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«j, drr Erptditi»», WittttxOtüHt IR» M«. «V Montag, den 7. März 1864 Anzeige» t. di«s. »l«ttr, da« zurZeU m 8S0U erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Dresden, den 7. März. — Königliches Hoftheater. Am Sonnabend kam nach langjähriger Pause Donizettis „Favorite" in sehr gelungner Weise zur Aufführung. Wir hatten vor einigen Jahren Ge legenheit diese Oper auch in Mailand und in Berlin zu hören, müssen aber unbedingt der hiesigen Aufführung den Vor zug geben. Donizetti zeigt sich in dieser Weise als ein wahrer Meister det Gesangkunst, denn alle Parthien sind darin auf das Vortheilhafteste bedacht; Melodienreichthum wie effekt volle Instrumentation zeichnen diese Oper ebenfalls auf das Glän zendste aus. — Frau Bürde-Ney, Herr Schnorr v. Carolsfeld und Herr Degele sangen ihre Parthie Vortrefflich, welches auch Vom zahlreich versammelten Publikum auf das Dankbarste an erkannt wurde. — Sollten wir noch einen Wunsch aussprechen, so wäre es der, den letzten Act vielleicht um Etwas zu kürzen, da die Vorstellung Wohl dadurch noch gewinnen würde. — Das Orchester leistete, hinter Direktion des Herrn Kapellmeister Rietz. Vorzügliches. — n. — Die bereits von uns erwähnte 25jährige Jubiläums feier der „Dorfzeitung" am vergangenen Sonnabend erstreckte sich besonders noch auf ein Festessen im Meinhold'schen Saale, wozu der Herr Redakteur Friedrich Walther einen Kreis hervorragender Männer der Wissenschaft, Kunst und Literatur, vorzüglich die Vertreter der Presse eingeladen hatte. An einem solchen Abend konnte es denn nicht fehlen, daß bei den feinsten Genüssen der Tafel das geistige Element der schönen Feier noch eine ganz besondere Würze verlieh. Die vielfachen Toaste, in Ernst und Humor, welche den kleinen Kreis belebten, eröff net« zuerst Hr. Oberbürgermeister Pfotcnhauer mit einem Rück blick auf die rege Wirksamkeit des Herrn Walther, der mit Umsicht und Takt 25 Jahre lang einem Blatte vorgestanden, das unverkennbar guten und heilsamen Einfluß auf die Bil dung de» Volkes ausgeübt und so versäumte er nicht, dem Re daettur Walther das erste Hoch auszubringen. Nach hierauf erfolgtem Dank des Betreffenden gedachte Herr Di. Wehl des selben in längerer Rede und pries ihn als Vorbild der Presse, woran sich später der Trinkspruch des Herrn Hofrath Acker mann in gebundener Rede fügte und „die Presse als Kind und deren Väter" in Obacht nahm. Nachdem Herr Avv. Lehmapn ein Gedicht in Toastform auf die „Dorfzetlzmg" und Hertcn Walther gesprochen und das erste von Ed. Gottwald gedichtete Tafellied erklungen, gedachte Herr Frahnert^e- treuen Zusam menwirken» inz Buchdruckercigeschäft mit Herrn Heinrich, worauf s-dany der Redakteur Drobisch in jovialer Weise des Namens Wacher gedachte, der sich durch verschiedene deutsche Dichtun gen ziehe und mit der Reminiscenz aus Pfeffel's „TabackS- pfrife": „Kommt, trinkt mit mir von Walthers Reben und eßt vm Walthers Brod", der Zukunft und deS im vorhergegange nen Täfelliede erwähnten gokdenen Jubiläum» eingedenk war. N cht minder erfreute Herr Lehrer Mittag äuS Langebrück durch Worte im Namen der Landbevölkerung, ganz besonders aber hierauf MMtzdaHm W „HOdner Journals", Hr. Com? missionsrath Hartmann, welcher in humoristischer Färbung den Jubilar als Ideal eines Redakteurs aufstellte. Auf diese Art der Heiterkeit Bahn gebrochen, verfehlte Hr. vr. Stolle nicht, seiner frohen Laune den Zügel schießen zu lassen. Sein Toast in gebundener Rede bezog sich ebenfalls auf den Jubilar und nachdem Herr Adv. Judeich ebenfalls gesprochen, lenkten sich die Blicke auf Herrn Bürgermeister Neubert, der das Wirken des Herrn Walther als Stadtverordneter hervorhob. Dem Gipfelpunkt seiner Worte folgte eine That, es trat eine Depu tation herein, welche dem Jubilar einen prachtvollen silbernen Ehrenbecher als ein Geschenk von Freunden überreichte. Freu dig, doch gerührten Herzens, erfolgte der Dank, und nachdem noch Herr Oberinspektor Tauberth des Freundes und ehemali gen Schulkameraden gedacht, der ländlichen Heimath in einem Hoch eingedenk war und Herr Turnanstalts-Direetor Kloß, Hr. Stadtrath Rößler aus Freiberg, Hr. Archivar Gottwald und Hr. Stadtrath Teucher noch ebenfalls ihren Gefühlen sprachli chen Ausdruck verliehen, ergötzte Hr. vr. Stolle die Versamm lung noch durch kurze Aufzählungen curioser Geschichten von den Leiden der ehemaligen Censur. So verlief in der heiter sten Stimmung das Festmahl, gehoben und getragen vom Geist, belebt durch Geselligkeit, wie sie allein dem Leben dre wahre, ächte Weihe giebt. -- S Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 5. März. Oft wiederholen sich derartige Fäll.', wie heut, wo Prin- cipale ihre Provisionsreisenden der Unterschlagung beschuldigen und sie zur Anklagebank hinsühren. Heute ist es Louis Wolf, 24 Jahre alt, evangelisch Sohn eines verstorbenen Kaufmanns, in der Gegend von Marienberg geboren, der vor uns sich hin stellt und sein Urtel erwartet, ein Urtel, das schon von vorn herein Herr Staatsanwalt Heinze als ein „sreisprechendes" kenn zeichnet. Wolf war Provisionsreisender für die Firma E. Wer ner und Comp, vormals Hause auf der Weißegasse Nr. 6., nach- d.m er vorher bei Hackenberger in Potschappel conditionitt. Er ist übrigens unverheirathrt und noch nie bestraft. Er reiste für Werner in der Umgegend von Dresden und in der Lausitz. Er hatte Auftrag, mit Kunden abzuschließen und Gelder von ihnen einzukassiren. Außer der Provision hatte er von Werner allemal einen Vorschuß, wenn er auf Reisen ging. Er machte viele Reisen und viele Geschäfte. Im Herbst 1862 war er unter Anderem auch in Rübenau bei seinem Onkel, da „machte er in Spiritus." Da» Geschäft wurde realisirt. Sein Onkel gab ihm 23 Thaler, weil er's „gerade hatte", da wollte er die Sache los sein. Diese 23 Thaler verwendete Wolf zur Bestreitung seiner Prov sionsreiftn; denn nach diesem ebener- wähnten Geschäft war er noch 14 Tage unterwegs. Ende März 1863 wurde er von Werner aus dem Geschäft entlasten und pätek, wie wir heute sehen, beschuldigt 30 und 5 j Thaler unter- chlagen und für sich verwendet zu haben. Die 5 j Thaler hatte er vom Kaufmann Hackenberger als Abschlagszahlung auf eine orderung von 13 Thlr. 10 Ngr. für 16 Kannen Jamaica- lum erhalten. Das Klagen ging nun herüber und hinüber«