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des Hem» Lippelt au» Meerane. Derselbe findet keine „Ti schlossenheit" bei dm deutschen Regierungen, sie hätten keine Courage, hätten ja noch nicht einmal den Herzog anerkannt. Bei der Vertreibung deS Herzog« Karl von Braunschweig habe man wegen Anerkennung des Herzogs Wilhelm auch nicht auf den Bundestag gewartet. Redner will daher in der ersten Re solution den zweiten Absatz (und daher — zu wahren) gestrichen, eventuell wenigstens das Wort „entschlossen" durch „geneigt" erseht sehen, und ferner statt des von feudalen Blättern als Holstein-Lauenburg ausgelegten Wortes „Elbherzogthümer" das Wort „Herzogthümer Schleswig-Holstein'' gesetzt sehen. — Herr Mandl (der schon früher hier wie an anderen Orten umher über die schleswig-holsteinische Frage sich hat vernehmen lassen) will gar den ganzen schlimmen Stand der schleswig-holsteinischen Frage dem Herzog Friedrich in die Schuhe schieben und bean tragt eine telegraphische Depesche an dessen Ministerium in Kiel, wie der Herzog „im jetzigen Stadium sich verhalte" und ob er entschlossen sei, eine „gesetzliche Volksexecutive" als letzten Hort seines Rechtes zu betrachten und zu benutzen. Herr Stadtrath Lorenz gegen die Anträge von Lippelt. Ueber die Bedeutung des Wortes „Elbherzogthümer" könne Niemand im Zweifel sein. Er hätte auch gewünscht, es wäre anders gekommen mit der Anerkennung. Jetzt dürfe man damit nicht mehr drängen. Ueber dem Rechte des Herzogs stehe das des schleswig-holsteinischen Volkes. Die treugebliebenen Regierungen müsse man unterstützen. Er unterscheide auch ganz bedeutend zwischen der sächsischen Re gierung in der schleswig-holsteinischen Frage und der sächsischen Regierung, wie sie regiert habe von 1850 bis 1863 Hier aber sei keine Parteiversammlung, sondern eine Versammlung des sächsischen Volkes (!) Er empfehle also die Resolutionen in der vorgeschlagenen Fassung, vr. Eduard Brockhaus aus Leipzig stellt noch einen Antrag, wonach die Resolutionen der sächsischen Regierung mitgetheilt und unterzeichnet, die übrigen deutschen Bevölkerungen zu ähnlichen Schritten aufgefordert werden sollen wogegen sich indeß Herr Advokat Degen als dem in der gestrigen Vorberathung gestellten Programm zuwider laufend, Herr Harkort, als der Lage der Bevölkerung in Oesterreich und Preußen nicht entsprechend erklärten. Hiermit wurde die Verhandlung geschloffen. Herr vr. Schlimper erhält noch das Schlußwort und mahnt zu recht einmüthiger Annahme, wenn nicht die Wirkung der Versammlung vermindert werden soll Die vorgeschlagenen Resolutionen werden in unveränderter Form und zwar die beiden ersten einstimmig, dis letzte gegen eine Summe angenommen. Nachdem man Herrn Mandls Antrag ziemlich einstimmig verworfen, wird schließlich eine telegraphische Rückantwort nach Rendsburg genehmigt und mit einem dreifa chen Hoch auf Schleswig-Holstein die Versammlung nach zwei stündiger Dauer geschloffen. — Am Sonnabend Nachmittag, als die Rekruten der 8. Compagnie 4. Bataillons vom Scheibenschießen zurückkehrten brachte ein Rrkrut sein geladenes Gewehr mit nach Hause, weil es wegen Verstopfung beim Schießen draußen nicht losgegan gen war. In der Caserne sollte nun durch den Corpora! der Schuß herausgezogcn werden; während derselbe jedoch den La» bestock mit Kugelzieher aufsitzte, entzündete sich der Schuß und der Ladestvck flog zum Fenster hinaus über die Caserne Fl. 6. hinweg bis in den Hof des Ca'ettenhauses, ohne jedoch irgend ein Unglück anzurichten. Die Mannschaften der Caserne liefen herzu in der Meinung, es habe sich Jemand erschossen. — Wie man aus Rendsburg schreibt, so ist für die Mi« litärärzte in den Lazarethen Anfangs der Umstand fatal gewe sen, daß dieselben mit den Soldaten italienischer, ungarischer, czechischer und polnischer Nationalität sich nicht haben bespre chen können Nachdem man indeß wahrgenommen hat, daß die sächsischen Soldaten wendischer Nationalität mit ihren österrei chischen Kameraden slavischer Nationalität sich gegenseitig voll- kommen verständigen können, so sind jetzt die Aerzte auf den Gedanken gekommen, sich zu den Kranken-Besuchen Wenden als Dolmetscher mitzunehmen, die diesem Liebesdienste sich gern un» terzieheo, wie überhaupt die Beziehungen der sächsischen und österreichischen Soldaten zu einander die freundschaftlichsten sind. — ». „Ja, neue« Leben blüht empor aus den Ruinen,^ Unwillkürlich müssen «ns diese Worte de« Dichter« einfalle», wenn wir jetzt die neuen Gebäude deS Böhmischen Bahnhofes in ihrer Vollendung dastehen sehen, in der Thal ein Pracht, bau, welcher Dresden nur zur Zierde gereichen kann. Vor wenig Monden noch beleidigte an dieser Stelle eine'elende Bretterbude unser großstädtisches Schön heitSgefühl. Welch' freundlichen Anblick gewährt aber erst der große freie Platz, der vor dem Bahnhofsgebäude entstanden ist! Die Pflaste. rungsarbeiten sind vollendet, die Aufstellung geschmackvoller La« ternen ist ebenfalls bereits erfolgt und zur Einrichtung reizen der Anlagen für den Sommer sind schon alle Anstalten getrost fen. Ein Springbrunnen, der nun hoffentlich bald seine Strah len in die Höhe senden wird, gereicht dem Platz zu besonderer Zierde. — 8 Eine endlose Menschenmaffe wogte am Sonntag nach dem „CircuS Suhr", um das blutige Schauspiel einer Ent hauptung mit anzusehen, die Herr Monhaupt an seinem Diener auszusühren angckündigt hatte; die Täuschung war eine voll kommene und die endliche Auflösung eine befriedigende und all gemein belustigende. Hr. M. scheint im Besitz eines Hexen-Ne° echtes zu sein, denn was dieser Koch aus seinem Zaubsrkesse! schöpft, das sind die ausgesuchtesten Leckerbissen, die selbst dem raffinirtcstm Gourmand ein Schmunzeln der Befriedigung ent locken mäffen. Jedes einzelne Kunststück ist überraschend und fesselnd, vorzüglich um deswillen, weil es schnell geht, der Künst, ler „fackelt" nicht lange, wie man zu sagen pflegt; er ladet, schießt und „Pautz" ist der Zauber fertig. Das größte Kunst, stück aber, was Keinem von ihm gelungen und ihm auch sobald Keiner nachmachen wird, ist unstreitig, daß er sich fast zu jeder Vorstellung ein volles Haus hervorzuzaubern verstanden hat. — Durch die enge Thür der Barbierstube in der kleinen Packhofstraße kamen am Sonntag früh ganz unerwartet zwei lockere Vögel und zwar in dem Augenblick, als ein Herr die Thür öffnete um sich barbieren zu lassen. Es war dies nämlich ein großer fetter Spatz, verfolgt von einem wüthenden Stoß vogel, der sich den Sperling zu einem Sonntagsbraten auser koren hatte. Edler von Spatz retirirte sich in seiner Todesangst in die obere Ecke eines Fensters während der Stößer sich ein warmes Plätzchen am Ofen eroberte. In der Barbierstube wollte es ihm jedoch nicht behagen, er dachte -wahrscheinlich: hier kommst du an's Messer, und — hui! flog er durch das geschlossene Fenster, daß die Glasscheiben in der Stube herum« flogen. Später zog auch der Sperling ab, der so schändlich um Freiheit und Leben barbiert werden sollte — Bei der gestrigen Lotterieziehung fügte es sich, daß zwei hiesige Schuhmacherlehrlinge, der Eine mit 400, der Andere aber mit 1000 Thalern bedacht wurden, die ihre Loose bei Seithel jun. auf der Dippoldiswaldaer Gasse entnommen hatten. Voller Segen kehrte aber bei Herrn Collecteur Ullmann auf der Pragerstraße ein, der von dem Loos Nummer 65.334, welches die 20,000 Thaler empfing, zwei Achtel inne hatte. Das eine Achtel zerfällt in 9 Theile, worunter sich 3 Wittwen befinden. Das andere Achtel hat ein Schreiber bei einem hiesigen Sachwalter im Besitz, der beim Empfang der Nachricht durchaus nicht geweint hat. — ^ Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 14^ März. Thränen flössen heute genug; denn eine Frau war die Angeklagte und das war Emma Laura Emilie verwittwete Müller, geborene Horn. Sie war des Betrugs und des Dieb stahls angeklagt. Die Verhandlung war kurz, sie dauerte keine ganze Stunde. Die Angeklagte, schon oft mit Gefängniß und auch einmal mit Arbeitshaus bestraft, arbeitete bei Frau Kriegs« räthin Blum als Schneiderin. Sie ist Mutter eines 8jährigen Kindes und etwa 28 Jahre alt. Ihre große Crinoline zwängt sich mit Widerstand in die Anklagebank. Sie ging zum Kauf mann Bussius und entnahm dort auf den Namen der Kriegs- räthin Blum ein Kleid, das heißt, den Stoff zum Kleide, im Werthe von 22 Thalern, versetzte es dann für 7 Thaler und auch den Pfandschein gab sie für eine Schuld hin. Das ist der Betrug. Außerdem hat sie d.r Kriegsräthin Blum ein Paar Stiefeletten entwendet, diese find etwa 15 Neugroschen Werth. Da« ist der Diebstahl. Ein Vertheidiger war nicht