverheirathet, noch nie bestraft, evangelisch. Sie erscheint jünger, als sie wirklich ist; ein dunkelblaues, wollenes Morgen häubchen deckt zur Hälfte das blonde, gescheitelte, volle Haar, aus dem rothe Wangen und blaue Augen hervorblicken. Eine graue Joppe fällt faltenlos auf den einfachen HauSrock. Die Blietsch ist eines schweren Verbrechens angeklagt, deS Meineids. Über den sich aber später im Laufe der Hauptverhandlung die Ansichten der Richter und der k Staatsanwaltschaft mildernd ändern. Drei Zeugen sind vorgeladen, Alle gehören dem zarteren Geschlecht an, Frau Hänisch, eine gewisse Richter, eine verehe lichte Amalie Büttner und ihre Schwester, auch eine verehelichte Richter befindet sich zufällig im Gerichtssaal, und da sich die Angeklagte auf das Zeugniß der Letzteren besonder- beruft, so wird sie vor den Gerichtstisch geholt und eS wird ihrem Er messen als Schwester anheim gestellt, ob sie Zeugniß für oder gegen ihre Schwester ablegen will, ob sie schwören will, oder nicht. Sie giebt Wohl ihre Aussagen ab, schwört aber nicht, während die drei andern Zeugen vereidet werden. Die Sache der Blietsch wird dadurch verwickelt, weil die vier weiblichen Zeugen, wie man so sagt, Eins in's Andere reden, so daß man fast gar nicht klug wird. Das Verhältniß ist ungefähr folgen des: Die Blietsch hatte zwei Kinder in der Ziehe, eines gehörte ihrer Schwester, welches aber hier gar nicht in Betracht kommt, das andere der heut hier anwesenden Richter. Da war natür lich Ziehgeld zu entrichten, monatlich 3 Thaler. Nun handelte es sich blos darum, ob die Richter dieses Ziehgeld an die An geklagte oder unterdeß an ihre Schwester zahlen sollte. Darüber wurde ihr am 20. Juni 1863 ein Eid zugeschoben, den sie auch schwor, und dieser wird nunmehr von der Anklage als ein wissentlich falscher Meineid angesehen. Die Zeugen wissen im Ganzen gar nicht mehr viel zu sagen. Die Schwester der Blietsch spricht zu Gunsten derselben, während die Richter bei ihren früheren Aussagen stehen bleibt. Herr Staatsanwalt Held selbst wird auch anderer Meinung, er läßt die Anklage wegen wissent lich falschen Meineide- fallen, wenigsten- stellt er es in das Ermessen der Richter, wie sie die Sache ansehen wollen. Er halte es nur für leichtsinnigen Falscheid. Sollten aber die Richter nicht seiner Meinung sein, so dürften doch Wohl gewisse härtere Bestimmungen hier nicht wohl anzuwenden sein. Herr 0r. Schaffcath freut sich, daß die k. Staatsanwaltschaft ihm H ute im vorliegenden Falle die Verteidigung so leicht mache. Er sagt: „Ich habe nur Weniges hinzuzufügen, im Urbrigen stimme ich meinem geehrten Herrn Vorredner bei. Ich kenne die Blietsch',che Familie, sie ist gut beleumundet, die Schwester selbst hat bei mir längere Zeit tadellos gedient. Die Familie ist arm, aber rechtlich. Auch ich bin nur für Bestrafung eines leichtsinnigen Falscheides, der freilich nicht weggeleugnet werden kann." Ich bitte aber, trotzdem, die etwaige Strafe nicht zu hoch anzusetzen!" Das Urtel lautete wegen leichtsinnigen Falscheides M 4 Monate Gefängniß. Die Angeklagte befand sich nicht in Haft. — Königliches Hoftheater. Dienstag, den 29. d M. wurde Marschner's Oper: „der Templer und die Jüdin" bei vollem Hause wiederholt. Diese Oper, vom Schauspieler Wohl brück, dem Schwager des Componisten. nach einer Episode aus W Scott's „Jvanhoe" gedichtet, verdankt vermuthlich ihre Ent stehung den glänzenden Erfolgen, welche der etliche Jahre vor her eomponirte Vampyr auf der Londoner Bühne gefunden hatte. Wenn auch das Bild der unschuldigen Rebecca für Viele kei nen rechten Abschluß hat, weil dieselbe mit der bloßen Befrei ung von den 3 Acte lang geduldeten Qualen zufrieden sein muß; so gehört doch das Werk wegen seiner trefflichen durch die musikalische Bearbeitung so sehr gehobenen Charakteristik, wegen v? hübsche« Cs schen-Gcrnen zu die man immer Chöre und Lieder und wegen der komische« Zwi- WMM ' " ' '» in ihrer Art, den werthvollen und beliebten man immer gern sieht, besonders wen« die 3 Hauptparthieen gut vertreten sind. Das war in dieser Aufführung der Fall. Herrn Mitterwurzer'S Templer ist- eine so anerkannt vortreffliche Leistung, die ihn als Sänger und Darsteller seit Jahren bereit- in dem Grade ausgezeichnet hat, daß hier kein Wort mehr hinzugefügt zu werden braucht Ebenfalls im Gesänge Bedeu tendes und in der Darstellung Einziges leistete Frau Bürde- Ney als Rebecca. Dieselbe glänzte mit großem, vollem Tone, wie Herr Mitterwurzer, und machte durch die ächt künstlerische Treue in der Ausführung der Details der leidenschaftlichen Steigerung einen mächtigen Eindruck auf daS Publikum. Jn- gleichen zeichnete sich Herr Tischatscheck als Jvanhoe durch sei nen freien, sonoren und verständlichen Ausdruck aus, der in der Romanze des 3. Actes culminirte und ein stürmisches Da 6k>po hervorrief. Auch Herr Rudolph (Wamba) sang seine Lieder sehr schön und Herr Eichberger zeichne;« sich durch deut lich gesprochenen Dialog vortheilhaft aus. Durch die neuen vom Hoftheatermaler Rahn gemalten Dekorationen: Die Einsiedlerhütlt des Bruder Tuck, den runden thurmähnlichen Verschluß mit der offnen Thür zum Abgrunde und durch den Schloßbrand mit der Ruine hat die Ausstaffirung der Oper außerordentlich ge wonnen. Dagegen muß man sich aus wohlbekannten Gründen gegen die überflüssige und gefahrvolle Verwendung von Pferde kräften erklären. Armin Früh. — Bei der Redaction d. Bl. sind gestern durch den Be sitzer des Marionettentheaters im hiesigen Gewandhause eben falls Liebesgaben für den verunglückten Hempel eingegangen und zwar der Ertrag einer Vorstellung nach Abzug der Kosten in Höhe von 10 Thlr. 11 Ngr. 5 Pf. Dank sei dem Unter nehmer, Dank seinem Casperle, der neben seinem Witz auch Derer gedenken muß, wenn sein Herr und Gebieter es will, die da Noth leiden. — Herr Monhaupt fährt fort, durch seine interessanten Soireen den CircuS Suhr zum Sammelplatz eines stets animir- ten Publicum- zu machen und bewies der sehr zahlreiche Be such an den beiden Feiertagen, in wie hohem Grade es de- Künstlers vortreffliche Leistungen zu schätzen weiß, ganz beson ders gefiel eine Piece, die Auferstehung der tvdten Vögel, welche hoffentlich wiederholt wird. Ein hiesiger Schloffermeister, der in der ersten Etage eines Hauses in Antonstadt wohnt, wurde in der vorvergangenen Nacht durch ein Geräusch aus dem Schlafe erweckt, da von dem erfolgten Eindrücken einer Fensterscheibe in seinem im Parterre befindlichen ArbeitSlokal herzurühren schien. Er stand sofort auf und es gelang ihm, einen Mann festzuhalten, der dort wirklich eine Fensterscheibe eingedrückt und damit voraus sichtlich den Plan verfolgt hatte, in diebischer Absicht in das Haus einzusteigen. * — Ein hier in Arbeit stehender Nadlergeselle aus Berlin kehrte vorgestern Abend in etwa- betrunkenem Zustande in seine auf der Walpurgisstraße gelegene Wohnung zurück. Dort er zählte er seinem Logiswirth, wo er am vergangenen Tage überall gewesen, brachte die Rede auch auf die stattgefundene Volksversammlung, der er beigewohnt zu haben vorgab, als plötzlich, ohne irgend eine äußere Veranlassung, er nach einem Rasirmefler griff und die Absicht aussprach, sich damit die Kehle durchschnelden zu wollen. Das Messer wurde ihm noch recht zeitig entrissen; daran aber, daß er gleich darauf mit dem Kopfe durch eine Fensterscheibe fuhr, konnte ihn Niemand hin- dern. Mit den Wunden, die er sich dadurch im Gesicht zuge zogen, und den damit verbundenen Schmerzen waren aber auch seine Selbstmordgedanken von selbst verschwunden. — In der vorvergangenen Nacht fand auf der AugustuS- Straße in Folge de- Hülferufs eines Frauenzimmers ein Zu sammenlauf von Menschen statt. Dasselbe war von zwei Her ren begleitet, und von dem Einem derselben in einer Weise be leidigt worden, daß sich ihr anderer Begleiter in das Mittel schlug und nunmehr gegen Elfteren thätlich wurde. In ihrer Angst hatte die Frauensperson nach fremder Hülfe gerufen, um dadurch eine Trennung der streitenden Thejle herbrizuführen.