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Mo. SS. Sonnabend, dm 12. Mar, 1864. "HL 'L°"L Dresden, den 12. März. — Allerhöchster Anordnung zufolge wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Moj. des Königs Maximilian II. von Bayern am königlichen Hofe eine Trauer von drei Wochen bis mit dem 31. d. M. angelegt. — Die Zweite Kammer hat gestern den Gesetzentwurf, die Gerichtsbarkeit über die Studirenden auf den Akademien zu Freiberg und Tharand betreffend, beendigt. Bei der Abstim mung wurde die Vorlage mit 39 gegen 27 Stimmen von der Kammer abgrlehnt. — Nächsten Sonntag wird in Folge einer Einladung des Gesammtausschufses der vereinigten sächsischen Ausschüsse für SchleSwig.Holstein hier in der „Tonhalle" eine Landesversamm- lung abgehalten werden. — Man erzählt sich, daß der in Haft und Untersuchung beim hiesigen k. Bezirksgericht befindliche angebliche französische Husarenrittmeister v. Tempechi in Betreff seiner Herkunft und seines wirklichen Namens bis jetzt keinerlei Erklärungen und Angaben herausgelangt hat, die Anspruch auf Wahrheit machen könnten. Beiläufig erfährt man, daß der saubere Patron un- ter demselben Namen bereits gegen das Ende vorigen Jahres wegen leichtsinnigen Aufborgens und Schuldenmachens eine 6- Wöchentliche Gefängnißstrafe in Leipzig verbüßt hat. — Der präsumtive Nachfolger des vormaligen hiesigen Gerichtsamtinannes Herrn Hofrath Thiemann heißt nicht Heintz, sondern Heink — Wie man hört, hat die Polizei vorgestern einen Schlossergesellen von hier ermittelt, der der Entwendung und des späteren Verkaufs einiger Thürklinken geständig ist. Be kanntlich wurde gerade die Industrie, die sich auf Entwendung von Thürklinken erstreckt, in der letzten Zeit hier sehr lebhaft betrieben, wahrscheinlicher Weise steckt in dem Schlossergesellen der Industrien«», der alle diese Diebereien ausgesührt hat. — Seit dem Monat Juni v. I. würde ein von hier ge bürtiger Schneidergeselle vermißt. Derselbe hatte sich um diese Zeit aus seiner Wohnung unter Umständen entfernt, welche die Vermuthung begründeten, daß er seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht habe. Die in Betreff seiner Ermittelung erlas» se»en Bekanntmächungm hatten keinen Erfolg, bis es gestern gelang, ihn zusällig auf der Straße aufzugreifen. Er hat von der Zeit an, wo er vermißt wird, in verschiedenen Familien als Flickschneider Arbeit und Wohnung gefunden, davon aber, daß es sich die Behörde hatte angelegen sein lassen, sein Ver bleiben auszuforschen, weder etwas gelesen noch* gehört. — Wenn wir neulich bemerkten, daß Herr Helbig an der Brücke in seinen Restaurationslokalitäten jährlich an 2000 Tha- ler für Gas consumirt, so wird diese Summe doch noch von einem Etablissement in Sachsen Überholen. SS ist dies das Schützenhaus zu Leipzig, denn im vergangenen Jahrs hat der Inhaber desselben, Herr Hoffmann, für 2 MM. 544,690 Subik» faß Gas laut amtlicher Quittung die Summe von öl68 Tblr. iS'Ngr. 1 U. bezahlt. ^ ^ ' — Die Schießübungen der K. S. Infanterie hiesiger Gar nison werden auch in diesem Jahre in der Umgebung des an der Radeberger Chaussee gelegenen Fischhauses abgehalten wer den und mit dem 15. d M. beginnen. Während dieser Schieß» Übungen, welche in der Regel, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich von früh bis Abends stattfinden, dürfen zwischen der Radeberger Chaussee und dem Flügelwege k. resp. dem sogen. Kannenhenkel, sowie die zwischen den Schneu« ßen 18 und 21 gelegenen, durch angebrachte Warnungstafeln bezeichnet«» Wege nur nach den Weisungen der aufgestellten Sicherheitsposten passirt werden. — Gestern Vormittag gegen 11 Uhr ist dem von denbach nach Dresden abgegangenen Zuge in der Gegend von Niedergrund ein Unfall passirt. indem ein Rad eines Wagens gesprungen und dadurch der Zug auSgegleist ist. Der Verkehr ist vorläufig insoweit gehemmt, daß die Züge wechseln müssen. — Vorgestern sind von der Brigade Kronprinz 1., 2. u. 3. Infanterie Bataillon 15 Mann Soldaten und ein Corpora! und vom 14. Jnfanterie-Bataillon der Leib Brigade 10 Mann Soldaten für die vor Kurzem hier eingetroffene Mannschaft als Ersatz nach Holstein abgegangen. — Das Concert des blinden Max Funger, Schüler deS Tröfiler'schen Conservatoriums, hatte im Saale des Belvedere ein großes Auditorium versammelt. Der Concertgeber zeigte eine trefflich geschulte Technik, Dank den Bemühungen seines Lehrers Hrn. Jean Voogt, dessen seelenvolle Composition „Mai» glocken" ebenso wie die gemütyvolle Auffassung seines Schüler- von der lauschenden Versammlung freudig bewillkommnet wurde. Die übrigen Mitwirkenden, vorzüglich Fll. Czockert beim Bor« trage des Lachner'schen Liedes, gaben durch ihre Leistungen recht ansprechende Beweise gediegener Künstlerschaft. — Nachdem die beiden städtischen Collegien bereits im November v. I. die völlige Gleichstellung der Bezirks- und Ar» menschullehrer mit den Lehrern an den Bürgerschulen beschlos sen haben, ist der Stadtrath bei d^r nunmehr erfolgten Aus führung dieser Maßregel zu Gunsten der älteren Lehrer noch einen Schritt weiter gegangen. Derselbe hat nämlich in seiner Plenar-Sitzung vom 8. März beschlossen, die Zahl der Siel- len in der ersten, das Avancement der Lehrer abschließenden Besoldungsklaffe vom 1. April d. I. ab von 13 auf 18 zu vermehren und demgemäß fünf Lehrer aus der zweiten in die erste und eine gleiche Zahl aus der dritten in die zweite Ge« Haltsklasse aufrücken zu lassen. Die dritte Gehaltsklafse, welche bisher die meisten Lehrer zählte, wird hierdurch zugleich auf ein richtigeres Verhältniß zurückgeführt. (S. Dfz.) — In der vorvergangenen Nacht hat in einem in Alt« stadt gelegenen Gasthause ein unbekannter Fremder, der sich für einen Gastwirth aus einer Provinzialstadt auSgegeben, bei seiner Entfernung von dort ein Betttuch mitgehen heißen. In derselben Nacht haben unbekannte Diebe in einer an der alten rücke in Neustadt gelegenen Restauration eine Kammer ge» Plündert und diverse Kleider entwendet. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteurr Theodor Drobisch.